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Der Vertreter der Anklage erklärte, er halte Ne- ! noit für voll zurechnungsfähig, er wolle aber gewMo s Beweggründe, aus denen heraus Benoit gehandelt habe, so wett berücksichtigen, daß er von der Beantragung der Todesstrafe absehen werde. „Sie find ein mildernder Umstand." MS nächster Zeuge wurde der Senator Hellmer vernommen, der durch seinen Kampf gegen Fachot be- kanntgeworden ist. Der Vertreter der Anklage empfing den Senator mit dem Ruf: „Sie sind ein mildernder Umstand für den Angeklagten, Sie sind «in Verleum der." Der Vorsitzende fügte hinzu: „Sie haben Benoit die Waffe in die Hand gedrückt." Sind das Näumungsvorbereitungen? Sie französische Besatzungsbehörde verlangt in Zwei- brücken zehn weitere Wohnungen; Eine aufsehenerregende Forderung hat die fran- zöstsche Bcsatzungsbehörde an das Wohnungsamt der Stadt Zweibr-ücken gerichtet. Unter der Angabe, daß das Garnisonlazarett zu klein sei, verlangt die Be satzung, daß die Stadt zehn Wohnungen zu je zwei bis drei Zimmern bereitstellen soll. Nach den An gaben der Franzosen sind diese Wohnungen für Unter offiziere bestimmt, die bisher ein Gebäude der Kaserne bewohnt haben; das Gebäude müsse zur Erweiterung des Lazaretts in Anspruch genommen werden. Tie Bereitstellung der Wohnungen wird in kurzer Frist verlangt, obwohl die Wohnungsnot in Zweibrücken groß ' ist! Eine bayerische Verfaffungsdenkschrift. Ministerpräsidcut Dr. Hel- leitet sic der Länderkon- serenz zu. Ler bayerische Ministerpräsident Dr. Held hat Dem in Berlin versammelten Unterausschuß der Länderkonferenz eine Denkschrift überreicht, in der er der Ansicht Ausdruck gibt, daß der Dualismus für die Gesamtheit des Reiches nicht so nachteilig sei, wie dies allgemein behauptet werde. Tie Denkschrift Dr. Helds wendet sich vor allem dagegen, daß durch Zusammenschlüsse ein „übermächtiges Preußen" geschaf fen wird. Tas würde schließlich dazu führen, daß der zentralisierte großpreußische Staat auch noch die süddeutschen Länder in sich ausnehmen werde. Wutausbrüche gegen Henderson. Die Kontrollkommission soll die Rhcrnbrückcn in die Lnft sprengen dürfen; Die Rede des englischen Außenministers Hender son im Unterhaus, worin sich Henderson erneut und unzweideutig für die sofortige Rheinlandräumung aus gesprochen hat, hat bei der französischen Rechte wilde Wutausbrüche hervorgerufen. So verlangt Pertinax im „Echo de Paris", daß die französische Regierung sofort ein energisches Dementi erlasse. Das gleiche Blatt erhebt ferner die lächerliche Forderung, daß der „Kest- stelluugs- und Schlichtungsansschutz" im Rheinland so gar das Recht erhalten soll, die Nheinlandbrücken in die Luft zu sprengen, wenn Deutschland die geringste Miene zum Widerstand macht! Politische Rundschau. — Berlin, den 8. Juli 1929. — Der Chef der Heeresleitung, General Heye, ist von Stuttgart und dem Truppenübungsplatz Münsingen kommend wieder in Berlin eingetroffen. * :: Danzig verhandelt mit Rußland. Zur Fort setzung der Danzig-Russischen Wirtschaftsverhand lungen, die seit einiger Zeit im Gange sind, begibt sich in den nächsten Tagen eine Delegation der Freien Stadt nach Moskau. Die Führung der Abordnung hat Senats!?, isident Dr. Sahm. :: Studenten vor dem Schnellrichter. Wegen der Zwischenfälle bei den Studentenkundgcbungen in Ber lin hatte sich eine Anzahl Studenten vor dem Schnell richter zu Vera '-Worten. Es wurden Geldstrafen von zehn bis dreißig Mark verhängt. Rundschau im Auslande. ; Wie gemeldet wird, wird Anfang September in Moskau eine Ausstellung der deutschen Graphik-Kunst er öffnet werden. ; Der Bürgermeister Philadelphias, Mac Kah, machte Den Vorschlag, die Nationen der Welt für den 4. Juli -nächsten Jahres zu einer großen internationalen Friedens konferenz «mzuladen. Entspannung im tschechisch-ungarischen Konflikt. ; Der tschechische Gesandte in Budapest ist von seiner Regierung angewiesen worden, vom