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22 eingehenden Specialisierung die Rede gewesen wäre. Diesmal wollte sich die Opposition nicht mit der bloß allgemein lautenden Formel begnügen, sondern verlangte, das; sich Ferdinand zur Bestätigung sämtlicher Privilegien „in allen Pnnkten und Klan seln" verstehe und erlangte für ihren Antrag die Mehrheit auf dem Landtage. Dadurch sollte namentlich der Majestätsbrief gegen allfällige Angriffe gesichert werden, und das; diese Vorsicht am Platze war, wird uns um so klarer, wcun wir wissen, das; Ferdinand eine Beratung unter einigen hervorragenden Theolo gen, die dem Jesuitenkollegium in Prag angehörten, anstelle» und sie fragen ließ, ob er dem Verlangen der Stände willfahren dürfe, weil dadurch der Majestätsbrief indirekt von ihm bestä tigt würde. Ihre Antwort lautete einstimmig bejahend mit der Begründung, daß er den Majestätsbrief nicht hätte erteilen dürfen, aber den bereits erteilten bestätigen könne. Nachdem er diesen Rat durch die Billigung jenes von den Ständen formulierten Versprechens befolgt hatte, konnte die Krönung anstandslos vor genommen werden, und sie fand auch unter Aufbietung der alten Pracht und Herrlichkeit am 19. Juni 1617 statt. Daß Ferdinand jede Gelegenheit benützen werde, um die Opposition unter den böhmischen Ständen zu unterdrücken, zeigte die Behandlung, die derselben offenbar unter seinem Einflüsse jetzt zu Teil wurde. Obwohl nur Thurn und Fels gegen seine Annahme als König gestimmt hatten, wurden doch sieben der vornehmsten Parteiführer in die königliche Kanzlei geladen und wegen ihrer Haltung im Landtage nicht bloß verwarnt, son dern auch bedroht. Einige Monate später wurde Thurn in einer noch empfindlicheren Weise bestraft, er wurde von feinem Posten als Burggraf vou Karlstcin, mit dem ein Jahreseinkommen von ungefähr 8000 Thalern verbunden war, zu der im Range zwar höher stehenden aber nur mit 400 Thalern dotierten Würde eines Obersthoflehenrichters befördert. Das war aber nur der einleitende Schritt zu weiteren strengeren Maßregeln, die die Zersetzung und Unterdrückung des Protestantismus fördern