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8 S s?» S"»S 2 3 S. LAZ Der KaperkÄpttörE Von Karl May. Herausgegeben von Dr. E. Schmid."^ 12) Nachdruck verboten. „Sire," lächelte Surcouf, „ich bin eingelaufen trotz der Blockade und werde auch wieder die See gewinnen." „Eh bien! Kann ich Euch einen Wunsch erfüllen?" „Es gibt sogar zwei Wünsche, die ich Ew. Ma jestät zu Füßen legen möchte. Der erste betrifft meinen braven Leutnant Bert Ervillard. Er ist trotz seiner Jugend einer der tüchtigsten Seeleute, die ich kenne. Er hat noch kein feindliches Schiff betreten, ohne dessen Meister zu werden, und er ist der Gefährte meiner Siege; er würde der Marine Frankreichs von großem Nutzen sein." „Will er Euch verlassen?" „Er weiß nichts davon, daß ich von Ew. Majestät ein Schiff für ihn begehre." „Er soll die Fregatte erhalten, die er mit Euch den Engländern entführt hat! Und Eure zweite Bitte?" „Sie betrifft meinen Segelmeister. Er ist ein Deutscher und gehörte zu den zwölftausend Hessen, die Mr England in Nordamerika bluten sollten. Er wollte über nicht gegen die Union kämpfen und entfloh. Da ihm als Deserteur die Rückkehr in das Vaterland nicht möglich war, verlor er seine geliebte Braut, ein nicht unbedeutendes Vermögen und mußte verzichten, feinen Eltern die Augen zuzudrücken. Er wurde Seemann, befuhr alle Meere, wurde von dem berüchtigten Kapitän Shooter gepreßt und ent kam dann glücklich zu mir, wobei er mir den „Eagle" in die Hände lieferte. Seit jener Zeit hat er Frank reich viele Dienste geleistet, denn bei jedem feindlichen Schiff,, das er nahm, ist er der Vorderste gewesen. Er sehnt sich, in die Heimat zurückzukehren, und hat mich dringend gebeten, Ew. Majestät sein Gesuch nm allerhöchste Befürwortung zu unterbreiten." „Kapitän, ich habe in dem Vaterlande dieses Mannes nichts zu befehlen, aber um Euretwillen soll er heimkehren dürfen. Ich werde diesen Wunsch der betreffenden Stelle zu erkennen geben; dabei mag er selbst eine Bittschrift an seine heimatliche Behörde gehen lassen, und ich bin überzeugt,' daß dieses Gesuch mcht abschlägig beschicken wird. Seid Ihr zu friedengestellt?" „Ich empfinde die Gnade Ew. Majestät mit herz licher Dankbarkeit." „Und für Euch selbst, habt Ihr da keinen Wunsch?" „Sire, gebt meinem Vaterland den Frieden, dessen es bedarf; gewährt ihm, was es braucht, um glück lich zu sein, so sind meine heißesten Wünsche er füllt!" „Ihr verlangt für Euch nichts und für Euer Vaterland doch mehr, als ich vielleicht zu geben ver mag. Man mutz sich dem Schicksal anzupassen suchen. Zum Wohle des Vaterlandes hat ein jeder einzelne nach Kräften beizutragcn. Ihr selbst habt scheinbar genug getan, aber es gibt einen Wirkungskreis, in dem Ihr noch Besseres leisten könntet. Soll Euch Lieser verschlossen bleiben?" „Majestät, die Frage macht mich glücklich aber dennoch muß ich mit einem bitteren „Ja", antworten.* „Warum?" „Ich bin ein Seemann, ein Krieger, aber ich werde niemals ein Kriegsknecht sein können. Ich beklage den Feldherrn, der den Krieg nur um des Krieges willen führt; der Krieg ist eine traurige Notwendigkeit; er soll geführt werden, wenn ihn ein großer Zweck er heischt, und nur so, daß dieser Zweck auch erreicht wird. Wäre dies nicht der Fall, so würde ach als Offi zier meinen Abschied fordern oder nehmen." '.' „Ah, ich sehe, daß ich mich in Euch nicht getäuscht habe! Ihr wollt mir einen Rat erteilen, wie damals in Toulon!" „Ich bin nicht zum Ratgeber eines Kaisers be rufen. Zum Bürger Colonel Bonaparte konnte ich ohne Bedenken sprechen, heute aber darf ich nur der Gründe gedenken, die mich abhalten, in die Marine zu treten, und mich zwingen, ein „Privateer" zu bleiben." „Surcouf, Ihr könnt sprechen, ja Ihr sollt offen sprechen! Ich werde Eure Offenheit ohne Zorn ent gegennehmen. Ihr wißt, daß man sagt, ich habe die Absicht, in England zu landen?" „Ich weiß, Sire, daß Ihr Eure Truppen bei Bou- logne zusammenzisht; aber ich weiß ebensogut, daß die Truppen nicht nach England kommen werden." „Ah, Ihr behauptet kühn!" „Meine Behauptung hat triftige Gründe. Wo hat Frankreich die Seemänner, die es vermögen, uns den Weg nach England zu öffnen, indem sie die Engländer von unseren blockierten Häfen vertreiben und ihre Flotten in den Grund schießen? Wo sind die Schiffe, die dazu gehören? Es bedarf langer Jahre, Jahre des Friedens, um Frankreichs Seemacht von den Wunden zu heilen, die ihr geschlagen worden sind. Frankreich mutz mit allen anderen Nationen Frieden haben, um sich auf den großen Schlag vorbereiten zu kön nen, mit dem es Englands Uebermacht demütigt, denn Frankreich hat keinen anderen Feind als nur diesen einzigen: — England. Ach, Sire, warum habt Ihr Robert Fulton von Euch gewiesen? Ohne Prophet zu sein, behaupte ich, daß in wenigen Jahren der Danäff die riesigsten Schiffe über alle Meere treiben wird. Dann werdet Ihr bedauern, die Gelegenheit, der mäch tigste Monarch zu sein, von Euch gestoßen zu haben!", „Pah, Fulton! Er ist ein Träumer, und seine Träumerei scheint ansteckend zu sein, da sie sogar Euren Kopf ergriffen hat." „Majestät haben mich aufgefordert, zu sprechen, und können überzeugt sein, daß ich nichts sage, von dessen Wahrheit ich nicht ganz durchdrungen bin. Ich bin kein Höfling, sondern ein nüchterner Seemann, und wenn ich Phantasie besitzen sollte, so will ich sie jetzt nur gebrauchen, um zu denken, ich spreche noch zu dem Bürger Colonel Bonaparte. Ein eigennützi ges Interesse treibt mich nicht, denn ich werde nach Indien zurückkehren, wo Hunderte meiner bedürfen. Mein Schiff ist der kleine „Faucon"; auch ich WM Wendende! MMpiU-Wvng (NmkblW^ W