ungarischen Außenmini ster Walko neuerlich Aufklärung über die von den unga rischen Behörden in der Angelegenheit von HidaSnemeti ge- chwffenen Maßnahmen zu verlangen. Ungarn will die neue -Anfrage berätwilligst beantworten. Deutsch-englische Feier in Oxford Wiedererrichtung der Rhodes-Stipendien für deutsche Studenten. Bei der Feier des 25jähriaen Jubiläums der Rhodes-Stiftung in Oxford teilte der frühere britische .Ministerpräsident Baldwin im Namen der Treu händer mit, daß an Stelle der im Kriege gestrichenen fünf Rhodes-Freistellen für deutsche Studenten neue Stellen errichtet werden sollen. Die Treuhänder seien der Meinung, daß die Beseitigung von Mißverständ nissen und die Förderung der Freundschaft zwischen den deutschsprechenden und den englischsprechenden Völ kern durch erzieherische Maßregeln vielleicht noch wich tiger seien als damals, als Rhodes in seinem Testa ment Freistellen für deutsche Studenten vorgesehen habe. Die Treuhänder hätten entschieden, zunächst zwei deutsche Rbvdes-Schülermannschaften von je drei Jahren Dauer einzurichten und Vorkehrungen zu tref- , ftn, daß gleichzeitig vier deutsche Rhodes-Schckler in i Oxford untergebracht werden könnten. ' m Anschluß an die Rede Baldwins nahm der : .Prinz ol Wales das Wort und teilte mit, daß j auf den Ehrentafeln der RhodeS-StMung und der Collegs in Oxford auch die Ramen der deutsche« Rhodes-Studenten verzeichnet feien, die tm großen Kriege gefallen sind. Der Trinkspruch wurde gemeinsam auSgeibracht aus den britischen König, den amerikanischen Präsi denten und den Reichspräsidenten v. Hindenburg. An der Feier nahmen u. a. auch Graf Bünstorfs, Reichs tagsabgeordneter v. Lindauer-Wildau, sowie die Herren Gras v. Schweinitz, v. Mohl und v. Richthofen teil. Jubiläum im Saargebiet. Fünfundzwanzigjahrfeier der christlichen Bergarbeiter des Saargcbietes. Im Jahre 1904'hat der Gewerkverein christlicher Bergarbeiter Deutschlands im Saargebiet festen, Fuß gefaßt. Die fünfundzwanzigjährtge Wiederkehr dieses für die Saarbergleute so wichtigen Ergeignisses wollen die Mitglieder des Gewerkvereins festlich begehen. In den Monaten Juli» August und September veranstalten die verschiedenen Bezirke aus diesem An- - laß große Kundgebungen, an denen sich die ersten l Führer der christlichen Gewerkschaften aus dem Reiche ! beteiligen werden, u. a. auch der frühere Reichsarbeits minister Dr. Brauns. Die Erinnerungsfeiern werden mit großen Festzügen verbunden sein, in denen histo rische Vorgänge versinnbildlicht werden. Neue englische Note an Frankreich. London erneut als Korrfcrenzort in Borschlag ge> bracht. Die englische Negierung hat in der Frage der Einberufung der internationalen Konferenz einen neuen Schritt unternommen. Nachdem der bisherig« Meinungsaustausch mit Paris eine Einigungsmöglich keit nicht gebracht hat, ist eine neue Note übergeben worden. Tie britische Regierung hält darin an ihrer bis herigen Aussassnng fest, daß London zum Tagungs ort der neuen Konferenz bestimmt werden sollte und gibt gleichzeitig in nachdrücklicher Form -er Hoff nung Ausdruck, daß die Einberufung dieser Kon ferenz zum frühest möglichen Zeitpunkt erfolgen sollte. Landwirtschaft und «DoungpLan. Zahlungen nur im Rahmen der Leistungsfähigkeit. Der Präsident des Deutschen Landwirtschaftsrates Dr. Dr. h. c. Brandes hat der Reichsregierung die Stellungnahme der im Reichsausschuß der deutschen Landwirtschaft vereinigten landwirtschaftlichen Spitzen verbände zum Uoungplan überreicht, in der es u. a. heißt: In dem Bericht der Pariser Sachverständigen- ! konferenz vom 7. Juni 1929 sind den beteiligten Re- § gierungen Vorschläge für eine vollständige und end- s gültige Regelung des Reparationsproblems unterbrei- j tet worden. Die im Reichsausschuß der deutschen Land- j Wirtschaft vereinigten Spitzenverbände halten sich für verpflichtet, ihrer Ueberzengung Ausdruck zu geben, daß die tm Uoungplan der deutschen