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^>en alten Skalden Oernnlf von den Fjorden der aus- zieht, die Ehre der Sippe zn rächen, und der alle Söhne im Kamps verliert. Als er heimzicht, birgt er in seinem Drachcnschiff den Erven der Sippe, den Knaben Gun nars, als Bürgen der Zukunft. Ileue preisgrenzen für Acpfel, Birnen, Pflaumen und Zwetschgen Mr die im Jahre 1937 im Gebiet des Gartenbau» wirtschaftsverbandcs Sachsen stattfindendcn Perpachtun gen von Aepfeln, Birnen. Pflaumen und Zwetschgen hat der Gartenbauwirtschaftsverband Sachsen Preisgrcnzen angeordnet. Die Bestimmungen sind im Sächsischen Ver- waltungsblatt (Teil 1) vom 27. Juli 1937 abgedruckt. ür Wild und Wildgcflttgc. Der Neichsstatthalter in Sachsen — Ministerium zu» Wirtschaft und Arbeit — setzte unter Aufhebung der Ver ordnung „Höchstpreise für Wild und Wildgeflügel" vom 18. Dezember 1936 neue Kleinhandelshöchstpreisc (Ver braucherhöchstpreise) fest, die in Nr. 57 des Sächsischen Verwaltungsblattes (Teil 1) vom 27. Juli 1937 veröf fentlicht werden Turnen Spiel Sport Empfang des HeichsfvorNiihrers beiCyamverlaln Reichssportführer von Tschammer und Osten kehrte von.seinem zehntägigen Besuch in England nach Deutsch land zurück. Vor seiner Abreise ans London wurde er im Unterhaus vom englischen Ministerpräsidenten Neville Chamberlain empfangen, der sich an der Frage der körper lichen Ertüchtigung interessiert zeigte Vachsenkämpfe ^931 In jedem Jahr Kämpfe als Abschluß der Sommer- Wettkampfzeit ^)er Gausührer des Reichsbundes für Leibesübungen, lkunz, erläßt folgenden Ausruf: Sachsenkämpfe 1937» Sachsenkämpfe sind für unseren Neichsvundgau etwas Neues, sie sollen aber etwas Bleibendes werden. Alljährlich wird unser Sachscngau jetzt Sachsenkämpfe durchführen, die jeweils den Abschluß der Sommer-Wetlkampszcit bilden werden, und für die als Kamp fort das Sta aisbad Elster und als Kampsstätte die herrliche Kampfbahn des Stadtbades mi, allen Nebeuanlagen gewählt worden ist. Die Sachscnkämpfc sind eine Gauveranstaltung, an der eine Vielzahl aller sächsischen Turner und Sportler im Wettkamps aus den verschiedenen Gebieten der Leibesübungen tcilnehmen soll, und bei denen sowohl die Geschlossenheit unseres TNL.-Gaucs im Wettkamps als auch der hohe Leistungsstand vor breitester Oessentlichkeit i» Er scheinung zu treten hat. Ich rufe alle sächsischen Turner und Sportler zu den er- sten Sachscnnkämpscn am 18. und 19. September in Bad Elster auf und erwarte, daß nicht nur die Kameraden des vomlandcs in Bad Elfter zum Wcttkamvl antrctcn. sondern (3. Fortsetzung.) Ann-Christin wachte mit einem Niesen aus. Natürlich wußte sie nichts mehr von ihrem Traum. Sonst hätte sie bestimmt ganz leicht und leise für sich selbst aufgelacht: sie — gerade sie, die angeblich so exotische Ann-Christin er lebte die Quintessenz ihres Daseins in der Gestalt eines deutschen Schäferhundes! Run lag sie wach. Schon so viele wache, einsame Nächte — sehr viele schon — waren über sie gekommen, bauten einen kristallenen Dom in ihr und immer stiller wurde dann die Stille. Denn die Nacht verwandelt alle Dinge, Tiefe und Bedeutung gibt sie ihnen, so wie auch erst die Nacht unseren Augen die Fähig keit verleiht, die Sterne zu sehen und das flutende Mond- licht und die dunkle Tiefe des Horizonts. Da wußte die Frau auf einmal wieder von der Perlen kette! Ganz hellwach war sie nun. Wie war das doch damit gewesen? Sie dachte hin und her. Es war in