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Donnerstag, am 22. Juli 1937 Nr. 168 s Beilage zur „Weißeritz-Leitung" 1V3. Jahrgang Für eilige Leser In Wilhelmshaven trafen vier BcsatzungSmitglieder der „Deutschland" ein, die im Lazarett von Gibraltar gesund ge-! pflegt wurden. Sie erreichten die Heimat aus dem Landweg.! Die italienischen Pressevertreter nehE ! Arbeit wieder in London auf. Dieser Schritt Roms wird in den maßgeblichen englischen Kreisen als ein Zeichen der Ent-> spannung zwischen beiden Möchten gewertet Der Zentralverband der christlichen Gastwirte in Polen fordert in einer Denkschrift an das Finanzministerium, daß die Fiihrung von Gastwirtschaften nur noch in beschrankten, Make Juden gestattet werde. Besonders in Städten und Stadttc-i^ sind, sollen lediglich arische Personen Gastwirtschasten fuhren dürfen. Im irischen Landtag wurde de Valera mit 82 gegen 52 Stimme» zum Präsidenten des Pollzugsausschusses des Iri schen Freistaates wiedergewählt. Im Verlaus eines Streiks in den Eisenbergwerken von Dicrissa in Tunis, der bereits mehrere Tage dauert, kam es zu blutige» Zusammenstößen. Zuavenlruppen, die de« Polizei- dienst versehen, wurden mit einem Steinhagel empfangen und antworteten mi, Schüssen. Zwei Tote auf Seite» der Strei- senden bliebe» ans dem Platze. Der Führer und Reichskanzler cmptlng m ,einem Hause aus den, Obersalzberg den Präsidenten der Gemischten Koni- Mission für Oberschlesien, Altbundesrat Felix Lalonder, sowie den Präsidenten des Schiedsgerichts sur Oberichleswn, Pröses- sor Georges Kaeckenbeeck, die uch aus Aulab der Beendigung ihrer 15jährigen Tätigkeit tu Oberschlc„en von »hin verabschie- deteu In Würdigung ihres vcrdienitvollcn Wirkens über- " reichte der Führer beiden sein Bild mit eigenhändiger Wid- muna. DaS Pferd war schuld. Durch zufällige Berührung setzte ein Pferd in dem Dors Kuckuckswalde tOstpreußen) einen Ge- treidemäher in Gang, in dessen Getriebe der nichtsahnende Knecht geriet. Hände und Beine wurde ihm abgeschniiten. Drahtlos getraut. Ein junger dänischer Schisssarzt wurde vom Schiff aus drahtlos mit seiner in New York lebenden Brau» getraut — so mußte auch das Festessen ohne ihn statt finden. Schweden baut bombensicheres Kraftwerk. Im hohen Nor- den Schwedens, in Stadsforsen, wird zur Zeit ein großes Kraftwerk gebaut, das nach seiner Fertigstellung 100000 pä erzeugen wird. Bei der Errichtung des Werkes finden 360 Arbeiter Beschäftigung, wobei bemerkenswert ist, daß diese mi, Hilse moderner Geräte das gleiche leisten wie 1000 Mann vor etwa zehn Jahren. Eine besondere Eigenart dieses Kraftwerkes Ist der vollständige Schutz gegen Luftangriffe. Die Baukosten dieses neuen, bombensicheren Kraftwerkes belaufen sich aus über 20 Millionen Kronen. Die im Jahre 1936 in Angriff genommenen Arbeiten sollen planmäßig im Jahre 1940 be- endet sein. Brieftaube schlug Auto und Erpretzzug. Die Frau eines englischen Abgeordneten reiste den in einem Brieftaubenwett- bewerb aufgelassenen Brieftauben in «uto und Expreßziw nach; sie wurde von der schnellsten Taube um siebzehn Minuten aeschlaaen. '. ' Eröffnung der ReichSsestspicle Heidelberg 1937. l Die Ncichöfestspiel« Heidelberg, die im Kulturprogramm de» neuen Deutschlands zu einen, festen Begriff geworden sind, wurden am Dienstagabend bei herrlichem Sommerwetter er- öffnet. Unter den Ehrengästen, die sich im Schloßhof einfan den, befanden sich Gauletter R.