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Gefahren erwogen, die mich von allen Seiten bedrohen und da ich keine menschliche Hilfe weiß, so bat ich Gott um Hilfe; ists aber Gottes Wille, so mag ich in diesem Kampfe zu Grunde gehen." Während Ferdinand feine frommen Übungen verdoppelte, aber dabei nicht die nötige Sorgfalt für die Verstärkung -Her Wiener Garnison vernachlässigte, versuchten die niederösterrei- chifchen Katholiken, ob sie nicht durch neue Verhandlungen der drohenden Gefahr begegnen könnten und richteten deshalb am 3. Juni an die Protestanten eine Botschaft, in der sie dieselben zn einer Besprechung über die noch ausstehenden Differenzpunkte einluden. Man kann wohl annehmen, daß sie jetzt zu den wei testen Konzessionen bereit waren, aber man begreift auch, daß sie vor allen: wissen wollten, ob sich die Protestanten mit ihnen verbinden und den weiteren Angriffen Thurns begegnen würden. Die Hoffnung auf eine Verständigung wurde abgeschuitten, als die letzteren erklärten, daß sie an ihrem Bündnisse mit den Böh men festhielten und von den Katholiken den Beitritt zu dem selben verlangten. Sv endeten die Unterhandlungen nur mit ge genseitiger Erbitterung. Die Protestanten faßten den Beschluß, jede Verbindung mit den Katholiken aufzugeben, ihre eigene Kasse zu führen und ein eigenes Regiment zur Besorgung ihrer Angelegen Hellen einznrichten. Am 5. Juni verfügten sie sich gegen die zehnte Vormittagsstnndc in die Burg, um Ferdinand von diesen Beschlüssen in Kenntnis zu setzcu und ihm eine Schrift zu über reichen, in der sie ihr Bündnis mit Böhmen zu rechtfertigen suchten. Zum Wortführer bei dieser Audienz wählten sie den Herrn Paul Iakob von Starhemberg; doch beteiligten sich noch mehrere andere Personen an der nun folgenden denkwürdigen Unterredung, die in der Erinnerung der Zeitgenossen und später in den Geschichtsbüchern eine so hervorragende Rolle spielt. Als nämlich die niederösterreichischen Protestanten von dem Könige empfangen wurden und Starhemberg die erwähnte Schrift überreicht und hiebei einige empfehlende Worte ge sprochen hatte, ergriffen auch einige andere Edelleute das Wort,