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l >" Ml'äM 83. Jahrgang Dienstag den 8. Mai 1917 abends Nr. 106 elegen- 1 19.27 '! Lotales omaa kühne eltrn- 38.85 >4623 >50 6! 5462 >73.16 9.77 >4603 wrre der hiugton, erschli c- te hielte »ast. >0, in l! ,pe,r« .75. st« verhaii- rm Kon- Jch bin ehenden sttgnissc tständen n scheint in. Ter enstratze igapvre, hindern, richtigste WWW^W Verantwortlichkeit der finnischen Arbeiterorganisatio nen sowie von der politischen Solidarität der Regierung und des Landtages. Die Ausführungen Tvkots fanden bei der Kam mer den stärksten Beifall. »ffmann^ n g hat! wgeben, sitze im irats- n statt- Aus aller Welt. — Ler brasilianische Gesandte Gurgel do Amaral ist Freitag abend im Sonderzug nach der Schweb abgereist. Deilage W Wchaitz Aeilmg. Saatpreise für Lupinen. Durch die Bekannt machung vom 16. Januar 1917 ist für Saat-Lupinen ein Hüchstpreis von 80 Mark für den Doppelzentner festgesetzt worden. Dieser Preis gilt jedoch nur für gewöhnliche einjährige Lupinen. Für ausdauernde Lu pinen (LuvinuS polyphhllus oder Perennis), die be reits in FrtedenSzeiten fünf- bis sechsmal so teuer gewesen sind als gewöhnliche Lupinen, darf ein Saat» vrcis bis zu 180 Mark für 100 Kilogramm gezahlt wer den, wie der Präsident des KriegSernährungSamts» ! durch eine BekanntMUhfM.L0m 30. April 1917 au- ! geord net-Hat- —i" » > Der Freiheitskampf Finnlands setzt ein. In der finnländischen Kammer hat am 20. April der Senatspräsident Tokot eine Rede gehalten, in der er zur Frage der Selbständigkeit Finnlands Stellung nahm. Nach einem Rückblick auf die langen unheil vollen Jahre, die Finnland unter dem Druck der Russifizierungspolitik durchlebt hat, er innerte er daran, daß. die zahlreichen Anträge des Landtages, in denen Einspruch gegen diese Ungerech tigkeiten erhoben worden sei, unberücksichtigt geblieben sind. Während des Weltkrieges überzeugte man sich in Finnland allgemein davon, daß ein Sieg Rußlands vaS Unheil Finnlands bedeuten müsse. Ueber die Ge staltung der Zukunft Finnlands äußerte sich Tokoi fol- gendermaßen: „Die ganze Entwicklung unseres Volkes, seine Vergangenheit und seine Geschichte zeugen davon, daß Finnland» Volk reif ist, ein selbständiges Boll zu werden, welches über seine eigenen Angelegenheiten und seine Pläne mit voller Selbständigkeit entschei det. Unsere ganz« Kulturentwickelung hat sich im Zeichen der Selbständigkeit vollzogen. Unsere wirt- , schaftliche Entwickelung ist in dem Grade selbständig und unsere Gesellschaftsordnung derart von derjenigen Rußlands verschieden, daß zwischen ihnen keine solche Verbindung in Frage kommen darf, daß die eine oder die andere darunter leiden müßte. Ich verlasse mich darauf, daß das Selbstbestim mungsrecht des finnischen Volkes, die Grundlage der Selbständigkeit des finnischen Volkes, auf sicherem Boden steht: es ist unsere Pflicht, sie unerschütterlich und folgerichtig zu entwickeln, damit die Selbstän digkeit des finnischen Volkes schon in der nächsten Zukunft gesichert sein möge." Tokot sprach dann von den zu verwirklichenden sozial«» Reform»«, von den Aufgaben und der gegen die Alliierten durchznfNhren. » b" Peitsche tanzen, sein Fressen vor- AAorfen bekommen, ist leichter als nach Nahrung und Wohnung frei zu pirschen im weiten Wald! Rußland! Rußland! :: ReichSamt für Bevölkerungs-Politik. Einer Nach- , richtenstelle zufolge wird in Reichstagskreisen der Go- danke der Errichtung eines Reichsamts für Bevölke» . rungspolitik erwogen. Mail erwarte eine entgegenkom- ß mende Haltung der Reichsregierung. — Im Preußi- A schen Landtage hatte das Zentrum derartige Anträge für Preußen gestellt. Miljukows Zweifel. Hier gesunde Vernunft — hier Peitsch« »er Entente Der russische Minister des Auswärtigen Miljukow hatte sich