-ichsstatthalter Robert Wagner, Reichskulturwaiter Franz Moraller, der Präsident der Reichs- theaterkammcr, Rainer-Schlösser, die badischen Minister Pslau- mer und Schmitthenner, stellvertretender Gauleiter Röhn, Landesstellenleiter Schmid, Intendant Gnstav Gründgens und zahlreiche Vertreter von Partei, Staat und Wehrmacht. Wichtige Ler-aftmit» in Warschau Die Untersuchung deS Attentats aus Oberst Koc. Wie der regierungsfreundliche „Expreß Poranny" mitzuteilen weiß, sind in Warschau im Zusammenhang mit dem verunglückten Bombenanschlag aus Oberst Koc von dem Leiter deS Lagers der nationalen Einigung wieder einige überaus sensationelle Verhaft«»- gen porgenommen worden. ! Die Untcrsuchungskommission hat sich erneut an den Ort des Anschlages begeben, um die Bewohner der Nach- barhäuser der Villa des Obersten Koc zu vernehmen. Aus den Aussagen vpn Nachbarn geht hervor, daß etwa zur Zeit des Attentats'in der Nähe des Sommerhauses des Obersten Koc zwei Autos versteckt und mit abgedunkelten Lampen gesehen worden sind, die später mit großer Ge schwindigkeit in Richtung Warschau davonfuhren. Für die Explosivkraft der Bombe spricht der Umstand, daß die Finger des getöteten Attentäters KO Meter weit fortgeschleudert wurden. Nach den bisherigen Ermitt- lnngen der Schiebsachverständigen enthielt die Bombe, die nach Art einer Pioniermine anaefertigt war, ein Kilo gramm Dynamit. Das schwebende Untersuchnngsverfah- ren steht bereits vor dem Abschluß. Wie weiter bekannt j wird, ist es bereits gelungen, außer dem Namen auch die parteimäßige Zugehörigkeit des Attentäters festzustellen. ! Er gehörte dem nationaldemokratischenKreis an. Die Mitglieder dieses Kreises, die mit diesem Ver brechen in Beziehung stehen, sind festgenommen worden. Das dem Lager der nationalen Einigung besonders nahestehende Warschauer Blatt „Kurjer Poranny" erin- nert in diesem Zusammenhang daran, daß bereits am l. Mai auf das Warschauer Büro der Organisation des Obersten Koc ein Attentat versucht worden sei. Damals jsei es nicht gelungen, der Person habhaft zu werden, !die eine Bombe in der Toreinfahrt niedergelegt hatte. ! Der „Kurjer Poranny" fordert nach dem Anschlag auf Oberst Koc schärfste Maßnahmen gegen alle Geheimorgani- jsationen in Polen. Das Blatt erinnert an eine, von i'hm bereits vor einiger Zeit aufgestellte Forderung, nicht nur den illegalen Kommunismus zu beseitigen, sondern auch alle anderen Geheimorganisationen, womit vor allem ^die Freimaurer gemeint sind. Diese Geheimorganisatio- s nen seien die Schrittmacher für den Geist der Zersetzung. t Das schasst der Vierjahresplan: Vervierfachte Lisenerzerzeugung Vortragsabend des Amtes für deutsche Roh- und Werkstoffe Das Amt für deutsche Noh- und Werkstoffe in Berlin veranstaltete vor Schriftleitern der gesamten deutschen Fachpresse einen Vortragsabend, auf dem die Grundge danken des V i e r j a h r e s p l a n e s als der gemein samen und gleichgerichteten Arbeit der deutschen Wirtschaft und des deutschen Volkes ausgezeichnet wurden und die i Abteilungsleiter des Amtes im einzelnen über die Auf gaben und die bereits erzielten Erfolge auf ihren Sach- , gebieten berichteten. Der Chef des Amtes für deutsche Roh- und Werkstoffe, Oberst des Generalstabes Löb, wies einleitend auf die vom Führer und Reichskanzler dem deutschen Volk und der Wirtschaft gestellten Aufgaben von einem noch nie dagewesenen Ausmaß hin. An positiven Werten zu ihrer Erfüllung habe Deutsch land ein arbeitsames Volk, das seine Kräfte nicht mehr in Klasseukämpfen zersplittert. Techniker, Ingenieure und Wissenschaftler, die nach jahrzehntelangen Arbeiten all mählich die Wege gewiesen hätten, aus den wenige» Rohstoffen, die wir besitzen, fast alles zu machen, und schließlich eine Regierungsform, die cs gestatte, die im Interesse der übergeordneten Staatsnotwcndigkeiten als erforderlich erkannten Dinge und Maßnahmen durchzu- I setzen. § Zeder zweite Eilenttiiger aus deullchem Erz Nach diesen einleitenden ^lnsführungen von Oberst Löb wurden dann von den einzelnen Abteilungsleiter» des Rohstoffamies die Anfgaben und Arbeiten der ihnen anvertrauten Sachgebiete behandelt. Auf dem so wichti gen Gebiete der E i s e n w i r t sch a f t ist die wissen schaftliche Beherrschung der Aufbereitung und Verhüttung deutscher Eisenerze, über die wir in ausreichendem Maße verfügen, gesichert und damit das Problem der Ver sorgung mit deutschen Eisenerzen gelöst. Das Tempo, in dem die Versorgung aus deutschen Eisen erzen durchgeführt wird, wird lediglich von den Einsatz- ! Möglichkeiten der verfügbaren Menschen bestimmt. Das erste Ziel, nämlich die