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Hiß WM NW W Wirtschaft der Woche. Nach Uebcrwindung der winterlichen Stockuna nimm« nach einem Bericht des Instituts für Konjunkturforschung die Beschaftigung der deutschen Wirtschaft wieder zu. Ende Fe bruar waren fast 15 Millionen Menschen in Arbeit, das sind 720 000 mehr als vor einem Jahr, 3,2 Millionen inehr a!« vor zwei Jahren. Dabei steigt die Beschäftigung auf der ganzen Linie, die Zahl der Industriearbeiter wächst, ebenso die Zahl der Angestellten und die Zahl der „zusätzlich" (in Arbeitsdienst, Landhilfe, bei Notstands- und Fürsorgearbei ten) Beschäftigten. Der Jnlandsabsatz von Maschinen ist in lebhaftem Auf schwung begriffen. Die Bauwirtschaft mußte zwar in den vergangenen Monaten ihre Tätigkeit größtenteils unter brechen: mit dem Einsetzen milden Wetters wurden aber in der zweiten Märzhälste die Arbeiten auf der ganzen Linie wieder ausgenommen und darüber hinaus zahlreiche Neu bauten begonnen. Die Kraftfahrzeugindustrie geht von einem viel höheren Stand in die Saison als im Vorjahr; der günstige Verlauf der Automobilausstellung läßt eine fort schreitende Zunahme der Umsätze erwarten. In einzelnen Zweigen der Produktionsgllterindustrie sichert ein hoher Auftragsbestand günstige Beschäftigung. In der Verkehrswirtschaft hat die Reichsbahn für Mas sengüter mehr Wagen gestellt; für den Stückgutversand ist der fortschreitende Ausbau des Güterkraftverkehrs von Be- tung. Die Post berichtet über erhöhte Leistungen, obwohl der Auftrieb seit Herbst 1931 an Stärke nachgelassen hat. In der Binnenschiffahrt wurden die Ergebnisse des Vorjahres zum Teil erheblich überschritten. Nach wie vor bleibt der Außenhandel im Aufschwung zurück. Die Lösung der Außenhandelsfrage ist nicht nur für die Rohstoffversorgung der deutschen Wirtschaft von Bedeu tung: Wie stets im Verlauf des konjunkturellen Aufschwungs fragt es sich gegenwärtig — der Inlandsabsatz der Industrie nimmt rasch zu — wie weit eine Steigerung der Ausfuhr zur besseren Ausnutzung der industriellen Kapazitäten bei tragen kann. Der Ausfuhrüberschuß lm März betrug 12 Millionen Mark gegenüber 57 Millionen Reichsmark Einfuhrüberschuß im Februar und rund 1Ü5 Millionen lm Januar. Dieses Er gebnis bedeutet die Bestätigung der Richtigkeit der von der Relchsreglerung mit dem .^Neuen Plan" ergriffenen Maß nahmen. Mit dem Einsatz dieser Maßnahmen, hat Deutschland den Beweis geliefert, daß es ihm mit der Proklamation des Grundsatzes, nur das zu kaufen, was wir auch bezahlen können, bitter ernst ist. Nach wie vor ist es nicht so, daß das Maß der Einfuhr über das unbedingt für die deutsche Wirt- schäft Notwendige hinausgeht, im Gegenteil ist zu sagen, daß der im vollen Schaffen befindliche Wirtschaftsapparat noch durchaus einfuhrhungrig ist. Da aber rücksichtslos daran festgehalten werden wird, daß nichts auf Pump genommen werden soll, so ist das Ausmaß der Einfuhrsteiaerung ein fach abhängig von dem Ausmaß der Ausfuhrsteigerung. Ueber diese Wechselwirkung hat sich kürzlich Schacht auf der Jahresversammlung der Gesellschaft der Freunde des Ibero-Amerikanischen Instituts in Hamburg ausgesprochen. Bei dieser Gelegenheit kennzeichnete er die Wirtschaftspolitik des nationalsozialistischen Deutschland: Aktives Zupacken, statt passiven Abwartens. Der deutsche Handel mit Latein-Ame rika, führte Schacht bei dieser Gelegenheit weiter aus, be ruhe auf durchaus natürlichen Grundlagen: Deutschland nehme die zahlreichen Naturprodukte ab und habe dafür in Südamerika einen wertvollen Kunden für technische und chemische Fertigwaren. Jedenfalls muß für alle unsere wirtschaftlichen Bemü hungen die Devise sein, mit möglichst viel Produkten nach Befriedigung des Inlandsmarktes die ausländischen Absatz gebiete zu suchen. Unter diesem Gesichtspunkt ist es natür lich wichtig, daß sich unsere Geschäftsabschlüsse einigermaßen sehen lasten. Das