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Das deutsche VolkStum des italienischen Kriegsschau- platzes. Die Italiener baben das Mißgeschick, ihre »nationalen Aspirationen" auf Landstriche zu richten, die nach der histo rischen Entwicklung mit deni anthropologischen Volkstypus, weit mehr germanisch als italienisch sind. Die Karten mit gefälschter Bölkerverteilung, mit denen man nach den berühmten Mustern des Dreiverbandes seine Ansprüche zu schützen sucht, ändern an dieser wenig bekannten Tatsache nichts; nachdem schon vor 200 Jahren der gelehrte Italiener F. Ughelli in seinem „Italia saora" reiches Material dazu gegeben hatte, haben neuere Forschungen weiter interessantes Licht über die merkwürdigen Volksverhältnisse der italienisch österreichischen Grenzlande, also den jetzigen Kriegsschau platz, verbreitet. Nach I. von Czoernigs Studie über die alten Völker Oberitaliens stammten z. B. die Patriarchen von Aquileja (das einst gut deutsch „Algei" hieß) von 1019 bis 1250 fast ohne Ausnahme aus deutschen Familien. Ms ins späte Mittelalter hinein hat in Gradisca, Görz, Friaul und in Venczien bis in die unmittelbare Nachbarschaft von Verona und Vicenza sich deutsches Volkstum erhalten. Die letzten Reste bestehen in den „Dreizehn Gemeinden" und „Sieben Gemeinden" und am Monte Rosa. Auch der heute durch starken italienischen Einschlag gemischte, aber bei weitem nicht „rvmanisierte" Teil des südlichen Tirol war damals deutsch, und die Chroniken von dem durch das Tridentiner Konzil berühmten Trient sind „tm schönsten Mittel hochdeutsch" geschrieben. Aus Pcevi di Cadore am Ab» Haug der Karnischen Alpen» das bald zum Deutschen Weiche, wieder interessant. Wir alle haben von Münchhausens armem Pferd vernommen, in das sich ein Bär ein fraß; als er es ganz gefressen, saß er selber an Deichsel und Riemen, und Münchhausen kutschierte vergnügt mit ihm heim. Fast so geht es bei gewissen kleinen Krebschen des Ozeans aus der Gru-pe der hüpfenden Flohkrebse. Ihre Weibchen fallen als böse Piraten über die zierlichen glas hellen Schifflein her, die sich gewisse andere Seetiere aus der weit entfernten Gruppe der Manteltiere (Tuni- kalen), die in vielem an Würmer, in manchem aber sogar an niedrigste Wirbeltiere erinnern, geschaffen haben. Indem sie die berechtigten Insassen Herausstessen, bleibt von dem fremden Schiffe nur ein hohles schwimmendes Tönnchen übrig, dessen durchscheinende Wand ausgespart nach dem Brauch dieser Manteltiere auch noch aus der sonst nur im Pflanzenreich üblichen Zellulose, also aus regelrechtem Holzstoff besteht. In diesem Holzfätzlein als Fremdschiff aber sitzt jetzt wirklich, beinahe wie Münch hausens Bär, der Fresser selber, der Krebs, Hier erlebt er Muttersteuden. Und da der alte Bewegunsapparat des Schiffs geschwunden ist, muß er es fernerhin selber lenken; so reckt er sein hinteres Leibesende vorsichtig aus dem vorne festgehaltenen schwimmenden Faß hervor und rudert sich und seine Kinderstube geschickt, wohin er will. Daß er dabei unter falscher Flagge segelt, Krebsinhalt im Manteltierschiff, das macht ihm so wenig aus, wie dem Schiffshalter daran liegt, was für Farben über seinem Menschenschiff wehen. We wenig aber fehlt bei dem Tier, das sein hölzernes Fremdschiff nicht nur selbst tätig lenkt, sondern auch selber sich zum bequemen Sitz raum gehöhlt hat, bis zum „Einbaum" des Menschen? Nach