Ausweitung der deutsche»! Eisenerzerzeugung auf der Grundlage einer inner deutschen Basts auf das Vierfache des heutigen Zu standes, wird innerhalb der festgesetzten Frist erreicht wer den, so daß am Ende des zweiten Vierjahresplanes min destens die Hälfte der Eisenträger deutschen Ursprungs sein wird. Die Kontingentierung wird nur in einer Veber- gangszeit durchgeführt, nach deren Ablauf die Auswei tung der Erzeugung ein Maß erreichen wird, das jeg lichen Verarbeitungsmüglichkciten angcpaßt ist. Andererseits müssen natürlich die Leicht Metalle auf allen den Gebieten zur Anwendung kommen, in denen s sie das Eisen gleichwertig ersetzen. s Bei der Behandlung der neuen dentschcn Werkstoffs wurden von den Sachbearbeitern zwei..bedeutsame Ge sichtspunkte herausgestellt. Erstens stchs bei ihrer An wendung der Gedanke des technischen Fortschrittes stets im Vordergrund, d. h. die neuen deutschen Werkstoffe wer den nur in den Fällen gegen bisher verwandte ausge- tauscht, in denen dieser technische Fortschritt geck währleistet ist. Zweitens unterliegen wie jeder Werkstoff auch die neuen deutschen Werkstoffe ihren eigenen Kons struktionsgesetzen, was bei jedem besonders beachtet wer den muß. Die vielen Verwendungsgebiete für die deut schen Werkstoffe, insbesondere die Leichtmetalle, Alumi nium und Magnesiumlegierungen, die Kunststoffe, das Holz, Glas, Porzellan usw., wurden immer unter Be rücksichtigung des technischen Fortschrittes gekennzeichnet« Bon Erporllelndlichleit leine Spur Bezüglich der Wirtschaftlichkeit der Produk tion des Vierjahresplanes wurde festgestellt, daß diese Frage sich aus der Lebensnotwendigkeit für die deutsch« Volkswirtschaft beantworten läßt. Die deutsche Wirt schaft müsse in die Lage gesetzt werden zu produzieren, und da dies von dein Erfolg der Unternehmungen und Vorhaben des Vierjahresplanes abhängig sei, so seien alle diese vollkommen wirtschaftlich. Wirtschaftliches Denken könne nicht allein auf dem privatwirtschaftlichen Nutzeffekt beruhen, sondern es komme darauf an, im Rahmen einer gesunden Volkswirtschaft zu produzieren und zu expor- steren. 99 v. H. der Unternehmungen innerhalb des Vier- jahresplanes sind bisher rein privatwirtschaftlich finan ziert worden, woböi man besonderen Wert darauf gelegt hat, wirkliche Unternehmer zu Trägern der Finanzierung, , die im übrigen nicht schematisch, sondern je nach dem vor liegenden Falle verschieden gehandhabt wird, zu machen. Der Vortragsabend des Amtes für deutsche Roh- und Werkstoffe fand seinen Abschluß mit Ausführungen von Oberst Löb über die Zielsetzung des Vierjahresplanes. Er wies darauf hiu, daß der Vierjahresplan durchaus nicht exportfeindlich, aber ein geschworener Feind des Zmportzwangcs sei. Unter Bezugnahme auf die Ausführungen des Führers in Würzburg vor dem main- sränkischen Gautag, daß der Vierjahresplan Deutschland davor bewahren solle, von jedem Dritten nach Belieben erpreßt werden zu können, betonte er, wie dringend not wendig die Durchführung des Vierjahresplanes für die Würde des deutschen Volkes, abgesehen von rein wirt schaftlichen Gesichtspunkten, sei. Der innere, ethische Sinn des Vierjahrcsplanes sei es, uns ans diesem Zu stand des Zwanges zu befreien. Widerlegte; U-Boot-Märchen Leichtfertige Beunruhigung der englischen Oeffentlichkeit. Die englischen Blätter berichteten in einer Sensations meldung aus Portland, daß ein untergetanchtes deutsches U-Boot entdeckt worden sei, als der Zerstörer „Wolfhound" Minenräumübungen auf der Höhe von Portland durch geführt habe. Das U-Boot sei an die Oberfläche befohlen worden, und nachdem sein Befehlshaber befragt worden sei, habe man ihm die Weiterfahrt erlaubt. Diese Presse meldungen führten zu einer Anfrage des Oppositions führers Attlee im Unterhaus. Er fragte den Ersten Lord der Admiralität, ob er irgendeine Erklärnng über einen angeblichen Zwischenfall, der ein deutsches U-Boot betreffe, abgehen kösine. Duff Cooper erwiderte: „Jawohl! Am letzten Montag befand sich ein deutsches U-Boot auf der