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E inen würdigeren Auftakt des 2. Nationalen Spielfilm festivals der DDR im April 1982 in Karl-Marx-Stadt hätte man sich nicht wünschen kön nen: Dort hatte der DEFA- Spielfilm „Märkische Forschun gen“ nach Günter de Bruyn (Drehbuch und Regie: Roland Gräf) seine festliche Urauffüh rung. Nunmehr ist er in allen größeren Städten der DDR zu se hen. Und damit eine der reifsten DEFA-Leistungen in letzter Zeit. Da begegnen sich durch Zufall der berühmte Literaturprofessor Menzel aus Berlin und der Land schullehrer Pötsch. Beide ver bindet eine längst vergessene Person: Max von Schwedenow, ein scheinbar progressiver preu- Von der Schwierigkeit, die Wahrheit durchzusetzen Anmerkungen zum DEFA- Film „Märkische Forschungen“ nach der gleichnamigen Erzählung von Günter de Bruyn Bischer Adliger und Poet des 19. Jahrhunderts. Während Men zel diesen Schwedenow in einem 600-Seiten-Werk als „mär. kischen Jakobiner“ seiner Zeit ausdeutet und seine Forschungs ergebnisse auch bald der Öffent lichkeit zugänglich machen will, ist Pötsch, der unbedeutende Lo kalhistoriker- vom Lande, bei sei nen Nachforschungen auf völlig andere Resultate gestoßen: Schwedenow hat in Wirklichkeit Maximilian von Massow gehei ßen und wurde später ein seine revolutionären Jugendideale ver ratender Reaktionär. Der agil-karrieresüchtige und unter einem gewissen Erfolgs zwang arbeitende Professor Men zel sieht in Pötschs Entdeckun gen seine Forschungskonzeptio nen und damit seinen guten Ruf als Wissenschaftler gefährdet. Er wehrt sich kraft seiner gesell schaftlich anerkannten Position - erst ruhig, dann mit all sei nem Einfluß —, um des Land lehrers Enthüllungen nicht popu lär werden zu lassen. Noch bevor Menzel und Pötsch in ihren ge trennten Schwedenow-Forschun- gen einen gemeinsamen Nenner finden können, endet ihre kaum begonnene Freundschaft. Pötschs Hartnäckigkeit wegen gibt ihm Menzel unumwunden zu verste hen: „Dir geht es um ein Phan tom, das du, wie ich dich kenne, Wahrheit nennst. Mir geht es um viel mehr: um Sein oder Nicht sein in Wissenschaft und Nach welt. Gesichert habe ich mir in der Geschichtsschreibung einen Ehrenplatz, indem ich Schwede now auf einen setzte. Ich habe graues Haar gekriegt dabei, und nun kommst du aus deinem Dorf und machst mir... das kaputt. Dir muß doch klar sein, daß mir jedes Mittel recht ist, dich daran zu hindern.“ Der Wahrheitsfana tiker Pötsch, zu faulen Kom promissen nicht bereit, unter liegt in diesem Duell. Ohne es je an Menzels Seite zu Ehre und Ruhm gebracht zu haben. Soviel zur Fabel. Für mich ist „Märkische For schungen“ einer der tiefgründig sten und ehrlichsten Filme der Gegenwart. Die Frage nach dem Wie in der Durchsetzung der Wahrheit im Interesse des gesell schaftlichen Fortschritts wird auch dank einer einfühlsamen Spielweise durch alle Darsteller nicht einseitig-vordergründig beantwortet. Hier werden Men schen aus unterschiedlichem Milieu, geradezu gegensätzliche Charaktere, gezeigt. Keine der Fi guren ist einseitig auf Gut oder Böse festgelegt. Eine gelungene Ensembleleistung, die den Film so überzeugend und wertvoll macht. Er lebt von der konse quent übernommenen Litera tursprache de Bruyns und der erstklassigen Besetzung mit Kurt Böwe (Menzel), Hermann Beyer (Pötsch), Jutta Wachowiak, Eberhard Esche. Marylu Pool mann, Trude Bechmann u. a. Ein Film, der einen Blick fürs Detail fordert und feines Ironie- Verständnis voraussetzt. Eine künstlerisch beachtenswerte Li teraturverfilmung schließlich, die des Ansehens wert ist. Frank