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Der Marxismus ist eine streitbare Wissenschaft Die Aufgaben der Gesellschaftswissenschaften werden in unserer Zeit vor allem auch dadurch bestimmt, daß der Kampf zwischen Sozialismus und Imperialismus ausnahms> los alle Gebiete des gesellschaftlichen Lebens erfaßt... (Kurt Hager aut dem 9. pienum) Mit Halbheiten im Marxismus-Studium geben wir uns nicht zufrieden Die FDJ-Redaktion der UZ stellte an der Grundorganisation „August Bebel" der FDJ (Historiker) diese Frage: Spüren das unsere Studenten? KLAUS KINNER (4. Stj.) Wir verschenken Möglichkeiten Ich meine, wir verschenken viele Mög lichkeiten zur Festigung des sozialistischen Geschichtsbewußtseins unserer Studenten. Warum zum Beispiel nutzen wir die Universitätsgeschichte besonders der letz ten zwanzig Jahre in so geringem Maße? Wir befinden uns mitten in der Hoch schulreform, der dritten, wie die Partei in ihren Dokumenten ausdrücklich betont. Unsere heutigen Hochschullehrer waren die Akteure der ersten beiden Hochschul reformen, sie haben auch heute entschei- denden Anteil. Hört man sie im zufälligen Gespräch aus jenen für uns schon „legen dären" Zeiten erzählen, so fühlt man eben so, und vielleicht, da das Milieu vertraut ist, noch unmittelbarer als bei einem Veteranenbericht aus älteren Zeiten der Geschichte der deutschen Arbeiterbewe gung: hier wurde Geschichte gemacht. Das will natürlich nicht heißen, daß wir in unseren erfahrenen Hochschullehrern alte Herren sehen, die langsam ihre Me moiren schreiben sollten. Dazu ist noch lange keine Zeit. Sie werden noch ge braucht, bei der heutigen und nächsten Hochschulreform. Doch dabei sollten sie sich entschieden stärker als bisher bemü hen, die Geschichte der beiden großen Vorgängerinnen der heutigen Hochschul reform lebendig werden zu lassen zum Nutzen der Gegenwart. Das ist allerdings auch eine Aufgabe der FDJ. Wir bemühen uns in der FDJ schon seit einiger Zeit ernsthaft um die Wah rung und Entwicklung unserer Traditio nen: Eine Studentengruppe unserer Grund organisation hat kürzlich begonnen, unter der Leitung eines jungen Wissenschaftlers- Materialien über alle’ bisherigen Hoch schulreformen an der Karl-Marx-Univer sität zu sammeln und entsprechend aufzu- bereiten.. Gerade die Kenntnis des äußerst kom- pliziertep Prozesses der Durchsetzung des Marxismus-Leninismus als der in allen Bereichen führenden Ideologie, die Kennt nis des beharrlichen und konsequenten Kampfes der. Partei um die Realisierung dieser Forderung kann im Lichte der heu tigen Situation von hoher Bedeutung sein. Die Vermittfung dieser Erfahrungen und Traditionen.- ihre Einbeziehung in den Prozeß der Herausbildung eines sozialisti schen Geschichtsbewußtseins unter unseren Studenten könnte zu einer scharfen Waffe im Kampf gegen die Versuche des west deutschen Imperialismus werden, mit den. Mitteln der ideologischen Diversion, in allen ihren uns erst jüngst vor Augen ge führten Varianten besonders in die •stu dentische Jugend einzudringen. Die Beschäftigung der Universitäts- geschichte von marxistisch-leninistischer Position aus wirkt also schon an sich dem Eindringen revisionistischer Argumente in die Reihen unserer Studenten entgegen. Aber auch die direkte offensive Auseinan dersetzung mit den Verfälschungen der Universitätsgeschichte durch die westdeut sche Historiographie kann und muß an diesem Gegenstand geführt werden. Die streitbare und richtigstellende Antwort auf solche antikommunistische Pamphlete wie die Schrift von Müller und Egon „...stürmt die Festung Wissenschaft! Die Sowjetisierung- der mitteldeutschen Uni versitäten seit 1945“ steht noch aus. Mit solchen Beispielen aus dem eigenen Bereich kann, so meinen wir, die Ausein andersetzung besonders plastisch geführt werden. Wir können in Konfrontation zu Entstellungen offen imperialistischer oder auch verhüllt revisionistischer Natur .die Entwicklung unserer