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Der Weg der Reichsautobah« in Machse« Baubeginn an der Teilstrecke Vrischwlh—Bautzen im September In einer Besprechung mit den Bürgermeistern und Orts- bauernfükrern der Gemeinden Bautzen,Salzenfor st, Rattwitz, Oberuhna und Bolbritz, die in Gegen wart von Vertretern der Amtshauptmannschaft, der Reichs bahn, der Kreisleitung der NSDAP und der Kreisbauern schaft Bautzen abgehalten wurde, konnte man die endgültige Führung der Teilstrecke Prischwitz—Bautzen der Reichsauto bahn Dresden—Görlitz grundsätzlich festlegen. Als Vertre- ter der Obersten Bauleitung Dresden der Reichsautobahn schilderte Reichsbahnoberbaurat Claußnitzer den vor läufig vorgesehenen Verlauf der Strecke und die Grundsätze des Autobahnbaues und Grundstückserwerbs. Die Teilstrecke überschreitet südöstlich von Prischwitz die Landstraße Bautzen—Kamenz, verläuft dann nördlich dieser Strecke bis zur Salzenforster köhe, überschreitet hier die Straße Bautzen—Saizenforst und die Reichsvahnlinie Baut zen-Königswartha und erreicht an der Reichsstraße Baut zen-Hoyerswerda die „Humme l", eine Anhöhe, die einen malerischen Blick aus die Sechsstadt Bautzen gewährt. Diese Aussichtsstelle ist vom Führer und Reichskanzler Adolf Hit ler, als er in der Kampfzeit in Bautzen eine Kundgebung abhielt, ganz besonders gerühmt worden; hier, dicht bei Bautzen soll ein Reichsautobahnhof errichtet werden. Die Vertreter der Gemeinden Oberuhna, Bolbritz, Sal zenforst, Rattwitz und Bautzen erklärten sich mit der geplan ten Führung einverstanden und äußerten Wünsche, die nur unerhebliche Verschiebungen der Strecke bedeuten würden. Zur Nachprüfung der Wünsche wurde eine Geländebesichti gung vorgenommen. In der Gemeinde Salzenforst, die be reits eine Flurzusammenlegung vorgenommen hat, wird sich eine zweite Teilzusammenlegung nötig machen. Zwischen Uhyst und Bautzen ist durch die Be sprechungen die Reichsautobahnstrecke ebenfalls so gut wie festgelegt. Die Pläne werden nun bearbeitet und dann der landespolizeilichen Prüfung übergeben. Es ist jedoch beab sichtigt, die Teilstrecke zwischen Kilometer 46 und 52 bei Prischwitz noch vor der Planprüsung, wahrscheinlich bereits im September, in Arbeit zu nehmen, um den ArbeittzmaM des Bautzener Bezirkes und der Stadt Bautzen schnell zu entlasten. Die weitere Führung der Bahn nach Osten stößt bei derSpreeüberführungauftechnischeSchwie- rigkeiten, so daß die Planung der Gesellschaft zur Vor bereitung der Reichsautobahn noch nicht bindend ist. Die Strecke sollte von der „Hummel" aus jenseits der Spree dicht hinter der Bautzener Landesstrafanstalt entlangführen und würde dabei eine neue Randsiedlung anschneiden. Man beabsichtigt, diesen Teil der Bahn ein wenig weiter nach Norden zu abzubiegen und die Spree in der Nähe des „Abgotts" zu überqueren. Gebt unseren Arbeitern menschenwürdige Unlerkünflel Wie die Landesstelle Sachsen mitteilt, sind bei einer Besichtigung die Unterkünfte der mit Planierungsarbeiten ?eiOschatz beschäftigten Bauarbeiter als den nationalsozia- Wschen Anschauungen nicht genügend befunden worden: es wurde für Abhilfe Sorge getragen. Der verantwortliche Bauleiter wurde daraufhin von der Baufirma seines Bostens enthoben. Turnen und Sport Erste» sächsische» Stadtring-Rennen in Zittau Die Ausschreibung für das Erste Sächsische Stadtring-Ren nen in Zittau, das erstmalig an Stelle des Lückendors-Berg» rennens ausgetragen