kilnn man z. B. vom Abschluß der Ren- - tenbank-Kreditanstalt für 1931 durchaus bejahen. Der Rein gewinn dieses für den deutschen Agrarkredit so wichtigen In- ' stitutes stellt sich auf 16,1 Millionen Reichsmark gegen sechs Millionen im Vorjahre. Auch bei der Dresdner Bant war I das letzte Geschäftsjahr ein Jahr des Aufschwungs; die Um- ! sätze haben sich um 8 Prozent erhöht. Die Neukredite be liefen sich auf 578 Millionen, das Einlagenplus auf 53 Mil- ' lionen, die Liquidität ist verbessert. Von sonstigen Abschlüssen I ist auf Buderus lBuderussche Eisenwerke zu Wetzlar) zu ver- § weisen. Der Umsatz des ganzen hier in Frage kommenden i Komplexes stellte sich mit 13,31 Millionen Reichsmark um ; 51 Prozent höher als im Vorjahr. Interessant bei dem Ge- j schäftsbericht dieser Gesellschaft ist der Hinweis auf den Bau- rit-Abbaü (Ausgangsstoff für Aluminiumgewinnuna); die ses kommt in Deutschland nur im Vogelsberg (Oberbayern) ' in abbauwürdigen Mengen vor. Ehrentag -er Flieger Die Reichslustwaffe ehrt den Roten Kampfflieger. Berlin, 23. April. Am ersten Ehrentag für die Reichsluftwaffe, zu dem der Reichsminister der Luftfahrt den 21. April, den Todestag des Rittmeisters Manfred Freiherr von Richthofen, bestimmt hat, wurden am Ostersonntag die Standortwachen von der Luftwaffe gestellt. Am Mittag zog die vom Jagdgeschwader „Richthofen" gestellte Wachkompanie durch das Branden burger Tor zum Ehrenmal. Vor dem Ehrenmal hatte Staats- sekretär Generalleutnant Milch mit den Offizieren der Luft- streitträste Aufstellung genommen. Nach der Vergatterung Me die Fliegerwachkompagnie ihren Weitermarsch zur Reichskanzlei und Reichslustfahrtministerium fort, wo das Jagdgeschwader die Wachen stellte. Außerdem,hielt "m Grabe Richthosens auf dem Znva- lideu-Friedhof bk zur einbrechenden Dunkelheit ein Doppel posten di« Ehrenwache. Zm Zeughaus hatte die General- verwaltung der Staatlichen Museen an dem in der Vorhalle aufgestellten Flugzeug de, „Roten Kampfflieger," einen Kranz uiedergelegt. Da, Ehrenmal wurde abend« durch Scheinwerfer ««gestrahlt. Der erste „Tag der Reichslustwaffe" kiel mit dem bereits herkömmlich gewordenen Oster-Voltsslugtag auf oeyi Tempelhofer Feld zusammen, der sich nach einer großen Ehrung für den Klietzerhelden Manfred v. Richthosen durch Deutsche Protestnote Zurückweisung des Genfer Ratsbefchlussss. Berlin, 21. April. Die Reichsrcgierung hat den am Beschluß des Völker- bundsrates vom 17. d. Mts. beteiligten Regierungen einen Protest gegen diesen Beschluß notifizieren lassen. In der Protestnote wird den Regierungen erklärt, daß sie nicht das Recht haben, sich zum Richler über Deutschland auszuwersen, daß der Beschluß des Völkerbundsrates den versuch einer er neuten Diskriminierung Deutschlands darstellt, und daß er deshalb auf das entschiedenste zurückgewiesen wird. Gleichzeitig hat die Reichsregierung den fremden Regie- .-ungen mitgeteilt, daß sie sich vorbehält, ihre Stellungnahme zu den in dem Ratsbeschluß berührten Einzelfragen demnächst bekanntzugeben. Die Londoner Zeitungen veröffentlichten die deut< ich? Protestnote in großer Aufmachung und an erster Stelle. Die Blätter berichten mit Ausnahme einiger Sensationszei- tungen zwar ausführlich, aber sachlich und ruhig über die Note und die mit ihr zusammenhängende Lage! Vielfach wer den auch die wichtigsten Sätze des deutschen Protestes wie „Der Völkerbund hat kein Recht, sich zum Richter über Deutschland aufzuwerfen", als Schlagzeilen veröffentlicht. In der Pariser Presse wird die deutsche Protestnote im allgemeinen verhältnismäßig ruhig ausgenommen. Man behauptet, daß man in französischen diplomatischen Kreisen in gewissem Sinne befriedigt sei über die Tatsache, daß der Wortlaut der deutschen Protestnote in asten Hauptstädten der gleiche sei, daß also Frankreich als Urheber der Genfer Meinungsäußeruna keine besonders abgefaßte Antwort er halten habe. 1! '»»»MIM» Fliegerkommodore Oberstleutnant Udet und den stellvertre tenden Gauleiter Görlitzer zum Volksfest gestaltete. 