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Weißeritz-Zeitung : 03.06.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-191606031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19160603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19160603
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-06
- Tag 1916-06-03
-
Monat
1916-06
-
Jahr
1916
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 03.06.1916
- Autor
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Nuf dem italiemMen Rriegsschsuplsh. , Flieger und schwere Artillerie. Zwei Kilometer entfernt sahen wir deutlich die großen rauchschwarzen Wolken aufstcigen und hörten das schrille harte Knallen der Explosionen. Der Bahnhof wurde zur Abwechslung wieder einmal von den 280ern unter Feuer genommen. Aber unser Ausflug büßte dadurch an auf regenden Erlebnissen nichts ein. Während wir uns zu orientieren suchten, hörten wir das leichte Ecknatter von platzenden Schrapnells. Wir blicken in die Höhe und sahen hoch oben zu unserer Rechten etwa eine Krone schneeweißer festgeballter Wölklein, die sich allmählich ausdehnten, immer lichter, zarter, durchsich tiger werdend, bis sie schließlich im matten Blau langsam zerflossen. Und immer neue Wölklein pafften gleich Wattc- büscheln. Bald erblickten wir den dem Feuer stets ent schlüpfenden österreichischen A v i a t i k als winzigen Schmet terling hoch oben durch den Aether gleiten. Das Flugzeug dog erst etwas nach Süden aus, wandte sich dann aber immer bestimmter dem Punkt zu, wo wir standen, als ob es sich nach uns orientieren wollte. Das wurde uns denn doch un gemütlich, nicht des Flugzeuges wegen, das wohl kaum für. unsere Wenigkeiten seine Bomben verschwenden mochte, wohl aber der italienischen Schrapnells halber, deren aus solcher Höhe herabfallende Sprcngstücke und Hülsen (gum etwas Er freuliches bedeuteten. Aber derFlieger wandte sich nord ostwärts, und die italienischen Abwchrkanoncn stellten bald darauf das Feuer ein. Als wir uns schon zum Gehen an schickten, hörten wir ein neues Schrnubengcsumme. Diesmal war es ein großer, kräftiger Apparats von der Richtung des Podgara herziehend. Einsam ging er seine Bahn, ohne das gewohnte Geleite der lustigen Wolkengesellen. Es war ein italienisches Flugzeug, wie mein Begleiter erläuterte, ein Caproni, der von einem Ausflug aus die feindlichen Stellen zurücklehrte. Bald sah man deutlich, trotz der bedeutenden Höhe, die drei italienischen Farben, mit denen die ganze untere Tragfläche bemalt war. Auf einer der vor kurzem entstandenen neuen Straßen, die kreuz und guer das grüne Hügclgclände durchschneiden, wandten wir uns nordostwärts, in der Absicht, möglichstt weit Mrzudringen. Ein neuer österreichischer Flieger tauchte auf, wieder schwebten die Schrapncllwölklein drohend, 'fast senkrecht über uns und schienen uns zu verfolgen. Wir mußten unsere Geschwindigkeit verdoppeln, um uns dieser lästigen Zudringlichkeit zu entziehen. Der Weg führte durch an dem von vier quadratischen Türmen flankierten, wein- laubüberhangenen Schloß vorbei, durch eine heitere Gegend voll blühender Kirschbüume, freundlicher Bauernhäuser und knospender Reben. An einer Stelle machten wir Halt, um zu sehe», wie eine Kette von etwa sechzig Soldaten sich abmühte, um ein modernes vielkalibriges Geschütz in Stellung zu bringen. Dieses Gelände ist überhaupt instruktiv für den, der sich eine