wird ist herausgegeben worden. Zu dem Rennen, ein Runoftreckenrennen um dl« Promenade der Stadt Zittau mit einer Länge von 2,88V Kilometer je Runde, find nennberechtigt die Inhaber eines nationalen Fahrerausweises oder einer internationalen Fahrerlinzenz, gültig für 1935, soweit ! sie im Bereich des Gaues 18 Sachsen ansäsiig sind. Dre Nen- i nungen find an die DDAC-Eeschästsstelle Zittau, Augustus- Allee 14, einzusenden. Der 15 September ist als Nennungs- j ichluß festgesetzt worden. Ausdrücklich sei bemerkt, daß die Ren nen nur für Kraftradsahrer offen stehen. Das Ren nen wird in vier Fahrten mit je zwei Klassen ausaetragen. Ausweissahrer Klasse A bis 25V ccm. Klasse B bis 35V ccm. Klasse C bis 5VV ccm, Klasse D über 5VV ccm. Lizenzsahrer sind Melassen in Klasse A bis 250 ccm Klasse B bis 35V ccm, Klasse ! L bis 500 ccm. Klasse D über 5VV ccm. Die Rennen der Aus- j weisfahrer werden über zwanzig Runden «etwa 57.6V Kilo- i meter). die Rennen der Lizenzsahrer über dreißig Runden ! setwa 86 4V Kilometer! ausgesahren. Sollten in den einzelnen Klassen weniger als acht Fahrzeuge am Start stehen, so behält sich der Veranstalter vor. einzelne Klagen zuiammen starten , zu lagen. s Das Rennen beginnt am 22. September um 14 Uhr. Der : Start erfolgt als Rudelstart mit stehendem Motor. Fahrer- > i wechsel während des Rennens ist verboten. Sportkommissare für I das Rennen sind Eausührer Eraumüller. Brigadcsührer Lein > lbeide Dresden) und Bezirissührer Max Weder <Zittau). Die Rennleitung liegt in den Händen des Eausportleiters Karl Ertelt (Zittau-Dresden). Die Bekanntgabe der Preisträger findet unmittelbar nach dem Rennen in Zittau statt. Dritte Etappe der Radfernfahrt Warschau—Berlin. — Sieger: hauswaldt-Ehemnih. Die dritte Etappe der als Radländerkampf Deutschland—Polen durchgeführten Radfernfahrt Warschau—Ber lin führte von Kalisch nach Posen über eine Strecke von 151,5 Kilo metern. Bis Neustadt blieb das Feld einigermaßen geschlossen. Dann gelang Hauswaldt-Chemnitz ein überraschend durchgeführ ter Ausreißversuch. Den zu spät nachletzenden Fahrern gelang es nicht, den Ausreißer wieder einzuholen. Mit etwa 11 Minuten Vorsprung erreichte Hauswaldt als Etappensieger das Ziel. Zwei ter wurde Leppich-Cosel vor Wierz-Kleinauheim und den Polen Napirala, Kapiak und Starzynski. In der Einzelwertung führt jetzt Hauswaldt mit 11:52:11,4 vor Wierz und Napirala, wäh rend in der Länderwertung Deutschland die Führung hat mit 47:42:16,2 vor Polen mit 48:03:38.1. Die deutsche Mannschaft für den Leichtathletik-Jünsländer- . kampf, der am kommenden Sonnabend und Sonntag im Berliner Poststadion ausgetragen wird, ist nach dem Länderkamps gegen I Finnland wesentlich geändert worden. Die Mannschaft setzt sich s nunmehr wie solgt zusammen: 100 Meter: Leichum: 200 Meter: Neckermann: 400 Meter: Hamann-, 800 Meter: Lang: 1500 Me ter: Schaumburg: 5000 Meter: Syring: 10 000 Meter: Haag: 110 Meter Hürden: E. Wegner: 400 Meter Hürden: Scheele: Hochsvruna: Weinkötc: Weitlvruna: Leichum: Slabkow- LeitlvrM W den 30. August Lin unbequemer Unterführer, dessen Auf treten manchmal auch seinem Führer gegenüber rauh ist, muß seinem übergeordneten Führer auch heule lieber sein als jemand, der ihm kahebuckelud nach dem Mund redet, um etwa» zu werden. Rudolf Heß. sprüng: Hartmann; Dreisprung: Joch; Diskuswerfen: Wür- lelsdobler: Kugelstoßen: Woellte: Speerwerfen: Stock; Hammer werfen: Blask: 4-mal-100-Meter-Staffel: Leichum. Nehb, Horn berger, Borchmeyer; 4-mal»400-Meter-Stasfel: Helmle. Klupsch. Hamann. Metzner. Gewertet wird wie beim Länderkamps gegen Finnland. Die ersten vier jedes Wettbewerbes erhalten 5, 3. 