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BMW Denßspruch. . . . lab cki« keule lagen; Siek wie ein ieper kurm. äem nimmennekk Vie Lpjye lchwankl in liurmbeweglen tagen. Dante Alighieri (göttliche Komöäie. kurgLtorio, 8-l. L). Das Aischermädchen vom masurischen See. Von M. Geb har di. (Nachdruck verboten.) Ereile Mittagssonne lag über dem großen Gutshof, dessen weite Fläche wie ausgestorben erschien. Da öffnete sich das kleine Pförtchen neben dem großen.,,Hoftor und ließ ein junges Mädchen herein, das in halb ländlicher, halb städtischer Kleidung, den Kopf vor den heißen Strahlen des Himmelslichtes durch einen einfachen Strohhut geschützt, einen Korb mit lebenden Fischen auf der Schulter trug. Sic schritt langsam und vorsichtig, damit die glatten Gesellen nicht unversehens unter dem schützenden Tuche aus dem Korb entwischten. Ihr Ziel war die herr schaftliche Küche, wo sie den morgendlichen Fang ihres Vaters, des gräflichen Fischmeisters Progalla, abliefern wollte. Fast hatte sie die EingangStür zur unteren Halle erreicht, als sich hinter ihr die Tür des Pferdestalles leise öffnete. Ein dunkelhaariger Kopf fuhr heraus, ein Paar schmalgeschlitzte Augen spähten vorsichtig nach ihr, dann auf dem ganzen Hofe umher. Als der Knecht, denn ein solcher war es dem Ansehen nach, denselben völlig menschenleer erblickte, folgte dem Kopfe der Körper mit lautloser Schnelligkeit. Einige gewandte, mit katzenartigcr Geschmeidigkeit ausgeführte Sprünge brachten den Burschen dicht hinter das Mädchen, das, des Ueberfallcs nicht gewärtig, soeben an die Tür um Einlaß klopfen wollte. Als sie die Arme des Mannes um ihren Leib fühlte, stieß sie einen gellenden Schrei aus, und der Korb glitt ihr von der Schulter. Der Bursche versuchte ihr mit der Hand den Mund zuzuhalten, indem er ihr zuflüsterte: „Maruschka, Süßes, sei still, ich bin es ja, der Janko. Ich will dir doch sagen, wie lieb ich dich habe!" Aber dem Mädchen schien an der Liebeserklärung des Burschen recht wenig zu liegen, denn sie wehrte sich kräftig gegen seine Umschlingung und rief wiederholt um Hilfe. ' Die kam auch bald, aber von anderer Seite, als sie vermutet wurde. Von der Verandatreppe herab stürmte ein junger Mann in der leichten Sommerlitewka eines Husaren-Offiziers. In der Hand hatte er eine kurze Hundepeitsche, die er sofort auf den RAcken des Uebel täters nirdersausen ließ. „Janio, Hund von einem Nüssen, was' fällt dir ein? Has: du nicht genug an den Mägden und den Dorf mädeln, daß du deine Schlitzaugen zu der Gespielin meiner Schwester erheben willst?! Wirst du gleich loslafsen, du Wicht, und dich, in den Stall zu den Pferden scheren, wohin du gehörst! — Hat er dich erschreckt, Marie? Er soll es büßen! Unterstehe dich, und versuche es noch einmal, mit den Hunden jage ich dich vom Hofe!" Marie Progalla war eifrig bemüht, die entschlüpfen den Aale wieder einzufangen und zu den anderen Schuppenträgern zurückzubefördern, aber der junge Graf rief den widerwillig sich zum Stall trollenden Janko zurück und hieß ihn, statt ihrer die Arbeit zu tun und den Korb alsdann zur Küche zu bringen. Ms' er das der Weisung gemäß besorgt hatte, wobei er von den Mägden, die ebenfalls auf Maries Rufe herbeigeeilt und so Zeugen der verdienten Züchtigung geworden waren, noch manche spöttische Rede anhören mußte, kam er an dem Leutnant vorbei, der noch in so leb