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October 1892. .STAHL UND EISEN“ Nr. 19. 865 zusammensetzen und Wirbelfäden ergeben, deren Richtungen in der Resultante d. i. der Diagonale des Comporientenparallelogramms verlaufen. Bei dem für gewöhnlich bedeutenden Ueberwiegen der Schenkelfeldstärke liefert dies eine Richtung, die aus der durch die Pole gelegten Ebene um einen kleinen Winkel, also je nach der Stromstärke etwa 10 bis 15 Grad, herausgedreht ist. Die resultirenden Wirbelfäden, welche ihren Aus- und Eintritts schwerpunkt aus dem bezw. in das Ankereisen in dieser Ebene haben, müssen hierbei eine Ver zerrung oder Verdrehung von dem gleichen Betrag erleiden, um wieder in die Richtung der Pol ebene zu gelangen, was gleichzeitig eine Ver längerung derselben zur Folge hat. Eine Dir schon früher gesandte Skizze (Fig. 9) wird diese Verhältnisse noch besser veranschaulichen. Das Bestreben, sich kautschukbandartig auf die geringste Länge zusammenzuziehen, welches mit einer Drehung in die Polebene zusammenfällt, würde sonach die Drehung zur Folge haben, deren Fort dauer wie oben durch die feste Bürstenstellung bedingt ist. Was die letztere anlangt, so mufs dieselbe in Uebereinstimmung mit einer bereits im vorigen Briefe gemachten Bemerkung um den selben Winkelbetrag aus der Normalstellung ver schoben werden, um wieder in die neutrale Zone zu kommen. Auf Grund des Minimums der elektromotorischen Kraft, welche jeweilig in der daselbst befindlichen und durch die Bürste kurz geschlossenen Drahtspule inducirt wird, und einer von der schon zu Anfang erwähnten Selbst- induction herrührenden Erscheinung ist für diese neutrale Zone auch die Funkenbildung unter der Bürste am geringsten, die Maschinenspannung am gröfsten, was das Erkennen dieser Zone sehr erleichtert. Sollte Dir die alte Anschauungs weise mit den Polen und ihren gegenseitigen Bewegungseinflüssen geläufiger sein, so brauchst Du nur an Stelle der obigen Definition des Poles als des Schwerpunktes der aus- bezw. ein tretenden Wirbelfäden Dir Pol gesetzt zu denken. Zwischen je einem Ankerpol und den beiden Schenkelpolen wird einerseits Anziehung, anderer seits Abstofsung stattfinden, welche alsdann wie oben die fortwährende Rotation bedingen. Der Ankerpol, welcher sonach räumlich an derselben Stelle verharrt, mufs in dem rotirenden Anker eisen fortwährend wandern, so dafs er relativ zu dem letzteren eine Drehung ausführt, eine Thatsache, welche Dir bei dem sog. Drehstrom wieder begegnen wird und deren Beachtung zum Verständnifs desselben sowie auch zu dem seines nicht ganz passenden Namens unbedingt noth wendig ist. Was weiterhin den obenerwähnten Bürsten verstellungswinkel anlangt, so läfst Dich eine einfache Ueberlegung in Bezug auf die Zusammen setzung des die neutrale Zone beeinflussenden .resultirenden Magnetfeldes“ aus den beiden Com- ponenten erkennen, dafs er hinsichtlich der Normal stellung beim Gebrauch der Dynamo als Motor gegen die Drehrichtung liegt, während er beim Gebrauch als Generator unter denselben Strom verhältnissen um den gleichen Betrag in der Drehrichtung vorhanden ist, da die Ankerpole in den beiden Fällen vertauscht sind; zu gleicher Zeit ergiebt sich, dafs bei dem unveränderten Gebrauch derselben Maschine als Generator und als Motor die Drehrichtung des Ankers im letzteren Falle entgegengesetzt der im ersten ist, wie auch nach dem Princip von Wirkung und Gegenwirkung zu erwarten. Soll für den letzteren Fall ein Drehen des Ankers gegen die Bürsten vermieden werden und die alte Drehrichtung beibehalten bleiben, so braucht man nur die beiden Anschlufs- leitungen an die Bürsten zu vertauschen, wobei jedoch darauf zu achten ist, dafs dieses Ver tauschen sich nicht auch auf die Schenkelwicklung erstreckt, weil sonst die zu vermeidende Dreh richtung bestehen bleibt. Um das Verhalten des Motors beim Arbeiten zu betrachten, wollen wir jetzt die Spannung der stromliefernden Quelle als constant voraus setzen. Wollte man beim Einschalten des Motors diesen ohne weiteres an die Stromleitung anlegen, so würde bei dem relativ sehr kleinen Leiter widerstand des Motors, welcher in Verbindung mit der Zuleitung der einzige vorhandene Wider stand wäre, nach dem Ohmschen Gesetz J=, W die Stromstärke äufserst stark werden, so dafs beide Maschinen, Generator und Motor, Schaden leiden könnten. Man bedarf deshalb noch eines Anlafswiderstandes, welcher so gewählt wird, dafs er von einem, eine mäfsige Stromstärke bedingenden Maximalwerth continuirlich bis auf Null verringert werden kann. Beginnt nämlich der Anker des Motors unter dem Einflufs jener mäfsigen Strom stärke zu rotiren, so müssen seine Ankerdrähte hierbei die Wirbelfäden bezw. Kraftlinien seines eigenen Feldes schneiden, da nach der obigen Entwicklung das Magnetfeld infolge des Feststehens der Bürsten stationär bleibt. Die unausbleibliche Folge hiervon ist, dafs in den Ankerdrähten eine elektromotorische Kraft inducirt wird, welche jener wirkenden des Generators entgegengesetzt gerichtet ist. Diese von dem Motor selbstge schaffene Gegenkraft wächst mit Zunahme der Rotationsgeschwindigkeit immer mehr an, so dafs die stromerzeugende Differenz zwischen dem E g des Generators und dem E m des Motors immer kleiner wird, was ein fortwährendes Verringern des Anlafswiderstandes bis auf Null ermöglicht. Die Tourenzahl kann also im äufsersten Falle nur so weit wachsen, bis die elektromotorische Gegen kraft nahezu gleich der Spannung des Generators ist, wobei im Grenzfalle der Arbeitsstrom zu Null wird. Die Gegenkraft wird ebenso wie die im Generator erzeugte elektromotorische Kraft