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STAHL UND EISEN. December 1892. Elektrotechnisch e Briefe im November 1892. dafs ich Dir eigent- NR Fig. 21. Fig. 22. Fig. 20. laufend, gesehen sondern in beiden Hälften von aufsen gleich, so werden die beiden Hälften lieh noch den „Drehstrom“ schulde, und wünschest aufserdetn, Dir eine Vorstellung von dem Vorgänge bei den vielgenannten Experimenten von Tesla machen zu können, der Glühlampen mit nur einem Zuführungsdraht leuchten läfst und eine ganze Reihe ähnlicher Lichterscheinungen durch Wechsel strom mit sehr hoher Wechselzahl erzielt, Er scheinungen, welche Du vorläufig nicht mit der Maxwellschen Vorstellungin Einklang zu bringen vermagst. Daher will ich versuchen, Dir beides anschaulich zu machen, und zunächst auf den Drehstrom eingehen, der Dein gröfstes Interesse zu besitzen scheint, obwohl ich persönlich glaube, dafs seine Bedeutung im allgemeinen überschätzt wird, was seinen natürlichen Grund in der letzt jährigen Ausstellung findet. Von vornherein mufs ich Dich aber darauf hin weisen, dafs Du von seinar Wirkungsweise nur dann eine richtige Vorstellung bekommen kannst, wenn Dir die Verhältnisse bei der Gleichstrom- und Wechselstrommaschine einigermafsen vertraut sind, da der Drehstrom als modificirter Wechselstrom zwar dem letzteren näher steht, aber immerhin eine Art Mittelstellung zwischen beiden einnimmt. Es wird sich daher empfehlen, die Herleitung von seinen Ausgangspunkten im Gleichstrom und Wechselstrom vorzunehmen und möglichst ein fache Verhältnisse zu Grunde zu legen. Stelle Dir zunächst wieder den Eisenkern eines Ring ankers vor, der an zwei diametralen Stellen Spulen trägt, sie seien mit 1 (Fig. 20) bezeichnet. Wären die letzteren gegen den Ring in demselben Sinne gewickelt, so würde bei durchgehendem Strom der erzeugte Magnetismus in den beiden Hälften sich fortlaufend aneinander anschliefsen; es würde also ein Ringmagnet entstehen ohne bemerkbare Pole nach aufsen. Ist die Wicklung jedoch, wie in der Skizze angegeben, nicht fort- des durchgesandten Stromes abhängen. Schickt man nun keinen Gleichstrom, sondern Wechsel strom durch die Spulen, so wird unter Voraus setzung weichen, untergetheilten Eisens der Magnetismus dieselbesinuswellenartige Veränderung erleiden wie der Strom, und die Pole im Durch messer II werden bei dem Stromwechsel durch Null in die entgegengesetzte Polarität übergehen, aber dauernd an derselben Stelle verharren. Graphisch liefse sich das letztere durch zwei im Durchmesser II gezeichnete Pfeile N,Sy (Fig. 21) darstellen, deren Länge und Sinn sich periodisch zwischen zwei Grenzwerthen ändert, jedoch ohne eine Drehung zu erleiden. Lasse uns jetzt wieder die Spulen I von constantem Gleichstrom durchflossen denken, so würden auch die beiden Pfeile NrSr constante Gröfse annehmen. Stelle Dir alsdann noch ein zweites Spulenpaar vor, in allen Verhältnissen gleich dem ersten, jedoch gegen dieses auf dem Eisenring um 90 Grad gedreht, die Spulen II, so würden dieselben, von 'dem gleichen Strome wie die ersten durchflossen, im Durchmesser I Pole erzeugen, die sich durch die Pfeile Nu-Sm (Fig. 21) darstellen würden. Mafsgebend für das Magnete mit aneinanderstofsenden gleichnamigen Polen, so dafs an den Stellen der zunächst noch wegzudenkenden Spulen II je ein doppelter Nord- und Südpol entsteht. Die Wirbelfäden bezw. Kraft linien, welche das äufsere Magnetfeld bedingen, verlaufen alsdann wie früher (Fig. 15) angegeben, wobei nur zu bemerken wäre, dafs daselbst der Hauptrückweg für die Wirbelfäden, weil in den umfassenden eisernen MagnetschenReln bestehend, aufserhalb des Ringes gedacht ist; hingegen würden fast alle Wirbelfäden bezw. Kraftlinien durch den Innenraum des Ringes gehen, wenn der magne tische Schlufs, wie bei Drehstrommaschinen in der Regel, durch innerhalb des Ringes angebrachte Eisenmassen gebildet wird. Die Stärke des Magnetismus und der auftretenden Pole wird, von den Sättigungserscheinungen abgesehen, nach dem Früheren von der Anzahl Ampörewindungen, also hier bei constanter Windungszahl von der Stärke VI. München, Lieber Freund! Du erinnerst mich daran, 1092 Nr. 24.