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Wissenschaft ««- «Knnft. **ttippg, 21. Febr. Die gestrige Theatervorstellung fand zum Bor- theile von Krau Günther-Bachmann statt, eine« Mitglieds unserer Bühne, dessen erfreuliche Wirksamkeit uns seit 12 Jahren ununterbrochen gehört. Dir Besetzung des Hause« war daher auch so vollzählig, als e« sich bei der Be liebtheit der Frau Günther-Bachmann und bei der glücklichen Wahl des vörzuführenden Stücke im voraus erwarten ließ. Zur Darstellung kam näm lich Albert Lorhing'S komische Oper: „Die beiden Schutzen , die damit zum erste» Male, seit Hr. vr. Schmidt das leipziger Theater übernommen, bei uns in Scene ging. Der Text ist dem Französischen entlehnt und nach einem Lustspiele von dem Lonsetzer selbst verfaßt, welches, so wir uns recht erinnern, „Die beiden Tornister" heißt. Auf der Verwechselung zweier Tor nister wenigstens und der daraus hervorgehenden Verwechselung zweier Sol daten derselben Truppe beruht die gefällige Verwickelung de» Stücks. Die Musik Hat alle Vorzüge Lortzing'scher Composition. Sie ist von natürlicher Leichtigkeit und Anmuth, von derber Charakteristik, mit hübschen Melodien und ungesuchten komischen Wirkungen auSgestattet, «in Werk des erheiternd sten Eindrucks überall gewiß, wo es in entsprechender Form zur Darstel lung gelangt. MersomasnachAichte«. Heben. Hohensotlernscher HauSordsn, Ehrenkreuz 1. Kl.: der preu ßische geh. Staats- und CabinetSminister,Minister der auswärtigen Angele genheiten Generallieutenant Frhr. v. Canitz und Dallwitz; 2. Kl. Pep, österreichische LegationSrath v. Kast. — Preussen. Rother Adlerorden, 1 Kl.: der russische Biceadmiral und Generaladjutant v. Lütke; 3. Kl. mit der Schleife: der anhalt-köthensche Landesdirectionspräsident v. Goßler; 3. Kl.: der russische Staatsrath und Leibarzt vr. Haurowicz, der belgi sche LegationSsecrctair vr.v. Meester v. Ravestein in Rom, der landgräfl. hessische Kammerherr v. Lietzenhofer. — Russland. Alexander-Rewkki- orden: der Zustizminister und Staatssecretair Geheimrath Graf Panin. gt^e«, Hk, von Geistlichen miteezeirhnet ist, dabei allem- Pfkrr« von Pari«. a, — Der Solvnialtath auf Bourbon ist am ». Nvv. vom Gouvemeur dSt Eolotsie mit einer Rede eröffnet worden, die auf de« gedeihlichste« ZustaNd derselben schließen läßt. Schweiz. In der Sitzung des »aseker großen Raths über die Berfaffungs- reform am 15. Febr. wurde eine Petition von 105 Bürgern vorgelegt, welche erklären, sie finden ihr protestantisches Gefühl verletzt durch Vie Bestimmung des h. 16, daß Glaub enS änverüng und gemffchte Chen kiine Beschränkung bürgerlicher Rechte nach sich ziehen können. Jtakie«. Der Kölnischen Zeitung wird aus Venedig geschrieben: „Am 3V. Jan. hielt der Ritter de Florez feierlich um die Hand der Erzherzogin Maria Beatrix von Este, Schwester des Herzogs non Modena (geb. 13. Febr. 1824), für den spanischen Infante» Don Juan Carlos Maria von Bourbon (geb. IS. Mai 1822) an." Der neu ernannte Delegat von Vneona, Monsignpre RuS- toni, hat bei Uebernahme seines Amtes eine Bekanntmachung erlassen, worin es heißt: „Dem DelegationSrathe werden wir die Entscheidung aller administra tiven Angelegenheiten anheimgeben; die politische Gewalt werden wir über wachen, damit die individuelle Freiheit in dem letzten wie in dem ersten Bürger gewissenhaft geachtet werde; der richterlichen Gewalt, welcher die in Untersuchung Gezogenen unverweilt übergeben werden sollen, werden wir nicht Weniger ein sorgfältiges Augenmerk zuwenden, damit vaS Schicksal der Unglücklichen nicht lange unentschieden bleibe. Der Jugend, der Hoffnung der Throne« und Vaterlandes, widmen wir unsere inbrünstigen Wünsche. Wir glauben, daß das Gold keinen Werth hat, wenn es nicht bedeckt ist mit ehrenvollem Schweiß. Und der ehrenvolle Schweiß der Allgemeinheit liegt in der Industrie des Ackerbaues, der Manufakturen und des Handels. Unermeßliche Werthe bleiben bei uns brach