Universitäten . als -Modell für die positive Entwicklung des Hochschulwesens in einem sozialistischen Staat benutzen, das das Grundmodell der Sowjetunion schöpferisch auf seine spezifi schen Bedingungen angewandt hat. An solchen und ähnlichen Objekten können wir eine echte Auseinandersetzung mit feindlichen Auffassungen lernen. Hierbei wird sozialistisches Geschichtsbewußtsein gefestigt und standhaft gemacht gegen ideologische Einflüsterungen des Imperia lismus. In diesem Zusammenhang sei eine allge meine Bemerkung zur Auseinandersetzung mit der Ideologie besonders des westdeut schen Imperialismus gestattet. Es ist dies u. E. auch ein Problem in unserer Ausbildung und demzufolge ebenfalls in unserer ge schichtspropagandistischen Tätigkeit. Wie argumentieren wir in der Regel? Die Aus einandersetzung besteht meist aus dem Konstatieren bestimmter historischer Ver fälschungen auf dem Gebiet, das gerade behandelt wird Es folgt die historische Widerlegung dieser Verfälschungen und oft die Erklärung ihrer politischen Hinter gründe. Nun soll keineswegs behauptet werden, dieser Weg wäre falsch oder schlecht. Ist er aber, so möchten wir fra gen, im Sinne der Herausbildung bewußt seinsmäßiger Grundmaximen und Modelle . für. die eigene schöpferische Auseinander setzung mit feindlichen Ideologien und Ideologen rationell? Es geht aber gerade darum, im Ge- schichtsbewußtsein der- Studenten Modelle solcher Art herauszubilden. Den Weg dahin sehen wir in einer stärkeren theoretischen Auseinandersetzung. Professor Streisand wies im Referat darauf hin. daß es nicht in erster Linie darum gehe, bei irgend welchen Verfälschungen zu verweilen, sondern darum, die historisch-politische Konzeption und, wie wir hinzufügen möch ten, das Geschichtsbild in seiner Gesamt heit zu erfassen. Es geht auch darum, stär ker die geschichtsphilosophischen und me thodologischen Grundlagen der feindli chen Theorien aufzudecken und zu be leuchten. Die Notwendigkeit der Verstärkung der Ausbildung in dieser Richtung würde durch eine Analyse studentischer Seminarrefe rate oder Jahres- und Diplomarbeiten be stätigt. werden. Dort tritt oftmals an die Stelle der Auseinandersetzung bloßes Kom mentieren oder gar Ausschimpfen. (Auszug aus seinem Diskussionsbeitrag auf dem IV. Historiker-Kongreß) UMFRAGE L Spürt ihr im Studium, daß der Marxismus eine streitbare Wissenschaft ist? — 2. Wo und wie streitet ihr für ihn? Ulrich Heß, 4. Stj.: 1. Viel zu wenig. Gerade in der gegen- wärtigen Zeit der Auseinandersetzung zwi schen dem Sozialismus und dem Imperia lismus. besonders a uf ideologischem Ge biet müssen wir als zukünftige Diplom lehrer Marxismus-Leninismus für diese Auseinandersetzungen gewappnet sein. Aber die in den Lehrveranstaltungen ge gebenen Möglichkeiten, die Auseinander setzung mit der imperialistischen Ideolo gie, vor allem der Geschichtsschreibung, exemplarisch zu demonstrieren, werden m, E. noch viel zu wenig genutzt. Ergebnis ist. daß die meisten unserer Studenten jetzt, im 4. Studienjahr, noch nicht in der Lage sind, selbständig diese Auseinandersetzung zu führen. Dabei kommt es — das führte auch Prof. Streisand auf dem IV. DHG- Kongreß aus — darauf an, daß wir be fähigt werden, die Konzeption des jewei ligen Ideologen zu analysieren und zurück, zuweisen. Nur so kommen wir über das bloße Schimpfen hinaus. Ernst Fiedler, 4. Stj.: 1. Ja. und zwar merke ich das zunächst einmal in meinem Studium selbst. Ständig werde ich mit gegnerischen Auffassungen konfrontiert und muß mich mit ihnen auseinandersetzen. Als Mitglied meiner Se minargruppe bedeutet das, daß ich mich um ein gutes Verhältnis zwischen der Theorie, die ich mir im Studium aneigne, und der Praxis bemühe. Das heißt, daß ich ausgehend von den — wenn man so sagen will — abstrakten Prinzipien des Marxismus-Leninismus die richtigen Kon sequenzen ziehe und in der konkreten Si tuation entsprechend handele. Ähnlich ergeht es