2 und 1 Punkt, während der letzte nicht gewertet wird. Der Kamps bei der erstklassigen Besetzung des ais Olympia-Generalprobe an- »uschechenden Funsländerkampses wird überaus hart sein, und die deutschen Leichtathleten werden wirklich ihr Letztes hergeben müs sen, wenn sie die Siegespalme erringen wollen. Börse Mitteldeutsche Börse in Leipzig vom 28. August An den meisten Märkten kam es zu Abschwächungen bis 2 Prozent, denen keine nennenswerten Gewinne gegenüberstan- den. Meißner Ofen lagen um 2, Reudener Ziegel um 1,75, Somag um 1.5, Mimosa um 2. Dresdner Lhromo um 3 Marie Bergwerk um 2 und Thüringer Gas um 2,25 Prozent schwächer. 31. August Sonnenaufgang 5.07 Sonnenuntergang 18.53 Mondaufgang 7.49 Monduntergang 19.02 1821: Der Naturforscher Hermann o. Helmholtz in Potsdam geb. (gest. 1894). — 1875: Der Geograph Oskar Peschel in Leipzig gest. (geb. 1826). — 1914 (bis 5. September): Schlacht an der Aisne. — 1915: Eroberung der Festung Luzk am Styr durch österreichisch-ungarische Truppen (Armee v. Boehm-Ermolli). — 1918 (28. August bis 3. Sep tember): Schlacht am Nordkanal bei Nesle und um Noyon. — 1920: Der Philosoph Wilhelm Wundt in Leipzig gest. (geb. 1832). — 1921: Der Generalfeldmarschall Karl v. Bülow in Berlin gest. (geb. 1846). Rundfunk-Programm Deutschlandsender. Freitag, 30. August. 9.00: Sperrzeit. — 9.40: Gregor Heinrich: „Abschied von Himmelsrike." — 10.00: Sendepause. — 10.30: Ernährung auf Wanderungen und Märschen. — 10.50: Spielturnen im Kinder garten. — 11.30: Hauswirtschaft — Volkswirtschaft. Das tägliche Ausgabebuch. — 11.40: Der Bauer spricht — Der Bauer hört: Noch mehr Eiweißfulter aus eigenem Boden! — Anschließend: Wetterbericht. — 15.15: Kinderliedersingen. — 15.30: Iungmädel im Hamburger Hasen. — 17.15: Jungvolk hör' zul Fähnleinnamen. — 17.45: Gesänge für Alt und Cello. — 18.15: Der Arbeiter in seinem Betrieb. Bericht aus den Carl-Zeiß-Werken In Jena. — 18.45: Zwischenprogramm. — .19.05: Und setzt ist Feierabend! Militärmusik. — 19.45: Deutschlandecho. — 20.15: Reichssendung: Stunde der Nation. Aus Breslau: Der Diamant. Eine phan tastische Komödie von Friedrich Hebbel. — 21.00: Aus Leipzig: Walzer-Potpourri. — 22.30: Eine kleine Nachtmusik. Curt Hose mann. Cello. — 23.00—24.00: Wir bitten zum Tanzl Reichssender Leipzig: Freitag, 30. August 12.VV Musik für die Arbeilspatlle; 13.15 Mittagsmusik; 15.0V Für die Frau: Vom Ich zum Wir: 15.2V Für das Iung mädel: Aus unseren Fahrtenbüchern; 16.VV Das deutsche Lied; 16.3V Altern, Tod. Unsterblichkeit; 17.00 Bunte Musik am Nach mittag; 18.2V ..Eelegn dich Laub, gesegn dich Gras..." 18.5» Heinrich Marschner zu seinem 140. Geburtstag am 16. August; 19.3V „Der Nächste, bitte!"; eine Hörszene; 19.40 Besuch in einer Gasschutzschule; 20.00 Nachrichten; 20.15 „Der Diamant", eine fantastische Komödie; 21.00 Walzer-Potpourri 22.00 Nachrichten und Sportfunk; 22.3V Unterhaliunaskonzert. Neben ihm Marlen, wie ein lichter Traum in dem hellen Leuchten ihrer goldblonden Flechten, dem warmen Grau ihrer großen Augen unter den schwarzen Wimpern. Marlen trug ein Kleid aus kostbaren weißen irischen Spitzen, in die Kanten von handgestickten Rosen hinein gearbeitet waren. Das schöne Muster der Spitzen hob sich