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Arttests gsiteng -e« Bezirks »»„»„»MM* 95. Jahrgang Montag, am 8. Juli 1929 Nr. 156 : Gemeinde - Verbands - Girokonto Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde : Postscheckkonto Dresden 12 548 Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breit« Petitzelle 2V Reich Spfennige. Eingesandt und Reklamen 80 Reichspfennig« A Pfennige H Nr. 3. k Nr. 493 «««»»» besetzten Saale rechnen müssen. Er war's leider nicht. 2m Interesse des guten Zweckes der Veranstaltung mutz man das bedauern. Recht viele fehlten, deren Erscheinen man sicher erwartet hatte. Bielieicht war auch der Tag — ein Juli- Sonntag, an dem schon mancher in den Ferien weilt — nicht ganz günstig gewählt. Das Programm war sehr gut zu ¬ sammengestellt. Hervorragendes wurde geboten. Hatten sich doch auch beste Kräfte zur Verfügung gestellt. Eingeleitet wurde der Abend durch ein Schallplatten-Musikstück mit Laut verstärker, die „Polonaise" von Franz Liszt. Auch im weiteren Programm wurden noch einige Stücke dieser Art geboten, wie auch die Tanzmusik auf diese Weise gespielt wurde. Vor führer war die Firma Rundfunk „Viktoria" hier. Ohne Frage hat ein solches Schallplatten-Konzert viel für sich und steht dem Konzert einer guten Kapelle keineswegs nach, nur.... das Publikum mutz es auch als solches werten. Leider aber wird es dadurch, daß es keine Musiker sitzen sieht, verleitet, diese Musik mehr als Biermusik zu betrachten, und unterhält sich meist ungeniert; die Schönheiten der Musik gehen ver loren. Für die Veranstalter hieb l)i - weck. cient. Friedrich die Gäste willkommen. 2n kurzen, scharf umrissenen Zügen wies er auf Zweck und Ziel der veranstaltenden Vereine hin, die nach dem Goethewort „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut" die Durchführung der Liebestätigkeit, Hebung der Volksgesund heit, MUderung des Krüppelelends durchzufahren bereit sind und damit den amtlichen Sanitätsdienst und die öffentliche Wohlfahrtspflege unterstützen. Besonders hervorzuheben sei die Tätigkeit der Sanitäts-Kolonnen, die gern und bereitwilig jederzeit Hilfe leisteten. Das Rote Kreuz seinerseits unterstütze die Kolonnen, deren Helfer und Helferinnen, wenn sie ihre Arbeitszeit dem Dienste an der Allgemeinheit opferten und Einbuße an ihrem Lohne hätten. Obwohl diese Aufgaben dem Kulturmenschen selbstverständlich sein sollten, sei festzu stellen, daß der Rote-Kreuz-Gedanke noch nicht Kraft genug hat, in der breiten Masse des Volkes Wurzel zu schlagen; ein Großteil des Volkes stehe der Not und mangelhaften Gesund heit andrer gleichgültig gegenüber. Leider müsse man damit sich abfinden, daß nur ein Bruchteil der Bevölkerung den Sinn der „Roten-Kreuz-Arbeit" erfaßt hat, und diesen Bruch teil zu einem werktätigen Ganzen zusammenzufassen, sei Zweck der Veranstaltung, vr. Friedrich dankte den Erschienenen, den Mitwirkenden, den Spendern der reichen Geschenktafel und bat, weiter tatkräftig mitzuwirten und zu werben. Der Dank vieler Bedürftiger und Verkrüppelter, denen die Hilfe zugute kommt, werde ihnen sicher sein. Die Herren Janssen und Langbein zeigten sich als hervorragende Violinspieler und wurden von Frl. Gräfe am Klavier recht gut, beim ersten Stück, dem ^ve /Viana von Bach, aber etwas zu stark be gleitet. Ein seelenvolles Spiel bot Kantor Helbig—Reich städt seinen Zuhörern mit dem Cis-Moll-Scherzo von Chopin, und der starke Beifall bei der später vor getragenen Paraphrase über den „Donauwalzer" forderte eine Zugabe heraus, die auch bereitwillig geboten wurde. Gelegentlich eines Konzertes, das vor einigen Wochen hier stattfand, ist schon einmal das hervorragend künstlerische Spiel Helbigs betont worden, das Urteil muß auch nach den gestrigen Darbietungen voll aufrecht erhalten werden; im gleichen Maße auch von seiner damaligen Partnerin, Fräulein Traute Kettner, die