Vorstellung machen will, welch ungeheure Summe von Initiative, von Arbeit, Kraft und Geld der moderne Krieg, und der italienische vielleicht ange sichts der Beschaffenheit» seines Schau platzes mehr als irgendein anderer, er fordert. llcberall sieht man Arbeiter an ihrem Werk. Die einen holen Geröll aus den breiten Flußbetten, welches andere zerschlagen, uni die Straßen zu beschottern. Wieder andere sind mit Erdarbeiten, Sprengungen beschäftigt, andere bereiten Geflechte für die Auskleidung der Scitenwände oder Knüppelstege für den lehmigen Boden der Schützen gräben, fügen spanische Reiter zusammen, spannen Draht geflechte, Telcphonleit.ungen, legen Wasserleitungen, Decau- villcbahnen an. Ueberall werden Unterstünde und Baracken errichtet, Artilleriestellungen vorbereitet, Eranatkisten, Rollen von Drahtgeflechten, alle erdenklichen Vorräte aus- und aufgeladen. Für einen Soldaten, der in der vordersten Linie kämpft, sind zwanzig andere in der rückwärtigen tätig. Das Dorf liegt in der Luftlinie keine vier Kilometer von den österreichischen Stellungen entfernt in dominierender Lage, was gleichbedeutend ist mit höchst exponierter Stellung. Kein Tag vergeht ohne den Gruß schwerer Kaliber. Sogar mit JOö-Millimcter-Kanoncn wurde dasselbe ausgiebig be schossen. In den ersten Zeiten, als dasselbe noch nicht von der Zivilbevölkerung geräumt worden war, tötete einmal ein einziges Geschoß dreißig Personen. Kein Haus, das nicht irgendeine Ecke verloren, ein Loch abbekommen oder sonst irgendwie beschädigt worden wäre. Bei einem Dörfchen verlassen wir unser Fahrzeug. Zu Fuß geht's vorwärts. Von einem Artilleriebeobachtungsposten können wir, wie der Berichterstatter der „N. Z. Z" schreibt, jede topographische Einzelheit genau unterscheiden. Derselbe ^begleitet in einer vollkommenen Parallele den in der Richtung Nordwest - Siidost fließenden Jsonzo. Die Italiener halten die niedrigere nordwestliche, die Oesterreichcr die südöstliche Hälfte mit dem Hauptgipfcl (Quote 609) besetzt. Die beiden Linien verlaufen ge rade in der Richtung auf uns. Mit bloßem Auge unter scheidet man die rostbraune Linie der Hindernisse, die hell gelben oder schwärzlichen Schützengräben und Verbindungs- aänge. Mit dem Zeiß kann man jede Bewegung in den selben prächtig verfolgen, wie man auch jedes Eranatloch in der Kirche und der sie umgebenden Häuscrgruppe des Monte Santo, der Uber dem scharfen Rücken des Sabotin jenseits des Jsonzo erscheint, erkennt. Immerhin kann als ein Charakteristikum des modernen Kampfes namentlich auf der italienischen Front die immer stärkere Verwendung schwerer und schwerster Artillerie in äußerst vorgeschobenen Stellungen gelten. Der Artilleriekampf war inzwischen ziemlich rege ge worden, und die schweren Geschütze sandten ihre unheimlich stöhnenden Granaten in das Gelände. Wir warteten in einem Unterstand die gewohnte Mittagpause ab. Die Offi ziere saßen dort gerade beim Kaffee, recht gemütlich, und be wirteten uns mit Marsala, Limonade und Zigaretten; selbst der Aschenbecher fehlte nicht. Ich traf da oben ganz uner- erwartet einen alten Bekannten. Als das Feuer nachgelassen, legten wir die paar hundert Meter zurück, von der Landstraße ausbiegend und schließlich einen Annäherungsstollen benutzend. Es bietet das gewohnte Bild der Verwüstung. Die Gegend ist in einen traurigen Stumpf verwandelt. Von dem 277 m hoch gelegenen, äußerst geschickt