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Ausland lockt (Reuter) Immer mehr Studenten und Dozenten wollen sich im Ausland wei terbilden. Nach einer von der EG- Kommission in Brüssel veröffentlich ten Erklärung haben 73 000 Studenten und Dozenten für das Studienjahr 1991/92 eine Teilnahme an Univer sitäts-Austauschprogrammen und da mit auch Geld aus dem ERASMUS- Programm der EG beantragt. Das sei eine Steigerung um 33 Prozent bei den Studenten und 20 Prozent bei den Hochschullehrern, so die Kommission. Schon jetzt sei absehbar, daß trotz Auf stockung des Etats auf rund 152 Mil lionen von 123 Millionen DM die Mit tel nicht reichten. Einheitlich (UZ-Korr.) Die Vorstände der deut schen Agrarwissenschaftlichen Ge sellschaft (awig) und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) wollen sich langfristig zu einer ein heitlichen Organisation zusammensch ließen. Kontakte zu GB (ADN) Der Anbahnung von Kon takten zwischen Forschungseinrich tungen der neuen Bundesländer und Großbritanniens diente ein zweitägiges Forum, das kürzlich in Berlin tagte. Der Gedankenaustausch zwischen Vertre tern der britischen Forschungsräte und ostdeutschen Wissenschaftlern wurde ergänzt durch Besuche in Instituten der ehemaligen Akademie der Wissen schaften. Die Forschungsräte verfügen über Mittel aus dem Wissenschafts haushalt von umgerechnet jährlich über zwei Milliarden Mark. Studentenwerk (dpa) Die Studentenwerke in den neuen Bundesländern sollen in das Deutsche Studentenwerk aufgenom men werden. Während der Mitglieder versammlung Anfang April in Dresden werde auch die Satzung geändert, teil te ein Sprecher mit. In den neuen Bundesländern gibt es 15Studentenwerkefürdieetwa 150 000 Studierenden an den Hochschulen. In Westdeutschland sind es 50 Studen tenwerke für die rund 1,7 Millionen Studenten. Neuer Rektor (UZ) Der Musikwissenschaftler Prof. Wolfgang Margraf wurde kürz lich an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar in sein Amt als neuer Rektor eingeführt. Einsamer Protest (UZ-Korr.) Aus Protest gegen das Urteil des Berliner Verwaltungsgerich tes, das kürzlich die Klage der Hum boldt-Universität gegen die „Abwick- lungs“-Anordnung des Berliner Senats zurückgewiesen hatte, ist der Theolo ge Dr. Dieter Kraft von seinem Amt als Mitglied des Akademischen Senats der Universität zurückgetreten. Kraft begründete seinen Schritt in ei nem Brief an die Senatskolleginnen. Darin bittet er, den Rücktritt „als ein Zeichen des Protestes gegen eine poli tische Entscheidung zu verstehen, die -mutatis mutandis-unheimliche Ana logien zu den dunkelsten Zeiten unse rer Universitätsgeschichte nahelegt“. Wenn es nach besagtem Urteil nun mehr deutsches Recht sein solle, daß Vertreter des Marxismus nicht nur aus Strukturgründen, sondern selbst dann zu entfernen seien, wenn sie nach der Auflösung der Sektion M/L verwal tungstechnische Aufgaben übernom men haben, dann erinnere ihn dieser Vorgang „auf fatalste Weise an Säube rungsaktionen, die einstmals darauf zielten, die Universität judenrein' mel den zu können. Er fügte hinzu: „Und so möchte ich meinen Rücktritt auch als einen be scheidenen Akt der Solidarität verstan den wissen. Eine Universität, die am Ende des 20. Jahrhunderts angewiesen wird, Marxisten auszugrenzen, wird faktisch dazu verurteilt, den Gedanken der Universitas litterarum preiszuge ben.“ Den Frühling haben wir seit einigen Tagen, nun können wir auch wieder un sere Studenten zum Sommersemester begrüßen. UZ wünscht allen viel Er folg! Foto: UZ/Archiv Leipziger Studenten an polnischer Uni Chancen der Zusammenarbeit „Seitdem Polen frei und demokratisch ist, mer Aufbauarbeit betont. Gerade die Hoch ¬ hat sich die Beziehung derer, die sich vor her für das Land interessierten und einsetz ten, merklich abgekühlt. Meine These: Die Deutschen finden in Polen nicht mehr, was sie vorher so an ihm mochten.