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'S ind ! r'' - Die Bäuerin Werther stand mitten in ihrem Hof reckte den Kops, um über den Zaun nach dem Machbarhof sehen zu können. Sie hatte gehört, wie Mort soeben ein Wagen eingefahren war. Obwohl Me sich noch so sehr in die Höhe reckte, sah sie doch Wicht, wer im Nachbarhof angekommen war und so Mat sie auf ein paar Holzscheite, und da konnte sie »lies beobachten. Das fremde FerienLind Von Ralph Stüpers. „Na, was guckst schon wieder?!" ries sineMän- «erstimme hinter ihr. Die Frau wandte sich um, trat von den Holz scheiten herunter und sagte ganz ruhig, als ob sie Len mürrischen Ton ihres Mannes gar nicht gemerkt Wälle: „Gehrens haben eben den Jungen abgeholt, Hon Berlin, den sie über die Ferien hier behalten 'Pollen." „So!" sagte der Mann, sichtbar befriedigt, denn wr wußte ebenso genau wie seine Frau, was bet dem Machbar vorging. , Frau Werther sprach tveiter, indem sie mit ihrem Mann über den Hof ging: „Meinst du, daß das Zweck Kat, da drüben, deren beide und dann der Fremde «u: Schulz-Leipztm «rerramps oer Turnerinnen: morner« MchÄeiPzig ^"^^ballmelsterschaft fiel an den TSV. Skl- Sommer. Sommer liegt über den Fluren, lacht in die Stadt, Mpendet Wachstum der werdenden Frucht. Seit einigen DTagen. Bet uns in Deutschland ist's ein „mäßiger" MSommer, ist nicht der Sommer, wie er sein sollte, »während „drüben" in Dollarika die Menschen in der I Gluthitze Umfallen wie dre Fü.gen. Ta drän st sich bei I den ängstlichen Gemütern Furcht in den Vordergrund, I uns könnte etwas Aehnliches blühen in die em Zeit- » alter der Extreme. Unnötige Sorge! I Wie heiß kann es denn überhaupt bei uns zu L Lande werden? Es herrschen darüber vielfach ziem- Mlich unklare Vorstellungen, die wohl meist auf laien- Masten Ablesungen von Thermometern beruhen, die Megen die Sonnenstrahlung gar nicht oder unzureichend Meschützt sind. Tie effektiven höchsten Schattentempe- ^raturen — und nur diese haben einen Vergleichswert — Megen in Mitteleuropa bet 40 Grad Celsius. Aber Mdieser Rekordwert ist nur in ganz vereinzelten Füllen Mund nur an wenigen Orten beobachtet worden. Zuletzt hat Straßburg im Elsaß 40 Grad Wärme «erreicht; cs war am 2. August 1021, einem der Meißcsten Tage des 20. Jahrhunderts. Am 20. Juli M1911 hatten es auch Chemnitz und Jena aus 40 Grad »Celsius gebracht: am 18. August 1892 war in Am- Mverg das Quecksilber bis säst aus 40 Grad Wärme ge- Mstiegen. Ter an: gleichen Tage in Bad Reichenhall »beobachtete Wert von 40'/° Grad Celsius gilt in Be- Tonfilm ist Trumps Hür die Aufnahmen des demnächst erscheinenden ameri-4 Mischen Tonfilms „Broadway" wurde eine Kran« Filmkamera benötigt, die mit einem Kostenaufwand von 75 000 Dollar hergestellt wurde. azu?" „Ich will von fremden Kindern nichts wissen, mbe mit meinen eigenen schon schlechte Erfahrungen gemacht," brummte der Bauer Die Frau seufzte . In Gehrens Haus ging's laut und freudig zu. Ser kleine Gast war sehnsüchtig erwartet worden, nicht mr zu diesen Ferien, sondern schon so manches Jahr, fmmer wieder hatte Frau Gehrens an ihre Freundin, ie Mutter des Jungen, geschrieben: „Latz doch den Zungen einmal zu uns, der soll wenigstens während er paar Fertenwochen die Freiheit genießen, die keine Kinder immer haben. — Und denke doch an msere Jugend, wie wir immer freudig waren, wenn sir die ersten Kirschen an den Bäumen auf eurem Zerg pflücken konnten." , In diesem Jahre hatte die Muster des Jungen nun endlich die Reise zugegeben. Es war ihr sehr Ischwer