Volltext Seite (XML)
Neuestes aus der Sowjetwissenschaft Seit drei Jahren brauchen Pa tienten aus Naltschik und Um gebung wegen schwieriger Augen operationen nicht mehr Tausen de Kilometer weit nach Moskau zu fahren, sondern diese kompli- gierten mikrochirurgischen Ope rationen werden jetzt in dieser Stadt durchgeführt. Vor drei Jahren konnten Ärzte, Schwestern und andere Zuschauer im Hörsaal der ophtalmologi- sehen Abteilung des Klinik- Krankenhauses der Kabardino- Balkarischen ASSR in Naltschik eine Operation verfolgen, bei der ein Katarakt (Grauer Star) ent- lernt wurde. Diese Schau-Opera tion führte Professor Swjatoslaw Nikolajewitsch Fjodorow, heute Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Medizinischen Wissenschaften der UdSSR und Direktor des Moskauer wissen- Schaftlichen Forschungsinstituts für Mikrochirurgie des Auges, aus. Alle Etappen dieser Opera tion wurden — vielfach vergrö- Bert — in den Hörsaal auf den Bildschirm eines Fernsehgerätes übertragen. Die Operation selbst jedoch erfolgte auf der Straße, in einem Spezialbus, einem fahr- baren Operationssaal, der auf OPERATION IM BUS Initiative von Prof. Fjodorow Aisgerüstet worden war. Man ah das riesig vergrößerte Auge des Kranken, das den gesamten Bildschirm einnahm. Der erste Eindruck der Zu- Schauer war: Wie einfach ist das doch! Anscheinend kann das je- der Arzt ausführen. Und genau das hatte der in der internatio- Asien Fachwelt berühmte Augen- Chirurg auch bezweckt, als er mit Seinem Operationssaal nach Nalt- Schik fuhr. „Sehen Sie es sich an“, sagte er den dortigen Be- rufskollegen. „Lernen Sie. Bald können auch Sie diese sehr schwierigen und zugleich doch Einfachen Operationen durchfüh- ten|“, . Heute werden durchschnittlich im Jahr in der Ophthalmologi- Shen Abteilung dieser Klinik in Naltschik 850 Augenoperationen durchgeführt — die absolute Mehrzahl davon auf mikrochir- Ursischer Ebene. Die Kabardino- Ralkarischen Wissenschaftler ha- schon 120 Operationen zur Verpflanzung von künstlichen Augenlinsen vorgenommen. Die Egebnisse sind hervorragend, früher mußten diese Patienten Aach Moskau fahren. Heute Kommen nicht nur Patienten aus Kabardino-Balkarischen ASSR, sondern aus dem gesam- J e n Nordkaukasus nach Naltschik Solchen Operationen. Vor drei Jahren war zwischen Üen Naltschiker Augenärzten Und den Moskauer Wissenschaft- 2mn ein Vertrag über Zusam- "enarbeit abgeschlossen worden. , Durch die Patenhilfe des Mos kauer Instituts ist die Arbeit der Naltschiker Ophthalmologen von Srund auf verändert worden, sie erhielten neuartige Geräte und Instrumente für mikrochir- irgische Augenoperationen, OPerationsmikroskope, Instru- Pentensätze zur Extraktion von Katarakten (Grauer Star), für die Implantation künstlicher Augenlinsen, Vorrichtungen für Wie Bedienung des Operations- Ressers durch das Operationsmi kroskop sowie 400 künstliche Augenlinsen. Nach Zeichnungen, Sie sie vom Moskauer wissen- sshaftlichen Forschungsinstitut ür Mikrochirurgie des Auges er- kielten, bestellten sie drei Ope- Nationstische. Auf der Basis des Moskauer Instituts erfolgte auch '‘'ne Spezialisierung von 6 Ärz- Wn und 3 Operationsschwestern duf Mikrochirurgie und Implan- -ation künstlicher Augenlinsen. Naltschik — und in ähnlicher Weise Rostow. Gorki und andere Aädte - wurden zu Zentren der Augen-Mikrochirurgie, wo eben- alls Operationen zur Einpflan- ung von künstlichen Augenlip- en vorgenommen werden. übersetzt aus „Iswestija" vom 31. Mai 1983 von E. LOHSE Autor: A. KASICH ANOW Fachliches Wissen ist nur die eine Seite der Medaille ... Interdisziplinäres Kolloquium zu Fragen von Erziehung und Ausbildung Kürzlich traf sich auf Einladung der wissenschaftlichen Abteilung Hochschulmethodik/Hochschul- Film- und Bildstelle ein kleiner Kreis von Vertretern verschiedener Wissenschaftsdisziplinen unserer Universität, der TH „Carl Schor lemmer“ Leuna-Merseburg, der Humboldt-Universität zu Berlin so wie der Akademie der Wissenschaf ten. Das gmeinsame Anliegen, das einen Philosophen, einen Wissen schaftshistoriker, drei Chemiker, ei nen Hochschulmethodiker und einen Erziehungstheoretiker zusammen führte. betraf die noch bessere Nut zung der dem fachwissenschaftlichen Inhalt immanenten Möglichkeiten für die weltanschauliche und mora lische Erziehung der Studierenden. Dabei galt das Interesse solchen physikalisch-chemischen Inhalten (besonders denen der Thermodyna mik), die eng mit' philosophischen und wissenschaftshistorischen Fra gestellungen sowie mit der gesell schaftlichen Funktion dieser Wissen- schäft verbunden sind. Ausgangspunkt der Überlegungen war ein allgemeiner Ansatz (Vgl. Lat- schev, F.: Wissenschaft und Ideolo gie — zur erziehungswirksamen Um setzung der Ausbildungsdokumente. In: Das Hochschulwesen 8/1978, S. 208—209), der im Wissenschaftsbe reich Hoch- und Fachschulpädagogik der Sektion Pädagogik unserer Uni versität erarbeitet und in Vorberei tung auf die Zusammenkunft darauf hin analysiert wurde, ob er auf na turwissenschaftliche Inhalte — insbe sondere auf solche der Thermodyna mik und ihrer Anwendung auf che- mische Objekte — übertragbar ist. Die anregende Aussprache ergab eine Reihe vertiefender Einsichten und war vor allem in ihrem metho dologischen Ertrag fruchtbar. Es wurde deutlich: — Bei der Erziehung und Ausbildung von Diplomchemikern kommt Inhal ten der Thermodynamik deshalb eine hohe Bedeutung für die Gestaltung weltanschaulich-erzieherischer Pro zesse zu, weil sie oft engen Bezug zu philosophischen Fragestellungen haben und zentrale thermodynami sche Begriffe wie Temperatur, Ar beit, Wärme. Energie und Entropie sowie die mit ihnen verflochtenen Aussagen der Hauptsätze für die Herausbildung der dialektisch-mate rialistischen Denkweise von Inter esse sind. — Die Entwicklung eines wissen schaftlichen Weltbildes ist ein zen trales Erziehungsziel in naturwissen schaftlichen Fachrichtungen. Er ¬ kenntnisse der Thermodynamik und Formen ihrer Anwendung haben da für eine tragende Funktion, aus der die hohe Verantwortung von Lehren den in diesen Lehrgebieten resultiert und aus der die erzieherische Stel lung dieser Lehrgebiete im Grund- und Spezialstudium folgt. Dafür sind lehrgebietsübergreifende und somit lehrgebietsverbindende Zielstellun gen aufzudecken. - Am Beispiel der Thermodynamik, insbesondere den Prozessen der Er kenntnisentwicklung in dieser Diszi plin, kann die enge Verbindung zur Philosophie und zu Fragen der Wis senschaftsgeschichte deutlich gemacht werden, aus der sich zugleich welt anschauliche Wertungen herleiten lassen. — Als „Grundlagen der chemischen Thermodynamik“ sind in zunehmen dem Maße moderne fachwissen schaftliche Inhalte anzusehen, auch solche, die in Lehrveranstaltungen der Philosophie und Wissenschafts geschichte zusätzlich auf ihren philo sophischen und wissenschaftshistori schen Gehalt analysiert werden und die gegenwärtig im Zentrum von Diskussionen stehen. Hier wird die Auswahl von Lehrinhalten direkt durch ihren weltanschaulichen Ge halt bestimmt; der Thermodynami- ker bereitet gewissermaßen durch die Behandlung moderner fachwissen schaftlicher Inhalte das Terrain vor, auf dem später