Oberfläche außer halb der TcrritorialgewSsser in der Umgebung von Port- land-Bill, wo eS ei» Recht hatte, zu sei». Ein britischer Zerstörer und ein britisches U-Boot führten in derselben Gegend Uebungen durch. Eine Tiefenladung wurde zur Explosion gebracht, die das britische U-Boot an die Ober fläche brachte, wie daS beabsichtigt war. ES handelt sich um eine gewöhnliche Marincübung, die keinerlei Beziehung zu der Anwesenheit eines deutsche» U Bootes hatte." Die Harmlosigkeit der wirklichen Tatsachen löste all gemeines Gelächter nnter den Abgeordneten aus. zumal die Presse ihre Meldung mit Einzelheiten über auffallende l Umstände ansgeschmückt und mit fettgedruckten Ueber- schriften versehen hatte. Damit wurde wieder einmal eine der Zeitungsenten widerlegt, die leider geeignet sind, die englische Oeffentlichkeit mit Unruhe uNd Mißtrauen an deren Ländern gegenüber zu erfüllen. Bon sechs aus zwölf Milliarde», Bonnet wird das Sparen schwer gemacht. Die i» Frankreich für 1938 für die nationale -vcr- tcidignng bewilligten Kredite in Höhe von sechs Milliar de» Frauke» werde» nu»mchr trotz der Sparpolitik deS Finanzministers Bonnet auf elf Milliarden Franken erhöht. Kricgsmiuister Daladier hat es verstanden, den Mini- stcrrat von der Notwendigkeit einer Erhöhung der Aus gaben, insbesondere für die Motorisierung der technischen Mittel der Armee zu überzeugen nnd sich gegenüber Bon net dnrchzusctzen, der ursprünglich seine Einsparungspläne auch auf dieses Gebiet erstreckt wissen wollte. Der Mini sterrat hat den Forderungen Daladiers stattgegebcn nnd seine Vorschläge unterzeichnet. Da; neue Kabinett Hodscha ! Keine wesentlichen Veränderungen. Der Präsident der tschechoslowakischen Republik, Dr. Benesch, empfing den bisherigen Vorsitzenden der Re gierung, Dr. Milan Hodscha, der dem Präsidenten der Republik Bericht über das Ergebnis seiner Verhandlun gen über die Neubildung der Regierung erstattete. Der Präsident der Republik genehmigte die neue Ministerliste. Sodann stellte der Vorsitzende der Regierung, Dr. Hodscha, dem Präsidenten der Republik das neue Kabinett vor. Der Präsident der Republik sprach seine Befriedigung über, die Regiernngsneubildung aus und vereidigte das neu«! Kabinett. j Die vom Präsidenten der Republik ernannte Regie-! rung weist dieselbe Zusammensetzung auf wie die vorher- gegangene, bis auf das Finanzministerium, das noch nicht endgültig besetzt werden konnte. Die Lösung der Regierungskrise scheint unter sehr, merkwürdigen und ungewöhnlichen Umständen erfolgt zu> sein, denn die Presse der Rechten und Linken setzt di«t gegenseitigen Angriffe mit unverminderter Heftigkeit fort. Die tschechisch-nationale „Lidowe Noviny" schreibt, datzj die Einigung mehr der fortgeschrittenen Sommerzeit und! dem Ferienhunger als dein wirklichen Willen zur loyalen Einigung und Zusammenarbeit zu verdanken sei. Die Agrarier hätten einem Kompromiß zustimmen müssen, der aber auch durch die Nachgiebigkeit der übrigen Parteien möglich wurde. Die leichtsinnig herbeigeführte kritische Erschütterung der Regierungsmehrheit habe die Stellung der neuen Regierung Hodscha geschwächt, das Mißtrauen zwischen den beiden Lagern vertiest und die Atmosphäre zwischen den Mehrheitsparteien verschlechtert. Alles führe zn der Ueberzeugnng, daß die nengebildete Negierung nur vorläufigen Charakter habe. 8n zehn Wochen drei Millionen Belucher Düsseldorf, 22. Juli. Die Neichsansstcllnng „Schassendes !Volk" konnte am Dienstag den dreünillionsten Besucher be- grüben, und zwar war es der EisenbahnarbcUer Severin Frickel aus Rhens am Rhein, Baier von sieben Kindern, der mit seiner Frau die Ausstellung besuchte. Er wurde von der Ausstellungsleitung begrüß», die ihm eine goldene Uhr mit .Widmung und ein Geldgeschenk überreichte. Es ist bemerkens wert, daß in zehn Wochen bereits drei Millionen Besucher der Ausstellung gezählt werden konnien, «in Zeichen dafür, dag diese große Vierjabresschau am Rhein in allen deutschen Gauen, und auch im Auslande das größte Echo finde».