geworden ihren Jungen fortzulassen, in ihre iHeimat, zu den Nachbarn ihrer Eltern, seiner Groß- teltern, ohne daß sie es ihm sagen konnte, durfte, wohin ler eigentlich fuhr. Ihre Eltern sollten nie wissen, Iver der Junge war, das hatte Frau Gehrens ihr versprechen müssen. Sie selbst wollte keinen Schritt Mehr in das Elternhaus tun, ohne gerufen zu werden, »us dem man sie gewiesen hatte. Hätte aber die starrköpfige Mutter ihren Jungen Meschen in der Freiheit auf dem Lande, würde sie Mngelenkt haben in der Erkenntnis, daß Eltern ein »roßes Unrecht begehen, wenn wegen alter Zwistig- Ueiten in der Familie die Kinder die größten Freuden Wntbehren müssen. So verlangen Eltern, meistens wohl ganz un- »ewußt, großes Entsagen. von ihren Kindern, weil zug auf die völlige Exaktheit der Messung nichts als unbedingt verbürgt. Auch 29 Grad Celsius, die am 28. Juli 1921 in Karlsruhe und Würzburg registriert wurden, sind in Mitteleuropa schou eine außerordentliche Seltenheit, wie überhaupt Temperaturen von 37 Grad und mehr in unseren Breiten höchst seltene Hitzeextreme darstellen. In Berlin beispielsweise ist seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts das Thermometer nur einmal, am 20. Juli 1865, auf 37 Grad Celsius gestiegen. Wäh rend des ganzen 18. Jahrhunderts wurde hier nur einmal, am 4. Juli 1^81, ein Temperaturwert von 3 7Vs Grad erreicht. Ueber das 18. Jahrhundert gehen aber die mete orologischen Aufzeichnungen nirgends hinaus; ledig lich in Paris sind solche aus den letzten Jahren des 17. Jahrhunderts 'erhalten. Tortcelli hat ja auch erst im Jahre 1643 das Barometer erfunden. Wir wissen daher nicht, ob in früheren Zeitläufen noch größere Hitzegrade vorgekommen sind; wahrscheinlich ist es nicht; denn die ungeheuren Steinwüsten, die die modernen Großstädte darstellen, und die abnormer Erhitzung be sonders günstig sind, hat eS in früheren Jahrhunderten nicht gegeben. Bayerns ältestes Wohnhaus. Bet Erding in der Nähe von München steht dieses 1000jährige Wohnhaus, das noch heute bewohnt wird. Scherz und Ernst. tk. „Schweizerische Gesellschaft für das Studium der ErsalMcunstoffe". In Bern ist die „Schweizerisch« Gesellschaft für das Studium der Ersatzbrennstofse" gegründet worden, die die Aufgabe hat, die Frage zu untersuchen, wie und ob es möglich ist, angesichts der schnell wachsenden Verwendung von Motorkraft sich von der Einfuhr von Benzin aus dem Ausland unab hängig zu machen. Im Jahre 1928 mußte die Schweiz für die Benzineinfuhr etwa 40 Millionen Franken ausgeben. Der neuen Gesellschaft gehören Vertreter der Forst- und Landwirtschaft,' der Indu- «rte, des GeneralftabS, sowie der Automobil- und Mo torradsahrerverbünde an. Der Vorsteher der svrst. wirtschaftlichen Zentralstelle erklärte, kxch vor allem die Verwendung der Holzkohle alÄ Motor«ntriedSmittel Mr Lasttrapwagen und kleinere BetrtebSmotoren ich Vordergrund des MltMffeS stünde. ES gelte, die Ab fallprodukte des Waldes nutzbringend zu verwerten. Der Vertreter der GenevalstabSabwilung erklärte, daß auch di« Militärbehörde stark an der Frage interessiert sei. Der Vertreter warnte «Ser vor zu mnOem Opti mismus, daß es gelinge, schnell einen Ersatzstoff zu finden. Sächsisches. Oberlungwitz. Bet -em Straßenrennen eines Raö- fahrvereins kam ei» 16jähriger Teilnehmer hier an -er Ecke der Hermann- und Hoferstraße zum Stürze« und fiel unmittelbar vor einen Kraftwagens, -er nicht mehr rechtzeitig abgestoppt werden konnte und dem Gestürzten über den Unterleib fuhr. Schwer verletzt mußte