mir in meiner Eigen schaft als Seminarleiter an der Hochschule für Bauwesen. Ich versuche hier immer wieder, daß ich den Studenten nicht ein fach nur Fakten vermittele, sondern ihnen begreifbar mache, welche Kraft die Ideen des Marxismus-Leninismus besitzen, welche Anleitung sie zum Handeln für jeden einzelnen sind. 2. Ich bin selbst Mitglied der Propagan dakommission der FDJ-Kreisleitung. wo wir die Anleitung des FDJ-Schuljahres vornehmen. Das ist natürlich ein „heißes 1 ' Problem. Im vergangenen Studienjahr lief die ganze Sache etwas schief, weil die. FDJ-Redaktion stellt vor: RENATE JANKE Der Protokollband des Arbeitskreises „Geschichtswissenschaft und Ge- schichtsbewußtsein" - dieser Arbeitskreis gehörte zu den wichtigsten des IV Historiker-Kongresses der DDR - verzeichnet einen Diskussions beitrag unter dem Thema „Erfahrungen einer Zirkelleiterin". Sein Ver fasser: Renate Janke, Studentin im 3. Studienjahr der Fachrichtung Lehrer für Marxismus-Leninismus (Geschichte) und bis vor kurzem Mitglied der Fakultäts-Parteileitung der Philosophischen Fakultät. In ihrer Funktion als Sekretär der ZSGL auf der Oberschule hatte 4 Renate bereits den Wert gesellschaftswissenschaftlicher Bildung kennen gelernt. Das Engagement in der Jugendorganisation war es schließlich q auch, das die Berufswahl bestimmte. Im vergangenen Jahr leitete Renate Janke in der Klasse 10a der y 27. Oberschule in Leipzig einen Ziikel über Probleme des 6. Bandes der „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung". Zunächst mußte sie einige Illusionen begraben, hatte sie doch angenommen, daß alle - Schüler gut vorbereitet und diskussionsfreudig ihrem Kommen ent gegensähen. Ihre enttäuschten Erwartungen waren für sie jedoch kein Anlaß, „ihre" Klasse und sich selbst oufzugeben. Sie versuchte Klarheit über die Situation unter den Zirkelteilnehmern zu gewinnen und an- '.'l dere Wege in der Gestaltung des Zirkels zu beschreiten. Jedem Zirkel stellte sie eine kurze Lektion voran, in der sie die Fakten zusammen trug, die das Verständnis der Problematik bedingten. Bildmaterial und schöngeistige Literatur lockerten die Stunden auf. Dabei merkte “ Renate, daß ihre pädagogischen Fähigkeiten nicht ausreichten. Also: mit den anderen beraten, wie man bestimmte Fragen am besten be handelt, wie man ankommt. Die Zeit vor und nach dem Zirkelnachmit- tog nutzte die Studentin, um sich mit einzelnen und mehreren Schülern e zu unterhalten. In diesem Jahr will Renate Janke erneut einen Zirkel leiten. Sie sieht ,'J diese Aufgabe ols eine für die Schüler und sie persönlich sinnvolle 6 Sache an, weil - so führte sie auf dem Historikerkongreß’ aus - „sie C die beste Bewährung für uns und unser Wissen darstellt. Sie verlangt uns ab, was wir gelernt haben, und bereitet uns auf das vor, was uns KJ nach Beendigung des Studiums erwartet." Drei Elemente bilden noch ihrer Meinung die goldene Regel erfolg reicher Zirkeltätigkeit: ein eingehendes Befassen mit den Problemen H der Klasse; ständiges Bemühen, dos eigene Wissen und die eigenen 6 Fähigkeiten zu vervollkommnen; eine konstruktive Anleitung durch Wis- senschaftler und ein ständiger Erfahrungsaustausch. Foto: HFBS (Golzsch) 6 mummammmauunumauuuummmmuuumanunamunazausansusaxaasazzaazzuiä richtige Form der Geschichtspropaga I , noch nicht gefunden wurde. Es blieb bishr. bei abstraktem Vermitteln. Das muß schnellstens geändert werden, denn auch hier wollen wir erreichen, daß die ■lu- gendfreunde die Lehrer des Marxismus- Leninismus schöpferisch anwenden. Friedrich Reichert, 2. Stj.: 1. Nun es kommt für mich darauf an. daß ich ein intensives Studium der Werke der Klassiker betreibe und das, was dort schwarz auf weiß geschrieben steht, schöpfe risch anwende. 