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Beilage zur „WMeritz-Leitrtng" 101. Jahrgang Sonnabend, am 19. Oktober 1935 Nr. 245 lleinessals Preissteigerungen Die vergangene Woche bat die jedesmal mit besonde rem Interesse erwartete Veröffentlichung über die Entwick- luna unseres Außenhandels im Vormonat gebracht. Die Einfuhr ist im Monat September die gleiche geblieben wie im August. Dagegen hat sich die Ausfuhr leicht gesteigert, so daß wir im September einen Ausfuhrüberschuß von 55 Millionen NM gegenüber einem solchen von 50 Millionen RM im August gehabt haben. Die Zunahme der Ausfuhr ist durch die übliche Herbstbelebung bedingt gewesen. Die Außenhandelsbeziehungen haben sich mit den europäischen Ländern reger gestaltet und im Verkehr mit den UebeZee- ländern abgenommen. Interessant ist auch eine Uebersicht über die Entwicklung der Württemberger Ausfuhrindustris im ersten Halbjahr 1935, die von der Außenhandclsstclle für Württemberg zusammengestellt worden ist^ Darin kommt zum Ausdruck, daß trog des harten Kampfes auf den Auslandsmärkten der Ausfuhranteil der württemver- gischen Industrie sich im ganzen gehalten hat, z. T. sogar erhöhen konnte. Diese Steigerung ist — das ist besonders bemerkenswert — fast bei allen Zweigen der württember- jischen Industrie sestzustellen. Das ist also ein Zeichen da- ür, daß die deutsche Ausfuhr bei zweckentsprechender Pflege elbst gegen die ablehnende Haltung ihren Plaß nicht nur behaupten, sondern sogar noch erweitern kann. Eine der wichtigsten deutschen Ausfuhrwaren ist die Maschine. Nach den neuesten Wochenberichten des Instituts für Konjunktur forschung ist gerade die Ausfuhr deutscher Maschinen aber wertmäßig um 2,3 Prozent niedriger als im Vorjahr. Das ist allerdings eine allgemeine Folge der Pfund- und Dollar entwertung. Die deutsche Maschincnindustrie verdankt da her die mengenmäßige Steigerung ihrer Ausfuhr ihrem Verkehr mit Ländern, die eine entwertete Währung be sitzen. Interessant sind auch die Zahlen, die das polnische sta tistische Hauptamt über die Entwicklung des deutsch-polni schen Handels jetzt herausgebracht hat. Wenn sich auch eine allerdings nur geringe Schrumpfung des Warenhandels ge genüber 1934 ergibt, jo steht doch Deutschland mit einer anteilmäßigen Einfuhr von 14,6 Prozent des polnischen Ge samtimports an erster Stelle. Daß unsere Bemühungen um eine Steigerung der Ausfuhr in allen Teilen unserer Wirt schaft lebhaft vorhanden sind, beweist die Nachricht von der Fertigstellung des zehntausendsten Exportwägens bei Opel, was eine 35prozentige Exportsteigerung dieser Firma ge genüber dem Vorjahr bedeutet; das erkennen wir auch aus einer Meldung der Ammendorser Papierfabrik, wonach eine Produktions- und Umsatzerhöhung durch eine größere Stei gerung des Exportgeschäftes erreicht werden konnte; das zeigt schließlich die Nachricht, nach der Deutschland im Welt schiffbau im 3. Vierteljahr 1935 nach Großbritannien an zweiter Stelle. Im Tankschiffbau sogar an erster Stelle steht. Auf landwirtschaftlichem Gebiet stehen im Vorder gründe die Maßnahmen der Hauptvereiniguna der deutschen Viehwirtschaft, die den Handel mit Schlachtschweinen und die Regelung des Absatzes von Schlachtvieh betreffen. Sie bezwecken eine gerechte Verteilung des Schlachtviehs. Das wichtigste an den neuen Bestimmungen ist die Tatsache, daß man bei Schweinen erstmalig von dem Bestehen der Höchst preise abgegangen ist und diese zu Gunsten der Festpreise aufgegeben hat. Vom Standpunkt des Verbrauchers aus betrachtet, zeigt sich hier die feste Absicht des Reichsnähr standes, eine Preissteigerung auch gegebenenfalls bei knap peren Beständen unter keinen Umständen zuzulassen. Für den Bauern wirtschaftlich bedeutungsvoll ist die Tatsache, daß durch die neuen Verordnungen auch von der Preisseite die notwendige Anregung für eine möglichst weitgehende Ausmästung gegeben wird, um den deutschen Fettanfall zu erhöhen. Dadurch wird andererseits auch die Verwertung der