Wetzel Entwürfe für Wandteppiche zum Universitätsjubiläum Die Malerin und Grafikerin Prof. Gabriele Meyer- Dennewitz, seit nahezu zweieinhalb Jahrzehnten im Fachbereich Kunsterziehung der Sektion Kultur- und Kunstwissenschaften lehrend, beendet in diesen Tagen die Arbeit am ersten von zwei, jeweils 2,50X4 m messen den Kartons, nach denen anschließend vom VEB HA- WEBA in Halle Gobelins gewirkt werden. Die beiden Wandteppiche sind Auftragsarbeiten der Künstlerin zum 575. Jubiläum der Gründung der Universität Leip zig, das wir feierlich und festlich im Jahre 1984 begehen werden. Sie sollen die große Erdgeschoßhalle des Uni- Hochhauses schmücken. Aus Anlaß und zu Ehren des 60. Geburtstages der Künstlerin veranstaltet die Kunstsammlung der KMU in der „Galerie im Hörsaalbau“ vom 12. Juni bis zum 25. Juli eine Ausstellung von Gemälden, Pastellmale reien, Handzeichnungen und Druckgrafiken, die über wiegend seit 1972 enstanden sind. In dieser Ausstellung wird der erwähnte Karton im Maßstab 1:1 für den er sten der - zwei Gobelins ebenso zu sehen sein wie die Entwurfszeichnung für den zweiten. Unsere Abbildung zeigt die Entwurfsvorarbeit zum Karton des ersten Wand teppichs — in symbolischer Bildsprache wird die alte Universität des feudalen und klerikalen Mittelalters unserer sozialistischen Volksuniversität gegenüberge stellt, die nach hartem und opferreichem Kampf Reali tät unserer Gegenwart wurde. Repro: Behrends Literarischer Alltag gestern und heute Dokumente zu Literaturverhältnissen der Goethe- und Schillerzeit vorgelegt Mehrfacher Anlaß war es, der Prof. Dr. sc. Günter Mieth, Dr. Evi Rietzschel und Dr. Bärbel Raschke vom Lehrstuhl 18. Jahrhundert der Sektion Germanistik und Literatur wissenschaft bewogen hatte, be kannte und unbekannte Dokumente zum literarischen Alltag der Zeit Goethes und Schillers einem inter essierten Publikum vorzustellen. Dazu boten die Tage der Wissen schaften und Kultur an der KMU eine gute Möglichkeit, und so fand die Veranstaltung im Rahmen des Kulturbundes am 27. April, dem Tag unserer Sektion, im Haus der Wissenschaftler statt. Der Sektionsdirektor, Prof. Dr. sc. Klaus Pezold, hob in seinen einleitenden Worten das Bemühen hervor, die Ergebnisse eines zentra len Forschungsprojektes nicht nur in Buchform zu veröffentlichen (der Lehrstuhl 18. Jahrhundert arbeitet zur Zeit an der Schlußredaktion), sondern gleichzeitig auch in geselli ger und unterhaltsamer Form, ein mal jenseits der akademischen Ge pflogenheiten, Einsichten in das We sen einer Literaturepoche zu ver mitteln, die mit der Bezeichnung „Geist der Goethezeit" (H. A. Korff) nur sehr einseitig bezeichnet ist. Ge rade aus Anlaß des 150. Todestages Johann Wolfgang Goethes schien es den drei sachkundigen Wissenschaft lern geboten, die Literaturverhält nisse des ausgehenden 18. bzw. des beginnenden 19. Jahrhunderts do kumentarisch zu belegen. Den . Zusammenhang von literari scher Produktion,, Distribution und Rezeption reflektierend, verwiesen sie beispielsweise auf die Tatsache, daß nicht Goethe und Schiller es wa ren, die hauptsächlich, gelesen wur den, sondern vor allem „Ritterge schichten“, „mit Gespenstern“ und „ohne Gespenster“, wie es Heinrich von Kleist 1800 in einem Brief an seine Braut gleichermaßen betrof fen wie humorvoll beschrieb. Der li terarische Markt, der sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts allmählich herausgebildet hatte, führte zu grundlegenden Verände rungen des literarischen Alltags. Das betraf den Wandel von der in tensiven Wiederholungslektüre eines Buches