in Kooperation mit anderen Lehrgebieten und aus deren Sicht vertiefend weitergearbeitet und interdisziplinäre Elemente auf gezeigt werden. So kommt z. B. der Zeit als fachwissenschaftlicher Ter minus und philosophischer Katego rie. den Bewegungsformen der Ma terie und ihren Übergängen, der Re versibilität und Irreversibilität von Prozessen, dem Übergang vom „Sein zum Werden“ (Ostwald; vgl. auch bei Prigogine, I.: Vom Sein zum Wer den — Zeit und Komplexität in den Naturwissenschaften 1980) sowie For men der Selbstorganisation eine be sondere Stellung zu. Dabei steht vor erst nicht die tiefe mathematische Durchdringung dieser Erkenntnisse im Vordergrund, sondern daß der Studierende möglichst frühzeitig mit solchen modernen Vorstellungen ver traut gemacht wird, die gegenwär tig für die Wissenschaftsentwicklung bedeutsam sind. Die Arbeitsberatung ergab, daß der allgemeine Ansatz für die Aufdek- kung erzieherischer Potenzen fach wissenschaftlicher Inhalte auf natur wissenschaftliche Disziplinen über tragbar ist und für die im einzelnen untersuchten Inhalte der Thermody namik zu wertvollen Einsichten führte. Besonders wurde der Gedan ke herausgearbeitet, daß die Meiste rung erzieherischer Prozesse vor al lem deren interdisziplinäre Durch dringung notwendig macht. Die auf den „Kern“ der Persönlichkeits entwicklung abzielenden Maßnah men erlangen somit erst ihre volle Wirksamkeit, wenn sie von lehrge bietsübergreifenden Zielstellungen ausgehen. Zu deren Aufdeckung ist die Zusammenarbeit von Philoso phen, Wissenschaftshistorikern, Fachwissenschaftlern, Hochschulme thodikern und Erziehungstheoreti kern ein nützlicher Weg. Der Ertrag des Gedankenaustausches wird vor teilhaft beeinflußt, wenn der Teil nehmerkreis 8 bis 10 Personen nicht überschreitet und wenn von Seiten der verschiedenen Disziplinen echte kooperative Impulse ausgehen. Auf die besondere Rolle fachwis senschaftlicher Inhalte für die kom munistische Erziehung und die Ent wicklung von Persönlichkeiten hat W. I. Lenin in Verbindung mit dem GGELRO-Plan hingewiesen: „Dabei muß man von den Errun genschaften und den Ergebnissen der betreffenden Wissenschaften aus gehen und darf nie vergessen, daß der Ingenieur nicht so zur Anerken nung des Kommunismus gelangen wird, wie der illegale Propagandist oder der Literat dazu gelangt ist, sondern über die Ergebnisse seiner Wissenschaft, daß der Agronom auf seine Weise, der Forstwirt auf sei ne Weise usw. zur Anerkennung des Kommunismus gelangen wird.“ (Lenin, W. I.: Über den einheitlichen Wirtschaftsplan, In: Werke, Bd. 32, Berlin 1975, S. 139/140). Das macht darauf aufmerksam, mit dem beruflichen Wissen und Können verbundene Einsichten auf zudecken, von denen ausgehend Auf gaben der kommunistischen Erzie hung wahrgenommen und ausgebaut werden. Hier liegt zugleich ein wichtiges Aufgabengebiet der hoch- schulmethodischen Erschließung von Wissenschaften, das gerade deren fachspezifische Besonderheiten erfas sen und in die Lösungsansätze einbe- ziehen muß. Das verdeutlicht aber auch .mit Nachdruck, daß analytische und projektierende hochschulmetho- dische Arbeit an einen wissenschaft lich kompetenten Fachmann gebun den ist, der zur Bewältigung solcher Aufgaben zugleich über ein Mindest maß an psychologischem und hoch- schulpädagogischem Wissen und Können verfügen muß. Dr .KONRAD KRAUSE Dr. FRIEDEL LATSCHER Gut Ding will Weile haben - aber das ist doch wohl schon ein Unding? Aus der Arbeit der Gesellschaftswissenschaftlichen Zweigstelle der UB (Teil III) - n* Für jede Bibliothek ist es ein gu tes