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Lop^rigbt 1936 b)' ^ukvärts-Verlag, Lerliu 8XV 68 LI Nachdruck verboten. Das .^»gle diese außeroroentlich. Sie murmelte etwas von »Schön — hat sich was", ließ sogar die Tür knallen, wurde aber sofort zurückgerufen. „Noch einmal hinausgehen, geräuschlos. Was fällt dir eigentlich ein?" sagte ärgerlich Rubertus. „Die wird auch noch nett werden, unsere Marguerite", jagte Hans versöhnlich. „Gerade diese herben Pflanzen laben eS manchmal in sich." „Ach was. Gin unangenehmes eckiges Göhr ist es. Weich muß sowas sein, mollig körperlich und seelisch." „öi-m ami. je vous prie", unterbrach Frau Rubertus »U einem Blick auf den Diener. „Du bist zerstreut." „Ach was. Bist du vielleicht nicht mollig und rund gewesen?' Er führte sie am Arm in den Salon. Ter Söhn wandelte gedankenvoll hinterdrein. Die Mutter — weich.,.? Er mußte an sich halten. „Also. Jetzt erzähle uns von deinem Freunde, Hans. Naindorff heißt er, nicht?" „Jawohl. Rittmeister von Naindorff, Kammerherr. Lin ganz scharmanter Mensch. In meinem Regiment ja beider nicht." „Warum nicht?" „Das ist ihm vielleicht zu teuer." „Aha. Er hat nichts." „Nichts ist übertrieben. Einen kleinen Zuschuß hat er schon und ist dabei ein ausgezeichneter Haushalter. Da kann man wirklich was lernen. Das heißt — bei uns geht das eben nicht." „Scheint so", sagte Rubertus trocken. Da wurde seine Gattin aber energisch. „Rechne ihm »och nicht vor, ich bitte dich, was er durchaus haben muß, James." Bei dem englischen Tick, der im Lande grassierte, hatte sich Jakob Rubertus in James verwandelt. „Hab' ich doch auch, Mamachen. Aber seit ich den Rain« oorff beobachte, schäme ich mich manchmal. Er tritt so musterhaft auf, braucht dabei so unglaublich wenig. Denkt euch, er führt Bücher über alle seine Ausgaben, weiß immer, was er hat und nicht hat." „Nimm sofort Unterrichtsstunden bei ihm, mein ^ohn." „Er gibt keine. Sehr liebenswürdig ist er, aber dabei iußerst hochmütig, glaube ich, in gewissen Dingen. Stolz möchte ich sagen." „Ja, mit dem unheilbaren Wahn seines Blutes." „Das ist doch kein Wahn, Papa." „Na, sei zufrieden. Wir sind auch nicht Hinterm Zaun zefunden. Und was ist noch weiter mit ihm?" „Flüchtig bin ich schon länger mit ihm bekannt ge« wesen, aber seit ein paar Wochen sucht er meine Gesell schaft geradezu, hat mich in ein paar Familien eingeführt." „In welche...?" fragte die Mutter gierig. „Mit Töchtern natürlich", stellte Rubertus fest. „Sehr angenehme Familien, vornehm, einfach." „Feierliche Einladung auf eine Butterbemme, ich weiß schon. Und als Buch liegt der Adelsalmanach immer da." „Hast du den vielleicht gerade bei der Hand, Mamachen." „Selbstverständlich. Dort liegt er." Hans setzte sich behaglich zurecht, blätterte. „Da haben wlr's schon", sagte er, „Freiherren von Raindorff, inter essantes altes Wappen, Familie nachweisbar bis 1420, Gutsherren, Soldaten in verschiedenen Diensten, Diplo maten. Ehen, meistens mit einheimischen Fräuleins, aber auch mit Preußinnen." „Das gibt Mum ins verdünnte Blut", sprach der Haus herr sachlich. „Zeig mal her. Da seh' ich gleich eine Reihe von Heiraten zwischen Vettern und Basen. Zuerst sehr viele Kinder, das war früher selbstverständlich." „Wie barbarisch, unfein und mühsam", stöhnte Frau Rubertus. „Rege dich nicht auf. Schon im siebzehnten Jahr hundert wurde es weniger damit. Er hat keine Ge schwister, dieser Herr von Raindorff-Gutschlage. Wer hat diesen Besitz Gutschlage?" „Eine alte Verwandte." » „Da könnte er ihn ja erben. Obschon diese Tanten in alten Geschlechtern es in sich haben, besonders, wenn das Gut Frauenmilgift gewesen