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konnte, als sie sie zufügte, so hat sie jedenfalls in einem andern Lande die Rechnung ausgeglichen. Will man gerecht sein in der Beurteilung der einander bekämpfenden Persönlichkeiten, so dürfen nicht die Bestrebungen ihrer Partei der Maßstab sein, nach dem man ihre Tüchtigkeit ermißt und über sie Lob und Tadel ausspricht, sondern man muß sie darnach beurteilen, mit welcher Meister schaft sie ihre Stellung ansfüllten, ihre Pläne durchsührten, welche Opferwilligkeit sie gegen ihre Parteigenossen bethätigten, und ob und in welcher Weise sie die ewig geltenden und bei allen christlichen Völkern gleich geachteten moralischen Gesetze beobach teten. Läßt man sich von diesen Prinzipien leiten, so gewinnt man die richtige Basis für die Beurteilung von Männern wie Ferdinand II, Maximilian von Baiern und Gustav Adolf und kann ihnen gerecht werden, wie fehr auch ihre Thätigkeit einander entgegengesetzt ist und die Anerkennung des Einen die Verdam mung des Anderen einzuschlicßen scheint. Wenn wir in erster Linie der Unverträglichkeit der religiösen Überzeugungen die Veranlassung des Kampfes zuschreiben, so wollen wir damit nicht sagen, daß dieselbe die einzige war. Die Unbotmäßigkeit der Stände in Österreich, welche einer Adelsre publik zusteucrten, die Habsucht der Fürsten, die sich mit geistlichem Gut bereichern wollten, der Ehrgeiz einzelner Parteihäupter, der nur in der allgemeinen Zerrüttung befriedigt werden konnte, trugen fv viel zum Auflodern des Brandes bei, daß man manchmal im Zweifel ist, welchem Umstande die größere Schuld beizumcsscn sei. Aber was auch den Kampf entzündet haben mag, gewiß ist, daß die lange Dauer desselben nur durch materielle Interessen herbeigeführt wurde. Mag ein Krieg aus welcher idealen Ursache immer entstanden sein, sobald er einmal begonnen hat, treten die materiellen Fragen, „der Besitz und die Herrschaft" in den Vordergrund und allein um dieser willen wird der Kampf verlängert, den die Anfangs besiegte Partei sonst gern mit einiger Nachgiebigkeit beendet hätte. Alle Fürsten und Staatsmänner, die allmählich an dem 30jährigen Kriege teilnahmen, wollten