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nicht stattfinden können. WaS die nördliche Grenze betrifft, so werden die schweizerischen Truppen, wenn die Neutralität des Deutschen Bun des nicht verletzt und dadurch die Sache für die Schweiz nicht noch viel ärger gemacht werden soll, sich hüten müssen, auch nur einen Fuß auf deutsches Bundesgebiet zu setzen. So ist die Schweiz den» nach allen Seiten ein- und abgeschlossen, und Preußen hat darum nichts zu thun, als in die beiden Cantone Basel und Schaffhausen einzumarschiren und die dort befindlichen schweizerischen Truppen, wenn sie Widerstand leisten, hinauszu werfen. Weitere Unternehmungen werden, etwa mit Ausnahme eines Ab- stechers nach Neuenburg, nicht statlfinden. Der bevorstehende Krieg ist daher nicht nur schon im voraus ganz und gar localisirt, sondern es find dem- selben auch in dec Localisirung selbst noch besonders enge Grenzen gezogen, sodaß überhaupt nicht sowol von einem eigentlichen Kriege gegen die Schweiz als vielmehr nur von einer geeigneten militärischen Diversion zur Wiederher stellung des preußischen NechtS auf Neuenburg die Rede sein kann. Preußen will überhaupt keinen Krieg mit der Schweiz; eS will nur Das, was ihm zur Si cherung seines guten Rechts ausreichend erscheint. Hat es dies erreicht, so wird es sich damit begnügen, die gewonnene Position einfach zu behaupten, bis es dem Bundesrath dienlich erscheint, durch Achtung der Verträge diesem Zustand ein Ende zu machen. Wir wollen übrigens schließlich noch bemerken, daß die Angabe mehrer Blätter, wonach Preußen, Wern eS bis Neujahr nicht befriedigt sei, bereits vorgehen werde, unbegründet ist. Preußens Entschluß, mit dem Schwert zur Schweiz zu reden, steht fest ; Preußen ist indessen, soweit es überhaupt noch möglich, auch jetzt noch versöhnlich gestimmt, und es wird darum den Großmächten jedenfalls noch Zeit lassen, bei der Schweiz zu versuchen, was sic für nöthig halten. Ebenso zeigen jene weitern Angaben, in welchen von Unterhandlungen über den Durchmarsch preußischer Truppen die Rede ist, eine vollständige Unkcnntniß der Sachlage; denn Alles, was hierher- gehört, hat mit den Regierungen von Hessen, Baiern und Baden schon längst seine Erledigung gefunden. In den Motiven zu dem Anträge des Abg. Mathis zum Schutze der Preßfreiheit wurde unter Anderm das Unberechtigte der von der Ne gierung in Anwendung gebrachten Concessionsentzichung besonders hervor- gehoben, und es heißt in dieser Beziehung: „Diese administrative Conces- sionsentziehung wird, und das ist ihre gefährlichste Eigenschaft, das Mittel, nach und nach die gejammte Presse in Abhängigkeit von der Staatsregie rung zu bringen. Die Redaktionen misliebiger Blätter werden mit der Entziehung der Conccssionen des betreffenden Buchdruckers oder Buchhänd lers bedroht, und diese Bedrohungen werden fortgesetzt, bis sie sich fügen. Durch gleiche Bedrohungen werden Buchhändler zur Entlassung der Re dacteure, zur Annahme bestimmt bezeichneter Redacteure oder zur Zu lassung von leitenden Aufsehern über die Redaction genöthigt. Das Con- ccssionsentziehungsverfahren wird eingeleitet und mit diesem die sofortige Suspension des Erscheinens der betreffenden Zeitung verbunden; die da durch entstehenden Nachtheile aber werden benutzt, die Unabhängigkeit der Zeitung zu brechen, und wenn dieser Zweck erreicht ist, wird von dem Con- cessionsentziehungsverfahren, das zu diesem Zweck eingcleitct worden, Ab stand genommen. Die Breslauer Zeitung hat ein Rescript des Ministers des Innern vom 17. Juli 1855 in demselben Moment veröffentlicht, dem nicht widersprochen worden, und welches zu einem solchen Verfahren aus drücklich Anweisung ertheilt." Einigermaßen ausgefallen ist es, daß in dem Anträge von den jüngst gegen verschiedene deutsche Blätter ergangenen Ver boten keine Rede ist. Wie man jetzt