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2552 niteur ausdrücklich bei oder wagen es doch nicht, ihr Urtheil auszusprechen. Die legitimistischen und fusionistischen Blätter frohlocken über die Haltung, welche sie nach der Note des Moniteur bei der französischen Regierung vor- auSzusehen sich berechtigt glauben. Sie erwarten, daß man zu Gunsten der katholischen Cantone, überhaupt zu Gunsten der Reaktion nicht bloS bei Neuenburg werde stehen bleiben, sondern, daß der Einfluß der neuen Po litik, welcher diese Blätter entgegensehen, sich auf die ganze Schweiz aus- dehnen werde. Wir hoffen, daß sie sich gewaltig täuschen dürften, denn wenn nach der Moniteur-Note solche Hoffnungen allerdings als erklär lich erscheinen müssen, so glauben wir doch, daß sie sich als unbegrün det erweisen werden. Eine gewaltsame Lösung hält man hier augenblicklich für wahrscheinlich, und die Zahl Derer, die da noch an die Möglichkeit einer friedlichen Ausgleichung denken, ist nur sehr gering. Dagegen hält man den nahen Zusammentritt der Conferenzrn endlich für ausgemacht, aber man spricht noch verschiedener in gutunterrichteten Kreisen, was wir nicht verschweigen können. Es heißt, daß die französische Regierung die Noth wendigkeit einer neuen Manifestation im Moniteur erkannt habe, und daß das officielle Blatt in einigen Tagen einen Artikel über die politische Situa- tion bringen dürfte. Das Cabinet wird darin, so sagt man, sich über die Bedeutung der Conferenzrn, über die Stellung Frankreichs zu den europäi schen Mächten aussprechen und noch einmal auf die neuenburger Angelegen heit zurückkommen. Ueber den Ausgang der Conferenz ist man nicht im Zweifel, da, wie wir mehre mal auseinandergesetzt haben, die Dinge so eingerichtet worden sind, daß jede der vertretenen Mächte bei ihrer Meinung bleiben und England doch Recht behalten kann, was diesmal bestimmend gewesen ist. — Neben dem Artikel über die politische Situation wird noch eine Arbeit über die finanzielle Lage von Frankreich im Moniteur er wartet. Dieselbe rührt aus der Feder des Finanzministers Magne und ist in Gestalt eines Berichts dem Budget von 1858 vorausgeschickt worden. Das Budget befindet sich in diesem Augenblick beim Slaatsrath zur Prü fung und sagt man daselbst dem erwähnten Bericht von Magne viel Gu tes nach. Die Bankadministratoren haben gestern ihre Wochensitzung ge halten, doch ist daselbst nicht, wie man an der Börse gehofft hat, eine Veränderung im Disconto beschlossen worden. Wir haben Sie bereits seit längerer Zeit darauf aufmerksam gemacht, daß vor Neujahr keine Her absetzung des Zinsfußes noch eine Veränderung in der Verfallzeit bei den zur EScompte präsentirten Wechseln zu erwarten. — Es ist uns von einem Bankier mitgetheilt worden, daß die hier ansässigen schweizerBankiers beschlossen haben, sich dem hiesigen Minister der Schweiz für den Fall einer Anleihe von Seiten der Schweiz zur Verfügung zu stellen. Er nannte uns Mallet, Delessert, Odier, Lecomte Deffart, Andre und Marquart, also mit die bedeutendsten Namen der hiesigen Finanzwelt. Ein anderer sehr bedeutender Finanzmann, bei dem wir eine Bestätigung dieser interessanten Nachricht einholen wollten, wußte nichts von dem Beschlusse, hinzufügend, er glaube vielmehr, daß diese Herren mit der Note im Moniteur einver standen wären. — Der Siecle schreibt: „Wir haben die in den Moniteur cingerückte Note über die schweizer Frage mit Betrübniß gelesen. Man hatte schon seit einigen Tagen von der Existenz dieser Note gesprochen, wir mochten aber nicht daran glauben. Die französische Regierung will, wenn sie spricht, gehört sein, und das ist auch unsere Ansicht und zugleich unser Wunsch; doch scheint uns die von dem Moniteur treuen Bundesgenossen gegenüber an den Tag gelegte Empfindlichkeit eine sehr große zu sein. Weit entfernt, uns durch den Widerstand eines Volks, das sozusagen unter dem unmittel baren Schutze von