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vr»> Plllb. — 770 — mal Schatten lautlos über die weiten Gänge huschen gesehen. Ost leuchtete es an Stellen auf, die der Sonne ganz abgekehrt waren. Geister zündeten wieder holt ein Feuer in den Herden an, dann gab es mitunter nachts ein dumpfes Gepolter, die Lichter erloschen mit einemmai, als hätte sie ein Gespenst ausge- blasen, di« Kellertüren sprangen von selbst auf, um dann mit Wucht zuzu- flicgen, und so weiter. Die deutlichste Erscheinung wollte aber die Bäckermeisterin gehabt haben, als eines Abends plötzlich «in Männchen aus dem Turm t7at, sich dreimal tief verneigte, und zwar mit ousgebreiteten Armen derart, daß es wie ein Kreuz aussah. Dann winkte es der Frau freundlich zu und forderte sie mit einer feinen, durchdringenden Stimme auf, näherzukommen und einen Sack mitzu bringen, den es mit Gold füllen werde. Ganz deutlich hörte Frau Fritsche die Stimme, und doch schallte diese Stimme nicht. Bor Angst folgte die Bäcker meisterin dem kleinen Männchen nicht, worauf der Zwerg mit einer gegen sle gerichteten drohenden Gebärde verschwand. Darauf stürzte die Frau er schrocken nieder, um nach einer Stunde von ihrem Gatten in einem totähn lichen Schlafe aufgefunden zu werden. Sie berichtete dem Manne ihr Erleb nis, aber auch er findet nicht den Mut, den Turm aufzusuchen. Anderseits zweifelte nunmehr er so wenig wie seine Frau daran, daß sein Haus einen kostbaren Schah beherberge, nur verstünden sie eben nicht, mit Geistern umzu- gehen. Nun fällt dem Fritsche der Wundermann Hänel ein. Er begibt sich unter einer Ausrede zu ihm und teilt ihm alles vorsichtig mit. Hänel erklärt die Erscheinungen anfänglich auf ganz natürliche Weise, nimmt dann aber eine Untersuchung des Turmes vor und gibt sodann seiner Ansicht dahin Ausdruck, daß das Gemäuer wahrscheinlich der Sitz eines alten Schatzes sei. Fritsche ist noch immer zaghaft und meint: „Umstände wollen wir nicht machen und vollends, wenn Gefahr dabei ist, da lassen wir es lieber sein." Hänel entgegnet« ihm aber: „Wer es mit Golt ansängt, hat keine Gefahr. Er wird es zu Ende brin gen ohne Schaden für Leib und Seele. Freilich sind noch andere Mächte tä tig, wem Golt aber seinen SchuH- verleiht und Jesus Christus, und wem die Geister gewogen sind, gegen den Können Zauberer nichts ausrichten, der Sieg wird sein!" Und nun beginnt ein monatclanges Kasteien und Beten. Auf den Knien betet Hänel zu Golt und dem Heiland, Laß sie' ihnen den Schatz bescheren mö gen, damit sie die Schulden zahlen und den armen Waisen Gutes tun könn ten. Das Männchen zeigte sich dann tatsächlich wieder und machte ihnen im mer genauere Angaben über den Schah, so iah Hänel und Fritsche bald «inen umfangreichen Schlüssel seiner Verteilung aufstcllen. Der Geistcrcrlöser unter wirft sich dabei heimlich den schrecklichsten Martern, bei denen ihn der Bäcker meister Fritsche einmal durch Zusall betritt. Hänel steigt gerade bis zum Kopfe in die Mistgrube und treibt anderes ungereimtes Zeug, nur um selbstquälerisch seine Seele zu läutern. Endlich verheißt ihm der Geist, daß am Karfreitag des wahres 1846 die Befreiung der Verwünschten und die Hebung des Schatzes er folgen werde. Die Wohnung des Ehepaares wird daraufhin in phantastischer Weise in einen kirchcnähnlichcn Zustand versetzt und vor dem Schloß sammelt sich an diesem Tage durch die unliebsame Geschwätzigkeit eines der Eingeweih ten das Volk an, das fest glaubt, daß Hänel heute das verhexte Haus von seinem Zauber befreien werde. Leider erfuhr auch die Polizeibehörde davon - - - — ' - - — "" -- - - . . -