liegen, weil der Industrie Capi- tale fehlen, und es fehlen ihr die Capital«, weil der AssoriätionSgeist, das Hauptkennzeichen der Civilisation, schlummert." *kom, 8. Febr. Je rühriger es in den mit der Reform der innern Administration beauftraaten Commiffariaten zugeht und je entschiedener alle römischen Staatsmänner ihre Thätigkeit und ihr Talent dem glück lichen Gelingen der für den Augenblick höchsten Ehrensache, der Reform, mit aller Energie widmen, desto stiller fängt es an im auswärtigen Departement zu werden. Nur mit dem russischen Exminister des In nern und früher» Mitchef des Unterrichtswesenö, Hrn. v. Bludoff, unter handelt der dazu eigens beauftragte Cardinal Lambruschini sehr lebhaft über die endliche Beilegung der zwischen Petersburg und Rom bestehenden kirchlichen Differenzen. Vorgestern hatten beide Diplomaten ihre letzte Cvnferenz. Wenn diese auch noch nicht die Endconserenz sein dürfte, so versichern doch Wohlunterrichtete, daß an einer definitiven und sehr nahen Beilegung dieser Differenzen gar nicht länger zu zweifeln sei, da sie PiuS IX. selbst eben so dringend wünscht als Kaiser Nikolaus, auch so gar sich bereit erklärt haben soll, frühere zum Bortheilr der Curie mit Rußland abgeschlossene pseta oonvvnts, der Macht und den Umständen «eichend, darein zu geben. Ueber die bei Cesena in der Romagna zu Ende vorigen! Monats statt- geftmdenen Auftr!tte(Nr.36), zu deren Beschwichtigung die bewaffnete Macht einschreiten mußte, kann ich dem davon schon Bekannten noch Folgendes all« ««er gestern hier eingetroffenen officiellcn Nachricht ergänzend hinzu fügen. Im Hafen von Cesena oder vielmehr an dem dortigen Auslade plätze standen zehn mit verschiedenen Getreidearten beladene große Kähne, bestimmt, ihre Ladungen in das Innere des Kirchenstaats zu verführen. Unerwartet erschienen Haufen von bewaffneten Landleuten, die unter Trom melschlag im Sturmschritt auf die Barken loseilten und -sie plünderten. Während ein Theil mit Fortschaffung deß Getreides beschäftigt ist, zer streut sich der übrige Haufe in der Campagna, um die dort in den Ma gazinen befindlichen Getreidevorrälhe wegzunehmen. Die si; vertheibigc«- dm Hüter «erden gemishandelt und fliehend verwundet. Da ertönte in Ce- srna die Sturmglocke: die Bürgerschaft trgt- unter die Waffen und trieb !m Vereine mit der Polizeiwache die «mherschweifendcn Freibeuter zu. Paaren, wobeißes auf beiden Seiten Verwundete und Todtc gab. Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß jene Haufen von Landleuten durch dir Emissäre der Gegner der neuen Regierung zu diesem Tumult auf gehetzt morden, wob« die augenblickliche Roth von den Einen zum Vor wand und Anlaß, von den Andern zur Entschuldigung ihrer That vor geschoben wird. . Eins der besprochensten Thnnata bildet noch immer in allen Kreisen unserer Gesellschaft die zu Ende vorigen Monats erfolgte Flucht Mon- ßayon Dario ö. Wie aus dem gegen ihn eingeleiteten Criminaiprseeß trPM), hat sich dieser hohe Prälat nicht allein der gemeinsten Diebereien in Galanterieläden, sondern auch des KirchcnraubeS durch den Verkauf de» Diadems eines Madonnenbildes, das ihm in Verwahrung gegeben war, schuldig gemacht. Außerdem hat sich ein Heer von Credltoren des selben gemeldet, welche der geistliche Schuldner bisher durch vielversvre- chende Anweisungen auf jene Zeit vertröstet chatte, wo er mit dem'Pur pur bekleidet werden würde. Und in der That war er auf dem Wege dazu, da ihn PiuS IX- seiner großen Talente wegen schätzte und ihm poch vor kurzM dadurch einen Beweis seiner Gnade gegeben hatte, daß. er, ihn zum Assessor der Consulta ernannte. Seit vorgestern ist diese Stelle dem Monsignore Borgia verliehen worden. Aus Pisa ist vor gestern eine den flüchtigen Prälaten betreffende Nachricht rinaegangen, die ich indessen nicht verbürgen kann. Sie meldet, daß Monsignore Durio sich hort das Leben genommen habe. ** Warschau iS. Febr. Neber Begebenheiten