250 000 Menschen füllten den weiten Platz und sahen den hohe» Leistungen deutscher Flieger zu. Mdisett Lösche» Zankoff aus der Verbannung zurückgerufen. Sofia, 23. April. Der vom König Boris mit der Reubildung des Kabi netts beauftragte ehemalige Gesandte Andrej Toscheffhat über Ostern die neue Regierung gebildet. Die neue Regie rung wird allgemein als Kabinett des besonderen Vertrau ens des Königs bezeichnet, das den Einfluß der Krone, der durch die beiden vorigen Regierungen geschmälert worden war, in vollem Umfange wiederherstellen wird. Die Regierung hat die Anweisung gegeben, den nach oer kleinen Felseninsel Sweta Anastassia bei Burgas ver bannten Führer der Volkssozialen Bewegung, Professor Zan koff, zusammen mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten Ge- orgieff und den übrigen verbannten Politikern sofort frei zulasten. Einige Minister, besonders der Verkehrsminister Koschucharoff, hatten die Freilassung der Verbannten zur Bedingung für ihre Teilnahme am Kabinett gemacht. Koschucharoff ist ein bekannter Anhänger der Zankofs-Be- wegung. Die Tatsache, daß in dem neuen Kabinett nur drei Offiziere sitzen, von denen lediglich der Innenminister Gene ral Ä t h a n a s s o f f ein Vertreter der Offiziersliga ist, welche den Staatsstreich vom 19. Mai 1931 organisiert und durch geführt hatte, läßt erkennen, daß der Einfluß dieser politisch interessierten Offiziersgruppe stark im Schwinden begriffen ist. Der neue Kriegsminister, General Za ne ff, der bis- herige Garnisonskommandant von Sofia, gilt als ein dem König unbedingt ergebener Offizier, der stets als Gegner des Eingreifens der Offiziersliga in das politische Leben des Lan des gegolten hat. Innenpolitisch wird die neue Regierung, wie Minister präsident Loschest erklärte, an dem autoritären Kurse fest halten. Auch außenpolitisch ist keinerlei Aenderung zu er warten. Es wird heroorgehoben, daß der neue Außenmini ster K o s s e i w a n o f f, der bisherige Kabinettschef des Kö- nigs und frühere Gesandte in Belgrad, ein aufrichtiger Freund der Annäherungsbewegung.an Südslawien ist. stach Moskau rurüSseraiea Die Verhandlungen Litwinow—Laval unterbrochen. Moskau, 23. April. Die „Taß" veröffentlicht folgende Verlautbarung: Die Verhandlungen zwischen Litwinow und Laval find zeitwei lig unterbrochen worden. Litwinow werde zur Berichterstat tung im Rat der Volkskommissare nach Moskau berufen. Litwinow ist inzwischen in Moskau eingetroffen. (Deullche, Nachrichtenbüro.) Lin Geburtstagsgeschenk sür den Führer. § Der Goldschmied und Kunstgewerbelehrer Bub aus Id»r- Oberstein vollendete einen Pokal aus Achatschalen, den der Gau Koblenz-Trier-Birkenfeld der NSDAP, dem Führer als Geburtstagsgeschenk überreich,. An dem kunstvollen Werk arbeiteten bereits drei Generationen. 'Es wurde be reits iw Jahre 1885'begonnen. Kt ankreich gegen Ärenzengaranüe Die Unterbrech»!!» der französischfowjelrussischen Verhandlungen. Paris, 23. April. Der Moskauer Berichterstatter des „Temps" meldet, baß die lakonische und in gewisser Hinsicht brutale Form der in Moskau ausgegebenen Mitteilung über die zeitweilige Unterbrechung der französisch-sowjetrussischen Verhandlun gen die ausländischen Kreise überrascht habe. Die Ver öffentlichung der russischen Mitteilung sei ein Zeichen für die schlechte Laune der sowjetrussischen Kreise über die Schwie rigkeiten der Verhandlungen. Die Agentur Radio deutel in einer Meldung au» Mos kau an, daß die Unterbrechung der französifch-sowjelrusst- schen Verhandlungen darauf zurückzuführen sei, daß Frank reich nicht bereit gewesen sei, einer bestimmten Anregung Sowjetrußlands staktzugeben. Die Sowjetregierung habe Frankreich nämlich gebeten, die gegenwärtigen Grenzen der baltischen Staaten gleichzeitig mit dem Abschluß