ausgebauten Dorf hat man einen prächtigen Orien- ticrungsblick nach Osten. Zur Linlen sieht man einen etwa 1l)0 Meter breiten braunen Streifen mit dürftigen, kaum erkennbaren Maucrkrumen, einen Geschoßtrichter am andern. Hier lag einst der Flecken Oslavija. Zehntausende von Granaten haben diesen Totenacker gepflügt. Dieser Streifen von Grannttrichtern und eingeebneten Schützengräben zieht sich in etwas verminderter Breite non Oslavija nach Pevma bis zur Osteria am Nordsuß der Hügclknppcn, welche unter dem Kollektivnamen Podgora berühmt geworden sind. Auch den Podgora kann man nirgends besser als von hier sehen: zuerst die Quote 157, unzutreffend Gräfenberg, besser Quota Cave genannt (wegen der auf dem Abhang gegen Görz liegenden Steinbrücke), dann Quote 206, der eigentliche Gräfenberg, und Quote 240 der Podgora, der den südlichen niedriger» Kalvarienberg unsere» Blicken entzieht. Man sieht die italienischen Stellungen nahe des Kammes, nicht die österreichischen jenseits desselben. Gleich Fingerspitzen ragen aus der kahlgcfegtcn Kuppe von Quote 240, in fast gleichen Abständen, vier Bnumkrüppel auf. Jenseits des Jsonzo taucht der nördliche Teil von Görz auf mit oem Schloß, dann sieht man in ihrer ganzen Ausdehnung die langgestreckte Vorstadt Borgo Carinzia mit dem großen halbkreisförmigen Maschinendepot und dem Passagierperron der Bahnstation und dahinter das Kloster von Castagnavizza, schließlich die Ortschaft Ealcano. Ich fragte den Offizier des BeobaH- tuiigspostens, ob Görz öfters beschossen wurde. Er antwortete: „Wenig." Nur die Bahnhofanlage von Borgo Carinzia bildet natürlich ein beliebtes Ziel. Unser heutiges Programm war erledigt, und durch die Weinberge von San Floriano, in denen dieses Jahr die Totenkreuze reichlicher wuchsen als die Neben, traten wir den Heimweg an. . 7m brennenden Verdun. Der Bericht eines Neutralen. ' Ein nortvegischer Berichterstatter, der kürzlich an der französischen Verdun-Front weilte, entwirft eine lebendige Schilderung von dem Eindruck der brennenden Stadt: Wir stehen in einem Fort ein Stück über Verdun und sehen in die brennende Stadt hinab. Das Maastal liegt von zitternder Sonne erfüllt: zum erstenmal in diesem Jahre fühlen wir die Frühlingswärme in der Luft, und die großen Abhänge am Flusse beginnen all mählich grün zu werden. Die Maas selbst ist unter der Früh jahrsüberschwemmung angeschwollen, ihr Wasser ist ganz grün, so daß sie wie ein Smaragdkollier, das sich aufs Ecrade- wohl durch den Talboden krümmt, aussicht. Aber gerade unter uns wird das Kollier in zwei Teile zerschnitten — nämlich dort, wo Verdun liegt oder wo Verdun lag; denn jetzt brennt die Stadt an beiden Seiten, und der Nauch ver deckt den Fluß in einer Breite von 2 Kilometern. Nur hier und da entdecken wir zwischen den schwarzen Nauchmassen brennende Holzsplitter und alte Kleidungs stücke, die Hunderte von Metern hochgewirbelt werden. So brennt eine alte Stadt. .. .Während wir draußen im französischen Lager der Luft kanonen stehen, sind hier u^d da Bomben über die Stadt ge fallen. Und von Norden in der Richtung auf Douaumont und den „Pfefferrücken" bullern die Kanonen unauf hörlich. Es ist nicht möglich, die einzelnen Schüsse zu unter scheiden; alles fließt in einen gewaltigen Donner zusammen, ein Brüllen, wie ein Wasserfall in der Hochwasscrzeit, den tausend Klafter Holz auf einmal herabstürzen. Die Erde da drüben muß ein