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- 31 — durchs -rutsche Lau-. Kein besserer Platz hätte für das graste Werk Ernst von Bändels gewählt werden können, als die Grotenburg im Teutoburger Wald bei Detmold. Das Hermannsdenkmal! Cs ist zur Erinne- rüug an die Schlacht im Teutoburger Wald (9 n. Ehr.) errichtet worden, in der der Chcruskerfürst Arminius (fälsch lich Hermann genannt) das aus drei Legionen und zahlreichen Hilfstruppen bestehende römische Heer, das unter dem Statthalter Quintilius Varus stand, völlig vernichtete. Ar minius befreite damit Deutschland von der Römerherrschaft, und diese Tat setzt ihm in Deutschland durchJahr- tausende ein dankbares Gedenken. Heinrich von Kleist schilderte sie in feinem von leiden schaftlicher Vaterlands liebe erfüllten Drama „DieHermannsschlacht" und in vielen anderen, teils wissenschaftlichen, teils unterhaltenden Schriften wird sie be handelt. Die größte Ehrung ist dem Che- ruskerfürsten aber durch das 1875 errichtete Her mannsdenkmal, das ich hier im Bilde wieder- gcbe, zntcil geworden. Darüber hinaus gilt das Hermanns denkmal als Sinnbild deutschen Helden tums im allgemeinen. In seiner klaren Linienführung, ohne Prunk, ragt es in steiler Große aus dem deutschen Walde empor. Ein gewaltiges Denkmal deutscher Kraft und Größe, deutschen Heldentuines und echter Vaterlands liebe ist hier unserem Volke geschenkt worden. Hierhin soll unsere deutsche Jugend wandern, soll aus der Erinne rung an die großen nationalen Taten der alten Germanen neue Kraft schöpfen und die Pflege deutschen Volkstums geloben. Wer das Hermannsdenkmal besucht, wird es nicht versäumen, auch in der eine Stunde nördlich von ihm liegenden ehemaligen Residenzstadt Detmold ein- zulehreu. Schon der Geschichtsschreiber Karls des Großen, Einhard, nennt Detmold unter der Bezeichnung Theot- malli, d. h. Volksgcrichtsstätte. Hier kämpfte Karl der Große in einer der vielen Schlachten gegen die Sachsen. Manche Plätze in der Umgebung er innern an den Sachsenherzog Wittekind, der in Enger bei Herford seine Grab stätte fand. Es ist, als ob uns im Lippi- scheu Lande aus Schritt und Tritt der Hauch und Geist der ältesten Geschichte unseres Germanentums umweht. Im 14. Jahrhundert erhielt Detmold Stadt rechte. Detmold besteht aus der Altstadt mit der reformierten Kirche amMarktplatz und dem Rathaus, das 1830 an Stelle des alten, aus dem 16. Jahrhundert stammenden Gebäudes errichtet wurde, der gut gebauten Neustadt und einer Vorstadt. Das schöne alte Residenz- schloß, ein Renaissance bau des 16. Jahrhun derts, liegt in der Mitte der Stadt. Vor dem Schloß breitet sich der gärtnerisch sehr schön angelegte Schloßplatz aus, umgeben teils vom Schloß selbst mit seinen Terrassen, teils von einer Reihe von Gebäuden in gefälligem Barockstil, dem Burggrabcn und den alten, mit Bäumen bewachsenen Burg wällen. Von der alten Stadtmauer und ihren Türmen ist leider nur noch wenig vorhanden. Tic einst ring förmige Befestigung der Stadt ist u. a. aus der „.Krummen Straße" zu er kennen, die mit ihren malerischen Fach werkhäusern und dein vielfarbigen An strich derselben einen schönen, alter tümlichen Eindruck macht. Die beiden Dichter Freiligrath und Grabbe sind in Detmolds Mauern geboren. Detmold bildet nicht nur den Aus gangspunkt zum Hermannsdenkmal, sondern auch zu Wanderungen und Fahrten durch den Teutoburger Wald.'