wirkungsvoll ab von dem rosenfarbenen seidenen Unter- kleid. Das Kleid war in der Taille eng zusammen genommen und hatte einen breiten Gürtel aus weichem rosenfarbenen Samt, der hinten in einer breiten Flügel schleife gebunden war. Marlens schlanke, zarte Figur , wurde durch dieses Kleid noch größer und schlanker. Um Marlens schmalen Hals lag ein altertümlicher Brillantschmuck, der Schmuck des Hauses Veltheim. Im Gürtel befestigt hatte sie einen großen Strauß Maiglöck chen, die einen süßen Duft ausströmten. Weiße Seiden schuhe und zartrosa Strümpfe vervollständigten den kost baren und dabei doch vornehmen Anzug. ' Karla sah in ihrem mattgelben Cröpe-de-C Hine-Kleid ; neben der schön gewachsenen Freundin ziemlich unschein bar aus. Aber ihre warmen, dunklen Augen gaben dem j ganzen feinen Gesicht den Ausdruck einer solch strahlenden ! Güte, daß sie davon unendlich verschönt wurde. Besorgt sah sie immer wieder auf Marlen. Nur sie allein wußte ! ja, was die Freundin litt. Würde sie diese Haltung der , Selbstbeherrschung und des scheinbaren Glücks bewahren tonnen? i Aber Marlen schien übermenschliche Kräfte zu haben, ebenso wie Dietrich. Kein Mensch hier konnte ahnen, was > für eine Tragödie sich im Herzen dieser beiden.Menschen ' abwickelte. Mit gleichmütiger Freundlichkeit begrüßte Dietrich Veltheim jeden der Gäste. Mit strahlendem j Lächeln neigte Marlen den Kopf, wenn immer neue Menschen ihr vorgestellt wurden, wenn die Herren ihr Vie Hand küßten, die Damen ihr herzlich Glück wünschten. Mit strahlendem Lächeln ging sie dann neben ihrem Verlobten zur Festtafel, die in dem großen Saal auf gebaut war. Ein allgemeines Ah! des Entzückens ging durch den Naum, als man diese Tafel sah. Sic war ganz in Weiß und Lichtblau gehalten. Lichtblaue Bänder zogen sich über das kostbare Damasttischtuch, Tupfs von Vergißmeinnicht und lichtblauefi Zwerghyazinthen waren anmutig auf dem Ttfch verteilt. Dazwischen schimmerten das kostbare Kristall und das alte Porzellan des Hauses Veltheim. Bald entspann sich eine fröhliche Feststimmung, allerlei Festreden wurden gehalten. Und immer wieder erhob Marlen grüßend ihr Glas, wenn irgendeiner der An wesenden ihr zutrinken wollte. Als di« Gäste spätabends Schloß Veltheim verließen, sprach man von nichts anderem als dem Glück des jungen Paares. Sowie aber der letzte Besucher das Schloß verlassen hatte, fiel Lie Maske von Dietrichs und Marlens Antlitz. Dietrichs Gesicht versteinte sofort wieder. Marlens Züge trugen den Ausdruck einer so tödlichen Erschöpfung, daß Hauptmann Weckenroth ganz entsetzt sagte: r „Na, Kinder, was ist denn nur mit euch los? Eben habt ihr ausgesehen wie die leibhaftigen Glückspilze — und jetzt wie Leute, denen alle Felle fortgeschwommeu sind." „Es ist wohl ein bißchen viel für Dietrich", fiel Karla rasch ein. „Du weißt doch, Vater, er ist immer noch Rekonvaleszent." ,;Tas heißt mit andern Worten", lächelte Hauptmann Weckenroth und gab Karla einen kleinen Klaps, „daß meine Hoffnung auf eine Flasche Rotspon, so ganz ge mütlich zu vieren, Essig ist, und Laß wir machen sollen, daß wir heimkommen?" „In der Tat, lieber Weckenroth, ich mutz mich zur Ruhe begeben." „Na, dann komm' mal, Karla." .Hauptmann Wecken roth faßte seine Tochter unter. „Dann wollen wir mal die beiden Liebesleute ein bißchen allein lassen. Am Ende seht ihr so jämmerlich aus, weil ihr euch schon seit Stunden keinen Kuß habt geben können. Na, da holt's