Loch bekommen haben, eine Revolution aus der Tiefe hat die Oberfläche zerrissen, und jetzt stürzt die Lava heraus. Das ist der jüngste Tag, und nun bekommen wir plötzlich, während wir zu unseren Automobilen zurückkehren, auch einen Gruß von ihm. Die Luft über unseren Köpfen be ginnt wieder zu vibrieren; den meisten von uns sind diese Laute ja vertraut: es sind Bomben. Und ganz richtig — ein Hagelwetter von Bomben fährt auf die Stadt nieder. Wir sehen, wie hier und da Brände entstehen, eine kleine Villa erhält inmitten in ihren Balkon einen Schuß und fängt sofort zu brennen an; die Bewohner find fort, keiner eilt zum Löschen, ganz allein für sich brennt das schöne Häuschen draußen in der Ebene nieder. Wir sehen, wie eine Granate in einen alten Eichbaum gerade unter der Festungsmauer einschlägt und ihn mitten durchknickt; die Knospen wollten gerade aufbrechen ... Als wir in die Stadt kamen, brannte es an sechs ver schiedenen Stellen in einer Straße. Die Frage, ob Verdun zerstört ist, muß mit ja und nein beantwortet werden. Es gab Viertel, die noch gestern vollständig unberührt dastanden. Wie es jetzt ist, weiß ich nicht; aber hoffentlich ist die Zer störung nicht weiter so rasch fortgeschritten, wie wir sie sich in den paar Stunden ausbreiten sahen. Aber welch un endlich trauriger Anblick, durch diese Straßen zu gehen, selbst durch die, wohin der Brand »och nicht gelangt oder die Bomben noch nicht gefallen warei(! Es gibt ja keine Zivilbevölkerung mehr in Verdun — wir sahen einen einzigen Zivilisten während unseres gestrigen Besuches, und er hatte die besondere Erlaubnis des Ober generals bekommen, auf ein paar Stunden in die Stadt zurückzukommen und ein paar besonders wertvolle Bücher aus seiner Bibliothek zu retten. Es wirkte wunderlich, fast un heimlich, diesen einzigen Zivilisten in einer überaus völlig menschenleeren Straße zu sehen. „k.e eivil äe Verciun" nannten ihn die Soldaten . . . Wir gingen ein paar hundert Meter die Straße entlang. Als wir an das erste Haus zurückkamen, war inzwischen der Schlauch der Feuerwehr durch eine Bombe zerrissen worden. Eine Giebelwand stürzte gerade auf die Straße; wir kletter ten über glühende Ziegelsteine und brennende Balken. Eine Apotheke und ein Goldschmiedeladen brennen einander gegenüber. Wir sehen die Kruken reihenweise von der Wand fallen; in den Rinnstein stürzen haufenweise brennende Bücher. Wir kommen auf Straßen, die noch nicht getroffen sind; aber die Stadt ist tot und erstarrt. Ueberall sind die Türe» geschlossen und Läden vor die Fenster gesetzt. Vielfach haben die Bewohner noch eine besondere dicke Bretterlage vor den Fenstern angebracht, als ob dies irgendetwas helfen könnte. Weiterhin sind kleine Eartenfleckchen vor den Häusern. Hinter dem Zaun grünt es, aber die Bäume sehen zerzaust und vernachlässigt aus, Blechdosen und alte Schuhe liegen auf den Blumenbeeten verstreut; dieses Jahr werden sie wohl wild wachsen, die Gärten in Verdun. Dort ist die Hälfte eines Haufes von einer Granate zerschlagen; ein paar durch löcherte Bilder sind auf das Trottoir hinausgcschleudert, der Kochherd und die Kücheusache» liegen durcheinander unten in dem Ziegelsteinhaufen, oben in der zweiten Etage ragt die Hälfte eines Bettes gerade in die Luft hinaus, und ein ver goldeter Spiegelrahmen baumelt frei von einem abge brochenen Balkon. Aber am s ch l i m m st e n i st e s, die Hunde und Katzen