Futterkartoffel eine günstigere, was vor allem für den deutschen Osten mit seinem Roggen- und Kartoffelbau wich tig ist. Die Ausdehnung der Anbaufläche für Wintergerste zeigte ebenfalls ihre volle Berechtigung, indem dadurch größere Mengen von höchst gehaltreichem Eiweißkörnerfut ter geliefert werden. Schließlich ist zu diesen sehr tiefgrei fenden Maßnahmen zusammenfassend festzustellen, daß sie für den Bauern keinerlei Beschränkungen beim Vichabsatz erbringen. Die Regelung betrifft die Großmärkte und die Schlächter. Für die Fleischwarcnfabrikc» ist dabei inter essant, daß sie in Zukunft ihr Vieh auf dem Großmarkt kau fen müssen. Im Zugs der Maßnahmen zur besseren und sozialeren Verteilung der Nahrungsmittel liegen auch die Anordnun gen, die die Herstellung und den Berkaus von Schlagsahne und Kaffeesahne um 40 Prozent ihrer bisherigen Erzeu gung einschränken. Das bedeutet wirtschaftlich gesehen die Drosselung eines Luxusprodukies zu Gunsten des lebens notwendigen Bedarfs. Ein Zeichen für das sichere Funk tionieren der Marktordnung des Reichsnährstandes ist es auch, wenn trotz der großen Beanspruchungen des Lebens mittelmarktes in der letzten Zeit der landwirtschaftliche In dex nur von 104,0 auf 104,3, also um einen kleinen Bruch teil gestiegen ist. Diese Leistung ist besonders zu werten, wenn man die in diesen Tagen erfolgten Veröffentlichungen über den Außenhandel mit Nahrungs- und Ecnußmitteln in Rechnung stellt die deutlich zeigt, wie auj den Welt märkten sowohl die Getreidepreise als auch die Preise für Oelfrüchte und Oelsaaten im ersten Hold ahr 1935 fast durch weg über den Vorkriegsstand gestiegen sind. Auch die Un abhängigkeit von der ausländischen Preisbewegung ist schließlich ein Stück deutscher Nahrungsfreiheit. Weltbild (Ms. Staatsmiulfter Professor Dr. Lehnich, der neue Präsident der Reichsfilmkammer Im Dritten Reich lebt nicht nur das Wissen sondern auch die Kraft, und schönstes Ideal ist uns der Wenschentypus > der Zukunft, bei dem strahlender Geist sich findet im herr lichen Körper, auf daß die Menschen über Geld und Besitz wieder den Weg zu idealeren Reichtümern finden. Adolf Hitler. Ler Wechsel in Oesterreich Ein Aufruf des Vizekanzlers Storhemberg. Dien, 19. Oktober. Im österreichischen Rundfunk wurde ein Aufruf des Vizekanzlers Starhemberg verbreitet. Darin wird zuerst erklärt, daß dem neuen vereinheitlichten Wehrverband der Heimatschutz, die Ostmärkischen Sturmickaren. die Christ- i Kurze Notizen Der Führer und Reichskanzler hat in einer an alle Staats- und Parteistellen gerichteten Verfügung unzulässige Eingriffe in die Filmzensur durch Einzelpersonen, Organisa- s tionen, Berufsstände. Verbände und ihre Presseorgan« un- tersaat. z Nach übereinstimmenden Mitteilungen gilt es nunmehr , als sicher, daß die Wahlen zum englischen Unterhaus am Donnerstag, den 14. November, stattfinden. ! „Preß Association" meldet, daß das Befinden des Prä sidenten der Abrüstungskonferenz, Arthur Henderson, der seit längerer Zeit krank darniederliegt, „sehr ernst" sei i . - — Der Studentenstreik an der Kownoer Universität wird ine ! vollen Umfange fortgesetzt. Einzelne Studenten, die es versuch- ! ten, den Hörsaal zu betreten, wurden von den Streikenden durch Drohung und Gewalt daran gehindert. Zu größeren Zwischen- »fällen ist es nicht mehr gekommen. Die holländische Regierung plant schon in Kürze beim Par lament eine Regierungsvorlage einzureichen, durch die das in der Thronrede angekündigte Verbot der Bildung von Sicherheit»- wehren durch bestimmte politische Parteien verwirklicht werden soll Der neue Gesetzentwurf dürste sich In der Hauptsache gegen die sich nc.tchunlsoziulifiisch nennende saschutische Bewegung des ! Inaenieurs Mustert richten. j lich-Deutschen Turner, der Freiheitsbund und die Burgen-- j ländischen Londesschützen angehören werden. In den näch- ! sten Tagen würden genaue Anweisungen über die Durch- > führung der Vereinheitlichung erfolgen. Bis dahin bleibe der augenblickliche