gangbarer Ansicht ist auch das stampfe Geistes leben solcher Quallen doch immer noch empfänglich genug gewesen, um sich einem festen Genossenschaftsinstinkt vor offenkundigem Vorteil nicht zu verschlietzcn: sie schont den fremden Insassen, eben weil er sich in Gefahr als intelligenter Steuermann erweist. Andere Meinung ver-^ tritt allerdings die Ansicht, daß diese Quallenkapitäne einfach selber gegen das brennende Quallen gift „immun" geworden seien, es nicht mehr fühlten. Ihre Vorfahren sollen trotz der Batterie so manches Qaallenschiff im Sturm genommen und ausgefressen 'Habei a, und dabei wären sie als Piraten durch die Ernährung won Quallen fleisch schließlich ganz giftfest geworden wie der Hörnene Siegfried der Sage, der sich mit Drachenfett salbte. Daß ja Tiere gelegentlich in dieser Weise wirklich immun werden, zeigen unsere Schmetterlirrgsraupen des Admiral und kleinen Fuchs, die gewohnheitsmäßig ganz gemütlich die Blätter der Brennessel obweiden. Wer aber nun recht haben mag in derDeutur^ — LaS gewaltsame Ausfressen solchen Quallenschiffs ist jedenfalls an sich Ein Fisch als kapikün. (Nachdruck verboten.) Aus der „Flottenkunst der Tiere" erzählt Wilhelm Bölsche in einer fesselnden naturwissenschaftlichen Plauderei, die er in der bei der Deutschen Berlagsanstalt in Stutt gart erscheinenden Zeitschrift „Ueber Land und Meer" ver öffentlichte, ein sehr merkwürdiges Beispiel. Er weist darauf hin, daß es Tiere gibt, die sich durchaus nicht darauf be schränken, im „Selbstschiff" zu fahren, d. h. mit ihrem eige nen angewachsenen Apparat, sondern daß unter Umständen ein Tier vergnüglich im fremden Schifflein sitzt und es als Kapitän lenkt. Unmittelbar beobachtet wurde dieser Fall von einem unserer besten neueren Beobachter, Richard Semon. Auf den Korallenbänken der Sundainsel Ambon versuchte er eine prächtige Qualle lebend nnt einem ein getauchten Glase zu erwischen. Immer wieder mißlang es, denn die Qualle wich in sehr geschickten selbständigen Bewegungen aus. Solches raffinierte, auf starke Jntel- ligenzleitung deutende Verhalten erschien nun bei einer Qualle durchaus ungewöhnlich, ja unmöglich. Und wie erstaunte der Forscher, als er wirklich feststellen konnte, daß in diesem Falle die dumme Qualle in der Tat einen klugen Kapitän hatte, der sich in ihrem lebenden Kristall schiff verbarg. Es war ein kleiner Fisch vom Makrelenschlage, der gewohnheitsmäßig in solchen Quallen hauste. Noch in den: Eimer, in den Semon seine endlich gefangene Qualle gesetzt hatte, trieb der verwegene kleine Kapitän seine Arbeit unermüdlich weiter, indem er sein lebendiges Boot durch fortgesetzte zielbewußte Stötze in bestimmter Richtung fortzutreiben suchte und zu unausgesetztem Herumschwimmen zwang — natürlich in dem umgrenzten Raum ohne jeden Erfolg. Aehnlicher Fischbrauch, gerade in den schwimmenden Glaspalästen der Quallen zu leben, ist auch sonst viel fältig beobachtet worden. Der Fisch findet in diesem Falle nicht bloß ein fremdes Schiff, sondern er fährt auch in einem guten Kriegsschiff zugleich: die Qualle führt nämlich furchtbare Nesseloryane, wahre Gistbomben, die im Wasser jeden tierischen Angreifer böse abfallen lassen. Der Fisch selber aber wird von dieser Quallenbatterie Denßspruch. Menn äer schwer lleärüäae klagt, biUe. hoünung sei versag«, Klei bet keiham ton unö sott Immer noch ein ireunäüch Mort. Soetd«.