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Braunau fürgebracht habet, habe ich verstanden. Ich kann bei mir nicht befinden, daß den geistlichen Untcrthanen Kirchen zu bauen zugelassen sei. Was endlich die Besetzung der Pfarren auf meinen Herrschaften betrifft, so will ich nicht weniger sein, als einer von euch, welchem Priester vom Erzbischof zu uchmcu zugelassen ist." Zum Verständnis dieser letzteren Bemerkung fügen wir bei, daß es nach dem „Vergleiche" den Hcrrschaftsbe- sitzern freistand, auf ihren utraquistischen Pfarren vom Erz bischöfe geweihte Priester anzustellen, falls diese sich verpflichteten die Kommunion unter beiden Gestalten zu erteile«. Es ist ge radezu unbegreiflich, daß die Protestanten in diese Verfügung einwilligen konnten, da ja auf diese Weise ihre Pfarren katho lisch werde» konnten, denn seit dem Tridentiner Konzil durften die Bischöfe den Pfarrern erlauben, das Abendmahl unter beiden Gestalten zu erteilen. Es hing nur von dem Gutsbesitzer ab, was er zu thun für gut faud. In diesem sonderbar gefaßten Punkt bewiesen die Stände jener Zeit ihre vollständige Unfähig keit zur Abfassung wichtiger und weittragender Gesetze. Der Kaiser wollte nun von demselben Rechte Gebrauch machen, welches in dem Vergleiche den Stünden, aber nicht ihm cingerüumt war und darauf bezieht sich die Bemerkung, daß er nicht weniger sein wolle, als einer von den Edelleuteu. Nachdem sich Mathias in dieser entschiedenen Weise aus gesprochen hatte, wollte er auf dem betretenen Wege weiter gehen nnd so begnügte er sich nicht mehr damit, daß er auf seinen Pfarren katholische Priester einsetzte, sondern er wollte nun auch die Bewohner seiner Güter zum Katholieismus zwingen und an ihnen so eine Bcstimmnug verletzen, welche die hervor ragendste Errungenschaft im Majestütsbriefe war, nämlich die Gewissensfreiheit des Einzelnen. Infolge des Druckes, der auf die Protestanten geübt wurde, wanderten zahlreiche Bewohner der königlichen Güter aus denselben aus nud erfüllten mit ihren Wehklagen das Land, in dem sich die Erbitterung täglich steigerte. Nicht genug damit, traf die Regierung die allerdings nur zu