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die Soldaten noch Widerstand leisten nnd einen geordneten Rückzug antrcten sollten. Es zeigte sich jedoch, daß Thnrn weder die Brücke verteidigen, noch die Soldaten zum Ver bleiben bei den Fahnen bewegen konnte, denn die Hälfte des Heeres flüchtete sich in aufgelösten Reihen und folgte so dem Beispiel seiner Führer, während die andere Hälfte wohl in Prag zurückblieb, aber nicht um zu kämpfen, sondern um die Bezah lung des rückständigen Soldes zu verlangen; bei ihnen war jede Spur von Disziplin geschwunden, jedes ihrer Worte war ein Fluch auf den König und die Stände. Mit solchen Leuten war au eine Verteidigung nicht zu denkeu uud in der That dachte auch Niemand mehr daran, dem jungen Thurn war cs auf solche Weise ganz unmöglich, seine Absicht zn erfüllen. II. Sowohl Buquvi als Maximilian hatten dem Kaiser Nachricht von dem erlangten Siege gegeben, aber während der Bericht Maximilians auf dein Wege wahrscheinlich verloren ging, traf der von Buquoi infolge mancherlei Fährlichkeiten erst am 23. November in Wien ein. Die Freude über den glänzenden Erfolg war groß, noch größer wurde sie, als einige Tage später eine Kiste in Wien anlangte, welche das dem Kaiser infolge der Schlacht zugefallene Beutestück enthielt. Es waren dies die Privilegien des Landes samt dem Majestätsbriefe, sie waren ihm jetzt preisgegebcn, er konnte sie vernichten und damit den augenscheinlichen Beweis liefern, daß er durch keine Satzungen gebunden sei, sondern selbständig über die weiteren Geschicke des Landes verfügen könne. Es heißt, daß der Kaiser von dem Majestätsbrief selbst das Siegel hcrabgerissen und ihn der Mitte nach zerschnitten habe. Ob diese Angabe richtig ist, wissen wir nicht anzugeben, aber thatsächlich hat sich die Urkunde des Maje- stütsbriefes nur in dieser verletzten Gestalt bis auf den heutigen Tag erhalten. Die hohen Offiziere seines Heeres belohnte der Kaiser in verschwenderischer Weise, wie dies an dem Beispiele Verdugos ersichtlich ist. Graf Buquoi, der bereits im Anfang des Jahres