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haben den Lauseserben den Krieg gab sie mit gepreßter Stimme zur steht noch in dem Blatt, daß über. die wir Fortsetzung folgt.) „Na, also ! Doch wenigstens mal eine Tat!" Gleich darauf klingelte er und fragte den eintretenden Diener: c „Ist die gnädige Frau im Schloß?" j sich fackeln. Sie erklärt!" „Also dochl" Antwort. „Ja, und da „Nein, Herr Oberst, die gnädige Frau ist noch im Dorfe zur Unterhaltungsstunde." „Gut, Friedrick, sag' der gnädigen Frau Bescheid, wenn sie zurückkommt, daß ich mit ihr etwas Wichtiges zu besprechen habe! Ich bleibe hier." Friedrich sagte ein: „Zu Befehl, Herr Oberst!" und der Hausherr brauchte nicht lange zu warten, da kam Frau Hermine schon herein. Aber was sah sie? Ihr Mann stand am Waffenschrank und prüfte die Klinge seines alten Pallasches, den er so manches Mal als Flamberg blitzend im Sonnenschein vor dem Regiment seiner Kürassiere gezogen hatte. „Mütterchen " begrüßte er seine Frau und lachte dabei übers ganze Gesicht, „'s geht los! Die Oester reicher sind schneidige Kerle und lassen nicht mehr mit So war er denn da: der Krieg! — Das große, so inhaltschwere Wort war zur Wirklichkeit geworden! Oeslerreich hatte der Unverschämtheit Serbiens keine andere Antwort geben können! Es sollte ein Waffen gang werden auf Leben und Tod! Es schien, als habe nach Ausruf dieses Wortes die Welt für Augenblicke den Atem angehalten und lausche alles schon auf den ersten dröhnenden Kanonenschuß! Aber dann begannen alle Pulse mit geradezu fieberhaftem Eifer zu schlagen. Oberst von Wussow saß wieder in seinem Arbeits zimmer, legre die Zeitung, in der er die Kriegserklärung gelesen hatte, beiseite und sagte sichtlich befriedigt zu sich selber: war ein Streit meiner Tochter; sie ist weg, also Sache erledigt! Er klingelte seinem Sekretär. „Haben Sie schon berechnet, wieviel Granaten täglich werden liefern können?" „Rund 3000!" „.-AI riZKr, gibt ein gutes Geschäft!" 6. Kapitel. Das deutsche Morgenrot! morgen der Kaiser zurückkommt und sein Hoflager gleich ins Schloß nach Berlin verlegt! Du, wie wäre es, wenn wir dazu mit den Kindern nach der Reichshaupt stadtfahren und, sollten große Tage anbrechen, dann mitten mank sind? He!" Und da sie nicht sofort antwortete, fuhr er eifrig fort: „Siehst du, damals anno 70 71, also vor 40 Jahren, — 's war ja auch im Juli — da war ich so'n Lause- bübchen von sechs Jahren! Vater wohnte in Berlin, und da hab' ich auch unsern alten, guten König Wilhelm von Ems nach Berlin heimkommen sehen, ehe er ins Feld zog. Mutting, ich sage dir, die stunde vergesse ich meinen Lebtag nicht! Und heute? Wir stehen an einer Wende dergroßen Weltgeschichte!, Und da meine ich: Mutter, wir und die Kinder wollen dabei sein! Laß uns morgen nach Berlin fahren! Ja?" Sie sah ihn leuchtenden Blickes an und sagte nur aus tiefstem Herzensgründe: „Ja!" „Brav gemacht, mein Altchen! Also morgen fahren wir! — Du, hör' mal, wollen wir nicht den Walter Klützow mitnehmen? Für so'n Kadetten ist das doch auch einzig in seinem Leben!" „Auch damit bin ich ganz einverstanden." „Den Kindern sage ich selbst Bescheid, ebenso dem ! Friedrich. Meine Sachen packe ich selber, nimm Garde robe für 8 bis 14 Tage mit, man kann nie wissen, was alles kommt!" Frau Hermine schritt unhörbar hinaus, und der her beigerufene Friedrich erhielt folgende Befehle: „Kriegsmäßig einpacken! Sattelzeug bereit legen! Pferde in Ordnung bringen! Selbst alles in Schuß bringen! Ich reise morgen ab. Kommt ein Telegramm, dann mit dem alten Johann Pferde, wie zum Aus rücken gesattelt, zur Station bringen, verladen und nach angegebenem Reiseziel abfahren! Packtaschen mit nehmen! Alles kapiert, Friedrich?" „Vollkommen, Herr Oberst!" „Suche den Herrn Leutnant!" „Jawohl!" Friedrich scbob ab. Daraus schritt der Oberst ans Telephon. „Bitte Landratsamt! — So? Danke! Hm, tja s — dort Landratsamt? — Na schön! Ist der Herr ! Landrat da? — Hier? Ach so, ja, hier ist Oberst von Wussow! Hm hm tja, bitte bitte, hat jarnischt zu sagen, j So — ah, Morgen Herr Landrat! Na, was sagen Sie nun? Ja ja, ganz meine Ansicht. Tja — sicher — hm — na! — Also ich fahre morgen mit den Meinen nach Berlin! — Sie können morgen nickt ab kommen ?" sie hinüber ins Nebenzimmer, wo ihr Vater mit seiner undurchdringlichsten Miene von der Welt am Fenster stand „Lieber Papa," begann Ethel weich und trat, ihre eine Hand leicht auf seine Schulter legend, an ibn heran, „ist es wahr, daß du bei einem Kriege gegen Deutschland seinen Feinden Waffen und Munition liefern willst, wie der betrunkene Russe es andeutete?" „Warum nicht? Geschäft bleibt eben Geschäft." „Ist das wahr?" „Aber zweifelst du an den Worten deines Paters?" „Ja! Und — Vater, ich bitte dich um etwas: Laß ab von dem Geschäft, denn — ich liebe einen Deutschen! C.gen sie würden sonst deine Bomben fliegen und sie töten, und das schmerzt mich." „Ethel, seit wann bist du denn sentimental? Und was hat mein Gesckäft mit deiner Liebe zu tun?" „Bin ich deine Tochter?" „Gewiß, mein Liebling bist du!" „Nein Vater, das kann ich nie und nimmer sein oder auch je gewesen sein, wenn du deine Ge schäfte meiner ersten und einzigsten, großen Liebe vorziehst." „Ist das alles, was du mir noch darüber zu sagen hast?" fragte er rein geschäftsmäßig. „Ja!" antwortete sie nun auch starr und kalt. „Dann überlege dir'den Fall! Entweder dein Vater oder deine Liebe! Morgen, denke ich, wirst du deine alte Vernunft wiedererlangt haben. Und nun: Gute Nacht, ich habe noch einiges zu arbeiten, um dir noch ein paar Milliönchen mehr zu hinterlassen." „Leb' wohl, Vater!" sagte sie mit zitternder Stimme und einem langen, traurigen Blick auf ihn. Er fing ihn auf und hörte wohl die Worte, verstand aber allem Anscheine den Sinn des Abschiedsgrußes nicht, denn er winkte ihr im Hinausschreiten vergnügt mit der flachen Hand zu. Als er am anderen Morgen beim Frühstück nach seiner Tochter fragte, kam aus dem Bureau des Hotels der lakonische Bescheid: „Miß Ethel Wilcox ist gestern abend um elf Uhr mit ihren beiden Reiseautos abgefahren." „Hm", knurrte der reiche Mann, und damit war für ihn die Affäre mit seiner Tochter abgetan. In Ge danken aber stellte er fest: Der Streit mit dem Russen