zu sehen, die-mager und elend in den Straßen herumstreisen. In einem Viertel sahen wir eine Schar von 15 bis 20 Hunden; sie fuhren hintereinander her, als wenn die Tollheit bereits in ihnen wäre, einige von ihnen waren verwundet, vermutlich verbrannt oder von niederfallenden Ziegelsteinen getroffen. Wir baten einen Soldaten, sich ihrer zu erbarmen und sie zu erschießen. Ein Offizier erzählte, daß man bereits 300 Katzen und Hunde getötet Hütte, die in der Stadt zurück- gelassen worden waren, als die Bewohner sie räumten ... - Im Kugelregen von Bertzun. Ejp amerikanischer Jomvalijt, dem es vor kurzem gelungen ist, nach Verdun zu kommen, gibt ein? anschauliche Beschreibung von der Beschießung der Stadt. Bier- Hundert bis achthundert Granaten platzen täglich in Verdun. „Ein Viertel der Stadt nach dem anderen wird von den deutschen Geschossen heimgesuchf. In den letzten sechs Wochen sind nicht weniger als drcißigtausend Granaten gezählt worden. So ist es selbstverständlich, daß Verdun den Eindruck trostloser Verlassen heit macht, und sogar die lachende Frühlingssonne versucht jetzt vergeblich, das Bild des Elends zu vergolden. Kein mensch liches Wesen weit und breit! Nur hin und wieder hasiet ein Soldat, der eine wichtige Meldung zu überbringen hat, durch die Straßen, vorbei an den fest verrammelten Fenstern und Türen. Durch den Mcnschentritt aufgcschcucht, heult hier und da ein ver ängstigter Hund auf. Alle zwei Minuten aber wird diese Stille unterbrochen durch das furchtbare Krachen einer explodierenden Granate. Wolken von Staub und Eesteintrümmer werden mit elementarer Wucht in die Luft geschleudert, als hätte soeben ein Vulkan seinen Feuerrachen in wütendem Ausbruch entladen. Oft sind d,i« ganz großen deutschen Geschoße an dem Zerstörungs werk in Verdun tätig. Besonders die 88-Zim.-Gcschoße üben eine unglaubliche Wirkung aus. Fünf- bis sechsstöckige Gebäude sinken in sich zusammen zu einem unsinnigen Haufen von Trümmern, und die häufig über hundert Meter hoch auffliegenden Staubwolken künden dem Feinde seinen Erfolg an. „Unter diesen Umständen können di« Verteidiger der Festung ihre Mahlzeiten nur in bombensicheren Kcllcrräumen einnehmcn. Offiziere und Mann schaften sitzen dort zusammen in endlos scheinenden Tunnels, drei ßig Meter unter der Erde und können so unbehelligt vom Feinde eßen und trinken, was ihnen die Feldküche spendet. Für Durch lüftung der unterirdischen Gänge ist gesorgt. Durch Schornsteine stehen die Schächte mit der Außenwelt in Verbindung, und die Luft in diesem Unterschlupf ist besser als in manchem großstädlischen Theater oder Gasthaus. Eine australische K r i e g s p r o p h e z e i u n g. Da England, Frankre.ch, Rußland und Italien sich einer mehr oder minder großen Schar von Kriegspropheten rühmen können, wollen auch die Australier nicht hinter ihren europäischen Bundesgenossen zurückstchcn. So ist cs denn den vereinigten Be mühungen der alliierten Blätter geringen, auch eine australische Kriegsprophezciung zu entdecken, die aus dem Jahre 19VS stammt und nach dem „Journal des Dcbats" den folgenden Wortlaut hat: „Eine gewaltige Katastrophe wird in naher Zukunft die Erde treffen. Die europäischen Mächte werden sich in einen ausgedehnten Kampf verwickeln. Schließlich aber wird die Gerechtigkeit siegen. Die Fürsten des Friedens, wie Eduard VII., Viktor Emanuel und der Präsident der französischen Republik