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UZ/19 9. Mai 1986 Wahlen am 8. Juni: Unsere Stimme der Politik zum Wohle des Volkes und zur Sicherung des Friedens! FRAGEN UNSERER ZEIT 5 Mit neuen Initiativen verwirklichen wir die Bei der Lösung der Aufgaben liegt ihm die Mitwirkung aller Bürger am Herzen Prof. Dr. Manfred Mühlmann, Abgeordneter der Volkskammer: „Ich fühle mich dem Wahlaufruf des Nationalrates in seiner ganzen Breite verpflichtet“ Der 8. Juni ist der Tag der Volks- vahlen, ist der Tag, an dem wir un- * r e Volksvertreter für die Volks- fammer und den Bezirkstag wäh- en. Bis dahin werden die Wähler in Hesprächen, Foren und Ausspra- Slen ihre Kandidaten prüfen, ob sie 3s Abgeordnete im Sinne des Wahl- ifrufes wirken werden. Für jene Kanidaten, die schon länger als Ab- seordnete tätig sind, bieten diese Ge bräche Gelegenheit, Rechenschaft öbzulegen über die von ihnen in den ‘olksvertretungen geleistete Arbeit. . UZ sprach mit Prof. Dr. Manfred Vühlmann, Vizepräsident des Na- Nonalrates der Nationalen Front der DDR, Mitglied des Präsidiums des lauptausschusses der NDPD und Wissenschaftler an der Sektion Rechtswissenschaft unserer Uni- ‘ersität, über seine Tätigkeit als Ab- Eeordneter der Volkskammer in der "ergangenen Wahlperiode. UZ: Die Tätigkeit in der Volks- kammer ist äußerst verantwortungs- bll _ altc h deshalb, weil sie sich licht beschränken läßt auf die Be- Shlußfassung von Gesetzen, auf die Arbeit in den Ausschüssen; sie ver- angt wie jegliche Abgeordnetentä- ?eit den engen Kontakt zu den Wählern. Wie gestaltet sie sich im “onkreten? yProf. Mühlmann; Seit 1976 bin ich Mitglied der obersten Volksvertre- g unserer Republik. Ich beende 350 schon meine zweite Wahlperi- Hde, Mein Wirkungsbereich als Ab- feordneter ist der Stadtbezirk West, Denn, obwohl mein Wahlkreis meh- Stadtbezirke umfaßt, erfordert sne bürgernahe Arbeit auch eine Ftritoriale Begrenzung. Stadtbezirk West — damit ist von der im Wahlkreis. Auch da gibt es Verbindungen. Im Verfassungs- und Rechtsausschuß befassen wir uns z. B. sehr stark mit Fragen der Ordnung und Sicherheit — ich erin nere nur an das Gesetz über die ge sellschaftlichen Gerichte. Das steht in Beziehung mit dem allgemeinen Erfordernis der Förderung von Ord nung, Sicherheit und Sauberkeit, das eigentlich bei jedem Auftreten im Wahlkreis eine Rolle spielt. UZ: Nun sind Sie ja nicht nur Ab geordneter der Volkskammer, Sie ge hören auch dem Nationalrat der Na tionalen Front als einer seiner Vi zepräsidenten am. Wie vereinbaren sich beide Aufgaben miteinander? Prof. Mühlmann: Die Tätigkeit in der Nationalen Front ist eng mit der eines Abgeordneten verbunden. Und das nicht etwa aus zeitökono mischen Gründen, sondern weil ein inhaltlicher Zusammenhang be steht. Zum einen verkörpert die Na tionale Front die politische Platt form für die Abgeordnetentätigkeit. Zum anderen besitzt entsprechend dem Wesen unserer sozialistischen Ordnung die Gesetzgebung eine breite demokratische Grundlage. Sie wird wesentlich mitgeschaffen durch die politische Massenarbeit der Ausschüsse der Nationalen Front. So ist, ohne Unterschiede zu verkennen, eine breite Überlagerung der Tätigkeit in der Nationalen Front und in der Volksver tretung gegeben. In der Nationalen Front richtet sich mein Augenmerk auf die Förderung und Entfaltung einer breiten Bürgerinitiative, auf die Mitwirkung der Mieter an der Entwicklung ihres Wohngebietes. Genau diesen Aufgaben wende ich zusätzlichen Belastungen dar. Warum stellen Sie sich dieser Auf gabe? Prof. Mühlmann: Es gibt eine ganz glückliche Verbindung, denn beruflich beschäftige ich mich mit dem Zivilrecht, vor allem mit den Fragen der demokratischen Mitwir kung der Bürger im Wohngebiet. Das ist genau das Problem, dem ich