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148 26. November zog das Bundesheer durch Bruck an der Leitha und langte am Ende des Monates vor Wien an. Ferdinand hatte sich mittlerweile daselbst wieder eingefunden, da er es für seine Pflicht halten mochte, den gesunkenen Mut der Wiener durch seine Anwesenheit aufzurichten. Der winter lichen Jahreszeit wegen war die Reise von Graz nach Wien äußerst langsam vor sich gegangen, im Kloster zu Schott- Wien mußte er wegen llnbill der Witterung einen mehr tägigen Halt machen und was die Reise noch unangenehmer machte, das waren die Klagen, die er von seiner Umgebung zu hören bekam. Alles jammerte über Mangel an Geld, Kleidung und Wäsche; flüchtige Mönche und Nonnen vertraten ihm um Almosen flehend den Weg und nun sollte er nach Wien gehen, wo die Not noch größer war, wo an 2000 Verwundete durch ihren Jammer die Gesunden zur Verzweiflung brachten, wo alles im Preise gestiegen und so „wert geworden war, wie das Auge im Kopf". Als Bnquoi sich nach Wien zurückgezogen hatte, quar tierte er den größten Teil seiner Truppen bei den Bürgern ein, so daß mancher von ihnen 20 bis 80 Manu beherbergen mußte. Da es an Zufuhr gebrach, so wurde der Mangel an Lebens mitteln täglich fühlbarer und wenn ja noch Bauern einiges zu Markt bringen wollten, so wurden sie von den kaiserlichen Soldaten Vvr den Thoren der Stadt ausgcplündert. Die selben wetteiferten mit dem Feinde in der Aussaugung des Landes, in Wien beraubten sie am Hellen Tage die Frauen ihrer Mäntel nnd Hüte und ihrer silbernen Gürtel; sie glaubten sich zu alle» Missethaten berechtigt, weil man auch bei ihnen mit der Svldzahlung im Rückstände war. Es ist nicht wahrscheinlich, daß das Bundesheer zu seinem Ziele oer Eroberung von Wien gelangt wäre, da cs ihm an Belagerungsgeschützen mangelte, und so würde sein ferneres Ver weilen keine andere Folge gehabt haben als steigende Verwüstung nnd Hungersnot nnd schließlichen Rückzug in der winterlichen