werben glorreich hervor gehen und eine allgemeine Abrüstung ins Werk setzen. Da der „Friedcnsfürst" Eduard aber inzwischen gestorben ist, scheint auch diese australische Prophezeiung ihrer Sache nicht allzu sicher zu sein. Der Deserteur im Orangekorb. Die Italiener üben sich immer noch im Erfinden von Desertionsmöglichkeiten, und wirklich übertrifft jedes neugemeldete „Verfahren" das zuvor bekannt gewordene. Das allerneuest« bildet aber die Flucht vom Kriegsdienst mittels eines Orangen korbes. Auf die geniale Idee kam ein italienischer Soldat, der vor dem Kriege im schweizerischen St. Gallen gelebt und sich dort im glücklichen Besitz eines Gemüseladens befunden hatte. Die Sehnsucht nach der früheren Behaglichkeit und Stille ließen ihn auch auf den Ehrentitel eines Teilnehmers am Erlösungsfeldzug gegen die Bundesgsnosien d«r „Mrbarcn" verzichten. Er fand Gelegenheit, in einen Wagen zu schlüpfen, der mit Orangcnkörbcn voll bepackt durch die Lombardei zur schweizerischen Grenze rollte und glücklich auch über diese hinüber führte. Wie er sich's in den Körben bequem gemacht hat, läßt sich nicht l«icht denken, und man kann die Befürchtung nicht von der Hand weisen, daß auf dieser Fahrt die edlen Früchte nicht mehr Qualen ausstanden als der frühere Gemüsehändler aus St. Gallen. Dem konnte diese Be fürchtung allerdings nicht kommen, denn er war sich in dieser pein<- lichen Situation wichtiger als die Früchte, und daß er glücklich auf dem Boden der eidgenössischen Republik landen und von der Grenze nach der „Heimat" fahren konnte, das war ihm wohl die Hauptsache. Feldgrauer Humor. „Ja, Maxi, was hast denn für a Wim merl auf deiner Nas'n?" „Dös is nur a Mitesser." „So. hast d' denn für den aa a Brotkart'n kriegt?" — „'n Klavicr- chen — 'n Grammophon zu gebrauchen . . .?" „Was — bei den ernsten Zeiten . . ." „Nu — dann also a Sorgenstuhl ge fällig?" — Mein Koch, ein biederer Bajuware. Handschuh-Num mer 14, der immer bloß „A wcngcrl a Salz gnumma" hatte, wenn , alles versalzen war, sagt eines schönen Tages: „I woaß nöt, i krieg do alleweil Paketer von eene Katharine Lyzum aus Dort mund, i woaß goar net, was dös Weibsbild von mir will, i bin doch verheirat." Die Liebesgaben stammten vom Katholischen Lyzeum in Dortmund, wo sein Bruder verwundet lag. — Der „ungebildete" Landstürmer Maier X. kommt zu seinem Freund Wassermann (Firma: Wassermann und Tulpenblatt) ins Bureau und sagt: „Hier hast du 1000 Mark zur Aufbewahrung, ich muß cinriicken." Sein Freund will ihm das bestätigen und bemerkt dazu: „Uebrigcns ist doch mein^Buchhalter und mein Korrespon dent dabei, da brauchst ja doch keine Bestätigung!?" „Gut!" sagt Maier T. und rückt beruhigt ein Nach drei Monaten stellt sich aber seine Untauglichkeit heraus, er wird entlaßen und läuft spornstreichs zu Wassermann u. Tulpenblatt, sein Geld holen. „Mir hast du 1V0O Mark gegeben?" entrüstet sich Wassermann. „Wie heißt!" schreit Maier X., „cs war doch auch der' Buchhalter und dei' Korrespondent dabei!" „Hat mir der Maier 1000 Mark gegeben?" wendet sich Wassermann an seine beiden Getreuen und „Nein!" tönt's wie aus einem Munde zurück. „Ich geh' zu Ge richt!" will Maier loszetern, da faßt ihn Wassermann am Arin und sagt: „Bleib' da, altes Kamel, hier haste deine 1000 Mark, ich hab' nur sehen wollen, ob mein Personal verläßlich ist!" - — („Jugend".)
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