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gben-sliin-e weiftet-ZettMg sSmtrblLy Der Erbe von Oerke-alen. Roman von Silas Hocking. 88) (Nachdruck verboten.) „Ja, sie ritt auf einem scheu gewordenen Pferde an Mir vorüber, und es gelang mir glücklicherweise, sie ein zuholen. Ich hob sie aus dem Sattel und nahm sie auf Mein eigenes Tier und ihr Pferd rannte sich au einem Lastwagen den Schädel ein." „Nun, das war in der Tat ein Abenteuer. Und wirk lich die Dame von gestern?" Ja, denke dir. Und rate einmal, wer sie ist." „Du hast's ja schon gesagt." „Aber doch nicht ihren Namen; sie heißt Olga Söder ström." Adolf sah erstaunt auf. „Ich glaube, sie ist Hans' Cousine," fuhr Johann fort, „ick vergaß, sie zu fragen, aber ich will sie heute auf suchen. Doch zuvor muß ich zu Hans, ich kann's nicht mehr erwarten." Adolf anwortete nicht gleich, und Johann machte sich über das Frühstück her. Als der Vater wieder zu sprechen vegan», hatte seine Stimme einen seltsamen Klang. Jo- Hann, ich habe Dir etwas mitzuteilen," sagte er, „aber frühstücke nur erst, es sind hier wunderbare Geschichten vorgefallen." „Hoffentlich nichts Schlimmes?" „Iß nur erst, dann will ich dir's sagen." 8. Kapitel. Enthüllungen. Als Johann und sein Vater ihr Frühstück beendet Hatten, verriegelte letzterer sorgfältig die Tür; sein Sohn schaute ihm verwundert zu. „Ich hatte gehofft," begann jetzt Adolf, „ich würde niemals in die Lage kommen, es dir zu sagen, aber es geht nicht anders. Es wird mir schwer; vielleicht wirst du mich nun gar verachten!" Er schlug vor dem jungen Mann die Augen nieder. Johann konnte vor Spannung nicht anworten. „Es war eine schwere Versuchung," fuhr Adolf fort, „Gott gebe, daß Du keine solche zu be stehen habest. Ja, hätte ich sie gleich anfangs überwun den; ich tat es nicht und bin nun schwer dafür gestraft." „O Vater, was hast du getan?" fragte Johann Ängstlich. „Es ist eine wunderbare Geschichte. In Wahrheit Habe ich gar nichts begangen. Zehn Jahre schmiedete ich Pläne, und schließlich brachte ich's doch nicht fertig, sie auszuführen." „Warum aber bist du denn so traurig?" "Ach, Johann, ich bin für die böse Absicht genug ge straft, — ich will dir alles erzählen." Rückhaltlos schüttete nun Adolf seinem Sohne sein Herz aus, verschwieg nichts und beschönigte nichts; er Beugte sich unter der schweren Last der Schuld, deren Folgen nun über den geliebten Pflegesohn gekommen waren. Ms er geendet, stand Johann auf und umarmte den Vater herzlich. „So verachtest du mich nicht?" fragte dieser «it schwacher Stimme. „Aber Vater! Dann müßte Gott mich verachten, du hast die Probe bestanden, wie es Wenige getan hätten." „Jene zehn Jahre waren die unglücklichsten meines Lebens, und nun muß ich noch die Strafe dafür tragen." „Faste nur Mut, Vater, wir werden Hans schon wieder finden. Wenn die Schuld ihre Strafe nach sich zieht, so muß auch das Gute seinen Lohn tragen." „Ach, es ist leichter, eine Sache zu verwirren, als sie wieder in Ordnung zu bringen." „Nun, unsere Sache liegt klar genug,* versetzte Jo hann mit froher Zuversicht. „Ich will nun erst den Da men meine Aufwartung machen, dann gehe ich aufs Schloß, und wenn der alte Söderström mein Gesicht sieht, wird er's wohl glauben, daß ich nicht sein Enkel bin." „Ja, das hoffe ich auch, aber dem Robert hätte ich doch solche Schlechtigkeit nicht zugettaut." „Warum sie ihm nur so schnell geglaubt haben?" „Ja. siehst du. Johann, die Absicht lag ja meiner seits vor, und auch mein ganzes Verhalten sprach dafür. Dann hat Hans nicht die geringste Aehnlichkeit mit seinem Vater, und wie mir Weller sagte, hatte Robert eine Men ge schriftlicher Beweise, gefälschte natürlich, aber sie schie nen doch glaubwürdig. Wieviel er Wohl dem Alten er- vreßt hat? Der Robert verstand sich immer aus seinen Vorteil" „Wenn man dies in einem Roman lese," meinte Johann, so würde man sagen, dem Verfasser sei die Phantasie mit dem Verstände durchgegangen." „Im Leben geht's manchmal noch bunter zu als in einem Roman." „Wer weiß," lachte Johann, „ob deine Lebensgeschichte nicht noch einmal in einem Buche verewigt wird? Aber was wird nun? Wirst du einen Prozeß anstrengen?" > „Darauf wird's der alte Söderström Wohl kaum an kommen lassen. Tut er's, so hat er auch die Folgen za tragen: bis jetzt ahnt er noch nicht, daß sich seine Schand taten nach so langer Zeit noch rächen werden." „Ick werde heute abend aufls neue mit ibm verhan deln. Weller wird mir beistehen: ich will mich gar nicht rächen. Rache ist ein Schwert ohne Griff, das die Hmch verwundet, die es hält, ich will blos das Meine wieder haben." „Was nur der Alte für Ausflüchte brauchen wird? Ich möchte dabei sein.". „Nein, bleib du lieber fern. Weller und ich find ge nügend." „Der Geizhals hat auf seine alten Tage noch recht viel Aufregung, bei ihm kommt's auch mit Haufen." „Vielleicht ist es gut, wenn er Gottes Hand fühlt, ehe er stirbt," sagte Adolf feierlich, „aber," fügte er hinzu,! „was ist denn dort für eine Verhandlung?"