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licht« Vorwärts entgcgrntreten konnte. Wir können nur wünschen, daß die andcrweiten Motive, welche Hrn. Schlöffel die Sympathien so Vie ler verschafft haben, auf etwas solidrrm Grunde beruhen, denn seine Op position gegen daS bcregt« Gesetz ist ein Zrrthum, und beklagcnswcrth ist, daß in diesen Jrrthum so Viele ohne weitere Prüfung sich hincinrei- ßen ließen. Wir haben diese Ausführung gegeben, um zu zeigen, von welcher Beschaffenheit in vielen Fällen das Vorwärtstreiben eines großen Theiles der bcregtcn Menge ist, wie cs nicht selten jeder sachgemäßen Grundlage entbehrt, und wie Wenige erkennen wollen, welche Wohltha- ten in unsern in neuester Zeit ergangenen Gesetzen liegen. Daß Berlre- ter der Provinz, berufen zur leidenschaftslosen gründlichen Prüfung der Vorlagen, zur unbefangenen Erwägung des Bestehenden und des Neu zuschaffenden, sich vom allgemeinen Taumel Hinreißen ließen, ist gewiß beklagcnswcrth, um so mehr, als sic ihr eignes Werk zu zerstören beab sichtigten. Was mögen nur die Stände anderer Provinzen, was mögen Hannoveraner und Östfriesen wol über die Opposition gegen die Bewäs serung und Entwässerung gedacht haben? — Dem von IV2 brcSlauer Stadtverordneten am 22. Oct. gefaßten Beschlusse, dem Professor vr. David Schulz das Ehrenbürgerrccht zu crthcilen, ist der dortige Magistrat nicht beigctretcn. — Oie Beschwerde der römisch-katholischen Bürger von Breslau gegen die den Deutsch-Katholiken gemachte Bewilligung von 1000 Thlr. aus der Stadtkasse ist von der Regierung nicht für gerechtfertigt erkannt worden. Oesterreich. -i- Wien, 31. Oct. Einstimmige Berichte von der adriatischen Küste ver einigen sich dahin, daß unsere so stattliche, unter den gegebenen Verhältnissen wirklich ausgezeichnet zu nennende Marine einer bedeutsamen Krisis cnt- gcgcngeht. Daß die Staatsrcgicrung Oesterreich vorzugsweise als kontinen talen Staat betrachtet und behandelt, finden wir natur - und ordnungsgemäß. Zur Herrschaft auf den Meeren scheinen wir nicht berufen, geschweige denn auscrwählt. Allein weshalb wir versäumen sollten, unserer Handclsschiff- fahrt größere Ausdehnung zu geben oder mindestens doch das langsame Verwelken eines so schönen und wichtigen Erwcrbszwcigs zu hindern, ist nicht füglich cinzuschen. Während Oesterreich mit außerordentlicher Libe ralität alle fremden Schiffe zuläßt, von den fremden wie den eignen die gleiche Tonnengcbühr erhebt, sind die scinigen in den Häfen der kleinen und größern italienischen Staaten nichts weniger als bevorzugt. Frank reich läßt sie blos in Marseille ohne Restriktionen zu, England behandelt zwar Oesterreich auf dem Fuß einer begünstigten Nation, hält aber glcich- wcl die Bestimmungen seiner Navigationsactc aufrecht rc. Es hat nun aber auch Rußland das Diffcrentialzollsystcm angenommen, und cs steht mit vollem Grunde zu erwarten, daß die Rheder der dalmatinischen Küste, die fast sämmtlich Illyrier von Geburt sind und der griechischen Religion angehören, sich versucht fühlen werden, nach Odessa auszuwandern, wo cs nicht schwer hält, sich zu ctablircn, und wo sic bcs Schutzes des neuen Systems zu ihrem größten Nutzen thcilhaft zu werden hoffen können. Wie-dic Wahrhcit-sast in allen politischen Fällen in der Mitte liegt, so scheint nach dem Gesagten auch bei uns die Einführung eines mäßigen Differentialzolles durch die Umstände geboten zu sein, sobald keine Aus sicht ist, im Wege des Vertrags eine bessere Abhülfc zu erzielen. Großbritannien. London, 28. Oct. Nach einer Notiz des Advcrtiser wäre am 27. Oct. schon im Zoll- amlc zu Dublin ein Schatzamtsbefehl cingegangcn, welcher die frcic Getreideeinfuhr vom I. Nov. an gestatte. — Die der Times so oft vorqeworfene Unbeständigkeit spricht sich wie der einmal recht grell in einem Artikel gegen das Morning Chroniclc we gen der Insel Tschusan aus, über