DRESDNER O PHILHARMONIE führungsteil übergreifen - ein musikantisch vita les Aufbegehren, aber es bedeutet kein Aus brechen aus dem abgesteckten Rahmen. Die | Ausdrucksskala reicht von tief verankerter Besinnlichkeit bis zu männlich-kraftvollem Ernst. Auf immer neue Weise wird die musikalische Grundsubstanz ausgeleuchtet, umgedeutet, be reichert. In einem Konzert spielen da Figuren und | Skalen, Floskeln und bravouröse Sprünge eine viel größere Rolle als etwa in einer Sinfonie oder ei nem Streichquartett. Wie hier durch Umspie lungen, Versetzungen in hohe und höchste Lagen, durch klangliches Eindunkeln und dann wieder Aufhellen, auch durch rhythmische Ver- | Schiebungen, stimmliches Verdichten und ande rerseits Ausdünnen die Gedanken lebendig blei- | ben, fortgesponnen werden und dennoch sich selber treu bleiben: das alles läßt sich im einzel- | nen gar nicht beschreiben, das ist in seiner Allgegenwart etwas Selbstverständliches. Es exi stiert nur ein unübertreffbares Vorbild - die Natur in ihrer Vielfalt und Ordnung zugleich. Von ihr hat Brahms gewiß wesentliche Inspirationen empfangen, um sie mit menschlicher Phantasie | und Logik zum Kunstwerk werden zu lassen. Nach der Solokadenz (die meistgespielte stammt | von Joseph Joachim) findet der Satz im schönen Gesang der Violine seinen leicht wehmütigen Abgesang. Das milde Licht der Abendsonne ver- | klärt den Sommertag. Mit wenigen Takten wird dann alles straff gebündelt, und kraftvoll schließt I der Satz.“ Die innige Weise der Oboe, eine sehnsüchtig herbe Melodie über einem stimmungsvollen Bläsersatz, führt uns in eine ganz anders gearte te Welt und animiert uns, in eine friedliche Idylle einzutauchen. Die Violine greift behutsam diesen Oboengesang auf und macht ihn sich - in ein fili granes Rankenwerk eingesponnen - zu eigen. Leidenschaftlich-edle Kantilenen wechseln mit dichter werdenden Figurationen und führen zu 2. Satz Adagio 2/4-Takt, F-Dur