der Verunglückte dem Rabensteiner Bezirkskrankenhaus zugeführt werden. s Zwickau. Ein schwerer Motorradunfall ereignete sich in der Nähe des Köntg-Albert-Werkes bei Lichten tanne. Ein Radfahrer fuhr unsicher auf -er Straße» geriet dabei auf -ie verkehrte Seite unö wuröe von einem ihm entgegenkommen-en Motorradfahrer auf gegabelt. Der Radfahrer Erich Zierold aus Zwickau erlitt einen schweren Schäöelbruch, der Motorradfahrer Dr. med. Kalbe aus Lichten, tanne Schädelquetschung, Gehirnerschütterung -Md Quetschung des rechten Auges. Beide wurden in das Zwickauer Krankenstift einaeliesert. Kamenz. Der Bahn bau Schwepnitz—Stratz- gräbchen, durch den die Verbindung der Linie Klotzsche ' —Königsbrück—Schwepnitz mit der Linie Bischofs werda-Kamenz—Senftenberg hergestellt werden wird, dürfte nun doch ausgeführt werden. Da ein Staats- öarlehen freigeworden ist, das für einen anderen Bahnbau bestimmt war, wird die Reichsbahn diese Mittel zu dem Bahnbau verwenden, wenn das Bahn gelände, für das etwa 150 000 Reichsmark aufzuwenden wären, kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Ba- Elster. Trotz der langen Dauer des Winters , und des teilweise in der ersten Jahreshälfte recht un- s günstigen Wetters ist -ie Besucherzahl des säch- , fischen Staatsbades Elster von 11680 im Jahre 1938 ! auf 13 830 im entsprechenden Zeitraum vom 1. Januar ! bis 12. Juli d. I. gestiegen, was einem Zuwachs i voll 18,4 Prozent entspricht Letzte Nachrichten. Delbrücks letzte Fahrt. ! — Berlin, 19. Juli. Die sterblichen Ueberreste Prof. Tr. Delbrücks wurden gestern feierlich beigesetzt. In der Kapelle des Gemeindefriedhoss Berlin-Grune wald verschwand der Sarg fast unter der Fülle von Kränzen. Vom Reichswehrministerium nahm General Groener an der Feier teil: auch das Kultusministerium sie eben in ihrem Starrsinn meinen, ein gutes, bit tendes Wort, der Aufhebung des Zwistes dienend, ist ein zu großes Opfer für sie selbst. * Der kleine Feriengast bei Gehrens wußte in den ersten Tagen seiner Freiheit gar nicht ob das alles hier Wirklichkeit oder nur ein Märchen war. Ost fragte er seine Spielkameraden: „Und das alles ist immer so bei euch?" " Bald aber hatte er die Wirklichkeit der Frei heit erfaßt und stand seinen hier eingelebten Spiel kameraden nicht nach. Diese hatten bald erkannt, daß der kleine Großstädter ganz andere, ihnen fremde Ideen in das Spiel brachte und folgten gerne seinen Ratschlägen. Gar oft war er mit Gehrens Jungen auch zu den alten Werthers gekommen. Manchmal schickte Frau Gehrens ihren Feriengast absichtlich allein hinüber zu den Nachbarn mit einem Auftrag, und da konnten Werthers immer nur sagen: „Ein wohlerzogener, höf licher Junge." Selbstverständlich fragte Frau Werther nach seinen Familienverhältnissen. Da hörte sie nur, daß er eine Mutter hätte, der Vater sei im Kriege ge fallen. Auf den Namen, den der Junge auch nannte, legte sie gar keinen Wert, sie hatte nie den Namen des Mannes erfahren, mit dem sich ihre Tochter gegen den Willen ihrer Eltern verheiratete. Aber einmal horchte Frau Werther doch aus. Der Junge kam und fragte im Auftrag der Tante Gehrens, ob er zu den Kirschen auf den Berg gehen könnte, die Tante Geh rens hätte ihm erzählt, daß sie mit feiner Mutti auch immer so gerne dahin gegangen wäre. Da klang es staunend fragend aus dem Munde der Frau Wer ther: „Deine Mutter?" Und die derbe Hand der Bauersfrau legte sich auf den Kopf des Jungen, bog ihn etwas zurück, und die Frau sah dem Jungen forschend ins Gesicht. In ihren Gedanken