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358 Stahl und Eisen. Neuer Weg zur Herstellung kohlenstoffarmer Ferrolegierungen. 28. Jahrg. Nr. 11. (meist 150 AI2O3 + 100 CaO oder 100 H 100) eingeschmolzen, dann die Elektroden soweit wie möglich auseinandergezogen und in das leicht flüssige, überhitzte Bad (das Gemisch beginnt bei 1250 bis 1300° zu schmelzen) das Re aktionsgemisch eingetragen. Die Schlacken menge war stets so bemessen, daß die bei der Verbrennung des Siliziums entstehende Kiesel säure reichlich von den Basen gebunden wurde. Als Reduktionsmittel wurde ein Silizium des Handels, d. h. ein hochprozentiges Ferrosilizium mit 91,65 °/o Si, verwendet, welches allerdings noch 1,03 °/o Kohlenstof enthielt. Mit einem sol chen Material sind natürlich keine kohlenstofffreien Metalle zu erzielen, die Versuche sollten aber ab sichtlich mit einem technischen Produkt ausge führt werden. Es gibt jedoch auch noch bessere Ferrosiliziumsorten im Handel mit 95 bis 96 °/o Si und nur 0,3 bis 0,6 °/o C. Bei der Reaktion entsteht Metall und Kieselsäure, letz tere wird von dem geschmolzenen Kalk-Tonerde- Gemisch aufgenommen, wodurch der Schmelz punkt der Schlacke auf 1400 bis 1450° steigt.* Das Bad ist aber an und für sich schon heißer und seine Temperatur wird noch weiter durch die Verbrennungswärme des Siliziums erhöht, es laufen darin nicht nur Chrom und Ferrochrom, sondern auch schwerer schmelzbare Metalle zu sammen. Bei den ersten Versuchen wurde ein armer Chromeisenstein reduziert (mit 31 °/oCr, 13°/oFe), die Reduktion geschah in einem aus Chromziegeln hergestellten Ofen. Zuerst wurden etwa 250 g Kalk- Tonerde eingeschmolzen und dann, als die Schmelze ruhig floß, etwa 700 g des berechneten Gemisches von Chromeisenstein und Silizium eingetragen. Nach zehn Minuten war der Versuch beendet. Unter der erkalteten Schlacke fand sich nachher ein gut zusammengeflossener Regulus von Ferro chrom im Gewichte von 140 g, welcher bei der Analyse 38,05 °/o Chrom, 3,09 °/o Silizium und 1,56 °/o Kohlenstoff ergab. Das Resultat ist sehr merkwürdig. Daß der Kohlenstoff etwas höher als erwartet ausgefallen ist, ist vielleicht so zu erklären, daß beim Einträgen des Materiales dieses bezw. entstehendes Metall mit den heißen Kohlenelektroden in Berührung gekommen ist und dabei Kohlenstoff aufgenommen hat. Auf fällig ist dagegen der Siliziumgehalt. Das Ver hältnis der Basen zur gebildeten Kieselsäure war in diesem Falle (unter Berücksichtigung der Verunreinigungen des Erzes) so, daß der Basenüberschuß nur unerheblich war, aber auch bei größeren Basenzuschlägen tritt immer etwas Silizium (etwa 2 °/o) in das Metall oder die Le gierung. Diese Siliziumaufnahme ist die schwache Seite des Verfahrens. Auf den Chromgehalt und * Vergl. Boudonard: „Compt. rend.“ 1907, 144, 8. 1047; „Metallurgie“ 1907, 4. 8. 816, und Rieke: „Stahl und Eisen“ 1908 Nr. 1 8. 16. sein Verhältnis zum Eisen komme ich weiter unten noch zu sprechen. Chromeisenstein läßt sich im elektrischen Ofen leicht schmelzen, die geschmolzene Masse wird zwar nicht so flüssig, wie das Kalk-Tonerde- Gemisch, immerhin wurde geschmolzener Chrom- eisenstein ebenfalls als Reaktionsbad benutzt und hierein das Gemisch von Chromeisenstein und Silizium eingetragen. Es resultierte wieder eine leichtflüssige Legierung, die unter der Chrom eisensteindecke als Regulus erstarrte. Die Ana lyse ergab 43,16 °/o Chrom, 2,53 0/o Silizium und 0,87 °/o Kohlenstoff. Beim nächsten Versuch wurde die erstarrte Schlacke des vorigen Versuchs wieder ein geschmolzen und in diesen Schmelzfluß das Ge misch, bestehend aus Chromeisenstein und Si lizium, eingetragen. Die Ausbeute war fast die gleiche wie anfangs. Der Regulus hatte 35,55 °/o Chrom, 3,71 0/o Silizium und 1,46 0/o Kohlenstoff. Hinsichtlich der Schwankung des Chrom gehaltes im Ferrochrom ist darauf hinzuweisen, daß hierbei vielleicht die Versuchsdauer von Einfluß war. Es hat sich nämlich auch liier wieder feststellen lassen, was früher schon bei Raffinationsversuchen von Ferrochrom im hie sigen Institute beobachtet wurde, daß nämlich Chrom und Eisenoxyde aufeinander einwirken: 2 Cr + 3 Fe O = Cr 4 Oa + 3 Fe d. h. Fe tritt in die Legierung ein und Cr ver schlackt. Wenn die Verbrennungswärme von Chrom bekannt wäre, würde sich jedenfalls eine Bestäti gung dieser Beobachtung ergeben. Die erhaltenen Ferrochromlegierungen waren, wie alle kohlen stoffarmen Ferrochromsorten, außerordentlich zäh und ließen sich kaum zerkleinern. Im Handel unterscheidet man Ferrochromsorten (Basis 60 % Cr) mit Kohlenstoffgehalten von 4 bis !O°/o* als gewöhnliche, und ferner raffinierte mit 0,4 bis 1,5 (bezw. 0,3 bis 0,7) und 1,5 bis 2,5 (bezw. 1 bis 1,9) °/o Kohlenstoff. Das vorliegende Verfahren liefert also direkt Produkte mit so geringem Kohlenstoffgehalte, wie ihn nur raffinierte Sorten aufweisen. Ob und wieweit der stets vorhandene Siliziumgehalt bei der Verwendung hinderlich sein wird, steht noch dahin. Nun wurden Versuche mit reinem Chromoxyd vorgenommen. Auf 250 g Kalk-Tonerde-Schlacke kamen etwa 400 g Gemisch. Der erhaltene gut zusammengeflossene Regulus wog 152 g, er war sehr hart, ritzte Glas, war aber außer ordentlich spröde. Die Analyse ergab einen Gehalt von 7,42% Eisen, 1,06% Kohlenstoff und 8,6 °/o Silizium. Da der Siliziumgehalt auf fällig hoch war, wurde der Versuch wiederholt, aber mit größerer Schlackenmenge. Der Erfolg * Vergl. Neumann: »Elektrometallurgie des Eisens« Seite 158.