Frankreich lebt, verletzt zu fühlen, würden wir diese stolze Unabhängigkeit der Schweiz, welche niemals, auch ihren besten Freun den nicht, gestattet hat, sich in ihre innern Angelegenheiten zu mischen, be- wundert haben. Wir wollen nicht wiederholen, was in diesem Blatt von unsern Mitarbeitern oder von Hrn. Fazy über das Recht des Königs von Preußen gesagt worden ist; wir wollen ebenso wenig uns in eine Erörte rung des Protokolls von 1852 einlassen, auf welches die Moniteur-Note sich stützt; es genügt uns, ins Gedächtniß zu rufe», daß die Bewohner von Ncuenburg durch acht Jahre im freien Besitz ihrer Unabhängigkeit geblieben find, welche sie im Jahre 1848 errungen haben, und daß sie in Wirklich keit nicht zugeben konnten, daß einige Royalisten eine Gegenrevolution ma chen. Nun droht die französische Regierung der Schweiz ihr Wohlwollen zu entziehen, weil sie sich geweigert hat, dem von Frankreich ausgesproche- ncn Wunsche beizutreten, der nur ein geringes, nicht an Preußen, sondern an Frankreich gemachtes Zugeständniß war. Wir sind zunächst nicht der Ansicht des Moniteur über die Wichtigkeit des Zugeständnisses. Wir glau ben, den Lauf der Gerechtigkeit unterbrechen, ist eine sehr bedenkliche Sache. Wir geben gleichfalls nicht zu, daß nach dem ausdrücklichen Verlangen von Preußen und nachdem Frankreich nur sozusagen dieselben Vorschläge wie derholte, das Zugeständniß kein blos an Frankreich gemachtes wäre. Wir anerkennen wohl, daß Frankreich in Erwiderung auf diese Nachgiebigkeit der Schweiz seinen Schuh versprochen habe; allein dieses Versprechen selbst ist eine unserer Meinung über die Rechte des Königs von Preußen günstige Lösung; denn wenn das Recht Preußens, wie das viele Polemiker behaup ten, unbestreitbar wäre, würde Frankreich die Schweiz nicht unterstützt und Preußen sich nicht mit dem von ihm verlangten Zugeständniß begnügt ha ben. Wir bedauern es aufrichtig, verschiedener Meinung mit der Negierung unsers Landes über eine auswärtige Frage zu sein, und wir wollen hoffen, daß, wenn die Regierung durch die Weigerung der Schweiz sich verletzt gefühlt und nachdem sie auf eine so öffentlich officielle Weise ihre Unzufrie denheit ausgesprochen hat, sie dieses Land doch nicht verlassen werde. Außer dem Mißvergnügen, das unserer Diplomatie infolge des Widerstandes vom Bundestage verursacht worden ist, gibt e« da noch eine Frage hohen Schutzes, welche Frankreich nicht von sich weisen kann. Um gerecht zu sein, haben wir die Langsamkeit des Processes nicht begriffen, der gegen die Be siegten vom 5. Sept, geführt wird. Nachdem das Gesetz und das Recht ihre Geltung behauptet gehabt hätten, wären wir die Ersten gewesen, eine vollständige Amnestie bei der Schweiz zu befürworten. Indem diese den Monarchien ein gutes Beispiel gibt, würde sie viele Complicationen vermie- den haben und würde die bereits durch einen politischen Act verpflichteten Regierungen auf ein günstigeres Gebiet gestellt haben." — Die Pforte hat in Betreff der Eröffnung der Pariser Conserenzen zustimmend geantwortet. SroHbritaumie«. Aus Colchester vom 15. Dec. wird der Weser-Zeitung geschrieben: „Daß der Rest der britisch.deutschen Legion und ihr Commandeur nach dem Cap abgegangen sind, ist bekannt; unbekannt aber wird das Ver fahren gegen eine Anzahl von LegionSofsizieren sein, denen freie Ueberfahrt nach dem Cap versprochen wprden war. Einer nicht unbedeutenden Anzahl von Offizieren nämlich, welche in beiden neugebildeten Capregimentern nicht mehr untergebracht werden konnten, wurde die contractmäßige dreimo natliche Gage ausbezahlt und die Zusicherung der freien Ueberfahrt gegeben. Nichtsdestoweniger erschien aber ein vom Kriegsministerium beauftragter Ca- pitän in Colchester, um den .harrenden Offizieren zu eröffnen, daß nur Die- jenigen von ihnen mit nach dem Cap genommen werden sollten, welche Pri- vatvermögen besäßen, da bereits Leute genug vorhanden