deren Rückgabe die Times kürzlich (Nr. 305) sc jammerte, während das Morning Chroniclc nur unverhoh len es auSsprach, ehe man sic den Franzosen in die Hände fallen lasse, solle man sie trotz des Vertrags von Nanking behalten. Die Times meinte eigentlich neben allen ihren Ausfällen gegen die Franzosen über denselben Punkt nur, daß cs übcl sci, erst abwartcn zu müssen, bis man Tschusan den Franzosen, wenn sie cs bekommen sollten, werde abnehmen können; abnehmen aber werde man cs ihnen gewiß. Heute nun tritt sic hin und sagt dem Whigblattc: „Wir können nur mit der äußersten Geringschätzung und Abneigung auf die Bemühungen derjenigen unserer College» sehen, die beständig bestrebt find, aus jeder kleinen Differenz oder Aussicht dazu ein Aufhebens zu machen und aus krankhaftem Argwöhne gegen die Politik unserer Nachbarn unsere eigne Nationalpolitik zu verwirren. Ein Beispiel davon ist die Anmulhung des Morning Chroniclc, Tschusan auch nach Lei stung der vollen Entschädiqungszahlung und trotz des Pottinger'schen Ver trags zu behalten. ES ist nicht unnatürlich, daß diese absurde Specula- lion im Osten aufgctaucht sein mag, wo unsere Kaufleute eifersüchtig auf die von uns für andere Nationen gewonnenen Vortheilc blicken und von europäischer Politik wenig zu wissen scheinen. Daß sic aber ernsthaft in diesem Land und mit ausdrücklicher Begründung von Feindseligkeit ge gen Frankreich wiederholt wurde, ist eine Beleidigung für die Einsicht und Rechtlichkeit Englands. Frankreich könnte ohne chinesischen Handel und ohne Marine und Kricgsplätze in Asien so wenig Tschusan behaupten, wie der chinesische Kaiser Corsika, wenn beide Inseln gegen einander auSgc- tauscht werden sollten. Wir haben sicherlich kein Recht, uns in die fran zösischen Gesandtschaften und in die Kriege Frankreichs an und mit un abhängigen Mächten zu mischen. Lächerlich -machen wir uns, wenn wir ohnmächtige Eifersucht über unsere Nachbarn zeigen, indem sic thun, was wir an ihrer Stelle selbst thun würden. Meinungsunterschiede im Be treff Dritter, die nicht uns angehören, sind kein Grund zu Feindseligkei ten, so lange unsere eignen Rechte geachtet bleiben, und sind auch cnguschc Interessen so umfassend, daß ihnen kein Vorgang auf dem ganzen Erd ball völlig gleichgültig sein kann, so werden doch wahre Würde und allge meine Wohlfahrt des Reichs wirksamer durch Beharren bei der festen und gemäßigten Politik gesichert, welche Wunden heilen und .Beleidigungen re- drcsfircn kann, als durch Berufung auf jene Leidenschaften und argwöhni schen Auffassungen, welche Kleinliches und Täuschung in das Aergste für die Menschheit verkehren." Die Times hat sich da selbst eine ganz an ständige Lection ertheilt. — Neber den zur Sprache gekommenen Plan, mitten im Herzen von London einen Central eisenbahnhof für alle davon ausgehenden Ei senbahnen anzulegcn, bemerkt Hcrapath's Journal: Was soll man von einem solchen Projccte denken? Wie viele Straßen würden zur Ausfahrt und Einfahrt erfodcrlich sein? Wie umfänglich müßte der Bahnhofsraum sein? Wie würde cs möglich sein für die Bevölkerung, auf diesen Stra ßen ohne zahlreiche und furchtbare Unglücksfälle, zumal zu Zeiten wie Greenwich Fair, zu Ostern, Pfingsten, irgend zu verkehren? Der Bahn hof zu Derby hält -10 Acker, und dort münden nur drei Bahnen. Die London und Birmingham-, Grcatwcstern- und Southwestern-Bahnhöfe Londons find zusammen gewiß viel größer. Dazu kommen die der Ea- stcrn-CountieS-, der Northern-, Eastcrn, Blackwall-, Greenwich-, Dover- Brighton-und eines ganzen Heeres neuer nach London beabsichtigter Bah nen. Welcher Naum würde weit genug sein für diese Alle? Wo soll er in London Herkommen, und wenn man ihn fände, was würde er kosten? Würden iOO —150 Äcker hinreichen? Beziehentlich gesprochen, würde man London beseitigen müssen, die City fast gänzlich, um ihm einen Bahn hof zu