ihrem Kopf wie auf einem Rangierbahnhof. Wie Züge fuhren ihre Gedanken vorwärts, rückwärts, auf ein neues Gleis, wieder auf ein altes Gleis zurück. Und als Ann-Christin müde vom Denken wieder eingeschlafen war und am näch sten Morgen aufwachte, wußte sie immer noch nicht, was sie tun sollte. Sie hatte nicht viel Kriminalromane in ihrem Leben gelesen. Und so war ihr nur die Möglichkeit eingefallen, daß dieser hübsche Junge von gestern in dem duntelgraucn Anzug etwa verfolgt wurde. Vielleicht hatte i er die Perlenkette loswerden müssen, vielleicht... Ann-Christin hatte in den drei Jahren, in denen sie nun schon allein war, viel Männer kenncngelcrnt. Sie hatte sich gefreut, umworben zu sein. Aber sie trug stets, wie es allgemein von ihr hieß, eine unsichtbare Kanne Kalt wasser bei sich, die sie bereit war, allzu heiße» Verehrern über den Kops zu schütten. Niemals bisher, gewiß nicht, hätte sie sich gescheut, schnurstracks »ins die nächste Polizei wache zu gehen, um die Kette mit den nötigen Angaben abzugcben. Kein Mensch ist unfehlbar, hätte sie achsel zuckend gedacht. Schade, also auch dieser nicht, hätte sie in solchem Angenblick gemeint Aber gerade diesem Jungen mochte sie keine zweifelhaften Handlungen Zutrauen. Sie sah ihn jetzt deutlich vor sich: herb, schwer, groß und dabei doch forsch. Feste graue Augen schauten ruhig unter geraden Augenbrauen hervor. Augen, wie sie eigentlich nur Bauern und Seeleute haben, die voll sind von Hingebung an die Natur und voll sind von Herrentum gegenüber dem Boden oder dem Meere. > daß auS allen Kreisen unseres Gaues die Spitzenkönner so wohl als auch die zu höhere» Leistungen Strebenden bei den Sachsenkämpft» ihre Kräfte niesten. Die Kreise beginnen sofort mit der Werbung für Bad Elster und bereiten von sich aus Gesellschastssahrien vor. Die Ausschreibung für die Wettkämpfe und die Sonderdarbietun- gen (Spiele im Fußball, Handball und Faustball, Abendver anstaltungen im Kurlheater) wird durch meinen Beauftragten kür die Sachscnkämpfc, Standartenführer Seifert, demnächst Gauverordnungsblatt veröffentlich' Der erste SegeNlug Nhön—Berlin Im Rahmen dcS l8. Nationalen Rhön-Segelflugwett- bewerbS startete der Düsseldorfer HanS Heidrich zum Ziel-Strecken-Flug Wassersuppe Berlin Wasscrkuppe. Heidrich landete am Mittwoch auf dem Sportslughafe» Berlin Rangs dorf. Allerdings hatte er unterwegs zwischen Meiningen und Erfurt die Hilfe eines SchlcppwagenS in Anspruch genommen, so daß er für die endgültige Punktwertung zurückfatlcn dürfte. Volkswirtschaft Berliner Effektenbörse. An der Berliner Aktienbörse waren die Notierungen an fangs behauptet. Im Lause des Geschäfts konnten die Kurse leicht anziehen. Das Geschäft hielt sich in engen Grenzen. Daimler, Bemberg, Berliner Maschinen, Zellstofswcrte n. a. konnten sich verbessern. Schwächer lagen Engelhardt-Brauerei, Lahmayer, Riederlausitzer Kohle und Deutsche Wassen Spezial- Werte tage» bis zum Schluß recht fest. Am Markt der festverzinslichen Werte war die Tendenz überwiegend fest. Zum Teil zeigte sich, besonders bei den Hhpothekcnpsandbriefe», verschärfte Matcrialknapphcit. Eine Reihe landschaftlicher Pfandbriefe konnte sich erneut verbessern. Umschuldungsanleihe zog bis aus 94,70 an. > Am Geldmarkt zeigte sich eine leichte Entspannung. Blankotagesgeld 2,37 vis 2,62. Am internationalen Devisenmarkt konnte sich der fran zösische Franken behaupten. Der Dollar war wieder etwas gebessert. Devisenmarkt. Belga