sich gestern ebenfalls in den Dienst der guten Sache ge stellt hatte. Ihre wunderschöne, glockenreine Stimme hat noch an Kraft gewonnen, ihre Aussprache ist ganz vorzüglich ge worden; es ist wirklich nicht zu viel gesagt, wenn man Frl. Kettner als leuchtenden Stern an unserem sonst ach so spär lich besetzten Dippoldiswalder Kunsthimmel bezeichnet. Sie hat sich gestern wieder in viele Herzen ihrer Zuhörer gesungen. Begleitet wurde sie am Flügel von Kantor Helbig. Ein heiteres Lustspiel mit Gesang führten Mitglieder der Gesell schaft „Erholung" auf, die Damen Wild und Feind, die Herren Mahn, Schwarz und Dclang. „Der wilde Horst" be titelte sich das Stück. Die „Erholung" bestand auch diesmal wieder glänzend, sie wurde von den Spielern würdig ver treten, sie waren ja auch keine Neulinge mehr auf den Brettern, die die Welt bedeuten und haben uns schon öfters Schönes geboten. Der ihnen gezollte Beifall war wirklich voll und ganz verdient. 2m weitern Verlauf des Abends wurden Rosen verkauft, und in einer mit herrlichen Gewinnen ausgestatteten Tombola konnte man sein Glück versuchen. Auch ein Kuchenverkauf war eingerichtet worden. Dem Ball wurde recht lebhaft zugesprochen. Hoffentlich entsprechen die Einnahmen all der Mühe und Arbeit, die aufgewendet wurde, das Fest durchzusühren, damit den Veranstaltern so ein Lohn wird, und recht vielen Armen und Elenden unsers Bezirks geholfen werden kann. Bezugspreis: Für «Men Monat 2.20 RM. mit Zulragen, einzelne Nummern 15 Reichs- Sbrse» Bla« enlhSll -le amtliche« Dekannlmachuagr« Ke» Amlshatwlmaimschast, -e» Amlsgerichla -e» Sla-lraM r« Dippol-iswal» Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Ein außerordentlich starker Verkehr herrschte am Sonntag wieder auf Eisenbahn und Straßen. Alles eilte hinaus „aus der Straßen drückenden Enge" um sich zu erholen von 6 Tagen schwerer Arbeit in der heißen Luft der Großstadt. Der Regen am Sonnabend hatte den Staub ge löscht, es war eine wirkliche Erholung. Man konnte auch ein mal eine größere Verkehrsstraße entlang wandern, ohne gleich Gefahr zu laufen, in dichten Staubwolken zu verschwinden. Trotz des starken Verkehrs ist der Sonntag ohne größeren Unfall vorübergegangen. 2n der Herrengasse gerieten zwei Autofahrer aneinander, waren aber schon verschwunden, als die Polizei erschien. An der Mühlstraße fuhr ein Autobus beim Zurückstoßen an die Mauer des Flascheschen Grundstücks und beschädigte diese. Auch hier scheint man sich im Guten geeinigt zu haben; Anzeige wurde nicht erstattet. Dippoldiswalde. Am Sonntag hatten sich viele Mitglieder der Chorvereinigung auf der Orgelempore der Stadkirche ! versammelt, um der Ehrung einer .Sangesschwester beizu wohnen. Es betraf Frl. Rosa Buckel. Für langjährige treue Mithilfe bei der Ausübung kirchlicher Musik hat ihr das Evan gelische Landcskonsistorium eine künstlerisch ausgesührte Aner kennungsurkunde verliehen. Es ist dies die höchste, darum seltene Auszeichnung, welche Chorsänger sich erwerben können. , Oberkirchenrat Michael überreichte ihr diese unter feierlicher Ansprache und mit der Bitte,' auch fernerhin der musica sacra eine bereite Stütze zu sein. Die Chormitglieder wissen natür lich schon längst die Verdienste des Frl. Buckel zu schätzen. Sie gaben ihrer Mitfreude Ausdruck, indeni sie ihr Blumen und herzliche Wünsche darbrachten. Wegen ihrer Tüchtigkeit als Altsängerin, vor allen aber wegen ihrer unentwegten Treue hat sie den Dank der ganzen Kirchgemeinde verdient. Stadtkassen-2nspcktor Hugo Schubert, der 37 Jahre der Chorvcreinigung ununterbrochen angehörte, wurde am Sonn abend nachmittag in der Wohnung eine gleiche Auszeichnung durch Oberkirchenrat Michael und Schneidermeister Uhlig über reicht. Ersterer dankte dem Ausgezeichneten in herzlich-warmen Worten für seine Verdienste um den Kirchengesang. Dippoldiswalde. Die Fußballabkeilung «Frisch