DRESDNER O PHILHARMONIE denn er hatte in der Eile vergessen, sich rechtzei tig umzuziehen und leitete die Aufführung in „grauen Straßenbeinkleidern“. Und schließlich sah sich auch das Publikum in Kämpfe verwickelt, doch mehr mit Tränen der Belustigung solcher Äußerlichkeiten wegen. Das war die Geburt eines der größten Violinkonzerte aller Zeiten. Wie so oft bei Brahmsschen Kompositionen dau erte es einige Zeit, bis auch dieses Werk sich durchzusetzen begann. Da aber Joachim im Rahmen ausgedehnter Konzertreisen das Konzert immer wieder spielte, wurde es doch bald be kannt, auch wenn reine Geigenvirtuosen immer wieder kritikwürdige Meinungen kundtaten. Die aber waren eher von solcher Art, wie es Pablo de Sarasate formulierte, als er meinte, er lasse sich die einzige Melodie des Konzerts - gemeint war der Anfang des Adagios - nicht von der Oboe vorblasen. Heute ist der Rang des Werkes unbe stritten. Wir alle wissen längst, daß es kein Violin konzert gibt, in dem sich innige subjektive Be seeltheit und grandiose sinfonische Dramatik so faszinierend mischen wie in diesem Meisterwerk, wahrhaftig eine „Sinfonie mit obligater Violine“. Das Musikzimmer des Komponisten in der Wiener Wohnung, in der er viele Jahre bis zu seinem Tod im Jahr 1897 lebte