zur extensiven Lek türe stets anderer Bücher. Dies ging einher mit der Veränderung der Be ziehungen zwischen den Autoren und ihren Verlegern — zunehmend gerieten die vom Mäzenatentum un abhängig gewordenen Schriftsteller nun in Abhängigkeit vom sich ka pitalisierenden Verlagswesen. Auch die Vertriebsformen paßten sich den veränderten Lesebedürfnissen des Publikums an, die nun auch zu gesellschaftlichen Formen des Le sens führten. Es war die Zeit der Le segesellschaften und der litera rischen Klubs, es waren die Grün derjahre der öffentlichen Leihbiblio theken, und es war die Renaissance der literarischen Salons, die in der französischen Aufklärung schon ein mal zur Blüte gelangt waren. All diese Vorgänge wurden von den Zeitgenossen Goethes und Schillers — und natürlich auch von diesen selbst — sehr genau registriert und teilweise recht unterschiedlich be wertet. Davon legten die vorgetra genen Dokumente zum Verlagswe sen, zum Alltag in Weimar, zur We sensart des deutschen Philisters und zum klassischen Theater beredtes Zeugnis ab. Der Lehrstuhl 18. Jahr hundert hatte in jahrelanger Arbeit nicht nur die poetischen Werke deut scher Autoren jener Zeit unter den genannten Aspekten untersucht, son dern auch Tagebuchaufzeichnun gen, Briefe oder Erinnerungen. So kamen u. a. Brentano. Eichendorff, Jean Paul, Knigge, Kleist, Schiller, Caroline Schlegel und Christiane Vulpius an diesem Abend zu Wort. Das Publikum dankte es mit herz lichem Beifall, der den, Wunsch ein- schloß, daß solche gelungenen Ver anstaltungen unseren Literaturall tag auch künftig bereichern mögen. Jochen Marquardt, FB Literaturtheorie, Sekt. Lit/Germ. Beste Kultur programme gekürt Am 13. Mai fand im Unterkeller der Moritzbastei der Bezirksaus scheid für das beste politisch-kul turelle Programm statt. Qualifi ziert hatten sich die Erst- und Zweitplazierten der KMU sowie der Hoch- und Fachschulen des Bezirkes Leipzig. Den ersten Platz konnte, wie schon beim KMU-Ausscheid, die SG 81-41 der Sektion Kultur- und Kunstwissen schaften belegen. Das zweitbeste Programm zeigte nach Meinung der Jury die FDJ-Gruppe 80 B des Instituts für Heimerzieherausbil dung Hohenprießnitz und die Freunde der Gruppe 6-79 vom IfL Leipzig erkämpften Platz 3. Da mit hat sich die SG 81-41, Sektion Kultur- und Kunstwissenschaften, für die nächste Stufe qualifiziert, den im vergangenen Jahr die SG 43 von der Sektion Journalistik gewann. Konzert zum Museumstag Kammermusik des 17. Jahr hunderts erklang am 19. Mai im Bachsaal des Musikinstrumenten- Museums. Anläßlich des Interna tionalen Museumstages brachten die Mitglieder der Capella Fi- dicinia, unter der Leitung von Dr. Hans Grüß,. Musik auf hi storischen oder nachgebildeten Instrumenten zu Gehör. Podiumsgespräch Die KB-Wirkungsgruppe an der KMU führt am 2. Juni, 19.30 Uhr, im HdW ein Podiumsge spräch zum Thema „Kampf um Abrüstung — Grundfrage unserer Zeit“ durch. Die Diskussions grundlage dieses Gesprächs, das unter Leitung von Prof. Dr. S. Bönisch steht, gibt Doz. Dr. S. Zeimer, Leiter des WB Interna tionale Beziehungen am IIS. Alle Interessenten sind herzlich einge laden. Voranmeldung für Kollek tive unter Angabe der Teilneh merzahl über Telefon 79 60/4 00, Kölln. Wille. Förderte die Arbeitskontakte zwischen Autoren und Theater Werkstatt des DDR-Schauspiels fand in Leipzig statt Zum dritten Mal war . die Stadt Leipzig und ihr Theater Gastgeber der Werkstatt des DDR-Schauspiels. Theaterschaffende, Ensembles. Re gisseure und Autoren diskutierten auf Einladung des Verbandes der Theaterschaffenden und