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kommen milder zu stimmen. Als sich der aus Zuaim kommende Adel Brünn auf etwa anderthalb Meilen genähert hatte, sah er einen Zug katholischer Edelleute zu seiner Begrüßung aus der Stadt heranziehen und durfte in diesem Schritte weniger einen Akt der Höflichkeit als der Anerkennung seiner beginnenden Herrschaft erblicken. In Brünn angelangt, legten die protestan tischen Stände auf offenem Platze einen Eid ab, daß sie mit Gut und Blut ihre Juteressen wahren und einander beistehen würden. Am selben oder am folgenden Tage traf die Nachricht in Brünn ein, daß Waldstein mit seinem Regimente einen ähn lichen Streich wie Nächod durchführen wollte, aber gleichfalls dabei gescheitert sei. Am Tage darauf begabeu sich die Stände in die Wohnung des Kardinals und frngen ihn, ob er als der vom Landtage für die Landesverteidigung ernannte General von dem Verrate Nächods und Waldsteins Kenntnis gehabt habe. Bevor der Kardinal noch Zeit gefunden hatte, seine Unschuld zu beteuern, bedrohten ihn einige Edelleute mit dem Schicksale der böhmischen Statthalter und wiesen auf das Feuster, von wo man ihn herunterwerfen würde. Dietrichstein erschrak zu Tode und be teuerte mit all der Übertreibung, welche ihm die Angst ein gab, daß er keine Ahnung, geschweige denn eine Mitschuld an dem Entschlusse der beiden Obersten gehabt habe. Er war erbö- tig, sein Amt niederznlegen, damit die Stände ihre Verteidigung nach Belieben sichern könnten nnd versprach, sich mit ihnen gegen jedermann treu und fest verbinden zu wollen. Die demütigen Versicherungen des sonst so stolzen und herausfordernden Kirchen fürsten beschwichtigten die Mordgcdanken, wenn solche ja ernstlich vorhanden waren nnd die Stände entfernten sich, um Herrn Zervtin in seinem Hause aufzusuchen. Hier wiederholte sich die beim Kardinal abgespielte Scene, nur bewahrte Aerotin eine entschlossenere Haltung und stellte einfach jede Mitschuld in Abrede. Zuletzt begaben sich die Stände zum Fürsten von Liech kenstein, gegen den sie gleichfalls Beschuldigungen, wenn auch mit