jagten sich Fragen, Ahnungen. Ueber ihre Lippen kam keine Frage mehr — nur die Antwort: „Ja! Geh hinauf zu den Kirschen, genug sind dran in diesem Jahr." Jubelnd, sausend ging's zurück zu den Gehrens mit der Meldung: „Ja, wir können Kirschen pflücken!" find im Sturmlauf rannten die drei Jungen durch die Felder zu den Bergen. Und hier, da standen sich gegenüber glänzende, staunende, eroberungslustige Kinderaugen und in reifem Glanz lockende schwarze und braunrotgelbe Kirschen, hier und da rein natürlicher Glanz. Nach wenigen Augenblicken des Erholens und Staunens kletterten Vie drei auf die Bäume und pflückten und atzen. Der Bauer Werther hatte die drei querfeldein- stürmendeu Jungen beobachtet, und als er deren Ziel erkannt hatte, machte er sich wütend hinter ihnen her. Er wußte nichts von dem Einverständnis seiner Frau. Vor sich hinschimpsend, lief er einen Feldrain hinan zu dem Berg: „Nicht allein Gehrens, auch noch so ein ganz Landfremder, fallen über meine Kirschen her." Die Jungen saßen versteckt in den dichten Baums krönen,.sie sahen den kommenden Bauer nicht, VW auf einmal eine donnernde Stimme das Glück der? Kinder störte. Am meisten erschrak der Stadtjunge; er vergaß plötzlich das Festhalten an den Zweigen, schaute voller; Angst um sich, und lag auch schon im nächsten Augen-, blick unten aus der Erde, schreiend und stöhnend. Schnell waren die beiden anderen Jungen auch herunter, standen bei ihrem lieben Kameraden: „Qh Kurtl!" und der älteste Gehrens trat stramm dem alten Werther in den Weg, der auch mit große« Schrillen erschrocken näherkam: „Da hast's, so er, schrocken ist Kurtl über dein Fluchen, und er Ha- Frau Werther gefragt, nu hilf ihm auch!" Einen Augenblick sah der Bauer noch ratsuche«-! um sich, dann hob er den Jungen hoch und schrtth mit rhm über die Felder dem Dorfe zu. Die beiden andern rannten voraus und kündigte« an, was vorgefallen war, auch bei Werthers. -» So stand schon die alle Frau Werther im Hoftor« als ihr Mann mit dem ihm fremden Jungen schwer« atmend, in Schweiß gebadet, angelaufen kam, und laut rief sie ihrem Mann entgegen, als er in Gehrens Lor bregen wollte: „Hier, zu uns rein! Es ist Luisens Junge," und gurgelnde, unverständliche Schimpfwort« klangen andauernd über ihre Lippen. Der Bauer stand wie gelähmt, Halbwegs zwischen dem Nachbartor und seinem eigenen. Der Knabe rutschte in seinen Armen. Die Stimme feiner Frau: „Nun, laß ihn noch fallen!" rüttelte ihn aus, und er umklammerte den Jungen fest. Frau Gehrens kam herumgerannt in Werthers Haus, jammernd und rufend: „Mein Gott, Luise!" „Na, hörst's nun, wer er ist?" fuhr Frau Wer-, ther ihren Mann an, der den Jungen auf das Bett niedergelegt hatte. Der Bauer konnte nicht antworten, und als Frau Gehrens fragte: „Na, Frau Werther, woher wisse» Sie, daß..." „Aus dem Erzählen des Jungen heute früh!" fiel die Gefragte ihrer Nachbarin ins Wort. Frau Werther trieb ihren Mann Lum Arzt und rief ihm nach: „Schickst gleich von der Stadt eine Depesche an Luise, sie soll sofort kommen. Die GehrenS schreibt dir die Adresse auf!" . Der Arzt hatte die unglücklichen Großeltern be ruhigen können. Der Junge hatte nur eme Armver- stauchung und leichte Rückcnquetschungen davongetra gen. Das meiste war wohl der Scheck Kewes Spät in der Nacht kam dann Frau Luise Merten in ihr Elternhaus. Nach 14 Jahren wieder. In dem Bett in ihrem ehemaligen Madchenstttbchen war- tete ihr frohes Kind, das ihr beim Eintreten entgegen- jubelte: „Mutti! Ich bin bei Großmutter und Großvater!''