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9L2 schehen pflegte, sondern er hat die Antwort seinem Universalminister Mah mud Bendriö überlassen, welcher in seinem Schreiben nicht einmal sagt, daß er im Namen seines Herrn spreche. Was nun den Inhalt der De pesche des marokkanischen Ministers betrifft, so geht derselbe dahin, daß man nicht gewußt habe, daß der unglückliche Darmond consularischer Be amter gewesen sei, daß man indessen, auch wenn man diese seine Eigen schaft gekannt hätte, dem Gesche ganz in derselben Weise seinen kauf gegen den genannten Mann gelassen haben würde, der sich über das Ge setz, hinwegschen zu dürfen geglaubt habe. In Bezug auf die Zukunft, fügt das Schreiben des Ministers Abderrhaman's hinzu, sollen alle aus ländischen Juden (deren Glaubensbekenntniß also der Hingerichtete Consul angchört zu haben scheint, ein Umstand, in welchem die Marokkaner ohne Zweifel eine Ermuthigung zu ihrem summarischen Verfahren gegen den selben gefunden haben), die nach Marokko kommen, welchem Staate sie angehören und welches Standes sie auch seien, unbedingt den im Reiche für die Juden geltenden Gesehen unterworfen sein und eben so behan delt werden, als wären sie Eingeborene. Diejenigen aber, welchen diese Bedingung nicht gefällt, fügt Mahmud Bcndris hinzu, mögen das Land verlassen. Diese Antwort des Ministers hat, wie man sich denken kann, einen sehr ungünstigen Eindruck in Tanger gemacht, und die dortigen Con- suln haben sich in Folge derselben über die-Abfassung und Absendung einer neuen und noch stärkern Protestatio.» an den Sultan verständigt. Man meldet überdies aus Gibraltar, daß die Repräsentanten von Schweden und Dänemark den Befehl erhalten haben, die Zahlung des schmählichen Tributs von 2-1,000 und 2k,000 Piastern cinzustcllen, welchen die genann ten beiden Staaten unbegrciflicherweise bis auf den heutigen Tag an den Kaiser von Marokko gezahlt haben. Um diesem Entschlusse den gehörigen Nachdruck zu geben, werden Kriegsschiffe der skandinavischen Machte vor Langer erwartet. Die Spanier ihrerseits haben angefangcn, in den Hä fen des Mittelländischen Meeres Rüstungen zu machen. Dcr Jnfant Don Enrique, Commandant der Brigg Manzanares, ist am 12. April in der Diligence von Madrid nach Cadiz abacreist, um sein Fahrzeug in kriegs- sertigen Stand zu setzen. Bei dem Abschiede des jungen Prinzen hat sich das beste Einverständniß zwischen den beiden Königinnen und der Familie des Jnfantcn Don Francisco de Paula durch die unzweideutigsten Beweise bewährt.— Die verstorbene Infantin Dona Carlota hat, wie man jetzt er fährt, ihrem Beichtvater, dem Pater Fulgencio, kurz vor ihrem Tod einen geheimen Auftrag gegeben, zu dessen Ausrichtung der genannte Geistliche nach Frankreich abzurcisen im Begriff steht. Der Plan, eine neue Anleihe zu machen, welchen der Finanz minister eine Zeit lang verfolgt hat, scheint jetzt von Hrn. Carrasco wie der aufgegeben zu sein, und zwar zum großen Mißvergnügen der Capita- listen, welche dieses Geschäft in ihre Hande zu bekommen hofften. Die Unzufriedenheit dieser Herren mit dem Finanzminister soll die eigentliche Ursache des eingetretencn Sinkens der spanischen Staatspapiere sein, durch welches man die Finanzvcrwaltung in Verlegenheiten bringen zu können glaubt. — Die bei Gelegenheit der Rückkehr der Königin Maric Chri stine in Madrid versammelten Bischöfe haben vor ihrer Adresse in ihre Sprengel eine große Conferenz mit dem Justizministcr Hrn. Mayans ge habt, deren Zweck eine Verständigung über die Interessen der Geistlich keit und über das Verhältniß der Kirche zum Staate war. Das Resul tat der Verhandlungen des Ministers mit dem Prälaten scheint für beide Theile ziemlich befriedigend ausgefallen zu sein. Großes Aufsehen hat in Madrid die Verhaftung des Hrn. Cocllo y Quesada, des Vcrtheidigerß des Hrn. Madoz, gemacht, die da durch veranlaßt worden ist, daß Hr. Cocllo einen leidenschaftlichen