Aushängeschild, wenn ihre Be stände einer hohen Ausleihe- bzw. Nutzungsfrequenz unterliegen. Das zeugt von gründlicher Arbeit bei der bedarfsgerechten Literaturauswahl und -bereitstellung. Im allgemeinen ist das ein entscheidendes Kriterium für den Nachweis des Leistungsan stieges einer Bibliothek. Leider muß das aber nicht immer zutreffen. Hin ter der Statistik der ausgeliehenen Bestände kann sich ein höchst unef fektiver Arbeitsaufwand verbergen. Von diesem uneffektiven Arbeits aufwand sind auch wir betroffen und wir müssen ihn zur Zeit in Kauf nehmen. Das liegt weder in unserem Interesse noch im Interesse der Le ser. Um welches Problem, um wel che Erscheinung handelt es sich? Die Leihfrist beträgt bekanntlich 30 Tage, wenn nichts anderes verein bart wurde. Nach Ablauf die ser bzw. der vereinbarten Leihfrist rechnet die Biblio thek mit der Rückgabe des ausgelie henen Titels. Sie muß im Interesse der anderen Leser damit rechnen. Sie kann es aber nicht. Gehen wir vom Normalfall aus. Ein Leser leiht sich einen Titel für die normale Leihfrist aus. Nach ihm erscheint ein anderer Leser und be stellt den gleichen Titel. Wenn die ser Titel nicht mehrfach vorhanden ist oder wenn alle Staffelexemplare ausgeliehen sind, bekommt der Le ser seinen Leihschein mit dem Ver merk „ausgeliehen“ zurück. Für die Bibliothek ein Fehlzettel. Dem Le- ser wird nunmehr freigestellt, das benötigte Buch vorzubestellen. Da von wird vielfach Gebrauch gemacht. Es wird auch, ausgehend von der Leihfrist, ein ungefährer Termin für die Bereitstellung des Buches ge nannt. Damit rechnet der Leser. Aber er bekommt keine Aufforderung, sich das vorbestellte Buch abzuholen, weil der andere Leser die Leihfrist über schreitet. Das erzeugt Unzufrieden heit bei den Lesern, die ihren Unmut gegenüber den Bibliothekaren äu ßern, obwohl diese keine Schuld ha ben. Für die Bibliothekare beinhal tet das eine mehrfache Arbeit, denn bei jeder Neubestellung eines sol chen Titels muß immer im Magazin überprüft werden, ob der Titel an wesend ist oder nicht. Man darf nicht denken, daß es sich um geringe Quoten handelt. Wö chentlich druckt der Rechner etwa 1500 Namen von Lesern aus, die Bü cher in ihrem Besitz haben, wo die Leihfrist überschritten ist. Bei man chen Namen sind das direkt schon Titellisten. Man kann davon ausge hen. daß pro Woche bei etwa 5000 Titeln die Frist überschritten wird. Wir haben etwa 8000 aktive Leser und von denen überschreiten etwa 1500 die Leihfrist. Das kann, so glau ben wir, nicht länger hingenommen werden. Unter den wöchentlich ausge- druckten Fristüberschreitungen sind eine nicht unerhebliche Anzahl von 4 Fristüberschreitungen. Das heißt, der Titel wurde 12 Wochen über die vereinbarte Leihfrist hinaus vom Le ser behalten. Bestimmt mußte der Leser nicht immer solange damit ar beiten, aber andere Leser hindert er in dieser Zeit an der Arbeit mit eben diesem Buch. Er verhindert die An eignung von Kenntnissen bei ande ren Studenten. Wahrscheinlich sind sich die säumigen Leser ihrer Ver antwortung anderen Lesern gegen über noch gar nicht bewußt gewor den. Man sollte aber diesen Gedan ken eigentlich auch einmal in einer FDJ-Versammlung zu Ende denken. Eine 4. Fristüberschreitung ist ei gentlich schon eine Sache für den Justitiar. Wird dann vom Leser das Buch doch zurückgebracht, dann tut man meistens so, als ob das die selbstverständlichste Sache der Welt sei. Man zahlt die entsprechenden Gebühren und damit hat sich für den Leser die Angelegenheit erledigt. Für uns fällt aber doppelter Arbeitsauf wand an. Es muß mit der Liste der