Wirtschaft zuge- muteten Leistungen über die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft weit hinausgehen. Die Landwirtschaft ist unter der Herrschaft des ! Dawesplanes in eine immer drückender werdende un- ! produktive Neuverschuldnng hinabgsglitten. Sie ist in folgedessen schon über die Grenze ihrer Leistungs fähigkeit hinaus belastet und unter de» gegenwärtigen Produktionsbedingungcn nicht imstande, weiterhin mr- mittclbare und mittelbare Rcparatiouslastcn, besonders > nicht durch weitere Eingriffe in die Substanz, zu tragen. Das deutsche KonferenZprogramm Die Lösung der Saarfrage in die Gesamtliqnidation eingeschlossen. — Der Loearnovertrag macht eine Kon trollkommission überflüssig. An maßgebender deutscher Stelle wird angesichts der hartnäckigen Haltung der französischen Presse so wohl in der Saarfrage als auch in der Frage des „Versöhnungsausschusses" die grundsätzliche Einstellung der deutschen Regierung noch einmal in aller Form ! umschrieben. j Ursprünglich sollte das Saargebiet Frankreich einen 's Ersatz bieten für die zerstörten Gruben in Frankreich. ; Nach dem Zustandekommen des Uoungplanes ergibt - sich jedoch heute ein innerer Zusammenhang der Saar- ? frage mit der Kriegsentschädigungsfrage, da der Uoung- j plan von seinen Urhebern als eine endgültige und j umfassende Gesamtregelung aller Kriegsentschädigungs fragen gedacht ist. Im Uoungplan kommt ja auch deut lich zum Ausdruck, daß Deutschland von allen Poli tischen Belastungen befreit werden soll. Die ventsch« Regierung ist -er Meinung, -atz von einer Gcsamtliyuidation nicht gesprochen werben kann, solange nicht auch die Saarfragc mitgeregelt wikv. ; Jedenfalls liegt es im Interesse -es Bersöhnungs- ! gebankens, wenn anch diese Frage auf der bevorstehen den Konferenz endgültig bereinigt werde. Was die Frage des „Versöhnungsausschusses" an- - geht, so wird in Berlin aus den im Locarnovertrag > vorgesehenen Vergleichsausschnß hingewiesen, der ja auch Frankreich die Möglichkeit gibt, über kleinere Streitfälle sofort eine Entscheidung herbeizuführen. Der Ausschuß ist paritätisch zusammengesetzt und würde keine Benachteiligung Frankreichs bedeuten. Nach deut scher Ansicht genügt daher vollauf der im Londoner Vertrag vorgesehene Vergleichsausschuß. ", S« der «egegenb tuen Nensalz Md«- ist fast die gesamte Srrtte vernicht^. Dev Wirbelstllrn? klickte starke Vst«« um mrd entwMAÄS« sie. Schwerer Schaden wurde auch durch den Haaetzchlag angerichtet. Besonders schwer wurde die Stadr Nensalz betroffen. Die Straßen waren von DachziegeltrÄnrurern und zer- brochenen Fensterscheiben übersät. Bei den Gruschwitz. Textilwerker: gingen über 3000 FerHterscheiben üi Trümmer. Der Schaden wird hier allein ans 12 00g Mark geschätzt. In dem Dorfe Aushalt zertrümmerte »er Blitz de» Glockeuturm. Die Landwirte der Gegend haben sich umgehend an die Behörde» von Staat und Reich gewandt Wege» einer sofortigen Nothilfs. Sie si«d alle gcgeu Hagclschlag nicht versichert. Die Schäden in Schwaben. Das Unwetter hat auch in Schwaben großen Scha den angerichtet und im oberen Donautal die ganze Ernte vernichtet. In dem Landstreifen zwischen Ulm und Donauwörth dürfte die gesainte Ernte an Brot getreide, Hackfrüchten, Obst und Gartencrzeugnissen ver loren sein. Besonders schwer betroffen wurden die Städte Gundelfingen, Lauingen, Dillingen und Donau wörth. Ter Schaden geht in die Millionen. Seit mehr als fünfzig Jahren hat dis Gegend kein so schweres Unwetter mehr erlebt. Viele Leute wurden durch die Hagelkörner mehr vder minder schwer verletzt. Zn Oesterreich bringen die Blätter spaltenlange Berichte über das Unwetter. Durch abbrechende Aeste und herabfallendes Mauerwerk wurden in Wien mehrere Personen schwer verletzt. Viel größer war das Unglück in den west lichen Alpenländern. Im Salzkammergut find allein sechs Menschen dem Nnwcttcr zum Owfcr gefallen. Auf einem See im Salzkammergut kämen mehrere Personen