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Sonnabend —Nv. 2V. — 20. Januar 1849. Ltipsig. Die Zeitung Preis für das Viertel- EI- Deutsche AUgememe Zeitung, «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ueverblick. Qeutschlan-, *Pon der Rhön. Die geschichtliche Wahrheit in der Deutschen Zeitung. * Frankfurt a. M. Der Erzherzog Johann von Oesterreich. — Der Bericht des Berfassungsausschusseß über den Abschnitt der Verfassung: der Reichstag. — Erklärung sächsischer Abgeordneten. — Reichstagsabgeordneter Wuttke. — Die Homburger. Commodore Parker. Die Sammlung für Auerswald. — Abg. Reh. Dresden. Die Oberhauptsfrage. Die Kammern. Die Adresse. München. Die Sen dung v. Aretin's. Frhr. v. Closen. — Hr. Thiersch. Stuttgart, ll. Kammer, die Grundrechte. Die Staatsschuld. Der adelige Credit. Karls ruhe. I. Kammer, Antrag des Frhrn. v. Andlaw. * Mannheim. Das politische Leben. Florian Mordes. Ucberschwcmmungen. Freiburg. Vi- car Rollfuß. Kassel. Die Stände. -l-Aus Thüringen. Die Souve- rainetät. Schwerin. Die Abgeordneten. Braunschweig. Erklärung des Herzogs für den König von Preußen als Kaiser. Wiesbaden. Die Kammer. Hamburg. Das Contingent. — vr. Baison. * Altona. Ac- tenstücke in Betreff des Malmöer Waffenstillstandes. — Adresse von Mit gliedern der Landesversammlung an den Reichsminister deS Auswärtigen. Preußen. ckck Berlin. Das Ministerium Brandenburg. Berlin. Das Krönungs- und Ordcnsfcst. — Zeitungsverbot. — Eine Schrift. — Die Enthüllungen. — Die Minister. — Die Besetzung kirchlicher Stellen. — Hr. Cunerth. * Köln. Der Rhein. Freisprechung. General Wrangel. Der Prinz von Preußen. Truppenbewegungen. Die Wahlen, Protest Der Gemcinderath. Handel und Anbuftrie. 's Leipzig, 19. Zan. Die Reichsversammlung inFrankfurt a. M. hat sich am 16. Jan. bis auf den 18. Jan. vertagt. Wir haben da her heute nur einiges Nachträgliche zu der letzten Sitzung derselben, insbesondere zwei Erklärungen sächsischer Abgeordneter mitzuthcilen. Un- erquichlich und nicderdrückend ist die msuvsiss toi, mit der eine von An fang der Versammlung an dort eingenistete Cotcrie die Dinge betreibt, und das fremde Wort bezeichnet hier zugleich die dem deutschen Cha rakter fremde Natur daran. Die Folgen werden in ihrer Erfüllung nicht ausbleibcn. Durch Entstellung des Thatsächlichen und der ge schichtlichen Wahrheit, mit den Täuschungen und den Künsten der Breterwelt wird keine Reichsverfassung zur Welt gebracht werden, welche das Tageslicht verträgt. Von Braunschweig ist jetzt eben falls eine Erklärung zu Gunsten eines preußischen Oberhaupts ab gegeben worden, und die kurhessischen Stände haben sich neuer dings mit dieser Frage beschäftigt, die eine Sache der Courteoisie bei den Kleinstaaten geworden scheint, da an einer praktischen Vcr- werthung dieser Aeußerungen mehr als gezweifelt werden muß. Von den kurhessischen Ständen ist rücksichtlich des Einflusses der deut schen Grundrechte auf das Wahlgesetz ausgesprochen worden, daß die selben auf die nicht auf Standesvorrcchten, sondern z. B. auf Grundbesitz und andern Bestimmungen beruhenden Beschränkungen der Wahlfähig keit keinen Einfluß üben und das Wahlgesetz daher nur in ersterer Be ziehung abändern. In Karlsruhe hat der Frhr. v. Andlaw einen auf Reform der Verfassung gehenden Antrag eingebracht. Vonden dermalen versammelten mecklenburgischen Abgeordneten ist die Zustimmung zu Abänderungen der von ihnen berathenen Gesetzentwürfe im Gegensätze mit der Negierung ausdrücklich beansprucht worden. Diebciden sächsischen Kammern haben beschlossen, für diesmal von einer Antwortadresse auf die Thronrede abzuschen. In Berlin ist das Krönungs- und Or densfest wie herkömmlich am Hofe gefeiert worden, und hat außer zahl reichen Ordensverleihungen auch die bereits vorhandenen Unterscheidungen des Rothen Adlerordens durch eine neue Nuancirung vermehrt. Beim Handelsministerium haben die Konferenzen wegen Ergänzungen der all gemeinen Gewerbeordnung begonnen, cs scheinen aber die vorgeschla genen Beschränkungen etwas überrascht zu haben. Der Belagerungs zustand hat in Betreff der Presse einen neuen Befehl des Generals v. Wrangel gebracht, der im Bereiche desselben die Herausgabe neuer periodischer Schriften von seiner Conccssion abhängig macht. Ueber die Hoffnungen, Täuschungen und Absichten der Parteien verbreitet sich unsere Korrespondenz. Aus Köln wird gemeldet, daß der Rhein vom Eise wieder frei ist. Die