mal nach." „Aber Vater!" Karla fühlte, wie unendlich peinlich die Situation für Marlen und Dietrich war. Aber Hauptmann Weckenroth zog Karla einfach mit sich fort. „Ach was, Kinder, seid nicht so zimperlich — ich war auch einmal jung. Und wie ich mit deiner Mutter verlobt war, Karla, da hab' ich's ebenso gemacht. Da hab' ich alle Besucher zum Teufel gewünscht, um mit meiner liebsten mal einen Augenblick allein zu sein." Karla mutzte wohl oder übel dem Vater folgen. „Wir warten unten im Wagen auf dich, Marlen." Kaum hatte sich die Tür hinter Hauptmann Weckenroth und Karla geschlossen, als Dietrich sagte: „Ich reise morgen abend nach dem Süden. Du legst wohl keinen Wert darauf, datz ich mich noch einmal offiziell verabschiede?" Marlen schüttelte stumm den Kopf. „Dann wollen wir es doch so halten: Du erklärst zu Hause, wir hätten jetzt schon Abschied voneinander ge nommen, weil wir es uns nicht tzu schwer machen wollten. ' Also leb' wohl, Marlen. Du hörst bald von mir. Das i Aufgebot ist bestellt, in vier Wochen können wir heiraten. Die nötigen Mitteilungen gehen dir zu." Marlen stand mit gesenktem Kopf. Wie hatte Dietrich gesagt? Sie wollten tun, als ob sie sich den Abschied j nicht zu schwer machen wollten? Wenn er ahnte, wie < schwer, wie bitter schwer ihr die Trennung von ihm wurde! Aber Gott sei Dank, er wußte nichts. Er hielt sie für egoistisch, habgierig und berechnend. Aber besser, er hatte diese Meinung von ihr, als datz er ihre hoffnungs lose Liebe zu ihm entdeckte. Wenn sic daran dachte, bäumte sich alle Mädchenscham in ihr auf. Dann gewann sie wieder Kraft, die Komödie weiter zu spielen. „Leb' wohl, Dietrich! Recht gute Erholung!" Das war alles, was sie herausbrachte. Sie streckte Dietrich die Hand entgegen. Er aber über sah sie. „Leb' wohl!" Eine kurze Verbeugung, Marlen stand allein im Saal. Mit einem wehen Blick sah sie sich um. Das war nun ihr Verlobungstag! Wie grob der Saal war — wie leer plötzlich alles erschien! Wie sinnlos die Schönheit der Blumen ringsum. Was sollten diese Blumen ihr, deren Lebensglück für immer zerstört war? Was sollte sie mit ihrem Leben überhaupt noch? Georg — nur für ihn mutzte sie existieren. Sie hatte ihm ihre Verlobung nicht milgeteitt. Sie hatte es nicht übers Hcrz gebracht. Denn dann hätte sie ihn auch bitten ! müssen, herzukommen. Und für Georg hätte sie die ! Komödie nicht weiterspielen können. Er kannte sie zu ! genau, er hätte hinter ihrer lächelnden Miene die Ver zweiflung gesehen. Sie wollte ihm erst nach ihrer Ver heiratung von dem Wandel in ihrem Geschick Mitteilung machen. Aber sie konnte ihm ja jetzt noch Geld schicken, heimlich, ohne daß er wußte, von wem es kam. Die Summe, die Dietrich ihr zur Verfügung gestellt, war so I grotz, dah sie sie nicht im entferntesten verbrauchen konnte. Ob sie von dem Geld wohl nehmen durfte? Aber j ehe Georg verhungerte, lieber wollte sie es tun. Datz ! sie ihm helfen tonnte, war der einzige schwache Trost in all dem Unglück. Sie sah sein Gesicht vor sich, wenn er die Geldanweisung bekam. Das ungläubige Staunen, die Freude. Sk sah/wie er heruntercilte in die Läden, sich etwas zu essen hotte. Wie seine Dachkammer warm wurde, wie er vielleicht ein behagliches. Zimmer sich mieten konnte. Und ein leises Lächeln ver Frcndt glitt über ihr Gesicht. Für einen Augenblick haue sie Zeit u»v sZaüm vergessen. Sie sah nur Georg, den einzigen geliebten Bruder. - »zortsetzurz folgt »