Auf tritt mit dem öffentlichen Ankläger, der die Sache des Staats gegen Hrn. Madoz führt, gehabt hat. Die HH. Cortina, Madoz und die an dern mit ihnen verhafteten Eortesmitglicder empfangen übrigens fortwäh rend zahlreiche Besuche nicht nur von den Männern der Opposition, son dern auch von Personen, die zu der Regierungspartei gezählt werden. So hat neulich der General Concha einen ganzen Tag bei ihnen zugc- bracht, was denn von dem Ministerium so übel genommen worden »st, daß dasselbe gedroht hat, den Angeklagten die Erlaubniß, Besuche zu empfangen, wieder zu entziehen, wenn sich ähnliche Anstößigkeiten er neuern sollten. Großbritannien. London, 18. April. Bei der Bewilligung verschiedener Summen für die Staatsverwal tung ergab sich aus den Verhandlungen des Unterhauses am 15. April, daß die Civilliste jährlich 10,000 Pf. St. für geheime Ausgaben ver wende und daß die Minister außerdem jährlich eine Summe, die seit vier Jahren 39,200 Pf. St. betragen hat, vom Parlamente zu gleichem Zweck erhalten, die sie ohne Rcchnungsablcgung verwenden, deren amtliche Ver ausgabung aber jeder Minister für seinen Theil jährlich eidlich erhärten muß. Sir I. Graham erklärte, als Minister des Innern habe er seit seinem Amtsantritte noch keine geheimen Ausgaben nöthig gehabt, und die betreffende Summe sei demgemäß ausschließlich von den Staatssecre- tairen für die Colonien und für die auswärtigen Angelegenheiten, sowie von der Admiralität verwendet worden. — Ein Korrespondent der Times berichtet aus Paris: „Unter der Re stauration wurde der Kampf zwischen dem Hof und der Presse zu kei ner Zeit mit solcher Erbitterung geführt, wie es jetzt der Fall ist. Einräu mend, daß eine Nothwcndigkcit zur Zügelung der Presse vorhanden sei, zittern doch die besten Freunde der gegenwärtigen Ordnung der Dinge in Frankreich vor den Folgen dieses Kampfes, und um so mehr, da Je der, mit dem man spricht, das Fortschrciten des Republikamsmus und anderer Arten von Mißstimmung einräumt, ohne daß irgend ein bestimm ¬ ter oder augenscheinlicher Beweis dieser Thatsache vorlieat. Man fürch tet jedoch fast allgemein die Gefahren, welche aus einer Veränderung her vorgehen würden, Auf dieser Rücksicht und nicht auf Loyalität oder An hänglichkeit an das regierende Haus beruht die Sicherheit des Thrones und der Verfassung von Frankreich. Alle gemäßigten und denkenden Män- .ner bedauern deshalb, daß die Macht der Regierung, statt eine Versöh nung zu versuchen, auf Reizung und Erbitterung jeder Art von Opposi tion gerichtet zu sein scheint. Ohne Zweifel besitzt die Regierung eine Riesenkraft; die hatte aber auch Karl X. am Morgen des 26. Jul. 1830. Stimmt es wol mit der Weisheit, welche die meisten Handlungen des Königs Ludwig Philipp seit seiner Thronbesteigung ausgezeichnet hat, über ein, diese Kraft nicht sowol zum Beugen als zum Brechen eines so ge fährlichen Sinnes, wie er dem französischen Charakter eigen, zu verschwen den? Es ist kaum etwas Anderes als unnöthigc Grausamkeit, die leai- timistischcn Journale mit so Ungeheuern Geldbußen und -Gefängnißstrafen belegen zu lassen, denn der Herzog von Bordeaux, daß kann dem Könige nicht unbekannt sein, hat eben so wenig Aussicht, zum Throne zu gelan gen, als Dom Miguel, in Portugal zur Herrschaft zu kommen." Frankreich. Paris, 19. April. Nachdem die Pairskammer in dem von der Dcputirtenkammer be reits genehmigten Gesetzentwurf über die Jagdpolizei verschiedene Abänderungen vorgenommcn halte, kam derselbe gestern in der Dcputir- tcnkammcr abermals zur Beralhung und wurde in seiner neuen Gestalt mit 21-1 gegen 99 Stimmen angenommen. — Die Oppositionsjournale bemühen sich, Hrn. Guizot durch Ota- hciti auf doppelte Weise in Verlegenheit zu bringen. Einerseits stel len sie die Sache so dar, als habe derselbe, sobald ihm klar wurde, daß die so kräftig gestaltete Vertretung der protestantischen Interessen in Eng land entschieden genug auftrete, um