Wahlbewcgung ist auch dort im vollen Gange. Von Kiel ist eine Adresse gegen einen Frieden mit der Grundlage ei ¬ nes sogenannten selbständigen Schleswigs nach Frankfurt abgesendet worden; zugleich wird Mancherlei über die diplomatischen und andern Winkelzüge der Dänen mitgetheilt. Was heute über die Vorgänge in Ungarn berichtet wird, bringt im Ganzen nicht weiter; aus der Bu kowina scheinen die cingedrungenen Insurgenten wieder vertrieben wor den zu sein. Die Gerüchte von nahen Feindseligkeiten mit Sar dinien wiederholen sich in tiroler Blättern. Wie aus Gaeta be richtet wird, bildet sich um den Papst ein immer glänzenderer Hof. Der König von Neapel schien käsigere Zeit verweilen zu wollen, ein portugiesischer Gesandter war cingctroffcn und es hieß, daß ernstlich an Zurückführung des Papstes nach Nom mit gewaffneter Hand ge dacht werde. Leicht möglich, daß Frankreich sich betheiligte, und daß Hr. Odilon-Barrot damit den Vorwand gefunden zu haben glaubt, Cas. Perier's Besetzung von Ancona mit möglichst wenig Aufsehen in Civitavecchia zu wiederholen, womit die Seerüstungen in Toulon sich sehr vertragen würden. Wie weit ein Gerücht, daß der russische Geschäftsträger in Paris seine Pässe verlangt habe, damit zusammen hängt, muß sich bald zeigen. Das großbritannische Cabinet ist endlich durch den Eintritt von Sir Francis Thornhill Baring als er ster Lord der Admiralität ergänzt. Es ist abermals von einem offenen Bruche mit dem Diktator Rosas von Buenos Ayres die Rede. Nachrichten über Bremen sprechen von einem Aufstande in Bahia. Deuts chlan-. * hon der W)ön, 16. Jan. In demselben Augenblick, in wel chem die Deutsche Zeitung zwar ihren Parteistandpunkt in Betreff der Raisonnements cingesteht, aber sich mit ihrer Unparteilichkeit in Be treff der Thatsachen brüstet, bringt sie einen leitenden Artikel, der nur Ein Gewebe von Entstellungen, in nacktester Parteilichkeit gefärbten Entstellungen geschichtlicher Thatsachen ist. Ist denn dies euer preu ßisches Kaiserprojcct, für welches ja alle Fanatiker der Ruhe schwär men, weil sic dadurch den Schutz der Pickelhauben zu gewinnen hof fen, nicht aber bedenken, daß sie damit die Ruhe Deutschlands von den berliner Wechselfiebern abhängig machen, ist denn dieses be liebte Project nicht anders zu empfehlen, als indem man Schmähungen über Schmähungen auf Andere häuft und all die alten Wunden, all den alten Zwist wieder aufweckt, von dem wir denn doch gemeint hätten, daß er schon vor diesem Jahre für immer begraben sei? Soll das einst so begeisternde Wort: Kein Oesterreich, kein Preußen, ein einiges Deutschland! nicht wenigstens in den Meinungen und Gefüh len der Völker seine dauernde Geltung finden? Doch wie schwer uns der Sinn verletzt, in welchem jener Artikel geschrieben worden, in wel chem all diese Fanatiker der preußischen Hegemonie an jener Stelle wirken, nicht darüber wollten wir uns heute verbreiten, wohl aber diese 'in der Manier der schlechtesten Advocaten betriebene Verhunzung der Geschichte etwas beleuchten, die sich durch jenen Artikel durchzieht. Da soll „in demselben Jahre, wo Oesterreich durch die Verwirk lichung der pragmatischen Sanction Deutschland preisgab, für die Gc- sammtmonarchie —denn Maria Theresia's Anfang war der Kampf ge gen Kaiser und Reich — in demselben Jahre soll Friedrich II., der erste Vertreter einer neuen, wieder beginnenden deutschen Politik gegen die österreichische" begonnen haben. Was für neue geschichtliche Entdeckun gen! In der pragmatischen Sanction soll ein Preisgebcn Deutschlands für die Gesammtmonarchie gelegen haben! Da müßte doch die pragmati sehe Sanction diese Gesammtmonarchie erst aufgcbaut haben, während sic doch weiter nichts wollte als den Länderbestand zusammenhalten, wie er schon fast 20» Jahre vereinigt gewesen war, ohne daß Jemand darin ein Preisgcben Deutschlands gefunden hätte, und während Maria Theresia damit begann, den Ungarn die Bedingungen ihrer nationalen Selbstän digkeit in gewünschtem größcrm Maße zu gewähren. Die pragmatische Sanction war nur eine Frage der Erbfolgeordnung, ohne jegliche Cen tralisationstcndenz. Maria Theresia's „Anfang" aber war nicht ein Kampf gegen Kaiser und Reich, sondern ein Kampf für das Erbe ihrer Väter, auf welches von allen Seiten die Ländergicr und der schnöde Vertragsbruch eindrangen, und die Sympathien der Zeit waren auf das entschiedenste mit ihr. Mit dem Kaiser hätte sic nicht zu streiten.