“ So die Ein gangsfeststellung von Helga Hirsch, Re dakteurin der „ZEIT", auf der Eröffnungs veranstaltung der alljährlichen „Sozialen Woche“ der Katholischen Universität Lub lin. Organisiert von den Lubliner Studentin nen und unter Beteiligung von vierzehn Kommilitoninnen der Universität Leipzig sowie weiteren Studierenden aus Münster, Freiburg und Köln, war das Thema des Sym posiums vom 11. bis 15. März „Polen an gesichts der deutschen Vereinigung - Chan cen einerneuen Zusammenarbeit“. Ein Fra gezeichen fehlte bei dieser Betitelung, und das war symptomatisch. Die Hoffnungen, die polnischerseits in die Bundesrepublik gesetzt werden, sind schier grenzenlos. Der Satz „Der Weg Polens nach Europa führt durch Deutschland“ hatte bei den polni schen Studentinnen und Wissenschaftlerin nen eine ausschließlich positive Bedeutung. Daß bei einer solchen geografisch-politi schen Bestimmung Europa offensichtlich in Westeuropa liegt, wurde nicht problemati siert. Den anwesenden Leipziger Studierenden fiel die unadankbare Aufgabe zu, vor zu viel Euphorie anbetrachts der schwierigen Ent wicklung allein schon der innerdeutschen Solidarität warnen zu müssen. Als Argu mente für die optimistischen Erwartungen in die deutsche Rolle beim polnischen Wirt schaftsaufschwung wurden von den Gast gebern u. a. entgegengehalten: emotionale Bindung an und Sympathien für Polen könnten deutsche Unternehmer zu Investi tionen bewegen - und: Helmut Kohl habe immer wieder sein Interesse an gemeinsa- achtung des deutschen Bundeskanzlers nahm mitunter geradezu unterwürfige Züge an. Dazu paßte es dann auch, daß der Dekan der Philosophischen Fakultät, Hw. Prof. Kondziela, der unter Umgehung des Aka demischen Senats - welcher dann nicht mehr anders entscheiden konnte - Helmut Kohl in Bonn die Ehrendoktorwürde der Katholischen Universität angetragen hatte) es in einem solchen Zusammenhang fertig brachte, die Rolle Willy Brandts bei der deutsch-polnischen Aussöhnung mit den Worten zu „würdigen“: „Zweifellos sind Brandts Verdienste hoch zu schätzen. Aber man sollte dabei nicht völlig vergessen, daß es ihm ganz nebenbei wohl auch darum ging, das trojanische Pferd der Sozialdemo kratie in die PVAP einzupflanzen.“ Ein Besuch Majdaneks war im offiziellen Programm für die Leipziger Studentinnen nicht vorgesehen. Sie ließen einen anderen Programmpunkt aus und begaben sich an diese sehr deutsche Stätte. Neben ihnen wa ren die einzigen Besucher eine israelische Jugendgruppe, die in jede Gaskammer eine jüdische Fahne stellten, um sie dort zu fo tografieren, und die Besatzung eines Kon vois des Technischen Hilfswerks, die auf der Rückfahrt von „Hilfe für die Sowjetunion“ angehalten hatten. Ein polnischer Student begleitete die Leipziger und meinte, er könne sich nicht richtig vorstellen, daß die Deutschen dort wirklich all das getan hätten, was die Infor mationstafeln behaupteten. Es sei wohl vie les „ideologisch gefärbt“. Zuvor hatte er bei anderer Gelegenheit erzählt, daß er während eines Gastsemesters in Köln in eine Bur schenschaft eintreten wollte, jedoch nicht aufgenommen wurde, weil er Pole ist... PEER PASTERNACK DBB will Absage an Sonderopfer (DBB) Der Deutsche Beamtenbund (DBB) hat seine Absage an einseitige Sonderopfer der Beamten bei der Finan zierung gesamtgesellschaftlicher Aufga ben bekräftigt. Konkret wendet sich der DBB gegen die in der Koalitionsverein barung der Bonner Regierungsparteien erklärte Absicht, die Beamten und Pen sionäre im Zusammenhang mit Beitrags veränderungen in der Sozialversicherung mit einem sogenannten „Solidatitätsbei- trag“ in der diesjährigen Besoldungsrun de zu belasten. Der DBB begründet seine Forderungen mit den von der Bundesre gierung erst nach der Koalitionsvereinba rung beschlossenen Steuererhöhungen, mit denen die Beamten wie alle gesell schaftlichen Gruppen in der Solidarge meinschaft der Steuerzahler belastet wer den. Als Konsequenz aus den Steuerbe schlüssen erwartet der DBB auch den Ver zicht auf die zum 1. April vorgesehene Anhebung der Beiträge zur Arbeitslosen versicherung. Nach den Steuerbeschlüs sen muß nach Meinung des DBB der Ver such, die Arbeitnehmer durch höhere Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zusätzlich zu belasten ebenso vom Tisch wie die Absicht, die Beamten und Pen sionäre mit zusätzlichen und einseitigen Solidaritätsbeiträgen zur Kasse zu bitten. UNO-Arbeit an Uni (UZ-Korr.) Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für die Verein ten Nationen (DGVN), Dr. Joachim Krause, besuchte kürzlich die Univer sität Leipzig. Der DGVN geht es dar um, die UNO-Arbeit in den neuen Bun desländern zu verstärken, umfassender über die UNO zu informieren und In itiativen zur aktiven Beteiligung an Programmen der UNO und ihrer Spe zialorganisationen zu fördern. In den letzten Wochen hatten insbesondere Studenten des vom ehemaligen Institut für internationale Studien veranstalte ten Zweitstudienganges „Internationa- le Beziehungen und ausländisches Recht“ um Mitgliedschaft in der DGVN nachgesucht. In einem Gespräch mit dem Kom misarischen Direktor des Studiengan ges, Prof. De sc. Wolfgang Klein wächter, informierte er sich über die Bemühungen, die Arbeit der UNO in die Ausbildung von Studenten einzu beziehen. Prof. Kleinwächter wies dabei dar auf hin, daß es gegenwärtig heftige Auseinandersetzungen um die Fort führung dieses Studienganges im Stu dienjahr 1991/92 gibt. Jugendkunstschule (dpa) Eine Jugendkunstschule mit Kursen in bildender und darstellender Kunst wird im Herbst in Chemnitz eröffnet. Damit soll das Fehlen einer Kunsthochschule in Chemnitz kom pensiert und die Lücke gefüllt werden, die für Amateurkünstler durch den Wegfall der von vielen Betrieben ge tragenen künstlerischen Zirkel entstan den ist. Die Stadt will diese erste ost deutsche Jugendkunstschule in Zu sammenarbeit mit dem Verband der Ju gendkunstschulen und kulturpädago gischen Einrichtungen e. V. verwirkli chen. Förderpreis (JW) Die Hanns Martin Schleyer- Stiftung hat für junge Wissenschaftler und Journalisten den Friedwart Bruck haus-Förderpreis 1991 zum Thema „Eine Nation - zwei Gesellschaften? Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Probleme des Zusammenwachsens“ ausgeschrieben. Es werden drei Preise in Höhe von je 10 000 DM vergeben. Für die Bewerber ist eine Altersgrenze von 30 Jahre festgelegt. Die einge reichten Beiträge sollen nicht älter als zwei Jahre sein. Einzusenden sind sie zusammen mit einer Kurzfassung, Lebenslauf und Lichtbild bis zum 30. 6.91. Betriebswirtschaft (JW) Mit Beginn des Sommerseme sters wurde an der Technischen Hoch schule Zwickau der Lehrbetrieb im be triebswirtschaftlichem Studiengang wieder aufgenommen. Mit Unterstüt zung von Universitäten und Hoch schulen aus den alten Bundesländern sollen Lehre und Forschung in den Wirtschaftswissenschaften neu aufge baut werden. Immatrikulation (UZ-Korr.) Der Fachbereich Ma thematik der Berliner Humboldt-Uni versität immatrikuliert in diesem Jahr erstmals auch wieder zum Sommerse mester. Nähere Auskünfte erteilt die Studienabteilung des Fachbereichs Mathematik im Hauptgebäude der Humboldt-Uni, Unter den Linden 6, Raum 3045, Tel. 20 93 23 46. UZettel Alle leben jetzt hier in Freiheit, haben höhere Kaufkraft, die Abschottungen und ein Unrechtsstaat sind beseitigt. Zeigen Sie mir einen, dem es schlechter geht. CDU-Generalsekretär VOLKER RÜHE Wer das Übel erst erkennt, wenn es schon sichtbar geworden ist, ist kein kluger Staatsmann. MACCHIAVELLI UNVEKSASZEUNC DFG-Förderung für unsere Geophysiker Neben der Erkundung von Rohstoffla gerstätten im tieferen Untergrund ist die Er forschung des oberflächennahen Bereichs eine wichtige Aufgabe der Geophysik. Da bei geht es sowohl um die Klärung des Schichtenaufbaus tertiärer und quartärer Ablagerungen als auch um den Nachweis von grundwasserführenden bzw. -stauenden Schichten. Insbesondere letzteres ist ein hochaktuelles Thema im Zusammenhang mit der möglichen Kontamination von Grundwasser durch genügend gesicherte Deponien und Altlasten. Der Nahbereich kann aber auch aufgrund seiner abschir menden