mich auch als Abgeordneter oder im Nationalrat unter anderem zu wende. Schon aus dem Grunde ist mir die Abgeordnetentätigkeit wichtig. Aber eigentlich ist die Arbeit in der Volkskammer das Ergebnis eines langjährigen Engagements in unter schiedlichen Funktionen meiner Par tei. Mit wachsender Verantwortung wuchs auch meine Erkenntnis, daß ich mich der gesellschaftlichen For derung, als Volksvertreter zu wir ken, zu stellen habe und ihr auch zu entsprechen vermag. Schließlich ver körpert jede neue Aufgabe eine Möglichkeit zur eigenen Entwick lung, zum eigenen Reifen. UZ: Am 8. Juni kandidieren Sie wie der für unsere oberste Volksvertre tung. Was wird im Mittelpunkt Ih rer Tätigkeit als Volkskammerab geordneter stehen? Prof. Mühlmann: Das Sektions kollektiv hat mich inzwischen ge prüft und der Kandidatur zuge stimmt. Ich fühle mich natürlich dem Wahlaufruf in seiner ganzen Breite verpflichtet. Neben allen an deren wichtigen Aspekten der Tätig keit als Abgeordneter werde ich mich vor allem dafür einsetzen, daß, wie im Wahlaufruf formuliert wird, all das in Ordnung gebracht wird, was' noch nicht in Ordnung senschaftler an der Sektion Rechtswissenschaft. Foto: HFBS/KRANICH Prof. Dr. Manfred Mühlmann, Vizepräsident des Nationalrates der Nationalen Front der DDR, Mitglied des Präsidiums des Hauptausschusses der NDPD, Wis- mich auch in meinem Wahlkreis zu. UZ: Beruflich arbeiten Sie als Wissenschaftler an der Sektion Rechtswissenschaft unserer Univer- ist, also z. B. den Fragen der Ord nung und Sicherheit. Das ist eine Aufgabenstellung, die eindeutig einem sozialen Grundbedürfnis der Bürger entspricht und demzufolge auf großes Interesse und Bereit schaft und Mitwirkung stößt. nUZ: Ein weiterer Aspekt dürfte re Mitarbeit im Verfassungs- und Rechtsausschuß der Volkskammer ■'n. Frof. Mühlmann: So ist es; die- Am Ausschuß gehöre ich seit dem '■Sinn meiner Abgeordnetentätig- sit an. Er stellt für mich als Juri- <n ein günstiges Aufgabenfeld 5, seine Spezifik besteht ja darin, % gesamte gesetzgeberische Arbeit "t vorzubereiten. Wir prüfen alle HSsetze auf ihre Übereinstimmung der Verfassung, auf die de- 1Grafischen Grundlagen ihres Ent- Nehens und auf ihre Verständlich- "thin. wDie Tätigkeit im Ausschuß ge- "nieht natürlich nicht unabhängig Entlieh auch schon etwas gesagt “ber die Fragen, mit denen ich mich 2S Abgeordneter unter anderem be- ssen muß. Ihre Spannweite reicht I0n den typischen Problemen eines sität. Da stellt die Arbeit im Na- subaugebietes, zum Stadtbezirk tionalrat und in der Volksvertre- "est gehört ja auch Grünau, bis hin tumg eine zusätzliche Aufgabe mit Hden Problemen eines Wohngebie- 22 mit vorwiegend Altbausubstanz, p konzentriere mich darauf, die Bläuterung der Staatspolitik an- ünd der von der Volkskammer er- MSSenen Gesetze mit der Klärung Id Erörterung kommunalpoliti- Sher Fragen zu verbinden. Her- "rheben möchte ich solche Themen le Ordnung und Sicherheit, staat- the Förderung der Bürgerinitia- und Mietermitwirkung und “ch Jugendpolitik. Kampf um die bisher besten Prüfungsnoten FDJ-Gruppe WA 85-03 der Sektion Wirtschafts wissenschaften meldet sich zu Wort Wir sind Studenten der Fachrich tung Arbeitsökonomie im ersten Stu dienjahr. In das Jahr der Vorbereitung des XI. Parteitages der SED fiel der Pro zeß der Formierung unserer Semi nargruppe zu einem sozialistischen Studentenkollektiv. Eine solide Ausgangsbasis schufen wir uns während des Ernteeinsatzes im Herbst 1985. Die für uns un gewohnten Arbeitsaufgaben bei der Ernte bewältigten wir so gut, daß mit unserer Hilfe in der LPG (P) Minzow ein Planvorsprung von drei Tagen erreicht werden konnte. Mit besonderem Stolz erfüllt uns die Tatsache, daß sich unsere An strengungen danach auch im Stu dium bezahlt gemacht haben