Fristüberschreitungen eine Abstim mung erfolgen, es müssen die Ge bühren berechnet und eingezogen werden. Das alles kostet Zeit und läßt die Schlangen an der Ausleihe anwachsen. Die Wartezeiten an der Ausleihe erhöhen sich. Darüber er regen sich zu Recht alle diejenigen, die ihre Pflichten exakt erfüllen. Prellbock für die Unmutsäußerungen werden die Kollegen der Ausleihe, die wirklich keine Schuld haben. Das alles ist ein absolut unnötiger Auf wand, auf den wir, im Interesse un serer Leser, gern verzichten möch ten. Gegenwärtig zwingen uns aber die beschriebenen Disziplinlosigkei ten, diese Belastungen in Kauf zu nehmen. Der Nachweis des Aufwandes für die Bearbeitung der Fristüberschrei tungen ist der Nachweis eines un effektiven Aufwandes. Wir würden viel lieber eine steigende Anzahl von Ausleihvorgängen ausweisen. Das läge sowohl in unserem als auch im Interesse der Leser. Zur Zeit unter suchen wir Möglichkeiten zur Redu zierung dieses uneffektiven Aufwan des. Jeder wird verstehen, daß der gegenwärtige Zustand nicht konser viert werden kann und darf. ROLF JÜNGEL, wiss. Mitarbeiter der UB ■2 ■ wceu-ev.wtagudge Fragen, die uns bewegen - Argumente, die wir brauchen Rüstungswahn kontra Arbeitsplätze (Teil II) In einem vorangegangenen Bei trag setzten wir uns mit den Ar gumenten imperialistischer Öko nomen auseinander, die versu chen, forcierte Rüstungsproduk tion mit deren stimulierender Wirkung auf die Wirtschaftsent wicklung und besonders für die Arbeitsplatzbeschaffung zu recht fertigen. Diese Theorien erwie sen sich als unhaltbar. Wenden wir uns nun den wirklichen Fol gen imperialistischer Hochrü stungspolitik zu: 1. Als Auftraggeber der Rü- stungskonzerne fungiert der im perialistische Staat. Schon Lenin formulierte: „Der für die Landes verteidigung Arbeitende arbeitet gar nicht für den Markt, sondern auf Bestellung des Staates, in der Regel sogar mit dem Geld, das er vom Staat vorgestreckt be kommt.“ (1) Die Finanzierung der Rüstungs produktion erfolgt größtenteils durch Steuern und Abgaben, die von den Werktätigen aufgebracht werden. Die Folgen sind immer neue Abstriche an deren Realein kommen. unmittelbar zusammen. „Dem ,Umschnallen der Koppel 1 ging stets das ,Engerschnallen der Gür tel 1 voraus.“ (6) 3. Rüstungs- und Zivilproduk tion unterscheiden sich voneinan der durch ihren Nutzen und ihre Funktion im Reproduktionspro zeß. Der Gebrauchswert militäri scher Erzeugnisse besteht allein in der Befriedigung aggressiver Ziele der Monopolbourgeoisie, er realisiert sich durch die Führung imperialistischer Raub- und Er oberungskriege. UNO-Studie: Hochrüstung unverantwortlich 4. Die Rüstungsindustrie bindet große Teile des gesellschaftlichen Gesamtproduktes, die produzier ten Gebrauchswerte gehen aber weder in die produktive noch in die individuelle Konsumtion ein. Sie bringen damit keinerlei pro duktionsstimulierende Wirkungen hervor, wie dies bei zivilen Gü tern der Fall ist. Unverändert aktuell ist die Feststellung von Angehörige der Sektion Marxistisch- leninistische Philosophie zu Fragen der imperialistischen Hochrüstungspolitik Inflation wurde zum permanenten Begleiter In der BRD müssen gegenwär tig von jeder in Tarifverhand lungen erkämpften Lohn-Mark 60 Pfennige für Lohnsteuern und so ziale Abgaben entrichtet werden. (2) Die Inflation ist zum perma nenten Begleiter der kapitalisti schen Entwicklung geworden. Im Jahre 1982 stiegen die Lebenshal tungskosten in den USA um 6,6 % in der BRD um 5 %, in Frank reich sogar um etwa 12 %. (3) In diesem Prozeß nimmt die Mas senkaufkraft ständig