haftem Geplauder mit dem jungen Mädchen begriffen war, daß er nicht sah, wie Janko an der Stalltür die Faust gegen sie beide erhob. Marie sah es, und es über lief sie kält, trotzdem sie nicht hören.konnte, wie Janko dabei wütend sagte: „Wwtet nur, verdammte Deutschen- Lrut! Der Tag wird bald genug kommen, an dem ich euch alles mit Zinsen heimzahle! Du sollst meine Fußtritte wohl spüren, hochmütiger Dor, wenn ich dich als meinen Gefangenen mit mir schleppe, und die Dirne wird froh sein, wenn ich sie zu meinem Liebchen erhebe!" Graf Walter von Neudorf versuchte umsonst, Marie zu überreden, noch auf ein Stündchen zu ihrer Ge spielin, seiner Schwester Hedwig, ins Schloß zu kommen. Sie schützte dringende Arbeit vor, die ihrer daheim warte, und schied rasch, ihrem Beschützer noch mit Er röten für feine Hilfe dankend. Sie fügte dem Dank noch eine wohlgemeinte Warnung bei, die aber von Walter mit sorglosem Lachen beantwortet wurde. „Ich soll mich vor dem da, dem Janko, bewahren? Ihr Mädchen seht doch überall Gespenster! Der wird sich fein hüten, mir so bald wieder unter die Augen zu kommen, um etwa nochmals meine Peitsche zu kosten! Der ist viel zu feige, lehre du mich die Russen kennen!" Marie aher ging doch, im Innersten beunruhigt, heim, beschloß jedoch, zunächst gegen die Eltern von dem Vorfall zu schweigen, die Mutter, Lie sich ohne hin so dicht an der Grenze ünmer vor russischen Ueber- grisfen fürchtete, würde sich aufregen, und der Vater am Ende vom Grafen die Entfernung Jankos verlangen und so dessen Rachegodanken noch schüren, denn sie hatte das feste Gefühl, daß Ler Russe die erste Gelegenheit benützen würde, ihr, und wohl auch dem jungen Grafen, die Hiebe heimzuzahlen. , Kurze Zeit, nachdem das junge Mädchen den Guts hof verlassen hatte, ging es'pbermalS lebhaft auf Neu dorf zu. Von der entgegengesetzten 'Seite rirt eine kleine Schar in den Hof ein und wurde von dem jungen Grafen und seinem herbcigeeilten Vater mit Zuvor kommenheit begrüßt und in das' Schloß genötigt. Unter den Knechten, die gekommen waren, um die Pferde in den Stall zu führen, war auch Janko, der scheinbar zögernd dem Rufe seines Herrn Folge leistete. „Was hat Ler Bursche heute, er ist träger als sonst?" fragte der alte Graf. Die anderen Knechte unterdrückten ein Schmunzeln, und der Leutnant meinte lachend: . „Ihm juckt sein Fell wohl noch, das ich ihm soeben gegerbt habe. Er wollte an vorbotenen Früchten naschen, die für ihn aber doch zu hoch hängen." Auf Lie weiteren Fragen erzählte er seinem Pater den Vorgang, unbekümmert um die Gäste, von denen einige ihm als' Kameraden von jenseits der Grenze bekannt waren, die mit dem Gutsnachbarn Neudorfs, einem aüch in Rußland reich begüterten Herrn, ihrem Vetter, schon häufig die deutsche Gastfreundschaft in Anspruch genommen hatten. Die russischen Offiziere hörten aufmerksam zu, und der eine von ihnen meinte: „Sie sind mit dem Pack gewiß zu nachsichtig, Herr Graf! Ich würde den Kerl einfach zum Teufel jagen, oder noch besser auf einige Zeit unter die Soldaten stecken, damit ihm der Kantschu das Parieren beibrächte!" „Sie vergessen, Fürst Nadorni, daß es bei uns in Deutschland eine Ehre, keine Strafe ist, des Kaisers Rock zu tragen!" „Nun, in unseren Uniformen stecken auch ehrliche Männer," sagte der Fürst trocken, „aber ich habe auch schon mancherlei von der Härte des' preußischen Drills