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DRESDNER U PHILHARMONIE Soloinstrument klingen sollte und somit Auf gaben erhalten mußte, die dem Spieltrieb genü gend Geltung zu verschaffen hatte. Aber Virtuo sität war eben nicht alles; sie mußte sich der „gedanklichen Tiefe“ unterordnen, und dazu bedurfte es eines sinfonischen Gewands. Wie aber sollte der Komponist jemals die recht zart klin gende Violine einem großen romantischen Orche ster gegenüberstellen. Als Brahms damals aus seinem Klavierkonzert eine „Klaviersinfonie“ ge macht hatte, war das unvergleichlich einfacher, weil dieses Soloinstrument volltönig und kraftvoll eingesetzt werden kann. Durch doppelgriffiges Spiel kann die Violine zwar an Volumen gewin nen, doch ihr ureigenes Gebiet ist die beseelte Kantilene, der solistische Gesang. Auch zu kapri ziöser Seiltänzerei ist sie prädestiniert. Kurzum: Sie ist die Primadonna unter den konzertfähigen Instrumenten und beansprucht besondere Rück sichtnahme vom Komponisten, um sich optimal | darzustellen. Brahms hatte in seiner Kindheit et- I was Geigespielen gelernt, sich auch ein wenig als Bratscher betätigt, doch in die letzten Geheim nisse spieltechnischer Möglichkeiten fühlte er sich nicht eingeweiht. Hier war fachmännischer Ratschlag gefragt, denn - dies wußte auch Brahms | - ein Konzert muß aus dem Geist des jeweiligen Soloinstruments konzipiert sein, und das führt weit über das nur Spieltechnische hinaus. Probleme über Probleme, ein Wagnis also. Und so tat er genau das, was immer getan werden soll te, wenn man ehrlich zu sich selbst und bereit ist, seine Grenzen auch zu erkennen: man holt sich fachmännischen Rat. Und das geschah auch in diesem Fall. Brahms wendete sich direkt an sei nen Freund Joachim und lud ihn für Ende August zu einem Besuch nach Pörtschach ein. Beide hat ten viel zu bereden. Daraus entwickelte sich ein längeres Miteinander, das auch später noch an hielt. Brahms - knurrig wie eh und je - befolgte natürlich nicht alles, was ihm Joachim riet und lehnte mancherlei sogar recht rigoros ab. Denn ) Es mag uns zwar er staunen, daß Brahms - der Meister absoluter Musik - insgesamt nur vier Konzerte kompo niert hat, doch die Schwierigkeiten, ein Soloinstrument in seine sinfonische Denkungs art einzubeziehen, erschienen ihm unge heuer groß. So entstanden tatsäch lich nur zwei Klavier konzerte, ein Violin konzert und das Doppelkonzert für Violine und Violoncello a-Moll op. 102.