des Mini steriums für Kultur vom 17. bis 22. Mai darüber, wie und in wel cher Qualität sich die Fragen unse rer, Zeit im gegenwärtigen, Schaffen der Autoren und der Theater wider spiegeln. Die Werkstatt sollte über den derzeitigen Stand der Arbeit mit neuer Dramatik informieren und produktive Arbeitskontakte zwi schen Autoren und Theater fördern. Die gastgebenden Leipziger Thea ter leisteten mit drei Inszenierun gen aus ihrem Repertoire, „Schmit- ten“, „Kellerfalle“ und „Auf der Su che nach Gatt“, einen wesentlichen Beitrag zum Bild unseres Zeitgenos sen auf dem heutigen Theater. Aber auch Theater aus allen Teilen der Republik gastierten und stellten die von ihnen für ihr. Publikum erarbei teten Inszenierungen in Leipzig vor. Für die Werkstatt wurden auch die interessanten, aktuellen DDR- Erstaufführungen von „Trommeln in der Nacht“ und „Baal“ des jun gen Brecht der Regisseure Chri stoph Schroth in Schwerin und Friedo Sölter in Erfurt ausgewählt. Mit Alfred Matusches „An beiden Ufern“ machte das Landestheater Halle nachdrücklich auf diesen Autor aufmerksam. Es wurden auch Inszenierungen von Werken solcher Autoren gezeigt, die bei den voran gegangenen Werkstatt-Tagen aus ih ren Stücken gelesen haben und sich der kritischen Debatte stellten. Mit Heinz Drawnick („Jungs“ und „Karl Kasimir“) sowie Reinhard Kuhnert („Jäckels Traum“) stellten das Staatstheater Dresden und das Theater Brandenburg zwei für die Werkstatt neue Autoren vor. Das Le seprogramm war sehr reichhaltig. Bekannte und einem großen Zu schauerkreis weniger bekannte Autoren, neben ganz jungen, die eben ihre ersten Versuche mit der Dramatik unternehmen, machten das Fachpublikum mit neuen Arbei ten bekannt. Anne Beau-Lässig Bei „academixern" 'reingeschaut Recht vielfältig ist das Ange bot, das die „academixer", das Kabarett an der KMU. ihrem Pu blikum gegenwärtig unterbrei ten. „Lang, lang ist’s her“ heißt es seit Januar und im April offerierten die Kabarettisten die „Reprise 2“. „Lang, lang ist’s her“ ist ein „Anti-Erbe- Programm“, in dem sich die „academixer“ dem „Erbe“ aus der benachbarten literarischen Schatzkammer widmen, die da in den ersten Jahrzehnten unse res Jahrhunderts (aber nicht nur damals) massenhafte und man nigfaltige Trivial- und Kitsch blüten trieb und so manche ro mantische Seele (aber das auch nicht nur damals) vom Alltag in eine heile Welt manipulierte und sie „nichtsahnend“ in den Krieg beförderte. Die aktuellen Bezüge zur Meinungsmanipulation in der westlichen Welt heute drän gen sich auf. Die „Reprise 2“ umfaßt Sze nen, die nicht allzu unbekannt sind, derer man sich aber gern er innert. Die besten „Nummern“ vergangener Programme werden in anderer Besetzung und z. T. aktualisiert vorgestellt. Der Pro grammzettel läßt schon auf das Kommende neugierig werden, denn, was dort schön verschlüs selt angekündigt wird, ist auch für den Kenner nicht sofort als eine bestimmte Szene erkennbar. Diese 2. Reprise ist eine wertvol le Bereicherung des umfangrei chen „Menüs“, das die Kabaret tisten um Jürgen Hart dem Pu blikum derzeit bieten. G. Sch. Wenn wir geh’n, geh'n wir alle Wenn wir gehn, dann gehn wir alle keiner geht für sich allein wenn’s gemütlich ist, darf nie- • mand bei uns Spielverderber sein. Wenn wir gehn, dann gehn wir alle setz dich hin und sag keinen Ton mitgefangen, mitgehangen wenn’s so weit ist, merkst du’s schon. Spätestens mit dem Schluß song mußte dem Zuschauer et was dumpf dämmern: Ganzge- könnt in ein „völlig unpolitisches Programm“ eingewickelt („ Plüschblüten massenhaft ver breiteter