schon den Premierminister zu lauten Aeußcrungcn des Bedauerns über die Vorgänge auf Otahciti im Parla mente zu nöthigen, durch die Erklärung im Moniteur, daß die Besitz ergreifung nicht angenommen sei, das englische Ministerium gegen dab Drängen der protestantischen Gesinnung sichern und dieser selbst jeden Vorwand zu Beschwerden Lntzichen wollen, während er daneben aber auch die Absendung von Befehlen zur Wiedereinsetzung der Königin Po- mare bisher unterlassen, sodaß sich in der Südsee thatsächlich Alles ver- ;alte, als ob die Erklärung im Moniteur gar nicht vorhanden sei, und da die Hin- und Zurückfahrt gegen anderthalb Jahre erfodere, während dieses Zeitraums die französische Herrschaft sich, selbst ohne besondere Er eignisse, wodurch die Frage erledigt wäre, längst vollständig'begründet haben werde, bevor eine zuverlässige Nachricht von der Verwirklichung: dieser List nach Europa gelangen könne. Andererseits nehmen sie dagcgcw an, die Mißbilligung der vom Admiral Dupctit-Thouars getroffenen An ordnungen sei bereits vollendet, und malen dann den Eindruck aus, wel chen eine solche Vernichtung bereits vollendeter Thatsachcn in lenen fer nen Gegenden auf die vereinzelten Franzosen machen müsse. Zu diesem Zwecke schildern sie mit der größten Ausführlichkeit, wie überrascht und" bestürzt der Schiffslieutenant Reine gewesen sei, als er bei seiner An kunft in Marseille den Tadel seines Admirals zuerst kennen gelernt habe. Auch behaupten sie jetzt, daß die Königin Pomare eigentlich gar nicht wirkliche Herrscherin gewesen sei, sondern daß jede einzelne Insel ihres so genannten Reiches einen selbständigen Fürsten gehabt, daß die Königin Pomare nur eine Art Obcrhohcitsrecht besessen und daß die übrigen Herrscher sämmtlich durchaus Frankreichs Unterthancn zu werden verlangt hätten, die Königin allein England vorgezogen habe rc. — Nach amtlichen Zusammenstellungen haben die Gemeinden und die Departements in dem Zeiträume von 1836—41 die Summe von 24^ Mill. Fr. auf die Erbauung von 640 Kilometer Vicinalwege verwendet. ff Paris, 19. April. Die Opposition nimmt großes Aergerniß daran, daß die Dcputirtenkammer jetzt docy noch den Artikel des neuen Jagd gesetzes angenommen hat, durch welchen die.königl. Forsten von den wesentlichsten Vorschriften dieses Gesetzes ausgenommen werden. Und darin hat die Opposition grade nicht unrecht. Der erste Beschluß der Kammer, kraft dessen das gemeine Jagdrecht keine Ausnahme leiden sollte, . stand in zu großer Uebcreinstimmung mit dem ganzen Geiste der franzö sischen Gesetzgebung, als daß hier ein Nachgeben gegen die entgegengesetzte Ansicht der Pairskammer am rechten Platze gewesen wäre. Neben der Jnconscqucnz der Deputirtenkammer kommt hier aber auch noch der Um stand in Betracht, daß das den königl. Forsten zuacstandene Privilegium den Hauptzweck des Gesetzes, die Schonung des Wildstandes in Frank reich, zum guten Theile vereiteln muß. Wenn cs auf den Krondomainen erlaubt ist, Jahr aus Jahr ein zu jagen und das dort geschossene Wild im ganzen Lande feilzubieten, so ist damit tausend Ucbertretungen des für alle übrigen Reviere ausgesprochenen Verbotes Thür und Thor ge öffnet. Am auffallendsten ist es, daß das Ministerium so hartnäckig dar auf bestanden hat, daß der Krone, nächst dem Recht, in jeder Jahreszeit zu jagen, auch die Befugniß zuerkannt werde, das Wild ihrer Parks und Walder zu jeder Zeit auf den Markt zu bringen. Was hat dieses kleine Handelsintcrcssc gemein mit den „Gründen der höhern Schicklichkeit", in deren Namen das Ministerium für den König die Befreiung von der ge meinen Jagdpolizei verlangte? Die Mehrheit der Kammer, welche ein von Hrn. Cremieux in jenem Sinne gestelltes Amendement verwarf, würde wahrscheinlich in großer Verlegenheit sein, diese Frage zu beantworten. Italien. Am 15. April fand in Florenz die Vermählung der Erzherzogin Auguste mit dem Prinzen Luitpold von Baiern statt.