ist. Na, viel wird nicht daran sein. Wie alt ist diese Regierende?" „Schon hoch in den Sechzigern." „Das bedeutet gar nichts. Wenn solche gute alte Seelen, die in zähen Knochen stecken, einmal die Gewohnheit des Lebens angenommen haben, dann gehen sie nicht gern davon ab. Wir Männer sind zarter und bescheidener in solchen Dingen." „Ich bitte dich, James! Hans, sprich du. Es ist wirk lich bester." „Also — ich war die letzte Zeit mit Raindorff viel zusammen, auch eingeladen bei ihm. Er wohnt in der Vorstadt, altväterisch gemütlich, hat sich sehr hübsch ein gerichtet, und bet aller Einfachheit ist er überaus gastfrei. Ich bin schließlich darauf gekommen, daß er sich in unsere Muthe verlieb» hat. Er scheint ihr dauernd, wenn auch diskret, nachgewandelt zu sein." .. «Ich möchte nur wissen, ob sie das beachtet Hal." „Aber keine Rede, Papa. Wir wissen doch Bescheid ül unsere Muthe. Das klarste Wässerchen, ohne Falsch u: Untiefen, vollkommen ehrlich. Ja — wenn's die Dai, wäre!" „Ich traue jungen Mädels prinzipiell nicht. Und dan dieses flammende Rotwerden bei Tisch, weil ihr dc Bruder ein Kompliment macht^ Du hast sie doch auch rc werden sehen, Annchen?" Frau Rubertus ärgerte sich immer, wenn sie Annchc, gerufen wurde. Wenn schon, dann wollte sie Anny Heißen „Sie hat überhaupt noch niemandem in die Augen zu stechen, denn sie geht erst nächsten Herbst in Gesellschaft." Eine ziemliche Pause entstand. Dann sagte Hans feier lich: „Mein Freund Raindorff hat mich gebeten, ihn bei euch einzuführen, wenn es euch recht ist." Herr Rubertus schien sich sofort seelisch zuzuknöpfen Er nahm etwas Unbeeindrucktes, Gleichgültiges an, während Annchen ihre freudige Erregung nicht verbergen konnte. Rubertus' halten, wie viele Industrielle und eben so wie der Adel, ihre Vorurteile, suchten sich den Verkehr sehr vorsichtig und dachten nicht daran, das Geld, das sie verdienten, zu vergeuden. Sie verheirateten ihre Töchter am liebsten in ihre eigenen Kreise, auch gern ins Ausland, in große Unternehmungen. Betont aber wurde das selten, bei Rubertus' gar nicht. „Also ist er euch willkommen?" „Man muß natürlich ja sagen. Er kann sich ja präsen tieren. Aher zu Flirts und solchem Zeug habe ich meine Töchter nicht." „Raindorff ist ein ernster Mensch, über dreißig. Es wäre natürlich, wenn er sich verheiraten wollte. Er bietet auch etwas." „Muthe wird erst siebzehn. Der Altersunterschied übrigens, das ginge noch, denn ich glaube nicht, daß sie mit Temperament übermäßig geplagt ist. Und er hat wohl ausgetobt?" „Nach Toben steht er gerade nicht aus. Er wirkt korrekt, ein bißchen altmodisch." „Viel Anhang?" „Nur diese alte Dame auf Gutschlage. Muhme nennt er sie." „Das klingt ja eingemottet." „Und dann ist da eine Respektsperson, Onkel — Ordens ritter — Junggeselle, sitzt auch auf einer Klitsche, ver waltet Ehrenämter." „Kann er diese Klitsche erben?" „Papa, das weiß ich nicht. Darf er seinen Besuch machen?" „Aber natürlich", rief die Hausfrau. „Sonntag vor mittag zwischen zwölf und zwei." „Muthe tritt dabei nicht in Erscheinung", sagte Herr Rubertus kurz. „Zuerst besichtige ich ihn, dann kann cs sein, daß ich mich nach ihm erkundige, ob er Schulden hat, was mir nicht sympathisch wäre." „hion ami, tu doch nicht so schrecklich bürgerlich." Der Gatte lachte. „Du mußt bedenken, Papa, er geht in die ersten Häuser. Der König redet oft mit ihm, soll ihn schätzen. Am Kameradentisch ist er sehr beliebt, trotz seiner Sparsam keit. Er ist der angenehmste Gesellschafter." „Schön. Schön — also Sonntags einmal. Denn kommenden wollten wir ja ins Gebirge." „Das Gebirge läuft uns nicht weg", sprach Annchen abschließend. „Im