au» unserm Miki sitzen und socialen Leb«» kann ich nicht immer wohlberbürate ThattzcheN Mittheilen; oft sind es auch nur Gerüchte, dir hier bei verschlossenen Thü- ren und nur im Vertrauen verbreitet werde«, die ich berichte. Woran das liegt, kraucht ich nicht näher auStinanderzusetzen; «eine Schtild ist eS aber gewiß nicht, wenn ich mitunter für die Wahrhaftigkeit der von mir mitgetheilten Lhatsachen nicht eikstehon kann. So auch hellte. In einem vertrauten Kreis« habe ich erfahren, daß in diesen Lagen hitrsrldst mehre Emissäre der polnischen Propaganda ««faefangen und in die Cita- delle gebracht worden seien. Es ist dies gar nicht unwahrscheinlich', Nur wäre «S unbegreiflich, wie eben die polnische Propaganda unter den jtztzi- gep Verhältnissen, wo unser Land stark mit Truppen besetzt ist und die Behörden eine so große Wachsamkeit an den Tag legen — wie sie unter diesen Umständen eitiige ihrer Mitglieder einem gewissen und »och dazu zwecklosen Untergange preisgeben kann. Einen Aufstand setzt hier vorbe reiten ist ein durchaus unüberlegtes, wo nicht wahnsinnig zu nennendes Unternehmen. Ich wünscht gar sehr , daß diese Zeilen der Propaganda zu Gesicht kommen mögen, damit sie für jetzt wenigstens von einem so thörichten Vorhaben absehe und nicht unnütz Menschenleben opfere. Wenn mir hierbei Jemand den Einwand machen wollte, daß es ja lediglich von dem Willen der beauftragten Emiffate abhängr, sich Gefahren auSzusetzen oder zu entziehen, indem sie ja dem ihnen gegebenen Auftrage durchaus nicht Folge zu leisten brauchten, sv^ennt man nicht das strenge Subordi- nationsverhältniß der Mitglieder der Propaganda. Wen das LooS dazu einmal bestimmt hat, in die polnischen Provinzen zu reisen, der muß dies unter jeder Bedingung thun, da er sonst von Seiten der übrigen Mitglie der zum Tode vermcheilt, und diese Strafe ihn gewiß, wo er sich auch aufhalten mag, ereilen würde. Hierin findet auch der Umstand seine Er klärung, daß, abgesehen von der glühenden Vaterlandsliebe, so Viele sich diesen gefahrvollen Missionen in die polnischen Provinzen unterziehen und alle Klugheit und Vorsicht anwenden, um diese auszuführen. Man mag nun über die Wiedererstehung eines polnischen Reiches urtheilen wie man will (ich für meine Person halte es für todt und von der Geschichte ge richtet), man kann bei der Wahrnehmung, daß eine solche beharrliche Ener gie und Todesverachtung jene Männer beseelt, ihnen durchaus die Achtung nicht versagen, dir ihnen gebührt, und auch gleichzeitig sich des wchmü- thigen Gefühl- darüber nicht erwehren, daß alle diese Bestrebungen ver geben» sind, alle diese Thätigkeit, die, auf andere Zwecke gerichtet, viel leicht Großes hervordrMgen würde, nutzlos entwickelt wird. Mit größerer Bestimmtheit wird dagegen die Nachricht verbreitet, daß im Gouvernement Augustowo ein Bauernauffland ausarbrochen sei. Sollte dies etwa ein Resultat der Bestrebungen der Emissäre sein, wie es bezeichnet wird? Ich zweifle daran, da jener Aufstand leicht auch alSFolge der daselbst herrschenden Noth eingetreten sein kann. Augustowo ist ein von ungeheuer» Wäldern, Sümpfen und Seen bedeckter Landstrich, in dem nur wenig Ackerbau getrieben werden kann, sodaß durch diesen selbst in guten Jahren nicht der für die Bewohner erfoderliche Bedarf erzeugt wird. Treten nun Misjahre ein, wie die drei letzten cS waren, so macht sich unter den dortigen Bauern in der Regel vor allen andern im Königreiche Polen die Noth zuerst bemerkbar und erreicht, wie es jetzt seit beinahe anderthalb Jahren der Fall ist, eine furchtbare Höhe, die mit unter Veranlassung zu den scheußlichsten und furchtbarsten Verbrechen wird. Der erwähnte Aufstand soll eben gegen den Adel gerichtet sein und bis jetzt weiter nichts als eine Plünderung der Getrcidekammern und sonsti gen Aufbewahrungsörter von Nahrungsmitteln bezwecken. Von sonstitzrn Exceffen oder gar von dabei vorgefallcncn Mordthaten wird nicht berichtet.