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Me Abendstunde vu»-^r.v««l- Mchdruck verboten.) ^gglic^e Onterkgilungs-beilgge 2ur Weikei>tt2-öeitring (Amtsblatt) ugen können sprechen. Ja sie können fragen und Antwort geben, und dieses lose und zugleich auch so gefährliche Spiel begannen ganz unbewußt diese beiden Augenpaare, aus denen zugleich die Seelen der beiden Menschen sprachen. Und sie selbst mußten unwillkürlich ihre Gefühle klären, denn beider Herzen begannen schneller zu schlagen als sonst. Kurt hüte dich, flüsterte dem Manne von irgend woher eine Stimme zu, und da rief auch schon eine andere: „Ich lasse morgen meinen Säbel schleifen." Wie Blitze in finsterer Nacht am gewitterschweren Horizont, so jagten die Gedanken — Krieg, Liebe, Kriegstrauung durch des jungen Leutnants Kopf, dann aber schrie er fich selbst zu: „Mensch, bleibe bei Sinnen! Sei vernünftig!" Und das half. Die Vernunft behielt im Augen blick die Oberhand über heraufziehende verliebte An wandlungen, und so sagte er, langsam seinen Blick von dem ihren trennend und die noch immer in des Mädchens Hand ruhende eigene Rechte lösend: „Ist es richtig, Miß Wilcox, was man von Ihnen sagt: Sie schwärmten sehr für das deutsche Militär?" Ihr Blick bekam etwas Erstauntes, ja fast Ueber- raschtes, das aber dauerte nur wenige Bruchteile einer Sekunde, dann hatte sich dieses in der allergrößten Welt ausgewachsene Mädchen sofort wieder in der Gewalt, und ohne irgendwelche Enttäuschung über den so plötzlichen Wechsel des Gesprächsstoffes und — der Augen, sagte sie lächelnd:" „Gewiß, das tue ich auch! Wissen Sie, mein lieber Leutnant, mir gefällt alles, was stramm und tüchtig ist! Sehen Sie, und das sieht man jedem deutschen Soldaten an, daß er so erzogen ist, und dann das Selbstvertrauen und Hoheitsgefühl! Zu Anfang — hm —" „Na, was denn", ermunterte er sie, als er das Zögern in Stimme und auch ihrer Miene gewahrte. „Ja — Sie sind mir auch nicht döse, wenn ich ehrlich spreche?" „Aber, Miß Wilcox, das Gegenteil müßte ich be dauern ! Also bitte, sprechen Sie frisch von der Leber weg!" „Schön! Ja zu Anfang, als ich so zum erstenmal deutsche Leutnants kennen lernte, da kamen sie mir mit ihrer himmelschreienden Arroganz und Ein gebildetheit geradezu lächerlich vor, und ich habe mich Morgenrot! Roman von Wilhelm v. Trotha. (9. Fortsetzung.) wütend über einen der ganz jungen Offiziere, er mochte damals knapp achtzehn oder zwanzig Jahre alt sein, schlagrührend geärgert." Aber, was hatte denn der Aermste getan, um Ihren Zorn so maßlos zu erregen?" „Ja, sehen Sie, — aber nun lachen Sie mich nicht aus, Herr Leutnant " „Sagen Sie doch nicht immer Herr Leutnant, sagen Sie, bitte: Herr o. Wussow, ja?" „Na gut, also sehen Sie, Herr von Wussow, da mals sprach ich noch sehr schlecht Deutsch, man sagt ja .gebrochen', nicht wahr?" fragte sie lächelnd und mit einem bezaubernden Augenaufschlag. „Er nickte nur, und sie fuhr fort: „Also gebrochen, und so sprach ich immer Englisch. Nun, der kleine Leutnant sprach nur sehr wenig Eng lisch, und so kamen wir in gar kein vernünftiges Ge spräch, die anderen amüsierten sich über uns, und ich, die man wie eine Prinzessin allererster Ordnung er zogen hatte, na, ich wurde erst ärgerlich, dann wütend, daß der andere so rücksichtslos war, mein Amerikanisch nicht zu verstehen " „Echt amerikanisch", schaltete Kurt lakonisch ein, worauf sie nur einfach und vernünftig sagte: „Na, also Sie verstehen mich — von damals, gut, also ich sagte ihm einfach auf Englisch: „^VsII, mein Herr, wenn Sie sich mit mir unter halten wollen, da lernen Sie doch erst unsere Sprache vernünftig sprechen! Für einen Augenblick sah muh dieser dem Jünglingsalter eben entwachsene Herr groß an, dann erhob er sich mit großem Anstande, unver gleichlicher Ruhe und Würde und sagte in Lem kurzen deutschen Leutnantstone: „Danke gehorsamst für gütige Belehrung, aber Ihnen, Miß, gebe ich den guten Rat, wenn Sie sich mit einem deutschen Offizier unterhalten wollen, noch dazu in seinem Vaterlands, dann lernen Sie mal erst Deutsch! Morjen!" — Damit ging er in sicherer, stolzer Haltung davon und icy " sie brach ab, und es arbeitete gar merkwürdig in ihrem hübschen Gesicht „Lassen wir das, liebe Miß Wilcox,- sprechen wir von der Gegenwart! Wieder mußte sie, aus sich heraus-getrieben, den Offizier anschauen, und der Blick schien zu sagen: Was seid ihr Deutschen doch für komische Menschen, I In ihrem Köpfchen aber arbeitete es weiter, und sie ver wunderte sich, daß da der vor ihr stehende Herr nicht die ihm gegebene Gelegenheit wahrnahm und sich über