2. Zunächst noch in unserer Gruppe, in er Grundorganisation, im öffentlichen Leben der Universität. Unsere Zirkeltätig keit beginnt erst in diesem Monat. Wir haben geplant, Kontakt mit einer sozia listischen Brigade aufzunehmen. Siegfried Wolff, 3. Stj.: 1. Die Erarbeitung der Lehren der Klas siker sollte stärker mit Gegenwartspro blemen verbunden werden. In den Semi naren und überhaupt im gesamten Stu dium bleibt noch zu wenig Zeit für die Auseinandersetzung. Bei Kolloquien sollen die vorbereiteten Beiträge die Grundlage für eine freie Diskussion sein ... Die Studenten sollten stärker in die Se- WB" iS NEUHAUS Gruppensekretär im 3. Stj., Sekretär der Grund organisation Bemühungen der FDJ Das intensive Studium der Partei beschlüsse, das die Voraussetzung für die Arbeit eines jeden ML-Studenten ist, kann man nach unserem Erachten nur wirksam einschätzen und messen, wenn , man betrachtet, wie die FDJ-Arbeit in der Gruppe durchgeführt wird, welche po litisch-ideologische Atmosphäre herrscht, wie es mit der Einsatzbereitschaft der Gruppenmitglieder steht. Die Gruppen leitung ist bestrebt, in allen Mitglieder- Versammlungen theoretische Probleme, die aktuelle Fragen wissenschaftlich richtig beantworten helfen, auf die Tagesordnung zu stellen. Sie gibt dazu Kurzreferate aus. Seminarreferate werden unter den ange gebenen Gesichtspunkten diskutiert. Als Zirkelleiter sind wir bemüht, die Grund probleme unserer Zeit mit Hilfe des, Mar xismus-Leninismus zu durchleuchten. Wir wollen damit erreichen, daß sich unter den Zirkelteilnehmern theoretische Ein sicht immer stärker in praktisches Han deln umsetzt. Bei der Anfertigung von Seminarrefera ten versuchen wir, die Parteidokumente zur entsprechenden Problematik zugrunde zu legen, so daß wir in der Lage sind, ein fachliches Problem parteilich darzustellen. Die Gruppenleitung gibt konkrete Anlei tungen dafür, indem sie von Zeit zu Zeit der Gruppe detaillierte Vorschläge unter breitet. Als Studenten des Marxismus-Le ninismus sehen wir es als Verpflichtung an, den Kampf um den Titel „Sozialisti sches Studentenkollektiv“ aufzunehmen, denn nur soweit, wie wir Normen und Be ziehungen in der Gruppe entwickeln, die denen eines sozialistischen Studenten kollektivs entsprechen, nur soweit haben wir uns tatsächlich die Lehren des Marxis mus-Leninismus zu eigen gemacht, nur dann erfüllt das wissenschaftlich-produk tive Studium seinen eigentlichen Sinn. Wir sind der Meinung, daß die' Erfah rungen, die das 3. und 4. Studienjahr auf dem Gebiet der wissenschaftlich-produk tiven Tätigkeit bisher gemacht haben, für die einzelnen Ausbildungsphasen, zu ver allgemeinern sind. Auf der Leistungs schau im Mai 1968 konnten z. B. 16 Arbei-, ten zum Thema „Marx und Engels in der deutschen und internationalen Arbeiter klasse“ von hohem Niveau ausgestellt werden. Wir haben daraus den Schluß ge zogen, daß generell Vorbereitungen von großen Veranstaltungen (z. B. 20. Jahres tag der DDR) in Zukunft in unser Studium integriert werden sollten. minargestaltung einbezogen werden. In einem Seminar von Professor Zschäbitz wurde z. B. der interessante Versuch ge macht, die Studenten in die Erarbeitung der Vorlesung einzubeziehen. Des weiteren sollte es zur Norm werden, daß sich um die Erarbeitung eines Seminarreferats zwei bis drei Freunde bemühen. Sie er hielten dadurch die Gelegenheit, sich in Vorbereitung des Seminars durch die Dis kussion der Probleme einen Standpunkt zu. erarbeiten, den sie dann im Seminar zu verteidigen haben. Annelie Heiger, 2. Stj.: 1. In den Seminaren Politische Ökono mie und Marxistische Philosophie ist da von recht ^wenig zu spüren. Im Seminar zur Geschichte der deutschen Arbeiter bewegung dagegen wird man durch den Auftrag des Seminarleiters, eine konkrete Argumentation auszuarbeiten und diese dann im Seminar zu verteidigen, dazu an gehalten, in der Auseinandersetzung zum Kern des Problems vorzudringen. 2. Die propagandistische Tätigkeit sollte in das Studium einbezogen werden. Die Zirkeltätigkeit ist uns eine willkommene Gelegenheit, unser Wissen anzuwenden und dadurch zu vertiefen. UZ 41/68, Seite 5