neulich in. Gegensatz zu seinem Ministerium gebracht, als er auf dem Besitz von Konstantinopel verharrte. Er ist dasjenige Element in der provi sorischen Regierung, das sich dem Vierverbande, be sonders den Engländern, mit Haut und Haaren ver schrieben hat und nun glaubt, die Interessen des Bündnisses den Volksinteressen Rußlands vorziehen zu sollen. In den letzten Tagen war nun das Vertrauen der Verbündeten stark ins Wanken geraten, und Miljukow hatte es für nötig gehalten, in einer Note an die Zu -eu Friedensinterpellationeri nehmen auch die Pazifisten da» Wort. * Nachdem der Reichskanzler die Beantwortung der beiden Krtegsziel-Jnterpellationen der Konservativen und der Sozialdemokraten für einen noch zu verein barenden Termin zugesagt hatte, haben sich auch vier pazifistische Organisationen, die Deutsche Friedensge sellschaft, der Bund Neues Vaterland, der Nationale Frauenausschuß für dauernden Frieden und die Zentralstelle Völkerrecht an den Deutschen Reichstag mit einer Eingabe gewandt, in der dieser ersucht wird, in Würdigung der vollkommen neuen Lage, die für die Frage von Friedensverhandlungen durch die russische Staatsumwälzung geschaffen ist) sich für folgende Grundsätze auszusprechen: 1. Deutschland ist gegenüber dem neuen freien Ruhland, das die nationalen Rechte der dem russischen Reiche eingegliederten Fremdvölker zu achten ver spricht, bereit, einen Frieden ohne irgend welche Ein griffe in den territorialen Bestand der russischen Staatswesens zu schließen. Vorausgesetzt wird dabei, daß die nationalen Rechte der Deutschen in Rußland in gleicher Weise wie die der übrigen Nationalitäten des russischen Reiches sichtrgestellt und alle gegen die Rechtsgleichheit verstoßenden Willkürakte aus der Zeit der alten autokratischen Regierung rückgängig gemacht werden. 2. Die Reichsregierung möge sich bereit erklären, zur Ergänzung des Friedensangebotes vom 12. De zember v. I. in geeigneter Weise die Bedingungen bekannt zu geben, die sie den gegnerischen Mächten auf einem Friedenskongreß zu unterbreiten beab sichtigt. 3. Der Reichstag ist gewillt, eine Politik zu unter stützen, die sich in Konsequenz der Erklärungen des Herrn Reichskanzlers vom 9. November v. I. eine internationale Verständigung über eine den Frieden sichernde zwischenstaatliche Organisation (einen „Frie- vensbund der Völker") zur Aufgabe setzt und für eine vertragsmäßige Beschränkung der Rüstungen mit dem Ziel der allgemeinen Abrüstung eintritt. 4. Der Reichstag ist gewillt, diese Politik zu stützen auf eine Erneuerung unseres inneren politi schen Lebens, die, geboren aus den Erfahrungen dieses Krieges und gestaltet lediglich nach dem Willen und nach den Bedürfnissen des deutschen Volkes, doch zu gleich auch Schwierigkeiten beseitigen wird, die bis her einem vertrauensvollen internationalen Zusam menwirken im Weg« standen, und er fordert die sofor tige Inangriffnahme der dafür nötigen gesetzgeberischen Maßnahmen. A Dörren von Frühgemüse verboten. Um da» Frühgemüse in frischem Zustande und möglichst auch in ' vollem Umfange dem Verbrauch zuzuführen, hat die Neichsstelle für Gemüse und Obst eine Anordnung er lassen, nach der es verboten ist, Frühgemüse zu dör ren. Nur wo überständtge Mengen vor dem Verderben geschützt werden müssen, sind Ausnahmen zulässig. ! A Vorsicht bei der Verwendung vo» Wasserglas. ! Eier lassen sich konservieren durch Einlegen in Wasser- ! glas. Äezirksarzt Dr. Mann in Piri-asens sagt aber darüber: Vor Sem Kriege wurde das zur Konservis« ! rung verwandte Wasserglas stets nach den Vorschrift : ten des Deutschen Arzneibuches hergestellt — das be- § treffende Erzeugnis war sogenanntes Carbonatwasser- ^glas —, während jetzt wegen des Sodamaugels meist - das sogenannte S u l f a t Verfahren zur Gewinnung