nachträglich hört, soll diese Nicht erwähnung eine Folge der mit den verschiedenen Fractionen des Hauses über den Antrag gepflogenen Verhandlungen sein. Man billigt diese Der- bote zwar nicht, aber man hält cs für angemessener und zweckmäßiger, derselben bei den Verhandlungen über den Antrag im Plenum des Hauses in geeigneter Weise Erwähnung zu thun, als derselben bereits im Antrag selbst zu gedenken. t Berlin, 21. Dec. In hiesigen militärischen Kreisen will man wissen, daß die Befehle wegen der Kriegsbereitschaft eines Theils des HecreS vor dem 25. Dec. nicht ergehen dürften. Wegen dieser Befehle selbst soll aber bereits Alles eingcleitet sein. Wie man versichert, würden im Fall eines Zuges Preußens nach der Schweiz acht vollständige Divisionen zur Anwendung kommen, welche die Stärke von 16 Divisionen auf dem Frie- densfuße habin würden. Von jedem Armeecorps des preußischen Heeres würde auf diese Weise sich eine vollständige Division in Marsch zu setzen haben. — Es wird von der officiellen Preußischen Correspondenz bestätigt, daß die diplomatische Verbindung zwischen Preußen und der Schweiz abge brochen ist. Der königliche Gesandte bei der Eidgenossenschaft, Hr. v. Sy dow, ist, wie das erwähnte Blatt erfährt, beauftragt worden, die Bun desregierung zu Bern zu benachrichtigen, daß er, infolge allerhöchsten Be fehls, die amtlichen Beziehungen zu den Behörden der Schweiz einzustellcn habe, und daß mithin auch die Functionen der königlichen Kanzlei zu Bern aufhören werden. Der französische Gesandte zu Bern wird, auf diesseiti ges Ersuchen, den Schutz der preußischen Unterthanen in der Schweiz und die Bewahrung des königlichen Gesandtschaftsarchivs übernehmen. — Der Allgemeinen Zeitung schreibt man aus Thüringen vom 17. Dec.: „Man erzählt in freimaurerischen Kreisen, der Prinz von Preußen habe unlängst bei einem Zusammensein mit dem Generalsuperintendenten Möller in Magdeburg, dem bekannten Eiferer gegen den Eintritt der Geistlichen in den Freimaurerorden, denselben daran erinnert, doch zu bedenken, daß sowol er als sein Sohn diesem Orten angehöre." Württemberg. Dem Schwäbischen Merkur schreibt man auSLeut- kirch vom 15. Dec.: „Al- ein Beweis der Duldsamkeit, wie sie insbe sondere von den Protestanten gegen ihre katholischen Mitbürger geübt wird, mag die Lhatsache gelten, daß an der gegenwärtig unter den Letztern cir- culirenden Subskription zur Deckung der Kosten einer auf nächstes Frühjahr hier projektirten Jcsuitenmission auch evangelische Handel- und Gewerbtrei- bende sich betheiligcn. (!) Im Uebrigcn steht das Convertitcnwesen im hie- sigen Bezirk in voller Blüte, und junge Leute beiderlei Geschlechts, die Hundertweise aus den verarmten Gegenden des evangelischen Unterlandes heraufkommen, um bei unsern reichen Bauern, meist zum Vichhütcn, in Dienste zu treten, gehen schon seit längerer Zeit alljährlich zu Dutzenden in die katholische Kirche hinüber, in welcher sie, wie sie sagen, ihres ewigen Heils gewisser sind «als in der vom wahren Glauben abgefallenen evan gelischen Kirche». Auch in dem benachbarten ObcramtSbezirk Wangen sol- len derartige Uebertritte in nicht geringerer Masse staltfindcn." Großherzogthum Hessen. Darmstadt, 19- Dec. In der her.» tigcn ersten Sitzung der II. Kammer wurden die sechs Candidaten zur Präsidentur gewählt. Die Wahl fiel auf die Abgeordneten Lothcißen, Klip- stein, v. Löw, Kritzler, Neidhardt und Buff. Bon den 40 Anwesenden erhielt Lotheißen alle, also 59 Stimmen. Nassau. Braubach, 17. Dec. Heute hat sich ein trauriger Fall hier zugetragen. Ein sechsjähriger Knabe war mit noch mehren seiner Collegen ausgcgangen, um Schlehen zu sammeln. Als dieselben den vor Braubach sich erhebenden steilen Felscnbcrg von der Rückseite erstiegen hat- ten, wurden solche durch eine sich ihnen nähernde Person beängstigt, er- griffen die Flucht und