ab. In den USA verringerte sich die Nach frage nach langlebigen Konsum gütern um 8 %, in der Automo bilbranche sogar um 16 %. (4) Die Industrieproduktion stag niert in den meisten hochentwik- kelten kapitalistischen Staaten, Arbeitsplätze werden massenhaft vernichtet. Ende des Jahres 1982 registrierte man mehr als ,30 Mil lionen Arbeitslose. Entgegen den Prognosen impe rialistischer Wirtschaftsexperten schafft die Hochrüstungspolitik, langfristig gesehen, keine Ar beitsplätze, im Gegenteil, sie ist in erheblichem Maße für die massenhafte Vernichtung dersel ben verantwortlich zu machen. 2. Der wachsende Anteil der Rüstungsausgaben am Staats haushalt konkurriert immer stär ker mit den staatlichen Sozialaus gaben. In der Sprache des bür gerlichen Parlaments bezeichnet man diesen Prozeß als „Umver teilung der Haushaltsmittel“, ge meint sind allerdings Abstriche an den Sozialleistungen zugun sten der Rüstungsfinanzierung. Der Rotstift regiert in ihrem Alltag „Der Rotstift regiert“ — dieser Satz ist heute zum geflügelten Wort im kapitalistischen Alltag geworden. (5) In diesem Zusam menhang treten sozialreformisti- sehe Gesellschaftskonzeptionen des „sozialen Rechtsstaates", der „sozialen Marktwirtschaft“ zuneh mend in den politischen Hinter grund. Der „allzu großzügigen Sozialpolitik“ wird die Hauptver antwortung für die gegenwärtige Krisensituation angelastet. Bür gerliche Politiker sprechen von der „Notwendigkeit, Opfer zu bringen“, fordern von allen Bür gern, ob Arbeiter oder Großkapi talist, „Verantwortung für das Ganze“. Die „Rotstiftpolitik“ ist heute auf das engste mit der Grund frage unserer Zeit „Krieg oder Frieden“ verbunden. Rotstift und Raketen hängen Karl Marx, daß Krieg — und das gilt sinngemäß auch für die Rü stung — „dasselbe ist, als wenn die Nation einen Teil ihres Ka pitals ins Wasser würfe“. (7) Gerade diese Tatsache wiegt für die sozialistischen Staaten be sonders schwer, da zur Erhaltung des notwendigen militärischen Gleichgewichts „unproduktiv“ Teile des Nationaleinkommens gebunden werden. Dies erschwert die Durchsetzung sozialistischer Wirtschafts- und Sozialpolitik. Hierauf insistierte nachdrücklich Genosse L. I. Breshnew: „Un willkürlich fragt man sich, was wir vollbracht hätten, um wieviel weiter wir in sozialer und ökono mischer Hinsicht schon vorange kommen wären, wenn man uns nicht behindert, wenn man uns keine Knüppel zwischen die Bei ne geworfen, uns nicht von der friedlichen Arbeit abgelenkt und nicht durch das Wettrüsten ge zwungen hätte, große Kräfte und Mittel für die Verteidigung des Landes einzusetzen“. (8) Eine UNO-Studie kommt eben falls zu dem Schluß, daß Hoch rüstung „sozial schädlich, ökono misch unverantwortlich, politisch unfruchtbar, ökologisch gefähr lich und moralisch unerträglich“ ist. (9) Das begreifen immer mehr Menschen. Unterstützen wir sie als Student oder als Hochschul lehrer; reihen wir uns ein in den weiten Kampf für Frieden und Sozialismus. Quellenangaben 1. W. I. Lenin: Den Sozialismus einführen oder aufdecken, wie die Staatskasse geplün dert wird?, In: Werke, Bd. 25, S. 57/58. 2. Vgl. Berichte des Institutes für internationale Wirtschaft und Politik Heft 1, 1983, S. 3. 3. ebenda, S. 8 4. ebenda, S. 3 5. S. Ullrich: Rotstiftpolitik. Berlin 1982, S. 5 6. ebenda, S. 12 7. K. Marx; Grundrisse der Kritik der politischen Öko nomie, Berlin 1974, S. 47 8. L. I. Breshnew: Auf dem We ge Lenins. Bd. 7, Berlin 1980, S. 107 9. United Nations: Study on re lationship between idsarma- ment and development 05. 10. 1981, S. 73 DIETMAR MIELKE SUSANNE GROH