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daher zur Berichtigung Folgendes: vr. Nauwerck war bei ihr für das Ara bische und die Geschichte der Philosophie habilitirt, und sie hat daher die ihm „ach Z. -13 ihrer Statuten zustehende und von ihm iw letzten Wintersemester benutzte Befugniß, über Geschichte der philosophischen Staatswiffenschaft zu lesen, anerkannt und vertreten. Da indessen Inhalt und Weise seiner Vor träge nach mehren Seiten Anstoß gaben, so erinnerte sie ihn unterm 8. Dec. pr. durch ihren Dekan, das ihm bei der Habilitation zugestandene Gebiet nicht zu verlassen und die Grenzen wissenschaftlicher Erörterungen einzuhal ten, und empfing von-ihm diese Zusage. Um dieselbe Zeit war-ihr befohlen, über die Verträglichkeit einiger seiner früher» Schriften mit seiner Stellung eines Privatdocenten an einer preußischen Universität ihr Urtheil abzugeben. Nach genauer Prüfung glaubte sie für den Ton und die Darstellung derselben das Siecht polemischer Flugschriften, und für die politischen Ansichten, wenn sie sich auf dem wissenschaftlichen Boden hielten, die Freiheit der Lehre ansprechen zu dür fen, und unter der Voraussetzung, daß er sich seinem Versprechen gemäß auf dem ihm zugewiesenen Gebiet innerhalb der wissenschaftlichen Erörterung halte, fand sie keinen Grund, ihrerseits gegen ihn einzuschreiten. Auf den ausführlichen Be rscht dieses Inhalte vom -1. Jan- d. I. stand die hohe Behörde davon ab, die aufgeworfene Frage weiter zu verfolgen, und gab es dadurch stillschweigend in die Hand des 0r. Nauwerck, bei wissenschaftlicher Haltung seine Vorlesungen ungehindert fortzusetzen. Indessen erschien bald darauf der von ihm zur Er öffnung der Vorlesungen gehaltene Vortrag über die Lheilnahme am Staate, der wenig wissenschaftliche Belehrung und mehre bedenkliche Stellen enthielt. Die Uebertragung eines Rechts, wie das der öffentlichen wissenschaftlichen Lehre, ist zugleich eine Sache des Vertrauens, und sie muß es um so mehr sein, da sich in den Vorlesungen der Universität weder die Richtung des Gan zen noch einzelne Aeußerungen genügend überwachen lassen, und jede nöthig werdende Ucberwachung schon wie ein sittliches Misvcrhältniß erscheint. Die philosophische Facultät hat dem vc. Nauwerck dieses Vertrauen voll und ganz bewiesen. Wenn jedoch in seinen Vorlesungen, namentlich in den letzten, durch Klatschen und Scharren Unordnungen vorsielen, wenn, wie vernommen wird, Studirende, Heils solche, welche für, theils solche, welche wider das Vorge tragene aufgeregt waren, neue und größere Störungen verabredet hatten, so gestattet dies, abgesehen von dem Inhalte der Vorträge, keinen günstigen Schluß auf die ganze Haltung und die wissenschaftliche Ruhe der Betrachtung, und die philosophische Facultat würde unter diesen Umständen auch ihrerseits bie Fortsetzung solcher Vorlesungen nicht haben vertreten können." ** Berlin, 23. April. Die Bestätigung des Stadtraths Benda ist be reits gemeldet. (Nr. l l3.) Als demselben nun vorschriftsmäßig der Eid abge- nommen werden sollte, erhob derselbe aus einem gleich anzugebcnden Grunde Bedenklichkeiten. Der Eid more gucikueo beginnt nämlich, nssch dem Ge setze, immer mit den Worten: „Ich ic. schwöre bei Adonai, dem Golt Jsracl's" rc. Hr. Benda soll nun bei Lesung dieser Eingangsformel er klärt haben, daß er diese nicht nachsprechen könne, weil es, seiner Ueber- zeugung nach, nur Einen Gott gebe, und daß die Israeliten nicht einen andern Gott anerkennten, wie der bestimmte Artikel vor den Worten „Gott Jsrael's" annehmen ließe, während die Weglassung dieses Artikels Lie Sache vielleicht umgestalte. Da nun eines Einzelnen wegen die For mel nicht umgestoßcn werden kann, so wird sich Hr. Benda wol zu deren Nachsprechung bewegen lassen; vielleicht hat er sich auch nur mit Lem Protest begnügt. Jedenfalls dürfte dieser aber den Anlaß geben, die Aufmerksamkeit der zuständigen Gesetzgebungscommifsion darauf hmzulenken. -f Königsberg, 18. April. Dirccte Nachrichten aus Petersburg melden, daß der Proselyt Äary aus Mitau, der Verfasser der mon strösen Schrift „Ueber die Emancipation des