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dem Freigeist Schubert nicht an kirchliche Äußerlichkeiten und Dogmen gebunden. So fehlt auch in der Es-dur-Messe das Be kenntnis zur Einen katholischen Kirche. Aus komponiert wurden dagegen die auf Jesus Christus - den menschgewordenen Gott - bezogenen Teile des Messetextes. Auf das als Andante-Einleitung mit beweg tem Mittelteil angelegte Kyrie folgt ein Gloria von ernster Eindringlichkeit, das mit einer großen, formal ungewöhnlichen Fuge ab schließt. Im Credo, einem Moderato, treten zum ersten Mal die Solisten auf, wobei der Satz wiederum mit einer Fuge schließt. Das drängende Sanctus, ein Adagio, bildet den Höhepunkt des Werkes. Im ruhigen Bene dictes, einem Andante, treten zum Chor wieder die Solisten. Das Finale Agnus Dei, ein dramatisches Andante con moto, wird von einem Viertonmotiv beherrscht, das man als Zeichen des Kreuzes interpretieren kann. Schubert zitiert hier ein Fugenthema von Bach, das er auch in einer seiner beklem mendsten Kompositionen, dem Heine-Lied „Der Doppelgänger" verwendet. Dabei erinnert die abschließende Bitte um Frieden in ihrer Verhaltenheit so sehr an das misere- re nobis, als könne der Komponist ange sichts der Heillosigkeit einer gewalttätigen Welt fast nicht mehr an den Frieden glauben.