wären, welche der Capregierung zur Last fielen. Unter jenen Offizieren befinden sich aber selbst mehre von Denjenigen, welche für das 5. Capregiment, von dem nachher nur vier Compagnien zustande kamen, bestimmt und publicirt wa- ren. Mancher von ihnen hatte sich bereits mit Geräthschaften für die An- siedelung versehen in der Meinung, daß die Einschiffung nahe bevorstehe. Nun aber warten sie Alle noch in Sorgen auf den Tag der Abreise und haben inzwischen ihre Existenz auf dem theuern englischen Boden von ihrer dreimonatlichen Gage zu bestreiten; ja, sie fürchten, am Ende auch die Ueber fahrt auf eigene Kosten unternehmen zu müssen." Kopenhagen, 18. Dec. Der Antrag des Deputaten I. A. Hansen wegen Ablösung der Fäsiegüter wurde in der heutigen Sitzung des Volks- thing nach vierstündiger lebhafter Debatte mit 76 gegen 4 Stimmen zur zweiten Behandlung überwiesen. Schweden. Aus Hamburg vom 20. Dec. wird gemeldet: „Die vier Kammern des schwedischen Reichstags haben nach vierstündiger lebhafter Debatte sämmt- liche von der Regierung vorgeschlagene Modifikationen in Bezug auf die Freiheit der Presse verworfen." merira. Der erste, theilweise gelungene Fluchtversuch aus Cayenne er munterte, wie erwähnt wurde (Nr. 299), zu einem zweiten, der von den Bethciligten, die seitdem in Neuyork eingetroffen sind, folgendermaßen er- zählt wird: Das Unternehmen war mit großen Schwierigkeiten verknüpft, denn seit der ersten Flucht waren die französischen Behörden argwöhnischer geworden und hatten die wenigen Materialien und Werkzeuge, die uns etwa zur Flucht hätten behülflich werden können, sorgfältig beiseite geschafft. Die Noth jedoch macht erfinderisch; 20 von uns vereinigten sich, ein Floß zu bauen; ein zweites wurde von 14 Andern in Angriff genommen. Mit Balken verlassener Häuser und andern Holztrümmern, deren wir habhaft werden konnten, zimmerten wir die Floßrahmen zusammen und bedeckten sie, so gut es ging, mit Stroh- und Reisigbündeln. An den Rändern hatten wir eine drei Fuß hohe Brustwehr, ein zugehauener Balken diente als Ru- der, eine 15 Fuß hohe Stange ließ sich als Mast ganz gut anwenden; die Takelage war aus Baumrinde gedreht, das Segel aus alten Hosen und Hemden zusammengesetzt. Endlich am 13. Sept, waren wir mit unsern Vorbereitungen fertig und um 7'/- Uhr Abends lichteten wir die Anker, d. h. ein paar in einen Sack eingenähte Steine, die unsere armseligen Fahr zeuge am Strande festgehalten hatten. Die Nacht über ging cs gut vor wärts und am folgenden Morgen pasfirten wir den Golf von Sinamarie in einer Entfernung von ungefähr 12 Meilen. Aber gegen 10 Uhr wurde das Floß, auf dem sich 14 Mann befanden, schadhaft; es blieb zurück und entschwand bald unsern Blicken. Später erfuhren wir, daß sie von dem zu unserer Verfolgung ausgesandten französischen Dampfer erreicht und in die Gefangenschaft zurückgeschleppt worden waren. Wir Andern landeten nach furchtbaren Qualen drei Tage später an der Küste von Maroni, in der Nähe eines Jndianerdorfs, das uns jedoch nicht freundlich gesinnt war. Ein Versuch, von da aus zu Lande nach einer holländischen Ansiedelung zu gelangen, mußte nach einem beschwerlichen Marsch von neun englischen Meilen wieder aufgegeben werden, denn Wald und Morast verboten das Weiter gehen, und wir mußten uns glücklich schätzen, unsern Landungsplatz wieder lebend erreichen zu können. Hier mietheten wir uns zur Noth in einem verlassenen Hause ein, wurden aber von den Indianern noch um die letzten Habseligkeiten bestohlen, die uns das Schicksal gelassen hatte. Endlich ka men zwei Neger, die Französisch verstanden, und von diesen erfuhren wir, daß 15 — 18 Meilen weiter links eine holländische Niederlassung existire. Ihnen haben wir es zu verdanken, daß uns die Indianer in ihren Canots dahin führten, und dort fanden wir zum ersten male nach langer Zeit gast lichen Boden. Am 21, Oct. kamen wir nach Suxinam, von M unsex neun