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Abendmahl aus seinen Händen empfing. Die meisten Gefange nen bewahrten im Angesichte des Todes eine würdige Haltung, bei einzelnen machte sich jedoch auch Kleinmut geltend oder die eitle Hoffnnng auf Begnadigung verbitterte ihre letzten Angen blicke. In der Nacht auf den Montag wurden die Gefangeneil samt und sonders auf das Altstädter Rathaus abgeführt, vor dem die Exekution stattfinden sollte. Die Regierung hatte Vorbereitungen getroffen, um alle Störungen hintanzuhalten lind hatte deshalb die Prager Garnison beträchtlich vermehrt, die Stadtthore wurden gesperrt und auf dem Altstüdter Ring eine starke Truppenmacht konzen triert. Ein Kanonenschuß, der am 21. Juni (1621) ertönte, war das Zeichen, daß die Exekution ihren Anfang nehmen solle. In Gegenwart des Altstädter Nates und der Königsrichter der Prager Städte wurden nach und nach die einzelnen Gefangenen vorgerufen und die Todesstrafe an ihnen vollzogen. Graf Schlick war der erste, Budowee der zweite und so weiter die anderen. Voll den vierundzwanzig Personen, die enthauptet wurden, wurde dem Bohuslaw Michalowie zuerst die Hand abgehaueu und dem berühmten Arzt Jessenins die Zunge ausgeschnitten; drei Bürger wurden gehängt. Die traurigen Exekutionen bezeichnen den Abschluß der alteu und selbständigen Entwicklung Böhmens, Söhne der bedeutendsten böhmischen Adclsgcschlechter, hervor ragende Bürger und Gelehrte, also die Repräsentanten seines gesamten Kulturlebens, endeten hier und mit ihnen ihre Bestre bungen. Die Geschicke des Landes wurden fortan von Fremden geregelt, die für die frühere Entwicklung kein Verständnis und keine Teilnahme besaßen. — Den folgenden Tag wurden einige Personen öffentlich gestäupt und dann eingekerkert oder des Lan des verwiesen, andere blieben von dieser entehrenden Strafe ver schont, wurden aber später im Schlosse Zbirow untergebracht und daselbst in Haft gehalten. Gleichzeitig mit den Prozessen gegen die Hingerichteten be schäftigte sich der Gerichtshof in Prag auch mit dem Urteil