Zustand unverändert. Dann heißt es irr dem Aufruf wörtlich weiter. „Ich bin fest entschlossen, die Bedeutung des Oesterrei- chischeu Heimatschußes im politischen Leben Oesterreichs zu erhalten, wie entschlossen zu erweisen, daß der Oesterrei- chische Heimatschutz seiner ihm nunmehr gestellten neuere Aufgabe würdig ist, und werde daher rücksichtslos gegen jeden einzelnen, wenn es notwendig ist, auch gegen jede- i Gruppe vorgehen, die durch Entfachung eines unverant wortlichen demagogischen Radikalismus wie durch Disziplin losigkeit d-e Schlagfertigkeit des Hcimatschutzes bedroht, wo bei ich vu. Ausschluß aus den Reihen des Oesterreichischen Heimatschutzes und, wenn es sein muß, vor Auflösung ein zelner Gruppen nicht zurückschrecken werde. Die von feiten des Heimatschuhes einzuschlagende po- - Mische Richtung bestimme ich. Ebenso liegt es an mir. das Marschtempo zu bestimmen, mit dem wir uns unserem Ziele, der Erreichung des christlichen Ständestaates, nähern. Ich kenne mein Ziel und weiß auch, wie wir zu diesem Ziel gelangen können. Undisziplinierte. Kleingläubig^ und Querulanten und solche, die nur an eigenen Vorteil denken oder ihrer per sönlichen Eitelkeit dienen wollen, mögen rechtzeitig aus den Reihen des Heimatschutzes ausscheiden, um es mir zu er sparen, sie ausschließen zu müssen." In Wien herrscht völlige Ruhe. Alle in Wien und teil weise auch im Auslande verbreiteten Gerüchte über eine Zusammenziehung der niederösterreichischen Heimwehr an der Grenze Wiens und über die Alarmierung der Wiener Heimwehr werden von zuständiger Stelle als unrichtig be zeichnet. Die öffentlichen Gebäude wurden in verstärktem Maße gesichert. Ueber die Hintergründe der Kabinettsum bildung erfährt man noch, daß sie durch die Kundgebung für Minister Fey am Donnerstag beschleunigt worden ist. Fey erklärte Pressevertretern, daß ihn die Ereignisse überrascht hätten. Eine Aenderung des Kurses werde nicht eintreten. Viel bemerkt wird auch der Umstand, daß der Heimatschutz nunmehr das Sicheryeitswesest (bisher Unterstand dieses dem Bundeskanzler Dr. Schuschnigg) und das Schutzkorps fest in seiner Hand hat. Das Heer ist bei Dr. Schuschnigg verblieben. Das neue Kabinett ist genau das 25. seit dem Umsturz im Jahre 1918. «euer Präsident der ReichMmkammer Dr. Scheuermann zurückgelreten. — Professor Dr. Lehnich ernannt. Der Präsident der Reichsfilmkammer, Dr. Aritz Scheuer- hat den Präsidenten der Reichskulturkammer, Reichs- Ä Goebbels, gebeten, ihn von seinem Amt als Präsident der Reichsfilmkammer zu entbinden, um die Mög- lichkest zu haben, sich in größerem Umfange als bisher film- wirtschaftlichen und anwaltlichen Aufgaben zu ividmen. Reichsminister Dr. Goebbels hat diesem Wunsche ent sprochen mit dem Ausdruck des Dankes an Dr. Scheuermann für die am Neuaufbau des deutschen Films in den letzten Jahren geleistete erfolgreiche Arbeit. Dr. Scheuermann, der Mitglied des Präsidialrates der Reichssilmkammer bleibt, übernimmt die Leitung der Filmkreditbauk. Reichsminister Dr. Goebbels ha» ,um Präsidenten der Reichsfilmkammer den wurttembergischen Staatsmialster SS.-Oberführer Pg- Professor Dr. Lehnich berufen. Reichsminister Dr. Goebbels empfing dem Präsidenten Dr. Scheuermann und Staalsminister Professor Dr. Lehnich zwecks Uebernahme der Geschäfte durch den neuen Präsiden- ten der Reichsfilmkammer. Gleichzeitig hat Reichsminister Dr. Goebbels an Stelle des zurückgetretenen Oberregie, rungsrates Raetherden Leiter der Fachschaft Film, Hans Weidemann, zum Vizepräsidenten der Reichsstlmkam- mer bestellt. Reue Regierung in Wien. Weltbild (Mj. Links: Innenminister Fey, der aus der Regierung ausgeschieden ist. Mitte: Bun deskanzler Dr. Schuschnigg, der im neuen Kabinett außerdem das Bundesministe rium für Landesverteidigung und Unterricht übernimmt. Rechts: Vizekanzler Fürst Starhemberg, unter dem die Wehrverbänoe zu einem neuen einheitlichen Verband „Freiwillige Miliz — Oesterreichjscher Heimatschuß" zusamwengefaßt wurden.