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von Böhmen eine Art Obereigentumsrecht über die letzteren ansprachen und über dieselben, so oft sie in finanzielle Be drängnisse gerieten, nach Belieben verfügten. Durch ein be sonderes Gesetz, das einen eigenen Artikel in der böhmischen Ver fassung bildete, waren nur die Güter des Metropolitankapitels der willkürlichen Gebahrung entzogen. Der Anschauung, daß der König über die geistlichen Güter nach Belieben verfügen dürfe, huldigten auch die Katholiken, und noch wenige Jahre vor diesen Streitigkeiten hatte der Kanzler Zdenck von Lobkowitz in einem Gutachten die hergebrachten Rechte des Königs verteidigt. Es wäre allerdings besser gewesen, wenn die Protestanten im Jahre 1609 in dem Vergleiche neben den königlichen Gütern auch die geistlichen Güter erwähnt hätten, es würde dadurch später jeder Streit abgeschnitten worden sein; man muß deshalb der Ver mutung Raum geben, daß sie es vielleicht nur deswegen nicht gethan haben, weil sie einem unbesiegbaren Widerstande der Katholiken zu begegnen fürchteten, praktisch aber doch ihre An sprüche durchzusetzen hofften, da das Herkommen ihre Auffassung von den geistlichen als königlichen Gütern bestätigte. Es dauerte nicht lange, so brachen die Streitigkeiten über diesen Punkt aus. Die protestantischen Bürger von Braunau, einer dem Abte des gleichnamigen Benediktinerklosters gehörigen Stadt, beschlossen, sich eine Kirche zu bauen nnd stellten hiezu Sammlungen in- und außerhalb des Landes an. Als der Bau fertig wurde, klagte der Abt bei dem Nachfolger Rudolfs II, bei Mathias, und erwirkte eine Entscheidung zu seinen Gunsten. Schon Mathias war also nicht gesonnen, sich streng an die Gesetze des Jahres 1609 zu halten, oder wollte nicht, wenn sie unklar oder zweideutig lauteten, durch eine Vereinbarung mit den Stünden allen Streitigkeiten Vorbeugen. Er begnügte sich nicht mit dieser Entscheidung, sondern übertrug auch dem Erz bischöfe von Prag die Aussicht über die Pfarren auf sämtlichen königlichen Gütern und bahnte dadurch ihre Reformation im katholischen Sinne an, da der Erzbischof auf allen vakanten