Wirkung die Erkundung tieferer Stockwerke behindern. Für die geophysika lische Untersuchung des oberflächennahen Bereiches kommen neben geoelektrischen Verfahren auch seismische Methoden zum Einsatz. Dabei werden mit Hammerschlag oder Fallgewicht an der Erdoberfläche an geregte Wellen an Schichtgrenzen im Un tergrund reflektiert und über spezielle Er ¬ schütterungsaufnehmer registriert. Aus den digitalen Aufzeichnungen der Bodenbewe gungen kann der Geophysiker nach ent sprechender Bearbeitung der Daten Schluß folgerungen über den Aufbau des Unter grundes ziehen. In einem von der Deutschen Forschungs gemeinschaft (DFG) geförderten Projekt wollen Wissenschaftler des Institutes für Geophysik der Christian-Albrechts-Uni versität Kiel und des Instituts für Geophy sik, Geologie und Meteorologie der Uni versität Leipzig Beiträge zur geophysikali schen Untersuchung des Nahbereichs lei sten. Dazu ist vorgesehen, an ausgewählten Lokationen in Schleswig-Holstein und Sachsen seismische Experimente auszu führen und die Daten nach einer in Leipzig konzipierten Methodik zu bearbeiten. Die Geophysiker wollen damit eine detaillierte Aussage zu Struktur und stofflichem Inhalt des oberflächennahen Bereichs erreichen. Dr. Sc. HELMUT G. MEYER DBB - Berufsbildungswerk (DBB) Das vom Bundeskabinett be schlossene „Gemeinschaftswerk Auf schwung Ost“ wird vom Deutschen Beam tenbund in den damit beabsichtigten Initia tiven zum Verwaltungsaufbau in den neuen Bundesländern nachdrücklich unterstützt. Wie der DBB-Bundesvorsitzende Werner Hagedom erklärte', würda n ' "J-I Ge- meinschaftswerk die richtigen Konsequen zen aus der Erkenntnis gezogen, daß ohne schnelle Fortschritte beim Verwaltungsauf bau in den neuen Ländern eine wirtschaftli che Aufwärtsentwicklung nicht erreichbar sei. In Übereinstimmung mir dem Bundes kanzler setzt sich der DBB dafür ein, schnel le und umfassende Maßnahmen zur Quali fizierung von Beschäftigten im ostdeut schen öffentlichen Dienst zu verwirklichen und den zur Beratung und Hilfe beim Ver waltungsaufbau notwendigen Einsatz west deutscher Mitarbeiter dürch die Einrichtung einer „Stellenbörse“ zu beschleunigen. Zur Qualifizierung von Beschäftigten im ost deutschen öffentlichen Dienst will der DBB mit der Gründung eines eigenen Berufsbil dungswerkes beitragen. Sensationell: Leibniz war verschwunden! (UZ/H.R.) Punkt 0.13 Uhr (MESZ) stell te in der Nacht zum Ostersonntag eine Dop pelstreife unserer zum Volkes Schutze im Leipziger Stadtbild jederzeit wirkungsvoll präsenten Polizei im Bereich der Universität eine gravierende Ordnungswidrigkeit fest: Die Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 - 1716) repräsentierende Statue war von ihrem Sockel verschwunden! Glücklicher weise nicht spurlos, wie exzellente Krimi nalexperten bei der Tatortbesichtigung fest stellten. Eine sofort bundesweit eingeleite te Fahndung, an der sich auch Spezialisten des Bundeskriminalamtes, des Verfas sungsschutzes sowie der medienbekannte Privatdetektiv Tassilo S. Grübel beteiligten, blieb zunächst erfolglos. Ein hiesiger Poli zeisprecher äußerte einem Reporter-Team der UZ gegenüber den schwerwiegenden Verdacht, daß die Täter der politisch-extre mistischen Szene zuzuordnen seien. Denk bar sei aber auch, so bemerkte der Sprecher, daß beherzte Leipziger Bürger in ihrem Un mut das heftig umstrittene Karl-Marx-Reli ef am Uni-Hauptgebäude entfernen wollten, sich jedoch mangelnder Geschichts- bzw. Kunstkenntnisse halber am verfemten Ge genstand irrten. Völlig unerklärlich in Poli zeikreisen ist allerdings das ebenso uner wartete wie unbemerkte Wiederauftauchen der Statue an ihrem angestammten Platze wenige Stunden später. Die Polizei dankt der Bevölkerung auf diesem Wege für ihre Mitarbeit bei der Fahndung, von der sie bis lang gar nichts wußte. Sollte derUniversalwissenschaftler Leib niz, der als blutjunger Student die Leipziger Uni im Zorn verließ, etwa seine späte Lie be zu unserer Hohen Schule entdeckt ha ben? Fragen über Fragen.