iBelgicn) 41,89 «Geld) 41,97 «Bries), dän. Krone 55,27 55.39, engl. Pfund 12,38 12,41, franz. Fran ken 9,321 9,339, holl. Gulden 137,29 137,57, ital. Lire 13,09 13,11, norw. Krone 62,22 62,34, österr. Schilling 48,95 49,05, poln. Zloty 47,10 47,20, schweb. Krone 63,83 63,95, schwciz. Franken 57,08 57,20, span. Peseta 16,98 17,02, tschech. Krone 8,651 8,669. amer. Dollar 2,488 2,492. Amtlicher Grotzmarkt für Getreide und Futtermittel zu Berlin. Die Zufuhren in Brotgetreide reichen aus, um die Nach frage der Mühlen zu decke». In Weizen zur sofortigen Liefe rung bestand geringe Nachfrage; Weizen zur Angust-Licfernng war lebhaft gefragt. Weizenmehl hatte reges Geschäft, wäh rend in Roggenmehl schwer die vorhandene Ware abzusetzen war. Zufuhren in Futtergetreide und Wintergerste waren nicht z» verzeichnen. Braugersten wurden offeriert, konnten aber nicht umgesetzt werden. Die neuen Anordnungen wurden am Marli lebhaft besprochen; cs wird damit gerechnet, daß das Angebot vor allem bei Eintritt trockener Witterung bald eine Zunahme erfährt. ! Der Milchwirtschastsvcrband Knrmark, Sondergebiet Ber lin, teilt mit: Die Lieferzisser wird mit Wirkung vom Don nerstag, dem 29. Juli 1937 lEingangsiagi, bis aus weiteres aus 82 Prozent sestgeseyt. Die Preise bleiben unverändert 3l. Juli. 1843: Der Dichter Peter Rosegger t» Alpl bet Kricglach geb. lgcst. l918> — 1886: Ter Tondichter Fran; Liszt in Bayreuth gest. lgcb. 1811). - 1914: Mobilmachung in Oesterreich. — 1925: Abzug der Franzosen ans dem Ruhrgebiet. — 1932: überwältigender Wahlsieg der NSDAP znm Reichstag unk Thüringer Landtag. Sonne: A. 4.17, ll. 19.54; Mond: U 14.12, A. 22.50. Rundfunk Freitag, 30. In» 6.30: Ans Danzig: Frühkonzert. Mnsikkorps der Schutz polizei der Freien Stadt Danzig. — 8.30: Aus München: Froher Mang zur Arbeitspause. Die Münchener Funkschrammeln. — S.3O: Singstunde bei den Vögeln. - 9.55: Wasserstandsmeldun- gen. — 10.00: Sendepause. — 10.35: Heute vor . . . Jahren. — 11.45: Zeit und Wetter. — 12.00: Vom Deutschlandsender: Reichssendung: Eröffnung der 14. Großen Deutschen Rundfunk- »usstellung 1937 in Halle l des Ausstcllungsgeländcö am «aiscrdamm. — 13.15: Mittagskonzerr (Jndustrieschallplattcn und Aufnahmen des Reichssenders Leipzig.) — 14.15: Aus Dresden: Musik nach Tisch. Die Dresdener Solistenvereinigung. — 15.40: Zur Erntezeit in den Kornkammern Sachsens. — 16.00: Mnsik aus Dresden. Maria Hester (Sopran), Karl Ziegler (Tenor), die Dresdener Philharmonie. — 18.00: Aus Breslau: Chorseier. Uebertraguna aus dem Hermann-Göring- Stadion Ein Lied der vieltauseno Sänger. Aussührende: Die Sängergaue Berlin, Kurmark, Ostpreußen, Pommern, Nord mark, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Westfalen, Kurhessen, Bayern, Bayrisch-Schwaben, Franken. Einzelvorträge: Sänger gau Berlin-Kurmark. — 19.30: Aus Dresden: Militärkonzert. Das Musikkorps eines Infanterieregiments. — 21.00: Abend- nachrichtcn. — 21.15: Abendkonzert. (Jndustrieschallplattcn und Ausnahmen des Deutschen Rundfunks.) — 22.15: Aus dem Schrifttum der Bewegung. — 22.50 bis 24.00: Tanz und Unter haltung. Die Kapelle Otto Fricke. Dcutschlandscndcr Freitag, 30. Juli 6.30: Fröhliche Morgenmusik. Kapelle Otto Kermbach. — 9.40: Sendepause. — 11.30: Sendepause. — 12.00: Von der Großen Deutschen Rundsunkausstelluna l937 Berlin. Tag des! Deutschlandsenders. Aus Halle l: Reichssendung: Eröffnung der 14. Deutschen RnndsunlauSstelluna 1937. — 