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Leipziq UNIVERSITÄTSZEITUNG ios‘ iblic he 80:9 AUSGAB 7 Nr. 08 71991 ’ ‘ — Junge Absolventen (ADN) Um auf dem EG-Binnen markt ab 1992 konkurrenzfähig zu bleiben, sollte es für die Mehrheit der deutschen Studierenden möglich sein, ihr Hochschulstudium im Alter von etwa 25 Jahren beendet zu haben, inklusive Wehr- und Zivildienst. Die se Auffassung vertrat der neue Bun desbildungsminister Rainer Ortleb (FDP) in einem Interview. „Neben ei ner Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur sowie der Reduzierung von Wehr- und Zivildienstzeit müssen da zu auch die Hochschulen einen Bei trag leisten“, erklärte der Minister. Vorschläge dafür lägen auf dem Tisch. Evaluierung (ADN) Die Evaluierung der Wis senschaftseinrichtungen in den neu en Bundesländern durch Arbeits gruppen des Deutschen Wissen schaftsrates wird schneller abge schlossen als ursprünglich vorgese hen. Im Sommer sollen die mit der Evaluierung angestrebten Empfeh lungen zur strukturellen Entwicklung der ostdeutschen Wissenschaftsland schaft vorliegen, erklärte Bundesfor schungsminister Dr. Heinz Riesen huber. Er zeigte sich optimistisch, daß Institutionen mit einigen tausend Forschem der ostdeutschen Wissen schaftsakademie von der Fraunhofer- und der Max-Planck-Gesellschaft so wie anderen Einrichtungen über nommen werden. Ein weiterer Teil der Institute müsse wieder Univer sitäten und Hochschulen angeglie dert werden. Dies sei trotz der ange spannten Finanzlage der neuen Län der notwendig. Gleiches BAföG (ddp) Der Präsident des Deut schen Studentenwerks (DSW), Al bert von Mutius, hat gefordert, daß die Bestimmungen des Bundes ausbi Id ungs-Förderungsgesetzes (BAFÖG) der alten Bundesländer von den neuen Ländern übernom men werden. Angesichts rapide steigender Stu dienkosten in den neuen Ländern sei eine Ungleichbehandlung durch das BAFöG-Gesetz nicht länger vertret bar, erklärte von Mutius in Bonn. Nachwuchsförderung (ADN) Die Deutsche Forschungs gemeinschaft (DFG) förderte im ver gangenen Jahr über 11 000 Nach wuchswissenschaftler. Sie wandte dafür etwa die Hälfte ihres Haushalt volumens auf. Die DFG ist eine Selbstverwaltungsorganisation der deutschen Wissenschaft, die For schungsvorhaben finanziell unter stützt. Ihr gehören derzeit 74 Mit gliedsorganisationen an. Über die Aufnahme in die Ge meinschaft, die jetzt auch wissen schaftlichen Einrichtungen der neu en Bundesländer zugänglich ist, ent scheidet die Mitgliederversamm lung. Von Bund und Ländern erhält die DFG jährlich rund eine Milliarde Mark. Sprachschulen (dpa) Der Bundesverband Deut scher Privatschulen (Frankfurt/M.) hat in den neuen Bundesländern 15 Sprachschulen eröffnet. Wie es in ei ner Pressemitteilung des Verbandes hieß, werden bei diesen Neugrün dungen „die pädagogischen Erfah rungen und das technische Know- how“ von westlichen Partnern ge nutzt. Portugal-Fans (UZ) Die Gründung der Basis gruppe der Deutsch-Portugiesischen Gesellschaft zu Leipzig erfolgte am 17. 2. im „academixer“-Keller. Die Gesellschaft, die bundesweit wirk sam ist, arbeitet unter dem Motto „Freude an Deutschland und Portu gal“. Wer an einer Mitgliedschaft bzw. weiteren Informationen interessiert ist, wendet sich bitte an: Jorge Tei xeira, Ritterstraße 12/512, 0-7010 Leipzig Japanisches MEGA-Komitee wurde gegründet Bemühungen zur Rettung der MEGA in neuer Qualität (UZ-Korr.) Mit der Gründung des .Japanischen Komitees zur MEGA-Un- terstützung“ am 9. November 1990 in Tokyo, dem bereits weit über 400 Wis senschaftler verschiedener Universitä ten und Forschungseinrichtungen an gehören, haben die beharrlichen Bemühungen zur Rettung der MEGA in Japan eine neue