von Wasserglas üblich ist. Dieses Sulsatwasserglas ist aber i zur Konservierung von Eiern durchaus ungeeig net. Man nehme also Wasserglas zur Konservierung i der Eier nur dann, wenn der Verkäufer su-ristiich - volle Garantie gibt, daß d-? fragliche Produkt Car- b o n a twasserglas ist. Tic Ernte de» Spargel», des beliebten Früh^ - lingsgemüses, wird voraussichtlich erst Ende nächster . Woche beginnen, während sonst der erste Spargel schon - im letzten Drittel des Monats April gestochen wer- ' den konnte. Die Kälte hat auch das Wachstum dieser . Pflanze erheblich zurückgehalten. . Ä Rußland« Asiaten wolle» frei sein. Die Gegend zwischen dem Westabhange des großen tnnerasiatischen Gebirgsshstems, nordöstlich von Per sien, östlich vom Kaspischen Meere, ist als gefährlichster Wetterwtnkel der Weltgeschichte zu allen Zeiten bekannt gewesen. Trotzdem hatte Rußland sich Chiwa und Buchara unterworfen und mit Glück und Gewalt nie dergehalten. Jetzt aber, da die russische Faust sinkt, regt es sich dort wieder gewaltig: Wie aus Chiwa gemeldet wird, fanden dort am 8. (21.) April große Kundgebungen für die Abschaffung der Körperstra fen, Neuordnung des Abgabenwesens und Ein- fetzung einer gewählten verantwortlichen Re gierung statt. Nachdem die Forderungen bewilligt . waren, fand in allen Moscheen ein Dankgottesdienst statt. Aehnliche Vorgänge werden aus Buchara gemel det. Dort forderte ein Haufe bewaffneter reformfeind licher Mulahs die Zurücknahme des Manifestes und die Wiedereinsetzung der entfernten Minister. Laut „Utro Roßj" steht der russische Resident Hiller hinter ihnen, um sie zu stützen. Die Jungbucharen verlangen seine Entlassung. Russisch« Streiflichter, : Das russische Unterrichtsministerium beabsichtigt die probeweise Einführung des gemeinsamen Unter richts für beide Geschlechter in den Mittelschulen. : Das russische Kriegsministerium bereitet eine Verordnung vor für die Herabsetzung der unter der alten Regierung mittelst allerlei Vorwänden ins Un geheure gesteigerten Gehälter der höheren Offiziere. : Eine Abordnung der provisorischen Regierung verfügte für Rußland das Vereins- und Versamm lungsrecht. Wofür kämpft Lloyd George? Nicht für sein Volk, sondern für sich selbst. Das war iu England immer so, das war eigentlich zu allen Zeiten überall so: Wenn gewissenlose Für sten und Staatsmänner Kriege angezettelt hatten und sich dabei verrechnet hatten, dann ließen sie nachher ihre Völker und auch ihre Gegner unnütz lange auf den Frieden warten, weil sie ihre Niederlage nicht ein eingestehen wollten. Bei England, dem großen Schachervolke, war diese Neigung der Minister stets besonders ausgebildet. Im „Memorial de Sainte-Helene" finden sich fol gende Sätze des Franzosenkaisers Napoleon l., die auch heute noch manchem Mitglied der Entente zu den ken geben dürften: „Merkwürdig ist es, mit welcher Kunst die eng lische Regierung immer Haß gegen mich und mein Tun zu erregen gewußt hat, wie sie meine Zwing- Herrschaft, Selbstsucht, Tücke verschrieen hat, und immer dann am meisten, wenn sie allein dessen schuldig war, was sie mir vorwarf. Es muß also wohl ein starkes Vorurteil gegen mich bestanden haben, und ich muß wirklich sehr bedrohlich gewesen sein, sonst konnte man nicht damit wirken. Ich begreife das gut bei den Fürsten und den Kabinetten; es ging um ihre Existenz! Aber nicht bei den Völkern! Die eng lischen Minister sprechen unablässig von meiner Hin terlist; aber gleicht irgendetwas ihrem Maechiavellis- mus, ihrer Selbstsucht, während der Erschütterungen und Gärungen, die sie selber förderten? Sie opferten ' das arme Oesterreich 1805, bloß um der Invasion, zu entgehen, womit ich sie bedrohte. Sie opferten ! es nochmals 1809, nur um sich auf der spanischen Halb insel besser einrichten zu