13.00: Aus Halle I und dem Funkturmgarten: Musik zum Mittag. Das Blasorchester Carl Woitschach und die Kapelle Otto Kermbach» — 15,00: Aus dem Funkturmgarten: Das Lied vom Sommer. — 15.30: Aus der Zwischenhalle: Das Märchen von der gol denen Gans - 16.00: Aus Halle I: Musik am Nachmittags > „Seid umschlungen, Millionen . .." Das Unterhaltungsorchester, des Deulschlandsenders und Solisten. — 18.00: Aus der: Zwischenyalle: Der Königswusterhäuser Landbote aus der' Rundfunkausftcllung. — l8.30: Aus Halle II: Blasmusik. Reichs- musikzug vcs Reichsarbeitsdtenstes — 19.00: Aus der Zwischen- Halle: unv jetzt ist Feterabendl Bunte Reihe. Einer nach dem andern. Kapelle Oskar Joost und Solisten. — 19.45: i Deuischlandecho — 20.10: Aus Halle I: Walzer und Märsche. Sendereihe von Goey Otto Stoffregen. Die vereinigten Großer» Orchester des Deutschlandsenders u. des Reichssenders Berlin. Tie Musikkorps des Jnsanterie-Lehr-RegtmenlS und deS Wach- baiaillons der Lusiwasse. — 22.20: Zur Woche deS Braunen BanndeS. Funkberichie vom dritten Tag der Reichsreiterwett- kampse unv vom zweiten Jagdspringen um das Braune Band deö Springens. — 22.35 bis 24.00: Eins ins anderel Bunte : Musik zur späten Nacht. Tanzorchester Egon Kaiser, Kammer- s seriell Joses Krepela. Franz Thon (Klarinette) und die Metro- polvokalisten. Diesem jungen Menschen möchte ich keinen Eimer Kalt wasser über den Kopf schütten, dachte Ann-Christin und nahm sich vor, erst einmal zu einem Juwelier zu gehen und festzustellen, ob die Kette echt sei. Je nachdem würde sie dann in der Spree oder in einem Fundbüro lauden. Ann-Christin machte sich also auf den Weg. » * Diese Stadt ist doch unwahrscheinlich schön, dachte Ernst von Decken. Alle Großstädte sollten so aussehen wie dies Nio de Janeiro: Um die Fabriken rauschen die Palmen, über die Mietkasernen segeln die herrlichsten Schmetterlinge. Wie ein laues Bad, so weich ist die Lust, und das Grün der Pflanzen ist satt und tief und beinahe bläulich. Ein unbeschreibliches Blaugrün, das in seiner Wirkung des Unendlichen an die Palette holländischer und deutscher Meister erinnert. Ernst von Decken fuhr auf der Drahtseilbahn zu dem Wahrzeichen Rios, dem Zuckerhut, am Eingang zum Hafengolf hinauf. Das Mee^flimmerte in tropischer Hitze, die Wolken jagten in violetten Fetzen. Die Sonne versank hinter dunstenden Matten, und wo eben noch scharlach rotes Abendrot lag, war jetzt schwarzbraune Bronze. Wie Irrlichter glitten die Barken von Insel zu Insel. Die Buchten blitzten, als wären sie mit tausend Brillanten bestzt. Ernst von Decken, nunmehr dreißig Jahre alt, drei Jahre durch Amerika gestreift, nie zuviel, aber saft immer genug Geld in der Tasche, um mit dem Abstand des Be- sitzenden interessante und flotte Artikel für deutsche Zei tungen zu schreiben, hatte hinaus- und hinuntergcstarrt mit dem intensiven Wunsche, malen zu dürfen — nicht schreiben zu müssen. Vom Wagen sprangen die Fahrgäste zur Zinne der Spitze. Decken als erster. Da hörte er hinter sich den leisen Aufschrei: „Au!" Blitzschnell drehte er sich um. Dieses kräftige, ehrliche „Au!" konnte nur aus deutschem Munde kommen. In diesem Augenblick begriff Ernst von Decken nicht, daß er nur die Natur außerhalb des Wagens ge sehen hatte und gar nicht dieses kleine Menschcnwundcr in dem Wagen drin. Das war ja ein süßes Geschöpf trotz des prosaischen „An!". Und auch dieses „Au!" klang dein jungen Menschen auf einmal wie Musik in den