Menschen" (Königsberg 1843), trotz seines Uebcrtritts zur christlichen Kirche und trotz seiner Bertheidigung des harten Edicts vom 2. Mai bei der russischen Regie rung eine sehr" kalte Aufnahme gefunden hat. Namentlich soll ihm der Minister Uwarow die.nachaesuchte Stelle bei der unter Vr. Lilienthal be stehenden Commission zur Reformirung des jüdischen Schul - und Cultus- ivesens verweigert und überhaupt seine Hand gänzlich von ihm abgezogen haben. Der um Rußlands Volksaufklärung hochverdiente Staatsmann «ersteht zu gut, den blos äußern Religionswechsel von der Tüchtigkeit Ler inncrn Gesinnung zu unterscheiden, um sich vom Scheine der Aben teuerlichkeit blenden zu lassen. Es ist keiner Regierung mit dem bloßen Verrathe früherer Glaubensgenossen gedient; nur sittliche Charakterfestig keit kann unter allen Umständen für die Dauer Bestand halten. — Vorgestern wählte die hiesige Kaufmannschaft von neuem ihre Vorsteher, bei welcher Gelegenheit ein heftiges Oppositionsmitglied, Hr. Grünha gen, Derselbe, der so häufig schon auf die Ungenauigkeit der Börsen- Kornscala aufmerksam machte, vielfache Misbräuche des commerziellen Lebens in allerdings abschreckender und verletzender Form vor einer zahl reichen Versammlung zur Sprache brachte. Man darf von der Ehren haftigkeit der gegenwärtigen Vorsteher erwarten, daß sie sich von der äu ßern Taktlosigkeit des Opponenten nicht abhalten lassen werden, das Wahre an Ler Sache zum Gegenstand einer sorgfältigen Untersuchung zu machen. Cs wäre nicht daS erste Mal, daß man von seinem Feinde etwas ge lernt hätte. *AuS Wtstpreussm, IS. April. Kürzlich hat sich zu Elbing «in Mäßigkcitsverein gebildet; noch ist die Zahl seiner Mitglieder nicht bedeutend und es fehlt ihm nicht an Gegnern, die ihn theils im Ernste, theils mit Scherz angreifen. Die Sache der Mäßigkeitsvereine will überhaupt da, wo man Nebenzwecke wittert, nirgend recht gedeihen; und auch wo man ihnen ganz reine Absichten zutraut, bleibt immer die Meinung geltend. Laß eine so einseitige Bekämpfung unserer socialen Uebel nur geringe Früchte tragen könne. Dem Armen muß vor Allem erst Ersatz für sein einziges Genuß - und Erregungsmittel gewährt wer den, ehe man es ihm entzieht; der Reiche wird freilich den Branntwein leicht entbehren können; daö Weintrinken verbietet der elbinger Ver ein nicht. — Eine auffallende Geschichte, welche mit der MaßigkeitS- angelegenheit in Verbindung steht, wird von dem «Danziger Oampfboot» in folgender Weise berichtet: „Daß man bisweilen auch des Guten zu viel thun kann, beweist eine Begebenheit, die sich kürzlich in Lithauen zugetragcn hat. Ein Geistlicher hatte in seiner Gemeinde einen Säufer, der trotz aller Ermahnungen und Gelöbnisse der Besserung dennoch immer in sein altes Laster zurückficl und sich dann bis zur Sinnlosigkeit betrank. Als er ihn einst wiederum nachdrücklich ermahnt hatte und der Mensch Besserung versprach, beschloß der Pfarrerin seinem Eifer für das See lenheil seines Gemcindemitgliedes und als ein erbauliches Beispiel für das ganze Kirchspiel, sein Besscrungsgelübdc so feierlich wie möglich zu ma chen. Die Lithauer sind im Allgemeinen weit religiöser als die Deutschen und hängen selbst noch an manchem alten Merglauben. Er führt ihn also vor die versammelte Gemeinde in^die Kirche und läßt ihn dort vor dem Altar ejncn feierlichen Eid schworen, dem Branntweine fortan für immer zu entsagen, sich freuend, auf diese Art eine Seele mehr dem Him mel gewonnen zu haben. Nach beendigtem Gottesdienste wird der schein bar gebesserte Sünder von seinen alten Trinkbrüdern aufgezogen, und aus Aerger über seinen übereilten Schwur besäuft er sich eine Stunde nach jenem feierlichen Acte so sehr, daß er anscheinend todt von seinen Ver wandten hcimgefahren werden muß. Diese halten nun einen Familien- rath und beschießen den Tod des Sünders, weil er durch die Verletzung seines feierlichen Schwures in der Kirche unfehlbar dcm Satanas anheim» gefallen sei, und damit nicht ein solcher Sklave des Teufels auch noch über sie selbst Unglück hcrbciführen möchte. Es wird nun ein Arsenik trank (dieses Gift wird in