und sich in unseren Studienergebnissen widerspiegeln. Erste Testate und Klausuren konnten mit guten Er gebnissen absolviert werden. Neben der Bewältigung aller die ser Aufgaben entfalten wir ein le bendiges und abwechslungsreiches Grüppenleben. Dazu gehört für uns das aktuell-politische Gespräch, die Mitgliederversammlungen und das FD J-Studienjahr genauso wie ein re ges geistig-kulturelles Leben. Wir wissen, daß wir noch Reser ven haben. Die kritische ■ Atmo sphäre in unserem Kollektiv wird dazu beitragen, diese zu erschließen und. auch alle zukünftigen Aufga ben zu erfüllen. Wir konzentrieren unsere Anstrengungen in erster Li nie auf die Erringung bester Resul tate in den bevorstehenden Prüfun gen. Am Studentensommer werden wir geschlossen teilnehmen und stek- ken uns dafür genauso hohe Ziele wie wir sie beim Ernteeinsatz im vergangenen Herbst erreichten. Die Würdigung unserer Leistun gen mit der Verleihung des Titels „ Sozialistisches Studentenkollektiv “ ist uns Ehre und Verpflichtung. Un ser Bekenntnis zu unserem soziali stischen Vaterland bringen wir be sonders zu den Volkswahlen am 8. Juni durch geschlossene und früh zeitige Stimmabgabe zum Ausdruck. Parteitagsbeschlüsse Erstmalig postgradualer Kurs für ausländische Wissenschaftler Parteigruppe Sozialistische Volkswirtschaft, SED-GO Wirtschafts wissenschaften: Es wurden folgende Initiativen in WB SVW ausgelöst: — Entwicklung eines interdiszi plinären Foschungsprojekts mit dem Thema „Bestimmung und effektive Gestaltung von Grund linien des Reproduktionsprozes ses eines Bezirkes (Leipzig) “. Unter Federführung des WB SVW werden die diesbezüglichen forschungsseitigen Aktivitäten der Sektion Wirtschaftswissen schaften koordiniert und konzen triert. Als Projektleiter ist Ge nosse Dr. Robert Hahn vorgese hen. Mit dem Praxispartner Bezirks plankommission wird ein Ko operationsvertrag vorbereitet. — Erstmalige Vorbereitung und Durchführung eines postgradua len Kurses auf kommerzieller Ba sis zum Thema: „Die DDR als Wirtschaftspartner in Europa. Chancen und Probleme der Wirt schaftsbeziehungen zwischen Staaten unterschiedlicher Wirt schaftsordnung in Europa“. Der Kurs wird für Wissen schaftler und Wirtschaftsprakti ker aus dem Ausland veranstal tet und soll erstmals in der Zeit vom 22. bis 26. September an der KMU stattfinden. — Die von der AG Weltwirt schaft initiierte Vorbereitung des 3. Leipziger Weltwirtschaftssemi nars am 4./5. September mit dem Rahmenthema: „Maschinen und Anlagen in den Ost-West- Wirtschaftsbeziehungen “. Die auf zentraler staatlicher und Parteiebene gefundene hohe Wertschätzung für die bisher durchgeführten 2 Weltwirt schaftsseminare 1984 und 1985 be flügelt die Mitarbeiter der AG Weltwirtschaft, auch das kom mende Wirtschaftsseminar in haltlich und organisatorisch zu einem vollen Erfolg werden zu lassen. Forschungsvorlauf für Theorie und Lehre erheblich intensivieren Genosse Prof. Dr. sc. Albrecht Neubert, SED-GO Theoretische und angewandte Sprachwissenschaft: Was mich während der Bera tungen des XI. Parteitages der SED besonders beeindruckt hat, das ist die Einheit von positiver Bilanz und nachdrücklicher For derung nach neuen, höheren, kühneren, auch das Risiko bei der Arbeit einkalkulierenden Lei stungen. Qualität, auf die wir verweisen und mit Recht stolz sein können, kennt keinen Still stand. An der Universität wie an den Akademien bedeutet dies, daß jeder Verweis auf erbrachte Lehr- und Forschungsresultate verbunden sein muß mit der realistischen Konzipierung neuer Wege zu tieferer Erkenntnis. Für mich * als Sprachwissen schaftler Und Vorsitzender des Rates für die sprachwissenschaft liche Forschung der DDR erge ben sich aus den Beschlüssen des XI. Parteitages entscheidende Im pulse, unsere Hauptprojekte