Ohren. Kastanienbraune Locken mit dem goldenen Schimmer, wie er nnr in Deutschland zu finden ist, umrahmten . ein schmales Gesichtchen, aus dem blaue Augen eben gerade in Ernsts braune Hineinschaitten. Blau waren diese Äugen, so blau wie die Seen in Ostpreußens Wäldern. Ja, sogar das Weiße der Augen hatte einen bläulichen Schimmer und eine Sekunde lang hatte auch der kleine Mund einen blaß-bläulichen Schein, denn vier feste weiße Zähne bissen krampfhaft hinein. Wahrscheinlich, um einen neuen ver räterischen Schmerzenslaut zu verhindern. Die Haut des jungen Mädchens schien Decken unwahrscheinlich zart und weiß. Drei Jahre lang hatte er nicht mehr solche Haut gesehen. Was Wunder, daß sein Herz einen kleinen Freudensprung tat. Wie ein deutsches Märchen kam es ihm vor. Ja, wirklich, als wäre sie aus einem Märchen buch entsprungen, so sah sie aus — ein Schuß Aschen brödel, ein Schuß Schneewittchen, ein Schuß Dornröschen. Mit vorsichtiger, leiser, zaghafter Stimme fragte er: „Haben ,Sie sich arg weh getan?" Das „deutsche Märchen", das sich inzwischen zu dem vertretenen Fuß gebückt hatte, blickte erstaunt ans, leicht verwirrt, leicht dankbar und auf einmal sehr glücklich: dieser schlanke, dunkle Mensch war ein Deutscher! Wäh rend der ganzen Fahrt hatte sie überlegt: w«s für ein Landsmann mag dieser Fremde sein. Sie hatte sogar kaum einen Blick für das schöne Stadtbild von Rio gehabt, von dem sie heute Abschied nehmen mußte. Sie hatte tat- sächlich immer nur diesen jungen Mann angesehen, der so schlank und hochgewachsen war wie ihr Bruder von der Waterkant, der abex so dunkle Haare, so dunkle Augen, die gleichsam von innen heraus leuchteten, so. dunkle Haut hatte Ivie ein Italiener, ja, vielleicht wie ein Spanier, allerdings auch niemals wie ein Hiesiger. Plötzlich fing sie an, hellauf zu lachen: „Da muß ich mir den Fuß verstauchen, um Sie kennenzuternen." Ernst von Decken war restlos verblüfft. Diese offene vergnügte Sprache war er auch schon lange nicht mehr gewohnt. Die Frauen Südamerikas waren gebunden in kiner strengen Konvention mit dem ungeschriebenen, aber unerbittlichen Gesetz: Du sollst nicht — du darfst nicht! Was du alles nicht sollst und nicht darfst, dafür sorgten die abweisenden Blicke der Schutzgarde von Brüdern, Vätern, Vettern — ganz zu schweigen von den gespannten Gesichtern mißtrauischer Ehemänner, geradezu gefährlichen ' Gesichtern. Uud hier dieses fremde junge Mädchen war erstens einmal offensichtlich allein, und gab zweitens ganz ungeniert zu, daß sie ihn hatte tenncnlernen wollen. Der junge Mann bückte sich, faßte das Füßchen an; das junge Mädchen stützte sich auf ihn, er bewegte leicht ihren' Fuß, sic wurde eine Schattierung blasser. Alles geschah ganz selbstverständlich. Dann plötzlich riß sie ihm beinahe den Fuß arls der Hand und stampfte einmal ein bißchen mutwillig auf. „Ist schon gut - man soll sich nicht so haben." Sie sah ihn dabei harmlos-freundlich an. Als cs ihr aber schien, es zöge ein amüsiertes Lächeln nm seine Mundwinkel, wurde sie puterrot und sagte etwas böse: „Nun denken Sie glatt, ich hätte dies alles nur gemimt. ,Nee, is nich', würde der Berliner sagen! Ich war bloß mal wieder zu hastig. Und es tut auch noch etwas weh", fügte sie beim ersten Schritt hinzu. „Ich glaube es schon", versicherte Ernst von Decken. „Außerdem — ob Theater oder nicht Theater! Nett, fein, schön ist es jedenfalls, daß wir uns kennenaelernt haben. ^Fortsetzung folgt.)