Qualität gewonnen. Unter Vorsitz von Prof. Dr. Tsutomi Duchi, Mitglied der Akademie der Wis senschaften Japans, nahm das Komitee auf seiner Gründungsversammlung ei nen „Appell zur Unterstützung der ME GA“ an, der an zahlreiche Institutionen in aller Welt verschickt wurde und in dem es u. a. heißt: „Dieses Editionsvor haben, das sich zum Ziel setzt, Kultur gut als wissenschaftliche und humani stische Theorie zu bewahren und jeder mann zugänglich zu machen, hat ohne Zweifel einen wichtigen Beitrag zur in ternationalen Forschung geleistet... Ein Verzicht auf die Aufarbeitung ei nes solch reichhaltigen Wissensgutes und die Unterbrechung eines Projekts von wissenschaftlichem und kulturge schichtlichem Weltrang, wie es das ME- GA-Projekt nun einmal darstellt, käme einem unermeßlichen Verlust für die Menschheit gleich. Als Wissenschaft ler, die sich der Bewahrung des huma nistischen Kulturgutes für den Fort schritt der Menschheit verpflichtet fühlen, appellieren wir daher an die be treffenden Institutionen und Organe, an Wissenschaftler und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, zur Unterstüt zung der MEGA beizutragen.“ Zu den Aktivitäten des Komitees zählt für den Herbst des Jahres auch die Herausgabe eines Buches unter dem Ti tel „Moderne Erschließung der Marx- Engels-Werke. Zur Weiterführung der Arbeit an der MEGA“. In dieser Publi kation werden alle derzeit an der Her ausgabe der MEGA Beteiligten, darun ter auch die an den Universitäten der ehemaligen DDR tätigen MEGA-For- schungsgruppen, über den gegenwärti gen Arbeitsstand an den einzelnen Pro jekten informieren und einen Ausblick auf die Fortführung der Editionsarbei ten geben. Zuschriften an das Komitee können gerichtet werden über Prof. Dr. Hiroyuki Akashi, Fakultät für Betriebs wissenschaften der Komazawa-Univer- sität, Komazawa 1-23-1, Setagayaku, Tokyo, 154 JAPAN. DFG jetzt mit geänderter Satzung (DFG) Die außerordentliche Mitglieder versammlung der Deutschen Forschungs gemeinschaft (DFG) hat einstimmig eine Änderung der Satzung beschlossen. Danach wird die Zahl der gewählten Mitglieder des Senats der DFG um sechs von 30 auf 36 er höht, die Zahl der Mitglieder des Hauptaus- schusses um vier Vertreter von Bund und Ländern und vier Wissenschaftler auf ins gesamt 37 Mitglieder erhöht. Die Erweite rung der zentralen Gremien der DFG war durch die Auswirkungen der Vereinigung der beiden deutschen Staaten auf die Deut sche Forschungsgemeinschaft notwendig geworden. Nach Möglichkeit sollen bereits im Herbst 1991 der erweiterte Senat und Hauptausschuß zu ihren ersten Sitzungen zusammentreten; dies machte die Einberu fung einer außerordentlichen Mitglieder versammlung erforderlich. DFG-Präsident Professor Hubert Markl bat die 69 versammelten Rektoren, Präsi denten der Mitgliederorganisationen oder deren Vertreter-die DFG verfügt insgesamt über 74 Mitglieder- um Nominierung mög licher Gremienmitglieder vorzugsweise auch aus den neuen Bundesländern. Die DFG müsse hier allerdings nicht nur auf wissenschaftlicher Qualifikation sondern auch auf unbezweifelbarer persönlicher In tegrität der Vorgeschlagenen bestehen, da den Mitgliedern der Entscheidungsgremien der DFG uneingeschränktes Vertrauen der Wissenschaftler in ganz Deutschland ent gegengebracht werden müsse. Markl informierte die Mitgliederver sammlung auch über den Beschluß des Hauptausschusses vom 19. Oktober 1990, die Zahl der Fachgutachter für die Wahlpe riode 1991 bis 1995 aufgrund der gestiege nen Belastung zu erhöhen. Die DFG hat die inzwischen meist bereits vereinigten Fach gesellschaften der entsprechenden Fächer aufgefordert, bis Ende März 1991 geeigne te Kandidaten, auch aus den neuen Bundes ländern, zu benennen. Pharmazie in Jena (ADN) Ein Institut für Pharmazie soll an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ge gründet werden. Der Beginn der studenti schen Ausbildung ist für September dieses Jahres geplant. Die Pharmazeutenausbildung in Jena war 1970 im Zuge der damaligen Hochschulre form eingestellt und an den Universitäten Berlin, Leipzig, Halle und Greifswald kon zentriert worden. Pressekonferenz des Rektoratskollegiums: (UZ/H.R.) So etwas wie am 19. 