der Nähe der Grenze von den polnischen Schmuggeljudcn in großen Quantitäten feil geboten und ist in vielen Bauerwirthschaften vorrathig (doch wol nur als Mittel zur Vertilgung der Fliegen) bereitet und derselbe dem noch sinnlosen Menschen eingegos sen, welcher wenige Stunden darauf zu großer Beruhigung seiner Ange hörigen unter gräßlichen Convulsioncn seinen Geist aufgibt. Die Unter suchung gegen diese Uebclthäter, welche in ihrem Wahn ein gutes Werk zu verrichten meinten, schwebt noch vor der Behörde." Oesterreich. *lVien, 29. April. Das gestrige Gcburtsfcst des Kaisers ist mit allgemeiner feierlicher Theilnahme begangen worden. Die gcsammte Gar nison, unter dem Commando des Fcldmarschall-Lieutenants Prinzen von Wasa, war auf das Glacis zunächst dem Burgthor ausgerückt, während in der St.-Stephanskirche, auf Veranstaltung des Magistrats, ein Hoch amt stattfand, und das Bürgermilitair sich zahlreicher als je zur Parade ausgestellt hatte, dessen Geschütze gegen das Jnvalidenhaus hin die üblichen Salven gaben. — Man beschäftigt sich nun, dem Vernehmen nach, ernst lich mit der Verlegung des hiesigen ungenügenden und baufälligen Straf hauses nach der, von Maria Theresia gegründeten, wönige Meilen von hier entfernten und zunächst Wiener-Neustadt gelegenen Ortschaft The- resienfeld. Damit soll zugleich eine Kaserne in Verbindung gebracht werden. Excesse der Sträflinge wie jener neuerliche finden hier einen größern Widerstand und dürften unter obigen Verhältnissen sich nicht so leicht ereignen. Leider hatte sich das Militair dabei veranlaßt gesehen, mit gefälltem Bajonnet gegen die Meuterer vorzudringen, wobei einige der Rädelsführer schwer verwundet worden sind. ^Wicn, 19. April. Während die neuesten auswärtigen Journale ihre Spalten mit bevorstehenden Ausbrüchen von Revolutionen in Unter italien anfüllcn, und dadurch sich auch hier unter dem Publicum grö ßere Besorgnisse verbreiten, erhalten wir von allen Seiten aus dem Lom bardischen Königreiche die beruhigendsten Versicherungen, daß dort nicht das Geringste für die öffentliche Ruhe zu fürchten sei. Unterdessen ist vergangene Woche der General der Cavalerie Graf Wallmoden aus Mailand hier einaetroffen und hatte vielfache Unterredungen mit sckmmt- lichen Ministern. Graf Wallmoden gehört zu dem cnaern Kreise des Kürsten Metternich und ist überdies die rechte Hand des in Italien ccmckandirenden Feldmarschalls Grafen Radetzky. Es ist natürlich, daß seine Stimme hier von Gewicht ist und daß seine Meinung, die im Fall eines ernsten Ausbruchs einer Rebellion im Kirchenstaate für schnelle und augenblick liche Intervention sein soll, Gehör finden dürfte. — Die ungarischen Reichsstände sind am 15. April durch eine königl. Resolution ausgefodert worden, die Verhandlung der vorliegenden Sachen zu beschleunigen, da der Landtag bereits über den Termin ge dauert und die Verwaltung des Landes unter dieser Verzögerung leide. Spanien. * Paris, 19. April. Der Heraldo vom 13. April bringt die Nach richt von einem neuen Bruche des Völkerrechts, dessen sich die Marok kaner gegen Spanien schuldig gemacht haben sollen. Er berichtet nach Briefen aus Malaga, daß ein vorgeschobener Posten der Besatzung von Malilla, bestehend aus einem Corpora! und drei Mann des Provinzial- regiments von Almeria, von den Marokkanern überfallen, gefangen ge nommen und ermordet worden sei. Dieser Vorgang scheint indessen nach der eignen Meinung des Heraldo der Bestätigung zu bedürfen, N>as in dessen das genannte Blatt nicht verhindert, bei dieser Gelegenheit mit ver doppeltem Nachdrucke darauf zu bestehen, daß Spanien eine exemplarische Gcnugthuung für die ihm von den Ungläubigen widerfahrenen Beleidigun gen nehme. Die ersten diplomatischen Schritte zu diesem Zwecke, welche leich nach der Hinrichtung des spanischen Consuls in Mogador von den ämmtlichen europäischen Consuln in Tanger gethan worden sind, haben, laut Briefen aus Givraltar vom 29. März, zu einem keineswegs vefrie- »igenden Ergebnisse geführt. Der Kaiser hat auf die Eingabe der Con- üln nicht direct geantwortet, wie dies bisher in ähnlichen Fällen zu ge-