Salon disponiere ich, James. Ich er warte den Rittmeister." r Der Fabrikherr hatte ein vielsagendes, sein Sohn ein verstehendes Lächeln. Später flüsterte er der Mutter zu: „Er ist ganz scharmant. Du wirst sehen, du hast Sinn dafür." „Sieht er gut aus?" „Tadellos. Aber soldatisch Klirrendes ist nichts an ihm." „Frau! Auf Muthe ist jetzt ein ganz besonderes Auge zu haben, wenn man den Fuchs am Gänsestall spürt. Die Higy hat sie von nun an immer zu begleiten. Auf die Daisy verlaß ich mich nicht." Die beiden Herren verließen zusammen das Haus. Auto und Reitpferd warteten. Rubertus sah dem Sohne nach. „In der Erscheinung gibt er keinem was nach. Aber ein Adelsfimmel, der zu dominieren sucht, darf mir nicht ins Haus kommen. Gerade die Muthe — schade! Sie, in der was Rechtes steckt, die etwas von meinem Kopf hat." Von ihrem zehnten Jahre an hatte er angeordnet, daß seine Kinder Geschäftliches, Sachliches lernten, im Dienst des Erwerbs, von einer sehr guten Kraft im Hauptbüro. ES wurde jedem von dem Dreiblatt eine Summe gut geschrieben, ein Bankkonto eröffnet, mit dem die Kleinen hantieren lernen mutzten, Geschäfte abschltetzen, Trans aktionen veranlassen. Das Handels- und Börsenwesen wurde ihnen zergliedert, Buchführung gelehrt, Aktien- behandlung. Hans und die Daisy-Grete revoltierten. Jedes in seiner Weise. Der Lehrer, Herr Wülle, wandte sich entrüstet von ihnen ab. „Ich verschwende meine kostbare Leit nicht." Das Mädchen zeigte einen erschütternden Geiz, zu. 4 reich ein brennendes Interesse für hie unmöglichster Spekulationen. Der Junge, naiv, grotzzügig, saß den unerbittlicher Ziffern mit tödlicher Langeweile gegenüber. Dann fing er zu Hetzen an. „Seid doch nicht so dumm. Dieses Bankguthaben ist i nur eine Mausefalle. Wenn man was abheben will, wird cs kontrolliert. Es entwickelt sich ein Betrieb, der ganz schauerlich ist. Ich verzichte. Man bezahlt Leute, die so- was verstehen." Er erreichte schließlich, von der Mutter unterstützt, daß er sich dem Militärdienst widmen durfte. Die Bankkarrtere der Daisy-Grete endete damit, daß, ! wie Herr Wülle es ausdrückte, sie sich, ganz unqualifizier bar, selber betakelte. In ihrem Bankbuch entstqnd ein ab- icheuliches Debakel. Sie schmiß es heulend ins Kamin- cuer, wurde wüeder mittellos erklärt und mit einem Vierteljahr Tafchengeldentziehung bestraft, dessen Ent ehrungen Muthe milderte. Gastz anders war es mit dieser. Wenn Herr Wülle >cn Muthe sprach, wurde er warm. „Schöne, männliche 5chrift", zählte er auf, „gute Fassungsgabe, Gründlichkeit, md dabei ein Wille, ein Interesse. Die müßte in der Fabrik Oberwasser kriegen, Herr Rubertus." „Ich lebe noch, unbeschädigt in meinen edlen und weniger edlen Teilen, lieber Wülle", sagte sein Vor gesetzter. „Rar so was, sehr rar. Bloß, daß sie den richtigen Mann kriegt, Herr Rubertus, einen, der nicht meint, daß das Geld zum Hinausschmeißen da ist." Ueber diese Worte dachte Rubertus jetzt in seinem Auto nach. „Ein Schwiegersohn aus der Branche wäre mir ja lieber. Aber diese Jungen sind auch nicht mehr so, wie wir waren. Sie tyrannisieren, sie ausländern, kriegen Luxus begriffe, wollen den Ton angeben. Da ist mir bescheidene deutsche Art doch noch willkommener. Es ist ja auch noch lange nicht soweit. Besehen wir uns das Exemplar, zu dem mein Sohn aufblickt." Dann wetterte er zum Fenster hinaus: „Donnerwetter, Salzmann. Dalli, dalli! Ver spätung...!" Er tauchte, jeden anderen Gedanken sofort abstreifend, unter in seiner eigensten Welt von brausendem Lärm, sach licher Tätigkeit, einer Welt, die er hoch gebrückt, auf die er stolz war. Von dem Tage an, an dem Kurt von Raindorff