auf" (ATSB.), die trotz der kurzen Zeit ihres Bestehens schon manch gutes Ergebnis buchen konnte, besteht nunmehr zehn Jahre. Das wurde Anlaß zu einer gut gelungenen Feier. Eine große Anzahl Teilnehmer, darunter Sportgenossen von auswärts, füllte am Sonnabend den Reichskronensaal zu einem Kommers, der mit -er ortsüblichen Verspätung von der Kapelle Liehsel mit einem schneidigen Marsch eröffnet wurde und der ein sehr reichhaltiges, unterhaltendes Pro gramm bot. Heribert Hofmann trug den Kraft- und saftvollen Prolog sportbegeistert vor. Den Mittelpunkt des Abends bildete die Ansprache des Abteilungsleiters Kaulfuß, der dar auf hinwies, wie schon die Völker des Altertums (Griechen, Römer) Sport trieben, später auch die Germanen (Ritter turniere im Mittelalter); wie der Sport immer weitere Kreise sich eroberte; wie er in den breiten Massen aber erst Eingang fand, als Ende des vorigen Jahrhunderts die organisierte Ar beiterschaft ihn aufnahm, wo er Heuke 700 000 Sportler zähle. Nach dem Krieg habe auch in Dippoldiswalde eine Abteilung sich gebildet, der es nach manchem Kampfe gelungen sei, sich durchzusetzen und die Anerkennung -er Oeffenllichkeit sich zu erringen. Redner dankte allen, die irgendwie die gute Sache förderten, feierte das gute Einvernehmen mit dem Turn verein, knüpfte daran hoffnungsvolle Zukunfkswünsche un- schloß mit einem begeistert aufgenommenen dreifachen «Frei- heil!" auf die völkerversöhnende internationale Arbeitersport- bewegung. Als Gratulanten traten auf Sethmacher für den Turnverein (unter lleberreichung eines Balles) und Sieber für den Gesangverein. Als weitere Geburtstagsgaben gingen noch zwei Bälle ein (von den «Quarticrwirten" Hickmann und Scheumann) und Bargeld. Mit herzlichem Danke quit tierte Vorstand Kaulfuß für alles. Anter Leitung von Turn vater Rorartus führten die Turner die eigenartigen, schönen Bundesfest-Freiübungen fast ohne Tadel vor. Gewandtheit und Kraft zeigten auch diesmal das Pferdspringen der Fuß baller (unter Paul Matha) und deren schöne Gruppen, wäh rend die Turnerinnen zwei Reigen beisteuerten. Besondere Hervorhebung verdienten die Gaben -es «Liederkranz" unter Bernaus Leitung und bei guter Besetzung: vier gemischte Chöre (wie schön z. B. gelang das Pianissimo) und als Zu gabe -er kraftvolle Männerchor «Tord Foleson". Das war «fertige Arbeit". Der Schwank «Der Fußbalkkönig" gab, wenn auch hier nicht neu, viel Anlaß zu herzlichem Lachen. Leider fanden die wirklich guten Leistungen der Liehselschen Kapelle nicht die gebührende Beachtung (übrigens nicht nur in diesem Falle zu konstatieren). Da war -er Spielmanns zug besser daran, der setzte sich durch trotz allem Geschnatter. Wellen kon morgen: Nachdruck verboten! Mit reichem Beifall wurde jede Nummer -er Vortragsfolge überschüttet, die die Festoersammlung in gehobenste Stim mung versetzt hatte, mit der man hinüberwechselte in Terp sichores Reich- zum fröhlichen und länglichen Festball. — Der Weckruf am Sonntag morgen, der den Schlaf aus den Augen reiben half, leitete den zweiten Tag, die «Facharbeit", ein. (lieber das Ergebnis der Wettkämpfe wird an andrer Stelle berichtet.) - i MM Dippoldiswalde. Die Vereinigung ehemaliger Handels schüler „Hansa" kann auf 8 Jahre ihres Bestehens zurück blicken. Zur würdigen Feier dieses Gedenktages fand am Sonnabend abend im Schützenhaussaale Konzert und Ball statt. Das Musikkorps der Nachrichten-Abt. 4 in Dresden war dazu verpflichtet worden. Militärmusik schätzt jedermann. Man vermutete daher einen vollen Saal und war sichtlich enttäuscht, als man um 8 Uhr den Saal betrat und so wenig Besucher vorsand. Aber in Dippoldiswalde kann man ja nie pünktlich sein, ein großer Teil Gäste kam erst mit dein 9-llhr-Zuge, sodaß dann doch noch der Saal recht gut be setzt war. Obermusikmeister Buhlmann bot mit seiner Kapelle eine ganz vorzügliche Musik. Der erste Teil war