ums Lebe», Vie bei Kahnfahrten vom Unwetter überrascht wurden. Das Unwetter hatte auch auf den Strecken der Bundesbahn zahlreiche Verkehrsstörungen zur Folge. Die Züge mußten vielfach aus offener Strecke stehen bleiben und konnten erst nach längerem Halten die Fahrt langsam fortsetzsn. An den elektrischen Fahr drahtleitungen der Bundesbahn in Tirol richtete der Sturm großen Schaden an. In Oberösterreich wurden die Licht-, Telephon- und Telegraphenleitungen zer stört. Von den Telephonlinien funktionierte nur die Kabelleitung Salzburg—Wien. Im Zillertal sieht's wüst aus. Großen Schaden richtete der Sturm auch im Zil lertal an. Hier wurde das Waggon-Gebäude von Jen- bach buchstäblich umgelegt. Tabci wurde das ganz« Material so zugerichtet, daß es für den Wiederaufbau unverwendbar ist. Die aus Holz gebaute Haltestelle an der Zillertaler Bahn in Nied wurde losgelöst und weit in das Feld fortgetragen. Zu einem großen Teil ist die Lichtleitung beschädigt, so daß das ganze Tal ohne Licht war. Auch in den Wäldern und auf den Feldern hat der Sturm schwere Schäden angerichtet. Im obrren Jnntal wurde in Silz das Blechdach der Kirche weggstragen. Vielfach wurde» die Telephon» stangen auf die Straße geworfen, so daß hier der Ver kehr stark behindert war. Neues AuweSLer tu Bayern. Hagelschlag beschädigt abermals die Ernte. Neber Rosenheim und Umgegend ist wieder ein schweres Unwetter niedergcgangcn, das von einem kurzen, aber sehr heftigen Hagelschlag begleitet war. Die Hühnerei großen Schloßen schlugen die Aeste und Blätter in den Alleen von den Bäumen. An ver schiede»'?.. clien wurden auch Hausdächer vom Hagel durchschlagen. Zahlreiche Vögel sind getötet worden. Nach dem Hagelschlag setzte wolkenbruchartiger Regen ein, der die Straßen und Keller überschwemmte. Das Unwetter »ahm dann die nördliche» Ge meinde» des Chiemganes in verheerender Weise mit. Die Ernte wurde z«m Teil völlig vernichtet. Unter den Bauern herrscht Verzweiflung, da nnn schon drei Jahre hintereinander schwere Unwetter die Eritte zer stört haben. Neuer Wolkenbruch über roten. Am Sonnabend nachmittag gingen über Wien er neut zwei schwere Geusttter nieder. Wolkenbruchartiger Regen verwandelte die Straßen in wenigen Minuten in Gebirgsbäche. Der Regen fiel so dicht, daß die Stadt eine Viertelstunde in Dunkel gehüllt war. Sabotage in New Orleans. Neue Kämpfe zwischen Streikenden und Polizei. Der Streik der Straßenbahner in New Orleans hat weiter um sich gegriffen und die Streiflage hat einen außerordentlich gefährlichen Charakter angenom men, so daß sich die Polizei in einer kritischen Lage befindet. Man erwartet die Verkündung des Belage rungszustandes, nachdem 5000 Streikende die ganze Nacht hindurch demonstrierten. Die Metallarbeiter beabsichtigen, in einen Sympathiestreik zu treten. Eine große Anzahl von Streikenden überrannt« die Polizeiposten, legte an sieben Straßenbahnwagen Feuer au und sprengte die Depots mit Dynamitbomben in die Luft. Nach dem Eintreffen von Polizeiverstär kungen entspannen sich nene Kämpfe, wobei die Strei kenden Pflastersteine als Waffen benutzten. Tie Poli zei machte ernent von der Schußwaffe Gebrauch. Die Polizei teilte mit, daß sie bei einem Anhalten der Sabotageakte mit den äußersten Mitteln gegen die Streikenden vorgehen wolle. Stätten des Grauens. Der BernichtuugSweg der Stürme. Erst jetzt ist es möglich einen allerdings auch noch unvollständigen Ueberbttck zu gewinnen über die > entsetzlichen Verwüstungen, die das furchtbare Un> ! Wetter verursacht hat, das am Donnerstag groß« Teile ! Deutschlands, der Schweiz und Oesterreichs heimsuchte. - Weil es regnete, stahl er. Ter Schmucksacheudiebftahl i« Wien aufgeklärt. Nach dem Einbruch bei dem Hofrat Dr. VeSqne« Puettlingen in Wien, bei dem Schmuckfachen tm Werte von 60 000 Mark gestohlen worden waren, halt« die Wiener Kriminalpolizei festgestellt, daß der 29iäkriae „Künstler" Bokor der Täter sein müsse. Ein