stürzte Ersterer die circa 200 Fuß hohe, fast ganz senkrechte Felswand herab, wo er nun ganz zerschmettert und tobt unten angekommcn ist. (Mrh. Z.) Thüringische Staaten. **Aus dem Fürstenthum Reuß äl tere Linie, 20. Dec. Die deutsche Staatengeschichte ist um ein Dokument reicher geworden. Als ein solches, natürlich vom konservativsten Standpunkt aus, erscheint nämlich das „landesherrliche Ausschreiben", mit welchem der Landtag in Greiz vor acht Tagen eröffnet ward, indem es eine ziemlich ausführliche Skizze der letzten neun Jahre und was in denselben in den verschiedenen Zweigen des reußischen Gemeinwesens für Veränderungen und Verbesserungen vorgenommen wurden, bildet. Bei der vcrhältnißmäßig nicht geringen Bedeutung der Industrie und des Verkehrs jenes Landes hebe ich Ihnen daraus hervor, daß durch die Kramerinnung und die Firmen- und Procuraordnung die Verhältnisse des Handels geregelt und dem Handcls- standc ein selbständiges Organ für seine Wünsche und Anträge gegeben, durch die Concessionirung einer Filiale der Weimarischen Bank ein längst gefühltes Bedürfniß befriedigt, das Verfahren in Wechselsachen geregelt und die Bcstimmungcn in Betreff des Fallitenwesens zweckmäßig verbessert wur- den. Die Landesschuld hat sich um 86,127 Thlr. vermehrt, zu deren Deckung eine neue Rcgulirung des Grundsteuerwesens vorgeschlagcn wird. Mecklenburg. Die Regierung hat die Erklärung der Stände über den Gesetzentwurf, eine Abänderung des Lehnrechts betreffend, weder in formeller noch in materieller Beziehung gebilligt, jedoch den Landtagscom- missar ermächtigt, die Erklärung mit der Eröffnung entgegenzunehmen, daß sich die Regierung alles Weitere vorbchält. Oesterreich. oWien, 21. Dec. Es bestätigt sich, daß die neuen'- burger Frage auf den Konferenzen nicht zur Sprache gebracht werden wird; dagegen vernimmt man, daß sich nach Abschluß des NachcongreffeS die Bevollmächtigten derjenigen Staaten, welche daö Londoner Protokoll vom Jahre 1852 unterzeichnet haben, zu einer Besprechung dieser Angelegenheit vereinigen werden, welche jedoch nur den Charakter einer Consultation ha ben würde. — Die augSburger Allgemeine Zeitung hatte kürzlich in einer Correspon- denz aus Turin vom 7. Dec. gemeldet: „Marchese Crivelli ist verhaftet in Mailand; die Lombarden scheinen unverbesserlich; zahlreiche Patrouillen durchziehen die Stadt; vornehme Familien verlassen jetzt Mailand u. dergl." (Nr. 293). Das Blatt enthält nun aus Mailand vom 15. Dec. folgende Berichtigung: „Da an alledem keine Silbe wahr ist, so erlaube ich mir diese von der bekannten antiösterreichischen Partei absichtlich ausgcstreutcn Gerüchte hiermit für gänzlich unbegründet und falsch zu erklären und dies umsomehr, als dieselben fast durchgehends gerechte Entrüstung in hohem Grade erregten, indem dergleichen Verleumdungen der hiesigen gewiß nicht unvernünftigen und taktlosen oder gar allgemein übelgesinnten Bevölkerung gerade jetzt am wenigsten auf irgendeinem Anhaltpunkt beruhen können und durch tägliche offene Thatsachcn die schlagendste Widerlegung finden. Ich kann Sie versichern: 1) daß sich jetzt gar keine außergewöhnlichen Patrouil len blicken lassen; 2) daß ich mit eigenen Augen gestern auf dem Corso den Marchese Crivelli gesehen habe; 3) daß die Zahl der von hier abreisen den vornehmen Familien keineswegs im Verhältniß zu sonst auffallend, und -4) daß hier allgemein die beste Volksstimmung vorherrschend ist." T ch tv e ij - ^Frankfurt a. M., 20. Dec. (Telegraphische Depesche.) Das heu tige Frankfurter Journal enthält eine Depesche aus Bern vom heutigen Tage, meldend, daß der Bundesrath die schleu nige Einberufung der Stabsoffiziere angeordnet habe und daß die Mittheilung von dem Geschehenen und die Bezeich' nung der Corpscommandanten an die Cantone abgegangen sei. Die Depesche meldet weiter, daß fernere directe Unter-