klassische Musik, besondere Feinheiten aus „Aida", „Oberon" und „Walküre", dazu eine schöne slavische Rhapsodie von Friede mann, der zweite Teil brachte ein Finale aus „Rienzi". Walzer, Potpourri und Märsche und zum Schluß Märsche auf Feldtrompeten mit Pauken. Die letzteren finden jedes mal die weitestgehende Zustimmung des Publikums, und der Beifall war denn auch ganz enorm, sodaß noch ein Marsch zugegeben werden mußte und weitere sicher noch gern gehört worden wären. Der l. Vorsitzende der „Hansa", Kfm. Werner, konnte in seiner Begrüßungsansprache eine ganze Zahl Ehren gäste hocherfreut willkommen heißen, so das Ehrenmitglied der „Hansa", Stadtv. Vorsteher Schumann, Studienrat Brödel, Landwirtschaftslehrer von Berg, den Vorsitzenden des Landes verbands ehemaliger Handelsschüler, Kfm. Feller, das außer ordentliche Mitglied Weinert, den Vertreter des Gaues Mittelsachsen, Damen der Untergruppe ehemaliger Han delsschülerinnen, Vertreter der Brudervereine in Chemnitz, Aue (die mit ihrer vor 8 Tagen geweihten Fahne er schienen waren), Freiberg, Großenhain, Freital, Vertreter des Korps „Saxonia" Freital, der Libertas Dippoldiswalde, Vereinigung ehemaliger Eewerbeschüler „Saxonia" Dippoldis walde, beider Dippoldiswalder Männergesangvereine und der Schützengesellschaft, später noch Gewerbe-Oberlehrer Michael, den Gründer der Vereinigung Dittrich aus Langenau und eine stattliche Zahl „Glück zu!"er. Vorsitzender Werner betonte, daß die Vereinigung auch im vergangenen 8. Lebensjahre weiter fortgeschritten sei auf dem gesteckten Pfade: Weiter bildung der Mitglieder im kaufmännischen Wissen, Unter stützung der Handelsschule Dippoldiswalde, Hochhalten von Treue und Freundschaft. Kaufmann Feller überbrachte die Grüße des Landesverbandes und Wünsche zu weiterm Wachsen und Blühen und gab der Freude Ausdruck, daß so viele hierher gekommen waren. Er bat, dem Verbände allezeit die Treue zu wahren. Für ein Weiterbestehen der gegenseitigen guten Beziehungen sprach der Vertreter Weidenbach vom Gau Mittel sachsen, gleichzeitig auch für „Merkuria" Chemnitz. 2n gleichem t Sinne sprachen auch die Vertreter der V. e. H. Aue und Frei- i berg, sowie Präside Pieper vom Verein „Glück zu!" Ersterer j überreichte im Anschluß an seine Wünsche dem Landesverbands- i Vorsitzenden das Ehrenband seiner Vereinigung. Eine teils , ernste, teils humoristische Ansprache hielt das außerordentliche , Mitglied Weinert. Dabei ermahnte er alle, ihren Farben die ' Treue zu halten eingedenk der Worte Hindenburgs: „Die ! Treue ist das Mark der Ehre" und betonte die Wichtigkeit, s daß in einer Kleinstadt die Vereinigungen tatkräftiger junger > Männer treu zusammenstehen und Freundschaft pflegen. Er i schloß mit einem Hoch auf die Stadt Dippoldiswalde und s alle farbentragenden Verbände. Dem dem Konzert folgenden ! Ball wurde sehr lebhaft zugesprochen und erst zu später ! Stunde — die Polizeistunde war bis 2 Uhr verlängert — ' trennte man sich. Am Sonntag beschloß ein Frühschoppen und am Nachmittag ein Katerbummel nach Gasthof Schmiede berg das Fest. Dippoldiswalde. Der Zweigverein vom Roten Kreuz, der Albert-Zweigverein und die Krüppelhilfe hatten für gestern, Sonntag, abend zu einer Wohltätigkeits-Veranstal tung nach der Reichskrone eingeladen. Gemessen am Besuch ' früherer derartiger Veranstaltungen hätte man mit einem voll- Teilweise stark«, teils zeitweise auch mir geringe Bewölkung, -«bei noch etwas Neigung zur Unbeständigkeit (vereinzelte Regen fälle, vorwiegen- aus nöwliche Gebietsteile beschränkt, nicht aus geschlossen). 3m Flachland nachts, im Gebirge auch tagsüber kühl, Flachland tags gemäßigt bis mäßig warm. Min-e aus westlichen Richtungen im Gebirge noch ziemlich lebhaft. Weitzeritz-Zeidmg Tageszeitung nn- Anzeiger sür Dip-oMswal-e, Schmie-eberg «.A. B«anw>vMHss Aedatlemr SeM Nev»« — Druck mck Verlag? Sar! be Ktzn»Eiswar-e»