des Zentralen Planes für die marxi stisch-leninistischen Gesell schaftswissenschaften am Welt stand zu messen und auf maxi malen Nutzeffekt für die Gestal tung der kommunikativen Pro zesse in unserer sozialistischen Gesellschaft zu orientieren. Auf dem nächsten Weltkongreß der Sprachwissenschaftler, der nicht zuletzt aufgrund der Leistungen der DDR-Linquistik für das näch ste Jahr in unsere Republik ver geben wurde, wird sich unsere Disziplin auf dem internationa len Prüfstand zu bewähren ha ¬ ben. Der Ernst der Parteitags forderung nach höchster Quali tät und echten Vorstößen ins Neuland ist dafür genau die ent scheidende Vorbereitungsgrund lage. Auf meinem eigenen Arbeits gebiet der Erforschung und Lehre der Sprachmittlung geht es darum, das Erreichte kritisch zu überdenken und theoretisch überzeugende sowie praktisch effektive Resultate in der Aus bildung, auf Konferenzen und in Publikationen gemeinsam mit den Mitarbeitern und Studieren den zu planen und termingemäß vorzulegen. Dies schließt auch in zuneh mendem Maße die Nutzung elek tronischer Mittel für die Mensch-Maschine-K ommunika- tion ein, die auch den Arbeits platz des Übersetzers in nächster Zukunft erheblich verändern werden. Der Forschungsvorlauf für Theorieentwicklung und Lehre muß erheblich intensiviert werden. Die Bereitschaft, ständig hohe Leistungen zu erzielen und sich nicht mit dem Erreichten zu frieden zu geben, muß immer mehr Mitarbeiter durchdringen und vor allem auch stärker als bisher unter den Studierenden Fuß fassen. Die schöpferische Auswertung der Materialien un seres Parteitages und die An eignung seines vorwärtsweisen den Geistes sind dazu ein ausge zeichnetes Mittel. G ewöhnlich beginnt man mit dem Anfang und schließt mit k dem Ende. Doch selbst das nion der Krieg verändern. So we- Ostens scheint es mir heute ... 1741s ich am 29. Januar 1946 als 2 "ihriger ehemaliger Gefreiter der ) Batterie der Marine-Flakabtei- MDg 226 die ostfriesische Insel orderney verließ, erhielt ich ein ierkblatt für zur Landarbeit ent- cssene Kriegsgefangene“ (21 Army Eup Form 105, Serie A), heraus- iasben von einer britischen Dienst- 05He der alliierten Militärbehörde, enin wurde uns als Leitgedanke ( Ausspruch Winston Churchills E Vom 18. 1. 1945 mit auf den Weg qeeben: „Wir rotten keine Natio- ken.aus; wir schlachten keine Völ- T hin.“ Unter den vier Überschrif- Bereits das Ende ließ zwei Wege eines Anfangs erkennen Gedanken zum 41. Jahrestag des Sieges über den Hitlerfaschismus und der Befreiung des deutschen Volkes von der Naziherrschaft ten „Totale Niederlage“, „Deutsch land führt nie wieder Krieg“, „Pflichterfüllung“ und „Wiederauf bau“ stand unter anderem folgendes zu lesen: „Deutschland ist vernichtend ge schlagen — militärisch, politisch und sozial. Die Tatsachen stehen Euch vor Augen. Die deutsche Wehr macht existiert nicht mehr. Eben sowenig gibt es eine deutsche Re gierung. Deutsche Familien sind in alle Winde verstreut. Eure Städte liegen in Trümmern ... Millionen Eurer Landsleute sind tot. Das alles hat Deutschland — und Ihr — der Überheblichkeit, der Habgier und der Grausamkeit Eurer Führer zu verdanken. Millionen haben unter der deutschen Knute gelitten ... Die einen von Euch haben diese Unter- iochung fremder Völker fanatisch unterstützt, die anderen haben sie geduldet und stillschweigend ausge führt. Ihr alle seid mitschuldig an dem, was geschah. Ihr alle werdet dafür zu büßen haben. Das Leid, das Ihr jetzt und in der Zukunft zu tragen haben werdet, habt Ihr Euch selbst zuzuschreiben“. (Kein Wort von der Schuld der deutschen Mono- polbourgeoisie! Kein Wort vom hel denhaften Widerstand deutscher An tifaschisten!) „Die Niederlage, die Deutschland durch seine eigene Überheblichkeit erlitten hat, wird