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Besorgnissen der Stünde unterrichtet wurden, beeilten sie sich, dieselben zu zerstreuen und gaben die gewünschte Erlaubnis. Es war indessen nicht Furcht, welche den Grafen Thurn zu einer solchen Fürsorge trieb, sondern ein wohlüberlegter An schlag zur Zertrümmerung der kaiserlichen Herrschaft. Endlich war der Augenblick gekommen, in den: das Werk jahrelanger Erwägung zur Reife gediehen war. Die Erbitterung der böh mischen Protestanten gegen die habsburgische Regierung hatte den äußersten Grad erreicht und machte sie jeder That fähig, durch welche die bestehenden Verhältnisse umgestaltet werden konn ten. Thurn war deshalb entschlossen das Signal zum Ausbruche des Aufstandes zu geben und an dessen Spitze zu treten. Zu seiner eigenen Sicherheit wollte er gleich im Beginne den-Bruch zn eiucm unheilbaren gestalten, damit seinen Glaubensgenossen eine Rückkehr zu der alten Ordnung ebensowenig möglich sei, wie ihm selbst. Das passendste Mittel, nm einen solchen herbeizn- führcn, war die Ermordung der Statthalter, und der Plan dazu entstand im Kopfe Thnrns. Die erste Andeutung über seine dahiuzielende Absicht that er während der eben erzählten Zusammenkunft im Karvlinum, als die den Statthaltern zu erteilende Antwort zur Verhandlung kam. Im Vertrauen äußerte er sich gegen einige ihm nahesteh ende Personen, daß die Bemühungen der Stände keinen Erfolg haben würden, wenn man nicht eine „Demonstration" vornehmen würde. Seine Mienen und Bewegungen ließen keinen Zweifel darüber aufkvmmen, was er unter der Demonstration verstehe, so daß einige seiner Zuhörer ihm von jeder Gewaltthat abrieteu, da dieselbe einen schweren Krieg znr Folge haben könnte. Einige Stunden später empfing er in seiner Wohnung den Besuch des Prager Advokaten Martin Frnewein und zn diesem sagte er ge radezu, cs bleibe nichts anders übrig, als einige Personen znm Fenster hinanszuwerfen. Die schließliche Entscheidung bezüglich der verhängnisvollen That wurde noch im Kaufe des 22. Mai getroffen und zwar in einer Konferenz, die in dem Palast des