des frav- wsisch-russischen Paktes zu garantieren Allerlei Neuigkeiten Der Dresdener Kreuzchor, der sich bekanntlich auf einer Konzertreise durch die Vereinigten Staaten befindet und be reits in St. Louis mit Erfolg sang, hat jetzt in Milwaukee und in Chicago vor vollen Häusem vor einer großen Anzahl. führender Persönlichkeiten der Stadt weitere große Erfolge gehabt. Ebenfalls in Detroit wurde der Chor begeistert auf-1 genommen. Zu seinen Zuhörern zählte hier Henry Ford,! der sich lange mit den deutschen Jungen unterhielt und ihnen > persönlich das Detroiter Museum und Greenfield Village, die; Musterlandsiedlung seiner Automobilwerke, zeigte. Umschlagshafen Weil a. Rh. in Betrieb. Nach mehr als zehnjähriger Vorbereitung wurde in Weil am Rhein der neue Umschlagshafen seiner Bestimmung übergeben. An diesem neuen Umschlagshafen sind die badische Wirtschaft sowie schweizerische Reedereien und Großfirmen stark inter essiert. Man hofft, daß ein Jahresumschlag von 10 000 bis 50000 Tonnen erzielt wird. Eine verwegene Entführung ereignete sich im Bezirks gericht Hallein in Salzburg. Zwei' unbekannt gebliebene Männer drangen mit Masken und vorgehaltenen Revol vern in das Gerichtsgebäude ein, erzwangen sich den Zu gang zu den Zellen des Gefangenenhauses und erbrachen dort eine Zelle, in der sich drei weibliche Häftlinge befanden. Sie nahmen eine der Frauen namens Mizzi Maier mit und entkamen unbehelliat. Ein schwerer Sturm tobte nachts in der Landschaft Briänza und richtete großen Schaden in mehreren Orten an. Durch die Gewalt des Sturmes wurde in Seregno ein im Bau befindliches Haus vollkommen zerstört. Dächer wurden abgetragen und zahlreiche Bäume entwurzelt. 100 Ü00 Mark für die Belegschaft. Während einer Ge denkfeier für den vor einigen Monaten in Haynau verstor benen Papierfabrikdirektor Carl Hopp wurde vor der fast vollzählig anwesenden Belegschaft das Testament des Ver-! storoenen bekanntgegeben. Der Verstorbene hat mit seinen:! Testament unter dem Namen „Carl-Hopp-Stiftung" 100 000 Mark für die Belegschaft der Papierfabrik hinterlassen. Die Hälfte der Stiftung ist als Beihilfe an die Arbeiter der Fa-1 brik für Betriebsferien ausgesetzt. Die Aufteilung erfolgt in der Form, daß jährlich 5 v.H. Amortisation des Kapitals; und die Zinsen als Beihilfen gezahlt werden, so daß jährlich i mindestens 1500 Mark zur Auszahlung gelangen. Ferner orgt die Stiftung nach dem Willen des Verstorbenen auch! ür arbeitsunfähig gewordene Angestellte. Ihnen soll ein; reies Wohnrecht bis an ihr Lebensende in den Werkwoh-i nungen gesichert sein. Die Papierfabrik beschäftigt über 1009 Arbeiter und Angestellte. Kabelbrand stört London» Geschäftsleben. Ein Ka- oelbrand in der Oxfordstreet verursachte eine zeitweilige Unterbrechung der Licht- und Kraftstromversorgung in den hauptsächlichsten Geschastsvierteln Londons. Der Kabelbrand führte zu einer Reih« Explosionen in den unterirdischen Kabelweaen. Stellenweise wurden die schweren Deckel der Einsteigeschächte emporgesch!eudert und gefährdeten die Fußgänger. 20 Abteilungen der Feuerwehr mußten zur Bekämpfung einer Reihe von kleinen Bränden herbeige rufen werden. Sowjetruffische Verkehrs-Sabotage. In dem Kampf um die Ordnung des Eisenbahnwesens in Sowjetrußland hat Verkehrskommissar Kaganowitsch neuerdings in einer Verordnung festgestellt, daß eine Prüfung der Arbeiten des Wissenschaftlichen Instituts zum Studium des Bahnbau wesens schwere Verfehlungen der Gesamtleltung des In stituts ergeben habe. Der Direktor und sechs Abteilungs leiter hätten eine Truppe gebildet, die es darauf abgesehen Kat, die Pläne der Regierung zur Ordnung des Verkehrs- wesens zu durchkreuzen. Das Institut habe keinerlei ernst liche wissenschaftliche Arbeit geleistet, obwohl -s mehrere Millionen Rubel ausgegeben habe. Der Beseht Kagano- witsch» schließt damit, baß die Gesamtleittmg de» Institut» abgesetzt wird.