nie wieder durch Waffengewalt abgeändert werden. Wie immer sich das politische Ge sicht der Welt gestalten möge, die vereinten militärischen Kräfte, die Deutschland jetzt besiegt haben, werden jedem zukünftigen deut schen Angriffsversuch geschlossen im Wege stehen ... der deutschen In dustrie wird es nie wieder erlaubt sein, Waffen für einen deutschen Angriffskrieg zu erzeugen“. (Das ha ben die Verfasser nicht erst bei der Aufnahme der BRD in die NATO wieder „vergessen“.) „Nur durch friedliche Arbeit kann Deutschland jemals hoffen, sich als Nation wieder aufzurich ten“. (Welcher deutsche Staat hat diese Maxime wohl stets beherzigt, wenn nicht die DDR?) „Ihr werdet aus der Kriegsgefan genschaft entlassen, um lebensnot wendige Arbeit für Deutschlands Zukunft zu leisten: um Nahrung zu beschaffen. Deutschland hat die be setzten Länder Europas geplündert und ihrer Nahrungsmittel be raubt ... Jetzt habt Ihr, die Deut schen, Euer eigenes Problem zu lö sen. Die Vereinten Nationen haben nicht die Absicht, Nahrungsmittel für deutschen Verbrauch nach Deutschland einzuführen ... Eure Städte sind zerstört, aber der größte Teil des Landes und der Landwirt schaft ist unbeschädigt geblieben. Die Fremdarbeiter, die unter Dro hungen und Erpressungen aus den ehemaligen besetzten Gebieten nach Deutschland zur Zwangsarbeit ver schickt wurden, kehren in ihre Hei mat zurück. Es besteht daher ein schwerwiegender Mangel an land wirtschaftlichen Arbeitskräften. Ihr werdet entlassen, um diese Arbeit zu verrichten. Wenn Ihr diese Auf gabe nicht vollständig erfüllt und dafür nicht Eure ganze Arbeitskraft einsetzt, werdet Ihr und Eure Lands leute im kommenden Winter ver hungern.“ (In den Befehlen der SMÄD sucht man solche Formulie rungen vergebens! Im übrigen stand auf unserem Entlassungsschein in rotem Aufdruck: Temporary Re lease Only. Einige meinten, dem nächst ginge es Richtung Osten wei ter.) „Wo Ihr hingeschickt werdet, da müßt Ihr bleiben und arbeiten.“ (Ostfriesland und Schleswig- Holstein!) „Zuwiderhandlung wird nach den Verordnungen der Mi litärregierung streng bestraft. Wer nicht gut und fleißig arbeitet“ (bei Junkern und Großbauern!), „übt Verrat an Deutschlands Zukunft und zeigt sich unwürdig des Ver trauens, das man ihm als denken den Menschen entgegenbringt." (Ähnliches hatten wir lange genug gehört. Deshalb blieb ich nicht, on- dern überschritt die Demarkations linie zur damaligen sowjetischen Be- satzungszome bereits am 31. 1. 1946.) Hier sah es mit der vorher zitier ten Beschaffung von Nahrung auch nicht rosig aus. Aber dem eben er wähnten „denkenden Menschen“ wurde von der entschlossen und hu man handelnden SMAD, von der kampferfahrenen Partei der Arbei terklasse und später vom ersten Staat der Arbeiter und Bauern auf deutschem Boden mehr geboten, und vor allem: es wurde etwas ge tan, etwas verändert (auch in der Landwirtschaft, aber nicht nur!). Sehr schnell war für mich zu er kennen: Das zerknitterte Merkblatt in meiner Tasche war das Ende, die Befehle der SMAD — besonders der historische Befehl Nr. 2 — an den vom Krieg gezeichneten Häuser wänden ein Anfang. Was wir da in den vergangenen 41 Jahren Hand in Hand mit unse ren sowjetischen Genossen und Freunden verändert und geschaffen haben, von der Errichtung der anti faschistisch-demokratischen Ord nung bis zum Aufbau einer entwik- kelten sozialistischen Gesellschaft, das wollen wir hüten wie unseren Augapfel. (Stimmt es, wenn man sagt: Wer den Krieg nicht kennt, weiß nicht, was Frieden bedeutet? Vielleicht sollten wir als ältere Hochschullehrer das unseren jünge ren Wissenschaftlern und Studenten noch stärker erklären; denn auf be stimmte persönliche Erfahrungen kann und muß man verzichten.) Prof. Dr. LOTHAR HOFFMANN, Sektion Fremdsprachen