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satz bis zum Tutti-Ausbruch in ei nem einzigen großen Crescendo sich vollzieht. Die Reprise ist, wie fast stets bei Mendelssohn, ver kürzt; Haupt- und Nebenthema fol gen dicht aufeinander. Die aus führliche, mehr als 100 Takte um fassende Coda hat, wie so oft, die Funktion einer zweiten Durchfüh rung, die erneut das kontrapunkti- sche Element dominierend ins Spiel bringt. Der zweite Satz, in der quint verwandten Tonart d-Moll, wird in der Literatur vielfach als vokal in spiriert bezeichnet: Man ver gleicht seine Thematik mit dem Pil gerchor aus Wagners „Tann häuser" oder aus Berlioz' zur glei chen Zeit entstandenen Sinfonie „Harold in Italien". Der Mendels sohn-Forscher Eric Werner hat auf eine melodische Parallele zu Zelters Lied vom „König in Thule" hingewiesen; da Mendelssohn in Italien vom überraschenden Tod seines Lehrers erfuhr, ist eine der artige Hommage an den alten Leh rer und Freund durchaus nahelie gend. Nach zweitaktiger „Devise" beginnt der Satz, formal ein So natensatz ohne Durchführung, zweistimmig mit dem Hauptthema in Oboen, Fagotten und Violinen, in Achteln kontrapunktiert von Cel li und Bässen. Diese durchlaufen de Achtelbewegung prägt den ganzen Satz und ist bis auf weni ge Momente nicht unterbrochen. Uber mehrere variierende Zwi schensätze hindurch wird - in der Dur-Tonart der Tonika - das Seiten thema erreicht. Ein erneutes, mar kantes Auftreten der „Devise" kennzeichnet den Beginn der ver kürzten Reprise, der sich - mit ei nem aus der Devise abgeleiteten neuen Thema, eine knappe, leise ausklingende Coda anschließt. Der „italienische" Charakter die ses langsamen Satzes erscheint, will man ihn überhaupt festzuma chen suchen, eher nachweisbar an dem vokalen Grundgestus als an ausgesprochen „folkloristi- schen" Satzelementen. Nicht mehr gilt dieser Befund für den dritten Satz (Con moto mode rato), ein eher ruhig-behäbiges, zierlich-verzopftes als am Beet- hovenschen Scherzotyp orientier tes Menuett mit einem Trio, das in der ausgesprochenen Kontrast thematik und der sukzessiven Rückleitung zum Menuett weitaus avancierter wirkt. Den reihenden Charakter des Satzes hebt Men delssohn in der Coda auf, wo er das Signalmotiv des Trios mit der Menuett-Girlande kontrapunktisch kombiniert. Der Finalsatz (Saltarello. Presto) in a-Moll entspricht am ehesten dem Erwartungsbereich, den der Bei name der Sinfonie aufschließt. Nachgewiesen ist auch, daß Mendelssohn hier auf originale neapolitanische Volksmusik zu rückgegriffen hat, die er - seiner eigenen Aussage zufolge - in ei nem Wirtshaus in Amalfi zum er sten Mal zu Gehör bekam. Gleichwohl löst der Komponist die klischeebeladene Erwartung nur