können. Sie opferten Preu ßen 1806, in der Hoffnung, Hannover znrückzuer- obern. Sie ließen Rußland 1807 im Stich, weil sie lieber ferne Kolonien erobern und Aegypten nehmen wollten. Sie gaben das Schauspiel der niederträch tigen Beschießung Kopenhagens mitten im Frieden und des heimtückischen Flottenraubes an Dänemark" Schon > vorher hatten sie, ebenfalls mitten im Frieden, Spa- ! Wien vier vergoldete Fregatten weggckapert, wobei sie ! als wahre Wegelagerer verfuhren. Endlich während ! des Krieges auf der Halbinsel, deren Unruhen und ! Wirren sie zu verlängern suchen, sieht man sie nur > bemüht, mit Spaniens Schweiß und Blut zu schachern, ! indem sie seine Dienste mit Gold und Vergünstigungen i ! erkaufen. Wenn ganz Europa dank ihren Ränken und ! Af^^^en sich zerfleischt, sind sie nur auf ihre eigene ! Sicherheit bedacht, auf ihren Handel, auf die See- . ! Herrschaft und das Weltmonovol." Verbündeten seinen Krlegsekfer zu beteuern. Aber da war der so kriegerisch« Klang der großen Trommel merkwürdig gedämpft. Bon „Genugtuung" sagte er; das ist ein sehr weiter Begriff, der sehr wenig und sehr viel sagen und selbst als Verlegenheitsphrase gebraucht werden kann. „Bürgschaften" gegen frechen Angriff und „Schafft,ng eines dauernden Friedens" : verlangte er; das ist das gemeinsame Ziel aller Krieg« führenden. Von Annexionen schweigt des Sänger» Höflichkeit. Trotzdem hat er damit den Sturm nicht, beschwichtigen können. Die Massen brachten ihm einen « Katzenjammer, und darauf hielt er vom Ballon des 4 Marienpalastes eine Rede, in der er u. a. sagte: „Bürger! Als ich erfuhr, daß heute früh Mani- festanten mit Fahnen mit der Inschrift aufzogen: „Nieder mit Miljukow!", fürchtete ich nicht für Miljukow, sondern für Rußland. Was werden die Gesandten unserer Alliierten sagen? Schon heute werden sie Telegramme an ihre Regie- rungeä richten, daß Rußland seine Alliierten vev> § rate und fich von der Liste der Allitertenmächte ge- - strichen habe. Niemals wird Rußland in einen Son derfrieden willigen. Die provisorische Regierung ist 8 wie ein Segelschiff, das nur mit Hilfe des Windes sich bewegen kann. Ich hoffe, daß Ihr uns zu dem Winde verhelfen werdet und daß Euer Vertrauen Ä uns beistehen wird, Rußland aus den Weg der Frei-> Z heit und des Gedeihens zu bringen und die Würde l unseres großen und freien Vaterlandes aufrecht zu Ä erhalten. . , D Geholfen hat diese Rederei nicht viel, die Arbeiter verlangen ein KoalitionSministerium. A Der Arbeiter- und Soldatenrat hält andauernd große r Sitzungen ab, und seine Macht wächst zusehends. Da weiß kein Mensch, was kommen mag. Jeden- Ä falls wächst auf dieser Macht der Arbeiter und Soft ; daten auch-die Friedensneigung Rußlands. Spanien: Alles will neutral bleiben. ! Der Madrider Berichterstatter des „Petit Partsien" f hatte eine Unterredung mit dem einflußreichen Maura. i Maura erklärte, er erkenne an, daß die Versenkungen ! eine bedauerliche Tatsache seien, aber sie böten keinen ; genügenden Grund für einen Krieg. Wenn Deutschland i zuweilen einige spanische Schiffe versenke, so geschehe es ! nicht, um Spanien zu beleidigen, sondern um die Blockade s > - K - Südrußland für den Frieden. ' Die Londoner Teutschenhetzerin „Times" berich tet wutschnaubend aus dem großen südrussischen Ge- trcidehafen Odessa: Tie Maifeier' war die größte Kunogebung, die Südrußland jemals sah. Der Vor beimarsch von mindestens 1 50000 Demonstran ten dauerte von 8 Uhr morgens bis zur Dämme rung. Die Behörden nahmen an der Kundgebung teil, die die Solidarität des Weltproletariats demon strieren sollte. Die Fahnen trugen die Aufschriften: „Frieden ohne Annexionen und Entschädigun gen!" Nirgendwo waren Inschriften für die Fort setzung des Krieges sichtbar, ebensowenig für einen Sonderfrieden.