verschaffen. Wir bezweifeln, ob 10 Ps. St. von jedem Mann, Weib und Kind in London hergcgcbcn, zureichen würden, den Grund und Boden und die Gebäude zu erwerben und die crfoderlichen neuen aufzu führen, die ein solcher Ccntralbahnhof brauchen würde. Daß mehre der Bahnen sich verbinden und dem Innern von London näher kommen alS es jetzt der Fall ist, bezweifeln wir nicht. Oie Great Western, South Western und andere westliche Linien könnten z. B. gemeinsam bis zu der Lincolnsinficlds Vordringen; ebenso würde sich für die nördlichen Li nien in der armseligen Gegend von Farringtonstrcct oder Smithfieldsmar- kct, wenn Vichmarkt und Schlachthäuser etwas weiter ab verlegt werden, eine Räumlichkeit finden und für die östlichen Bahnlicn möglichst nahe bei der Bank. Für die südlichen wäre im Süden der Themse, wenn nicht vielleicht in der Nähe von Charingcroß der Ort. Vier große Bahnhöfe würden so mit wenig Schtvicriqkeit, aber immer mit großen Kosten herge- stcllt werden können. ' — Als ein neuestes Beispiel der in Arland vorkommcnden Gcwalt- thätigkeitcn wird aus Roscommon geschrieben, daß ein englischer Pachter eines ansehnlichen Meierhofs jüngst von vier Männern des Nachts beim Nachhausegehcn angchaltcn, auf die Knie geworfen, und indem ihm vier Pistolen auf die Brust gesetzt worden, bedeutet wurde, ein ihm zuständiges Haus für 6 Pf. St. jährlich an einen Schuhmacher zu vermiethen. Wenn er Das nicht thue, würden sie ihn zu finden wissen und erschießen. — In Birmingham wird dem Unterhausmitqliede für Wolverhampton, Charles Pelham Villiers, ein großes Banket zur Anerkennung der Verdienste bereitet, welche er dem Vereine gegen die Getrcidegesctzc bis her geleistet hat. — Vom Glasgow Argus wird verkündet, daß der Calcdo nische Ka nal, welcher aus dem Atlantischen Meere in die Nordsee führt, bei sei ner Wiedereröffnung nach Vollendung der jetzt im Werke befindlichen Verbesserungen seiner ganzen Länge nach regelmäßig mit Dampfschlcppschif- fcn befahren werden und die ganze Fahrt aus einem Meere zum andern in 24 Stunden zurückgelcgt werden soll. Frankreich. Paris, 3i. Oct. Das Journal des Debals sagt in seinem gestern von uns schon er wähnten Artikel über die Aussicht auf einen langen Krieg in Alge rien, die französischen Waffen würden zwar immer die Araber besiegen, aber nur die Zeit dieselben unterwerfen. Wenn es sich nur darum han dele, die Araber zu schlagen, würde man schon seit zehn Jahren im fried lichen Besitz Algeriens sein. „Wir wollen nicht die Mittel gegen sic an- wcndcn, fährt das ministerielle Blatt fort, die sie gegen uns gebraucht: Vcrrath und Treulosigkeit. Empören sie sich zwanzig Mal, werden wir ihnen zwanzig Mal verzeihen, und wenn unsere Generale, um sie zu züch tigen, zu allzu strengen Mitteln greifen würden, so wisse» sie, welche Bc- urthcilung ihnen die öffentliche Meinung in Frankreich Vorbehalten würde. Man wundert sich darüber, daß binnen 15 Jahren die Araber nicht ihre Religion, ihre Sitten, ihre Gesetze gewechselt haben; daß binnen 15 Jah ren diese Völkerschaften, welche so viele fremde Herren hatten, ohne daß dadurch ihr Charakter wesentlich geändert worden wäre, in welchen man noch heutzutage die Numidier Jugurtha's und die Mauren Bocchus' wie- dcrfindet, nicht friedliche Wähler und ehrbare Nationalgardisten geworden sind! Man erzürnt sich, man macht alle Welt verantwortlich für jene unablässig wieder ausbrcchendcn Aufstände und die Opfer, die sie uns ko sten; man sucht die Ursache davon überall, nur nicht da, wo sic ist; man will nicht einsehcn, daß, so lange die Araber Araber sind und unsere Ci- vilisation die ihrige nicht verdrängt hat, Algerien wol momentan ruhig, aber nicht unterworfen sein wird. Die Einen beschuldigen den Marschall Bugcaud und entwerfen Kricgsplane, als wenn uns der Krieg nicht im mer gelungen wäre; Andere werfen die ganze Schuld auf den Vertrag