2. hat die sogenannte „Rektorklause“ - wenn überhaupt - seit Jahren nicht erlebt: Massenhafter Andrang von Vertretern regionaler und überregionaler Medien, Blitzlicht-Feuerwerk, surrende TV-Kameras und vor allem Fragen über Fragen bestimmten die Szenerie des ersten Pressegesprächs der neuen Uni-Leitung nach dem Konzil. Den Fragen stellten sich Rektor Professor Dr. sc. Corneli us Weiss sowie die Prorektoren Günther Wartenberg und Adolf Kühnel. Gleich zu Anfang wurde auf die in der Uni-Verfassung bestätigte Form des Rektoratskollegiums und auf die daraus resultierende Kollektivität der Leitungsentscheidungen verwiesen. Einen Beweis der kollektiven Uni-Führung erbrachte die gemeinsame Reaktion auf die zahlreichen Fragen, die sich auf die Zukunft der Leipziger Universität und die dabei vorrangig zu lösenden Aufgaben konzentrierten (Haushalt, menschli che Lösung der durch die „Abwicklung“ bedingten Probleme, Verwal tungsreform und Strukturprofilierung in allen Wissenschaftsdiszipli nen). Hier wurde die Notwendigkeit breitester demokratischer Diskus sion betont, die realitätsferne „Konzepte am grünen Tisch“ aussch ließen. Das Fragen- und Antwortspektrum umfaßte die Attraktivitätser höhung des Standortes der Uni für Studenten, die sich besonders für osteuropäische Belange interessieren, die nachdrücklich bestätigte Weiterfütrurg der MEGA-Forschung, den Uni-Anteil an der Bewältigung^ der Umweltproblematik, das Verhältnis Uni und Stadt Leipzig sowie die strikte Ablehnung einer „Gesinnungsschnüffelei bzw. Hexenjagd“ im Zuge der Erneuerung. Schweizer Elitehochschule unterstützt Wiwi-Fakultät (PI/B.D.) Die Leipziger Universität wird als einzige Bildungsstätte der fünf neuen Bundesländer die Unterstützung der renommierten Schweizer Hochschu le für Wirtschafts-, Rechts- und Sozial wissenschaften Sankt Gallen bei der Um gestaltung der wirtschaftswissenschaftli chen Ausbildung erhalten. Das bestätig te der Rektor dieser international aner kannten Elitehochschule, Prof. Dr. Rolf Dubs, am 8. 2. 91 in einem Presse gespräch. Er sei selbst nach Leipzig ge kommen, um mit den Wirtschaftswis senschaftlern der hiesigen Universität die Möglichkeiten und Formen der kon kreten Unterstützung zu erörtern. Dabei geht es sowohl um Hilfe bei der Reali sierung der neuen Studienprogramme, z. B. durch Entsenden von Gastlehrkräften, als auch um den Austausch von Studen ten und Doktorranden. Prof. Dr. Harald Gläß, Dekan der im Nauaufbau befindli chen wirtschaftswissenschaftlichen Fa kultät, erhofft die tatkräftige Mitwirkung der Schweizer Fachkollegen bei der schnellen Einführung der neuen Studi enrichtungen Bankbetriebswirtschaft, Versicherungswirtschaft und Steuerleh re. Des weiteren soll in Leipzig nach dem Vorbild der auch auf dem Gebiet der Wei- terbildung international geschätzten Schweizer Hochschule ein ebensolches Qualifizierungssystem für Führungs kräfte der Wirtschaft entstehen. Diese Vorstellung gehen weit über die bereits vorhandenen Beziehungen Leipzig und Sankt Gallen hinaus, leiten eine neue Phase der Zusammenarbeit auf weitaus höherem Niveau ein. Mit der Orientie rung auf Wissenschaftseinrichtungen im gesamten deutschen Sprachraum und darüber