das Haus Rubertus betrat, hatte sich dessen Besitzer gewisser maßen aus der Hand gegeben. Gegenvisile, erste offizielle Einladung. Dieser folgte dann die Aufforderung der Hausfrau zu Tennis-Nach- Mittagen und Kaffeestündchen, bei denen ihr Gaue nie an wesend war. Eo erfuhr meistens nicht, wer da kam. Hans führte den älteren Kameraden mit Zeremoniell ein. Der aber wurde durch seine Natürlichkeit rasch sym pathisch. Er sah sich bei diesem ersten Besuch nicht nach Muthe um; für ihn existierte nur Frau Rubertus, deren Eigenart er in ungezwungener und sicherer Weise hand habte. Den Luxus des Hauses streifte er mit keinem Blick, sprach mit Schätzung von Hans, seiner Reiterbcgabung, seinem liebenswürdigen Wesen. Von sich selbst sagte er nur, er würde wohl noch im Laufe des Jahres in eine kleine, nicht sehr entfernte Garnison versetzt werden. Er ziehe das Ländliche der Großstadt eigentlich vor. Herr Rubertus erschien etwas später, sehr frisch ge waschen, äußerst korrekt, ein stattlicher älterer Herr, der durchaus imponieren konnte. Während di? höflichsten Phrasen getauscht wurden, mit meisterhafter Belanglosig keit, besah sich der reiche Mann den Schwiegersohn, der seinen Horizont verfinsterte, unauffällig, aber sehr genau. Er sah eine gute Figur, die sich tadellos hielt, ein Gesicht von feiner, etwas matter Prägung, mehr Beweglichkeit als Kraft, sah freundliche, etwas müde Augen, in denen Güte aufblitzte, sogar Weichheit; Geistigkeit nicht viel. Aber töricht wirkte dieser Raindorff nicht. Er verstand, ver- bindlichst zuzuhören, auch bei Dingen, die ihn gar nicht interessieren konnten. Herr Rubertus brachte sie milde und weitläufig aufs Tapet. Er äußerte liberale Anschauungen, die er in Wirklichkeit gar nicht so recht besaß, mit be sonderer Betonung. Dazu schwieg ein konservativer Mensch, blickte vor sich hin mit leerer Höflichkeit. Es war alles absolut einwandfrei. Eine gewisse Wärme machte sich im Salon fühlbar, wie dieser sie sonst nicht gewöhnt war. Frau Rubertus hatte einen teuren Schnaps servieren lassen wollen, außerordentliche Zigarren. Das war ihr nicht gestattet worden. „Ich tränke und speise ihn noch nicht", sprach ihr Tyrann. „So weit ist es nych lange nicht." „Daß du auch herzlos sein kannst, ist mir neu.' Etwas fiel Rubertus auf: Raindorff verödete oeim Zuhüren, sowie man auf ein Thema länger einging. ' Als er sich empfohlen hatte, sprach Frau Rubertus mit tiefer, vibrierender Stimme: „Er ist geistvoll, amüsant und ritterlich. Man lebt auf. Man wird verstanden." „Jawohl. Und nun mach einen Punkt", kam es trocken zurück. „Beim Essen, vor den Grasaffen, will ich nichts von ihm hören. Eingeladen werden muß er natürlich. Da kannst du ihn herumreichen, Annchen. Und lade alle , Mamachens mit Töchtersegen ein. Wir wollen ihm selbst los eine Auswahl gönnen." Dabei dachte er: Vielleicht werde ich ihn sn noch loS! „Du bist ein Rabenvater, James. Ich flehe dich an, schaffe keine Konflikte." Jetzt konnte der zuhörende HanS nicht mehr. Er platzte los, mit lautem Gelächter: „Mama! Das ist doch einer, der weiß, was er will." Ihm kamen die Eltern manchmal wie Kinder vor, selbst der Vater, wenn er das Gebiet verließ, auf dem er bedeutend war. Weltläufigkeit besaß der junge Mensch viel mehr. Er dachte: Eindruck gemacht bat er dem Vater dock! cs--«-«.»«/. die Naä —9. 12L wür von Pro Keri richt und 22.4 Ran korp dust mtt mor Aug Ban dust 11.3< 12.« das trau plar <Kla I5.3l bau halr sexte der Berl AuS Fun Han in < Lan Spo um und Seei Kap Ern 9.40 Die Ope S. S Aus <So: glesi der Naä Klaj un sc Stk schc ich noc lass wi: seh Fai dar der eig, übe fre, gro bitt in vo me an Er wi