Trivial- und Kitschlite ratur“ der ersten Jahrzehnte un seres Jahrhunderts) hatten ihn Jürgen Hart und „seine" Frauen mitten in den Krieg hineinge rollt. An jedem, der heute zu wenig denkt, sich auf andere verläßt (vom Handeln ganz zu schwei gen) wurde geschichtlich mehr mals praktizierte Manipulation demonstriert — eingelullt für den großen Krieg — und der fand im Gegensatz zum Unterti tel des Programms eben doch statt! Schon zweimal, und es trol len sich ewig Gestrige, ihn ein drittes Mal über die Bühne Welt rasseln zu lassen. Sie hoffen auf Mitgänger, die keinen Ton sagen, besonders dank der „fabrikmäßig erzeugten Träume zur Verdummung der Massen“. Ich möchte den „academixern“ für das Programm danken. Jürgen Roloff „Spiel mir das Lied...“ forderten die Akteure des FDJ-Studentenkabaretts „ROhrSTOCK“ der Wilhelm-Pieck-Universität im April in der Moritzbastei und fanden dabei viel Zustimmung. In diesem Programm, das erst zur diesjährigen Leistungsschau an der WPU erfolgreiche Premiere hatte, do minieren vor allem „Lieder von der Selbständigkeit" und es zielt darauf ab, die Mobilität der Studenten, ihre geistige Regsamkeit, ihre Lust und dis Möglichkeit, sich zu engagieren, im Studium - mit Blick auf die spätere Praxis - zu erhöhen. Foto: M. Kraus» Einer, der es dem Publikum einigermaßen schwermachte Dürrenmatt-Abend in der Moritzbastei Nicht unwesentlich bei der Be schäftigung mit /Kunstwerken scheint mir immer wieder das dabei aufkommende Interesse am Privatleben der Künstler zu sein. Der Griff zur Biografie oder Autobiografie ist keine Sel tenheit'und oft mit dem Wunsch verbunden, mehr über das Selbst- und Weltbild des Betref fenden zu erfahren, Begründung und Erklärung für seine Denk- und Darstellungsweisen zu fin den. Einer derjenigen, der es sei nem Publikum bisher einigerma ßen schwermachte. Näheres über ihn zu erfahren, ist der Schweizer Schriftsteller Fried, rieh Dürrenmatt. Um so will kommener war für viele Studen ten kürzlich ein Dürrenmatt- Abend in der Bastei, den Dr. Christa Grimm, Sektion Ger manistik, gemeinsam mit Petra Stuber, Sektion Kultur- und Kunstwissenschaften, und Mi chael Hametner, Leiter der KMU-Studiobühne, gestaltete. An laß dazu gab das kürzlich im Dio genes-Verlag erschienene Buch „Dürrenmatt — Stoffe“, das zwar nicht die lückenlose Lebens geschichte des bekannten Dich ters und Dramatikers enthält, wohl aber die Geschichte des Zu standekommens seiner teils para doxen teils grotesken Stoffe. Die Veranstaltung trug den span nungsvollen Titel „Labyrinthe des Schreckens“, und der erwies sich, obwohl eigentlich nicht er wartet, der Thematik äußerst zugehörig. Dürrenmatt, der sein Material aus einer äußerst bilder reichen Vorstellungskraft schöpft, ein Dramatiker der Phantasie, ist einem Bild bereits seit Kinderjahren besonders ver haftet. Dies ist das Bild vom La byrinth, in dem der sagenhafte König Minos von Kreta das Un geheuer Minostaurus, halb Stier, halb Mensch gefangenhielt. Das Labyrinthbild läßt ihn nicht los und verbindet sich für ihn des öfteren mit konkreter Erfahrung so zum Beispiel mit der Hektik und Unübersichtlichkeit der Stadt, in die er als 14jähriger mit seinen Eltern übersiedelt. Höchst anschaulich und in wirkungsvol lem Wechsel von Lebensepisoden und Textbeispielen aus seinen Werken erklärte Dr. Grimm, aut welchen unruhevollen, aber auch einsamen und ungewöhnlichen Wegen durch eine surreali stisch-traumhaft erlebte Welt Werke entstanden, die Dürren matt zu einem der erfolgreich- sten Literaten unseres Jahrhun derts werden ließen. Ulrike Pohl