hinaus verbinden die Leipziger Wirtschaftswissenschaftler das Ziel, den Studierenden eine hochqualifizierte Aus bildung nach international anerkannten Kriterien zu bieten, die unter den Bedin gungen eines vereinten Europa Bestand hat. Rektor Prof. Dr. Rolf Dubs (links) im engsteh Gespräch mit Dekan Prof. Dr. Harald Gläß. (Foto: ZFFI/Engerl) In Leipzig präsent (UZ/I. S.) Wiedereröffnet wurde am 11. Februar die SACK-Fach- buchhandlung für Recht, Wirt schaft und Steuern. Nunmehr ist auch dieses traditionsreiche Unter nehmen wieder in Leipzig, neben Düsseldorf, Frankfurt und Köln, präsent. Gelegen in der Querstraße (Num mer 16, Nähe Hauptpost), präsen tiert sich die Buchhandlung zwar nicht auf einem Boulevard, aber ein Weg dahin lohnt sicher nicht nur für Fachleute. Sachsens Justizminister, Herr Steffen Heitmann, verhehlte in ei ner Ansprache nicht seine Freude darüber, daß sich die Fachbuch handlung SACK wieder am Ort der sächsischen Landesuniversität nie dergelassen hat. Er verwies insbe sondere auf die Rolle der Rechtsli teratur beim Aufbau eines neuen Justizsystems im Lande und mach te mit einem Blick zurück in den „Rechtsraum DDR“ die Schwere der Aufgabe deutlich. Nicht wenig ältere Kunden — Ju risten, Steuer- und Wirtschaftsfach leute - kennen die Buchhandlung, die bereits 1913 in Leipzig ansässig war, aus ihrer Studien- und Refe rendarzeit. Mit individueller Beratung und Dienstleistung wollen die Mitar beiter auch heute alles tun, um das Vertrauen der Kunden zu gewin nen. Diesen Anspruch formulierte Herr Dr. Hans Martin Schmidt in seiner Begrüßung. Auch dafür wünschte, namens des Leipziger Anwaltvereins des sen Vorsitzender, Herr Roland Fin sterbusch, alles Gute. Umwelt-Engagement (UZ-Korr.) Das Gemeinschafts unternehmen von TechnologieZen- trum Dortmund. Stadt Dresden und Technischer Universität Dresden hat die Unterstützung und Vermittlung innovativer Ideen in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit gestellt. Damit soll vor allem ein Beitrag zur regionalen Strukturentwicklung in den fünf neu en Bundesländern geleistet werden. Technische Lösungen, die die Um welt entlasten, haben dabei für das TechnologieZentrum einen überaus hohen Rang. Mit dem Handbuch „Umweltforschung TU Dresden“, das die TechnologieZentrum Dres den GmbH gemeinsam mit der Tech nischen Universität Dresden heraus gibt, wird das Ziel verfolgt, allen po tentiellen Interessenten das beträcht liche wissenschaftliche und techno logische Leistungsspektrum der Technischen Universität auf dem Ge biet der angewandten Umweltfor schung vorzustellen und damit An regungen für dessen Nutzung zu ver mitteln. Konzipiert ist das Handbuch als Angebot konstruktiver Zusammen arbeit mit allen Partnern, die in Leh re und Ausbildung auf dem Gebiet des Schutzes und der Wiederherstel lung unserer Umwelt arbeiten. Das „Handbuch Umweltforschung TU Dresden“ versteht sich darüber hin aus als Angebotskatalog, der poten tiellen Kooperationspartnern aus In dustrie, Handel, öffentlichem Be reich sowie Verbänden das Auffin den geeigneter Partner für Projekte angewandter Umweltforschung er möglichen soll. Das Handbuch ist über die Tech nologieZentrum Dresden GmbH Bergstraße 69,0-8027 Dresden, zum Preis von 9,- DM erhältlich. UZettel Wo eine diktatorische Herrschaft ver wehren will, daß Ideen ausgesprochen, geformt, niedergeschrieben, verbreitet werden, da gibt es bald Verwesung, Friedhofsgeruch... Wo regierende Ge walten die Meinungsfreiheit der Mitle benden mit einem Federstrich kassieren, da liefern sie sich nur den anonymen Mächten der Geschichte aus, die viel bösartiger und schonungsloser sind als der galligste Pamphletist. CARL v. OSSIETZKY ..i